Eigenbau Projekt Velomobil 2014

AW: Eigenbau Projekt Velomobil 2014

Vielen Dank für die Erklärung. Könntest du noch aufklären, wie es sich mit den schwerwiegenden Punkten verhält welche Einfluss auf die Geometrie der Radaufnahme haben? Also die Schwerpunkte von denen ich gesprochen habe? Toll wäre eine Erläuterung anhand eines Frontgetriebenen VM's.

Was ist ein "schwerwiegender Punkt"? Und mach mir bitte nochmal genauer klar, welche Schwerpunkte du genau meinst. Wenn man auf dem Level arbeitet, wie wir hier diskutieren, reicht meiner Ansicht nach die Betrachtung des Fahrzeuggesamtschwerpunktes aus.


Verstehe ich nicht. Bei dem letzten Umbau meines Motorrad Federbeins hatte ich extra darauf geachtet, dass die Federhärte keine Konstante ist. Nannte sich nach Herstellerangaben progressiv. Ähnliches Verhalten unterstelle ich dem ICE Elastomer. Da ich aber wenig Erfahrung und Wissen habe, würde ich gerne mehr darüber erfahren.

Ja, das stimmt. Es gibt Federn, die keine konstante Federhärte aufweisen (die Federkonstante ist nicht konstant...), sondern bei denen sich die Federhärte über den Federweg ändert. Das ist bei Elastomerfedern z.B. so. Diese haben dann keine lineare, sondern eine progressive Kennlinie im F-s-Diagramm (Federkraft über dem Federweg aufgetragen). Normal gewickelte Stahlfedern haben IMMER eine lineare Kennlinie. Progressive Stahlfedern erreichen ihre nicht-lineare Kennlinie dadurch, daß nach einem gewissen Weg einzelne Windungen auf Block gehen und damit nicht weiter zur Verfügung stehen. Die Federhersteller, mit denen ich bisher gesprochen habe, lehnen so ein Verhalten ab: Die Blocklänge darf niemals erreicht werden, die minimale zulässige Länge einer Feder muß so groß sein, daß noch Platz zwischen den Windungen ist. Ich weiß nicht, warum das so ist, nehme aber an, daß das auf-Block-gehen, sofern es denn von den Materialkennwerten her vertretbar wäre (Federdraht bleibt im elastischen Bereich), im praktischen Betrieb vermieden wird, weil Fremdkörper zwischen den Windungen dort Kerben verursachen können, die zur Schwächung des Querschnitts führen und damit zu frühzeitigem Bruch.

Außerdem kann man auch mit einer linearen Feder ein progressives (oder degressives) Verhalten am gefederten Rad selbst erreichen, nämlich darüber, wie man die Anlenkkinematik der Feder konstruktiv gestaltet.

Bei den Schwerpunkten der Fahrwerksgeometrie konntest du dich doch schon im Unterstellen üben. Versuche es nochmal und ich bin sicher, dass du selbst drauf kommst.

Ich komm nicht drauf, wie du das mit dem Verhältnis gemeint haben könntest.

Welcher Lenkrollradius ist deines Erachtens das Optimum beim VM?

Ein negativer. Alles andere muß durch Testen herausgefunden werden. Je nach Bauraumvorgaben und Einfachheit der Konstruktion ist man aber eh eingeschränkt in die negative Richtung (wie schon hier im Thread ausgeführt, die Auflösung des unteren Querlenkers in zwei einzelne Lenker hat ja außer dem Vorteil der höheren Einfachheit zur Folge, daß man den Lenkrollradius damit verkleinern kann). Das exxos, mein letztes Selbstbau-VM, hat im Modell -20mm und es könnte noch ein bißchen weniger sein. Das hängt aber auch von den anderen Werten ab (Spreizung, Nachlaufwinkel, Nachlaufstrecke, andere Hebelarme).


Nein nicht der Luftdruck. Es ging um Leistung im Antriebsstrang. Von dessen abhängig ändert sich zumindest bei meinen Fahrzeugen das Mass der Einfederung des Fahrwerks (Der Druck mit dem sie belastet werden). Dies beinhaltet bei einigen Konstruktionen die Änderung der Fahrwerksgeometrie und Anlenkung. Soweit zumindest mein Verständnis.

Hier kann ich mit deiner Verwendung von physikalischen Begriffen echt nichts anfangen und nur raten, was du wirklich meinst. Weil es mir ein persönliches Bedürfnis ist, kommt jetzt ein bißchen Urschleim:

Druck ist ein Maß, das die Kraft, die auf eine Fläche wirkt, beschreibt, also p= F/A [N/mm²]. Das hat mit Antrieb von Fahrzeugen nur insofern was zu tun, daß auf manchen Flächen Kräfte wirken (also faktisch Drücke herrschen), die dann im Endeffekt zu einem Drehmoment (am Antriebsrad) umgewandelt werden. Beispiele: Verbrennungsmotor: Brennraumdruck bei Verbrennung (bzw. Druck auf dem Kolbenboden). Fahrrad: Pedaldruck am Fußballen. Druck ist bei der Betrachtung der kinematischen Vorgänge am Fahrwerk ziemlich uninteressant.

Einfederung eines Fahrwerks wird durch Kräfte verursacht. Z.B. beim Aufsitzen des Fahrers durch die Gewichtskraft der Person. Die Erhöhung der Kraft auf die Federn führt dazu, daß diese sich verkürzen (Federkonstante c = F/s Kraft/Weg).

Leistung ist das Maß dafür, wieviel Arbeit in einer bestimmten Zeit verrichtet werden kann. Das ist also nichts, was irgendeine Wirkung im physikalischen Sinne entfalten kann, sondern einfach eine Eigenschaft (einer Maschine z.B.). Bei unseren Betrachtungen zu Fahrwerken geht es darum, welche maßlichen Veränderungen durch Kräfte verursacht werden. Wie komme ich von Leistung zu Kräften? P = W/t (Leistung ist gleich Arbeit pro Zeit) -> ich muß also wissen, in welcher Zeitspanne etwas geschieht, das ist hier völlig irrelevant. W = F * s, also Arbeit ist Kraft mal dem Weg, z.B. verrichte ich Arbeit, wenn ich eine Masse (in einem Kraftfeld wie dem Schwerefeld der Erde), die eine Gewichtskraft hat, um einen Weg s senkrecht nach oben anhebe. Diese Arbeit ist für unsere Betrachtungen hier auch nicht relevant.

Was wichtig ist sind Kräfte und Wege, die gegebenenfalls zu Drehmomenten M führen, welche lustigerweise dieselbe Einheit wie die Arbeit, nämlich Nm, haben.

So, um mal vom Urschleim zurück zu deinem Satz zu kommen: Es kann sein (! muß aber nicht), daß durch Antriebskräfte (also Kräfte, die vom Motor erzeugt werden und sich an der Fahrbahn abstützen), Bewegungen der Räder in Einfederungsrichtung verursacht werden. Das kann z.B. durch Kettenzugkräfte selbst oder durch Änderungen der Radlasten an Vorder- und Hinterachse (durch die Trägheitskraft, die am Schwerpunkt des Gesamtsystems als Reaktion auf die Antriebskraft auftritt) passieren und das ist möglicherweise auch das, was du von Auto und Motorrad kennst: Ich geb Gas und hinten federts ein und vorn aus. Das MUSS aber, wie gesagt, nicht so sein. Mit einer entsprechenden Auslegung des Fahrwerks kann man soetwas nahezu vollständig kompensieren (Stichwort: Wippen beim Fahrradantrieb bei einem Fahrrad mit gefedertem Hinterbau, Lage der Kette zum Schwingendrehpunkt). Genauso ist es beim Bremsen: Du bremst, und vorne federts ein und hinten aus. Auch dem kann man konstruktiv entgegenwirken (Stichwort: Lage des Nickpols O.)

Ich gehe völlig mit dir konform, wenn du sagst, daß sich die Fahrwerksgeometrie bei einer solchen Ein- und Ausfederbewegung ändert. Diese Änderungen so auszulegen, daß sie möglichst positive und möglichst wenig negative Auswirkungen aufs Fahrverhalten haben, ist die Kunst der Fahrwerkskonstruktion.

Grüße, Martin
 
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@Martin hast du eigentlich in deiner Firma an dem Scorpion Fahrwerk mitgewirkt?
ISt bisher das Einzige Trike das ich gesehen habe, was ein Stabbi hat.

Hallo Rene,

naja, abgesehen davon, daß das nich meine Firma ist, hab ich zu einem großen Teil die FS-Vorderachse verschuldet. Es gibt/gab mal noch einen anderen Hersteller, der einen Stabilisator zur Nachrüstung angeboten hatte, das Teil habe ich aber lieber liebevoll "Biegelisator" genannt. Unsere Aufnahmen am Rahmen sind im Verhältnis zu den Aufnahmen am Querlenker schon nicht besonders weit draußen...

Grüße, Martin
 
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Der virtuelle Drehpunkt liegt also nicht am Gelenk sondern weiter zum Rad.

Ich hab das Gefühl, daß die beiden sich das nicht in Natura ansehen können. Da ich wegen Diagnose grade ein Strada auf der Seite hatte, hab ich mal nachgeschaut: Der virtuelle Drehpunkt dort dürfte knapp außerhalb des Aluwinkels liegen. Kamera hatte ich leider keine dabei.

Gruß,

Tim
 
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Die Federhersteller, mit denen ich bisher gesprochen habe, lehnen so ein Verhalten ab: Die Blocklänge darf niemals erreicht werden, die minimale zulässige Länge einer Feder muß so groß sein, daß noch Platz zwischen den Windungen ist. Ich weiß nicht, warum das so ist, nehme aber an, daß das auf-Block-gehen, sofern es denn von den Materialkennwerten her vertretbar wäre (Federdraht bleibt im elastischen Bereich), im praktischen Betrieb vermieden wird, weil Fremdkörper zwischen den Windungen dort Kerben verursachen können, die zur Schwächung des Querschnitts führen und damit zu frühzeitigem Bruch.

Der Grund dürfte sein, daß die Windungen die auf Block gehen, nicht mehr mittragen und die Restlichen die ganze Last aufnehmen müssen. Dabei muß man vor Augen haben, daß eine Spiral-oder Schraubenfeder ja nichts anderes ist, als ein aufgewickelter Drehstab und sich auch wie ein Drehstab verhält. Je mehr Windungen auf Block gehen, umso kürzer wird der noch verdrehbare Teil.

Moderne progressive Federn werden übrigens mit variablen Drahtdurchmesser hergestellt (der Federdraht wird zu den Enden hin dünner). Da geht nichts mehr auf Block. Bei sogenannten Tonnenfedern ist das gar nicht mehr möglich. Ganz zusammengedrückt würden diese Federn eine flache Scheibe bilden. So wie die Mohnschnecken vom Bäcker.
 
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Mit diesem Teil habe Ich lenkrollhalbdurchmesser eingestellt. Von - bis Plus
 

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Moment, das ist ja gar nicht der McPherson Thread hier :eek: alles OT? :eek:
 
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Ich schon vor 'ner Weile :D

Das mit dem virtuellen Drehpunkt ist aber wirklich kein Voodoo. Denk Dir mal eine zusammenhängende Wolke aus vielen Teilchen an zwei Lenkern wie am Velomobil. Wenn die Wolke sich drehen muß, drehen sich die Teilchen tatsächlich um diesen virtuellen Drehpunkt. Im nächsten Moment ist dieser schon weiter gewandert - deshalb ist es auch der momentane virtuelle Drehpunkt.

Gruß,
Patrick (der jetzt zu Bett geht)
 
Hallo Technik Fan`s
der Tag im Netz mit der Suche nach dem Raumlenker Achsen System hat sich gelohnt. Auf einer Infoseite über die Vorderachsanlenkung beim Audi A4 findet man auf "http://www.christiani.de/pdf/74995_probe.pdf" Seite 13 obere hälfte die Erklärung das die Schnittpunkte der Lenkerstreben der virtuelle "Momentandrehpunkt" ist.
Sinngemäß wie diese Skizze:

Virtueller_Drehpunkt_Mehrlenker.JPG
Natürlich wandert dieser beim Lenken. Aber jetzt kann ich jedenfalls mal den wirksamen Nachlauf in Geradeausstellung messen und ggfs. die Einbaulage des Federbeindomlager anpassen.
Danke für alle hilfreichen Beiträge.
@ Daniel, den Herstellern habe ich nichts unterstellt. Ich will es aber selber verstehen was die Gründe für eine gewählte Achsgeometrie sind.
Ohne Grundlagen Bezugspunkte kann ich keine weiteren Werte, wie z.B. den Nachlauf messen. Ohne was zu messen, kann ich keine Eigenschaften abschätzen. Genau dieses Abschätzen brauche ich aber unbedingt, weil ich im Gegensatz zu den langjährigen Profis keine "Erfahrungswerte" habe.
Die schon diesen Erfahrungsschatz haben können natürlich aus der Praxis ableiten was funktioniert.
Dankeschön trotzdem für jeden Tip. ;-)

Schöne Grüße Elmar
 
wie weit gehen dann die Grenzen? ! - wenn man durch kleine Änderungen schon einen riesen Gewinn am negativen Lenkrollradius bekommt - denk das muss ich mal Martin fragen
 

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Ich habe kürzl. einen kompletten Eigenbau vom "Hersteller" abgekauft.
Genaues Gewicht, kann ich nicht sagen, aber geschätzt 35+ (der Verkäufer meinte 25+ ,halte ich aber für sehr optimistisch).
Hier paar Fotos (auch vom Rahmen)--weitere Fotos findest Du in meiner "Vorstellung" von vor paar Wochen.
Ein Renner wirds wohl nicht sein, aber fährt sich gut.
Lt Verkäufer ist das Teil auf einer Styropor-Form ummantelt mit Papier und Kleber,worauf dann laminiert wurde (grobe Erklärung) entstanden. Der Rahmen ist aus alten Fahrrad-Teilen geschweißt. Vorn 20 Zoll hinten 28 Zoll--ohne Federung.
Die Materialkosten sollen um die 1200 Euro gewesen sein Arbeitszeit weiß ich nicht.
Hier mal der Verkaufs-O-Text:

[Es reicht völlig, wenn Du den Link zu diesem Angebot einstellst, statt den ganzen Kram zu kopieren ... - Reinhard]

Link

Eben nicht wie Du unschwer erkennen kannst, wenn Du den Link aktuell aufrufst. Nach einiger Zeit sind (bekanntlich ?) die Fotos auf ebay weg und die ganze Info von meinem "ganzen Kram" ist futsch.
Dieser Kommentar aufgrund Reinhards Teillöschung meiner Bilder (Hier O-Text zur Löschung):
"[Es reicht völlig, wenn Du den Link zu diesem Angebot einstellst, statt den ganzen Kram zu kopieren ... - Reinhard]"
 
Doch, der besitzt ebenfalls Drehpunkte, allerdings durch die zwei unterschiedlichen Links zwei virtuelle Drehpunkte. Diese bilden zusammen eine elliptische Bahn, keine kreisrunde.

Das ermöglicht, Kettenlängung oder -kürzung zu verhindern, genauso kann der Federweg besser zum Einsatzzweck angepasst werden (vom Federverhalten her), doch die Drehpunkte bleiben natürlich existent.

Viele Grüße
Wolf
 
Servus,

die 4Gelenkhinterbauten haben einen großen Vorteil: Sie verkaufen sich besser!..
Der Hauptgrund warum die bei MTB eingesetzt werden, ist das man den Antriebseinfluss etwas verringern kann und das Federwege von 20cm möglich sind (das Rad weicht nach oben aus und nicht auf einer Kreisbahn, was zur Kollision mit dem restlichen Rahmen führen würde).
Am Liegerad ist so eine Konstruktion einfach nur overengineered und Geldverschwendung.
Man könnte damit nur Probleme beheben, die garnicht vorhanden sind.

Gruß,
Patrick
 
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