300er "Benelux Gipfel" von Bonn Venusberg aus am 20.04.24
über die höchsten Erhebungen von den Niederlanden, Belgien und Luxemburg.
Ja, da hätten wir ja fast mit
@Zapfo am Drielandenpunt ein Gipfeltreffen machen können. Wir,
@batfink ,
@Faltradritter und ich haben uns auch nicht ins Kino verkrochen - sondern am Sa um 4 Richtung Start auf dem Bonner Venusberg gekurbelt und nach fast 24h non-stop outdoors nach einem erinnerungswürdigen Brevet wieder heim gekommen.
Um 5:45 gelang es den Organisatoren vom RCB leider nicht, die Schließanlage am Unisportgelände zu öffnen. Das mitgebrachte Frühstück und Startunterlagen wurden dann vor dem Tor ausgeteilt und ich zumindest hatte eine Stunde Vorkühlzeit, - wenigstens noch ohne Regen. Der kam dann schnell, als wir um 6:30 endlich losfuhren.
@batfink leitete uns durch Endenich um die VM-untauglichen schmalen Passagen herum, um im nassen Lechenich dann den erste Schlauch zu wechseln.
Quer durch Düren und Aachen wäre nicht meine bevorzugte Strecke gewesen, Samstags gings aber und zwischendurch ja der schöne An- und Abstieg zwischen Düren und Schevenhütte.
11:45 dann von Vaals den Drielandenpunt erklommen und auch vor dem Labyrinth K1 erledigt, wo
@Zapfo das Foto oben geteilt hat. Der Regen hat aufgehört,
@Faltradritter gönnt sich dünn und kurz bekleidet ein Eis
Die Abfahrt runter nach Gemmenich mit schönen Aussichten ist nur zu kurz, aber unter läuft es einen Moment eben und glatt, bevor der Track in einer Linkskurve rechts in einen rumpeligen und verdreckten schmalen Wirtschaftsweg abbiegt. Da bin ich schon vor 14 Jahren vom Niederrhein aus vorbeigefahren - es gibt da wirklich schönere und gute Wege - aber manche scheinen eine Brevetkultstatus wie bei Paris-Roubaix zu besitzen. Insofern war die kurz darauf folgende steile abfalende Rumpelstrecke schnell wieder im Kopf und jetzt nicht mehr überraschend.
Dann folgte mit dem RaVel 39 wieder ein Zückerchen, auf dem man das Gerumpel umfahren hätte können. Nach dieser Erholung fanden wir uns plötzlich auf einem felsigen ausgewaschenen Klettersteig mit partiellen Schlammstücken, in denen die Traktion gegen Null ging. Igendwie gelang es mir, mit Kette vorne auf dem 70er
@Faltradritter zu folgen, während
@batfink wohl zu leicht war und aussteigen musste. In dem Moment setze noch ein heftiger Hagelschauer ein und oben musste der Sitz erstmal enteist werden.
Runter ging es dann in einen überschwemmten geschotterten Hohlweg, der sich wohl irrtümlich in den Track geschummelt hatte, wie die Veranstalter später versichert haben (war vielleicht eine lebensrettende Notlüge). Ich war jedenfalls froh, dass das Wasser auch wieder so schnell schnell abgelaufen ist wie rein und ich nicht in einer Untiefe in unumkehrbare Schlagseite geraten bin.
Wir sind dann von Westen an der Gileppe durch Limbourg und dann den langen gut ausgebauten Anstieg Richtung Jalhay am Stausee der Gileppe vobei geklettert, den Anfang von gut 500 Höhenmetern am Stück zum HighEnd von Belgien. Oben im hohen Venn kommt die Sonne raus und immer mehr Schnee glitzert im weiten Venn, zum Schluss sogar noch ein paar Reste auf der Straße. Rennradler, die früher oben waren, berichten von heftigem Schneesturm mit Hagel und beängstigend geringer Sicht.
Wir können oben bei K2 am Signal de Botrange in der Sonne sogar fast etwas Wärme tanken und eine Verpflegungspause einlegen.
@Faltradritter setzt ein paar Bilder in die heimische Brevet-Threema-Gruppe ab und erhalten noch willkommenen motivierenden Zuspruch!
Auf der schnellen Abfahrt sorgt eine sich ausklinkende Schubstange der Panzerlenkung bei
@Faltradritter für einen kurzzeitig wieder erhöhten Adrenalinpegel. Der Verschleiß war zwar schon bekannt, aber jetzt hatte sich auch der Sicherungsdraht oder Splint verabschiedet. Gut, dass wir alle Pannen ohne Regen hatten - und für zumindest wieder eine redundante Lenkmöglichkeit haben wir wieder ein Stück Draht unter den ausgeleierten Kugelkopf gesetzt.
Bis in den Abend sind wir dann über verschiedene RaVels - auch einen von uns entfernten Teil der Vennbahn, den ich noch nicht kannte - gecruist und je näher wir der luxembourgischen Grenze kamen, desto glatter die Pisten. Leider hatte
@batfink um den Dreh ein kleines Tief - als es wieder aufwärts ging. Aber das kennt wohl jeder Brevetfahrer - und die ermutigende Erfahrung, dass irgendwann der 2. Wind kommt. So hat sie sich auch nicht beirren lassen und ist stetig weitergekurbelt. Bei längeren Anstiegen ist jeder dann meist sein Tempo gekrochen. Mit 70 auf 40 ergab sich bei mir eine gewisse Mindeststeigrate, um nicht im statischen Beindrücken zu enden.
Aber wir waren nie weit auseinander und brauchten im Pannenfall nie allzuweit zurückrollen
.
Beim Kneif "the top of Luxembourg" war hier am südlichsten Punkt der Runde an einer Tanke K3. Die beiden anderen haben dort noch Lebensmittel nachgetankt. Bei der Frische hatte ich erst ein Kölschglas Wasser zu trinken gebraucht und auch noch ausreichend Essvorräte im VM. Wir waren aber um 18:30 nur noch eine halbe Stunde vorm Zeitlimit, das beim eBrevet ja wohl unerbittlich programmiert ist. Aber was soll's, die Runde ist bis jetzt cool.
Für die nächste Kontrolle in knapp 70 km an der Urftbrücke in Söterich lese ich 22:30 als Limit.
Also weiter in ein weiteres Highlight der Runde - den RaVel entlang der Our. Leicht bergab schlängeln wir uns durch ein leeres Tal an bewaldeten Hängen in der Abendsonne - bis es dann wieder stetig aufwärts Richtung LosheimerGraben an der deutsch-belgischen Grenze auf 680 Meter geht und langsam dunkel wird - und leider Regen einsetzt.
An der Grenze / WeißerStein wollten wir uns überlegen, dem zackeligen Track gut 20 km zu K4/Söterich zu folgen oder auf der Bundesstraße über Gemünd glatter aber 10 km länger zu fahren. Wir schätzen die Chance, Söterich vielleicht noch im Limit zu erreichen auf der kürzeren Route etwas höher ein und irgendwie fahre ich jetzt mit der dunkelsten Funzel und verregneter Brille vor ;-) Ich meine,
@batfink s etwas Straßennäheren Track zu folgen, nehme aber noch den ersten offiziellen Shortcut, der aber nur von oben 2dimensional betrachtet kürzer ist.
In steilen Serpentinen winden wir uns auf schmalem Wirtschaftsweg in ein dunkles Tal und ich kann die Begeisterung meiner Mitfahrer ob dieser Führung im Rücken spüren und nehme auf der anschließenden steilen Rampe hinauf etwas Reißaus
.
Oben richtet
@Faltradritter sein ratterndes Kettenrohr und glücklicherweise sind wir wieder auf der Straße und haben Söterich nicht mehr weit voraus, bis mein DFxl anfängt, leicht zu schlingern. Hinten fast platt, versuche die letzten 3 km vorsichtig runterzueiern und erreichen 22:28 K4. Beim schnellen Einchecken zeigt sich dann, dass wir noch bis
23:30 Zeit hätten.
Mit
@Faltradritter haben wir schnell den Tubeless Reifen auf einer Seite von der Felge und in die restliche Milchpampe einen Ersatzschlauch mit viel sandigem Dreck reingezogen und nach dem 2. Aufpumpen (beim ersten hatte sich das Ventil aus einem Conti(!)Schlauch rausgedreht) war der Mantel auch rundum auf dem Hump - und
@Faltradritter war das erste Mal seit ich ihn kenne kalt, hat sich sogar bemüßigt einen Buff aufs Haupt zu setzen - hat im Dunkeln auch keiner ein Foto gemacht
.
In Anbetracht der widrigen Sicht im windigen Regen haben wir uns dann entschieden, die Bundesstraße den ausgesuchten Wirtschaftswegen vorzuziehen. Die letzten 20 km im Kerngebiet unserer Mittwochsrunden kamen mir im Dunklen ziemlich unbekannt vor, gut, dass
@batfink sich auch im Dunklen hier zurechtfindet. Meine Brille ist nach dem ständigen Wischen mit nach jeder Panne schmutzigeren Fingern auch nicht so hilfreich. Noch Standardstrecke durch den Kottenforst und wir sind um 01:15 im Ziel - bis 1 wollten sie es besetzt halten. Tja, Zielbier verpasst - aber einen spannenden und harten Brevet zusammen gemeistert.
Und es hat aufgehört zu regnen - wir machen die finalen Fotos und schließen den Brevet auch elektronisch ab. PeterFs gleißendes Licht kommt noch an und er berichtet uns auch von Pannen und heftigem Schneesturm am Botrange - er, der 700 km auf dem Yukon Arctic Ultra 700 km bei bis -40°C auf dem Fatbike durch den Tiefschnee und wohl diesen Winter am Polarkreis geradelt ist.
Nach kurzer Abkühlphase trollen wir uns jeder auf dem kürzesten Weg nach Hause. Meins erreiche ich um 3:15, eine heiße Suppe und warme Dusche und ab ins Bett und Ausstrecken ...
Vielen Dank an die Mitfahrer und
@Faltradritter für die Bilder hier. Das gemeinsame Bestehen dieses Brevets war herausfordernd und hat mich mal wieder durch die verschiedenen unterschiedlichen Landschaften und ländertypischen Unterschiede verblüfft. Gegen Ende hatte ich zwar noch Nachfragen aus der Gruppe gesehen - Antworten halbblind auf dem nassen Display mit Autokorrektur hätten aber womöglich Besorgnisse oder scheinbar erforderliche Rettungsaktionen ausgelöst
.
@batfink hat uns dann aber unmittelbar nach dem Zieleinlauf zurückgemeldet.
Gut hat auch bei dieser frischen und feuchten Witterung der Wärmehaushalt funktioniert, 2 lange Unterhemden und ein kurzes Trikot mit Weste, um den Hals und auf dem Kopf je ein Buff waren gut und ausreichend, bei Regen noch einen Latz aus einer ehemaligen Regenjacke geschnitten, Schaumdeckel nicht notwendig.
PS.: Als ich 2 Tage vorher die Schläuche aufgepumpt hatte, schliff es hinten kreischend. Da kündigte sich schon ein nicht so schneller Brevet an.
Von 75 Angemeldeten, sind 40 gestartet und rund 30 ins Ziel gekommen. Auf dem Up war es wohl auch noch eine höhere Hausnummer - nach der velomobilen Erfahrung für mich auch zu hoch.