Die ersten 1000 km sind gefahren, ein kleiner Bericht
Mein Hilgo:
Was mir gefällt:
Es fährt und fährt und fährt….
Die Schaltung gefällt mir.
Optisch ist es für mich auch sehr gelungen
Ich finde das es ein guter Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Altagstauglichkeit (Wendekreis, Stauraum) ist.
Der Wendekreis ist gerade noch klein genug um ein paar enge Kurven und Haarnadeln fahren zu können. Auch die eine Stelle bei der ich beim ersten Mal reversieren musste(siehe Bild) kann ich jetzt, sofern nicht von Autos verparkt, unter Ausnutzung von Gehweg und Einfahrt zu einem Parkplatz, gerade noch fahren.
Man kann auch schnell fahren. Bergab, bisher max. 72 km/h dabei fühlte ich mich noch wohl, denke aber das ich auch bei noch höherem Tempo kein Problem haben werde (schau ma mal). Das Hilgo läuft sehr stabil gerade aus.
Mein Fazit: Das Hilgo ist ein sehr gutes Velomobil, und ich würde es wieder kaufen.
Was mir weniger gefällt
Die Kette ist mir bisher 3 mal abgesprungen, davon war es 2 mal meine Schuld und einmal kreide ich´s dem Hilgo und höheren Mächten an.
1.Mal meine Schuld: beim raufschalten auf das große Kettenblatt, bergauf als es etwas flacher wurde, da habe ich etwas gehudelt und die Kette ist vermutlich zwischen die Kettenblätter gefallen, dann wollte ich wieder runter schalten um die Kette frei zu bekommen und dann war´s vorbei .
2.Mal meine Schuld: um 5:00 in der früh, noch halb verschlafen, habe ich beim einklicken in die Pedale in die verkehrte Richtung (nach unten,) gedrückt,und damit rückwärts getreten, da nahm die Kette Schwung auf und lag am Boden.
3.Mal kleine Sünden straft der liebe Gott sofort (sagt man im Volksmund): Ich habe vor dem nach Hause fahren bei strömenden Regen, meine Kollegen mit den „normalen“ Rädern ausgelacht, weil ich radfahren kann ohne vom Regen durchnässt zu werden. Nach ca 10 km im Nirgendwo hab ich eine kleine Welle übersehen und die Kette kam in Schwingung und viel runter, und ich musste im strömenden Regen aussteigen um die Kette wieder aufzulegen.
Das Problem liegt wahrscheinlich, bei allen? oder vielen Velomobilen an der langen Kette die leicht zu schwingen beginnen kann, und der Übersetzung. Vorne sehr grosses und sehr kleines Kettenblatt, hinten ebenso von sehr gross bis sehr klein (fragt nicht wie viele Zähne, ich weiss es nicht und habe auch keine Lust sie zu zählen). Grundsätzlich muss man sehr vorsichtig vom grossen auf das kleine Kettenblatt schalten.
Was würde ich ändern:
Würde ich ein neues Hilgo kaufen, dann würde ich mir nur ein Kettenblatt und dafür ein Schlumpf Mountaindrive , oder ein Zwischengetriebe gönnen, damit wären meine Schaltfehler nicht mehr möglich. Die kleinen Ritzel würde ich auch nicht benötigen weil ich ab 50 km/h aufhöre zu treten (schneller muss ich in der Ebene nicht sein).
Und sonst:
Ich habe ein kleines Windschild gebastelt. Das ist bei offener Fahrt recht angenehm, weil es die Luft soweit umleitet das nur meine Stirn den Fahrtwind abbekommt.
Beim Regen mit dem racecap kann ich zwischen halb offenem Visier und Windschild durchsehen und werde nicht nass.
Nachteil: Durch die Umleitung des Luftstromes kann ich mit geschlossenem Visier nicht fahren weil es sofort beschlägt, fahre aber sowieso lieber mit Schaumdeckel und Haube.
Übermut tut niemals gut:
Ich habe es bei den ersten Ausfahrten übertrieben. Ich bin für meine Verhältnisse viel zu schnell, und damit mit viel zu viel Kraft gefahren. Das hat sich sehr schnell auf meinen bereits lädierten Rücken ausgewirkt, und einige Schmerzen verursacht.
Aus Schaden wird man klug:
Notgedrungen habe ich meine Fahrweise, wie schon immer am Rennrad praktiziert, auf höhere Trittfrequenz und weiniger Kraft umgestellt. War anfangs etwas langsamer, habe mich aber schnell umgewöhnt. Jetzt passt´s für mich.
Ich werde faul:
Ich ertappe mich dabei, bei schönem Wetter immer mehr die Fahrt zu genießen. Ich lehne mich zurück, lege die Füsse hoch und rolle dahin. Muss aufpassen das ich in der Sonne nicht noch die Augen schließe und einschlafe
Die Leute:
Ich habe fast alle Reaktionen kennengelernt die bereits von vielen Velomobilfahrern im Forum geschildert wurden.
Von gut gelaunt bis verärgert,
von interressiert bis voll ablehnend,
von Daumen hoch bis kopfschütteln
Etwas nachdenklich stimmen mich, die leider vielen angstvollen Blicke von älteren PedelecfahrerInnen. Da erkennt man teilweise die Panik in den Gesichtern bzw. die Angst vor „dem da“ was da kommt, bzw. wie kommt man daran vorbei.
In solchen Fällen fahre ich immer sehr langsam, manchmal sogar Schritttempo, lenke ganz an den Rand, manchmal sogar in die Wiese, um einen Unfall zu vermeiden. Mich wundert es nicht das es so viele Pedelecunfälle gibt. Es fahren einfach viele Menschen die schon Jahre oder Jahrzehnte lang nicht mehr auf einem Rad gesessen sind, jetzt wo es so leicht (elektrisch) geht, mit dem Rad. Besser als mit dem Auto, trotzdem wäre es vielleicht gut wenn es dafür so was ähnliches wie Auffrischungskurse gäbe, und die Leute diese auch nutzen würden (natürlich freiwillig zur eigenen Sicherheit).
Ebenfalls nachdenklich macht mich die Tatsache, wie viele Radfahrer in der Nacht ohne Licht unterwegs sind.
Spass macht:
Mit 50 km´h auf dem Radweg fahren (natürlich nur dort wo es übersichtlich und frei ist). Meine Strecke geht heimwärts leicht bergab, mit freiem Auge nicht sichtbar, aber der Geschwindigkeitsunterschied je nach Richtung beträgt ungefähr 5 bis 10 km/h, Richtung Firma, normales Tempo 30 bis 33 km/h, nach Hause 35-40 km/h.
Zeitaufwand für mein Fittnestraining fast Null
Von meiner Haustüre bis zu meinem Arbeitsplatz und retour benötige ich mit:
125 ccm Roller ca. 70 min
Auto ca. 90 min
Öffis (Bus und Bim) ca.120 min
Velomobil 120 bis 130 min. incl 12 km Umweg, um dem Verkehr auszuweichen, und incl. 2 mal duschen
D.h. ich trainiere auf dem Weg zur Arbeit.
Noch was:
Mein Hilgo hat mittlerweile einen eigen Stall bekommen.
lg
Johnny