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Schon länger hatte ich vor meinen alten Kurvenlegerbeitrag aus PRO VELO 43 mal Suchmaschinentauglich im Netz zu platzieren. Schön wäre es natürlich auch die anderen Beiträge zu dem Thema hier zu präsentieren...
hier ist er:
Der Kurvenleger II
Nachtrag zur Kurvenlegerthematik in PRO VELO 42
Dieser Artikel soll eine Ergänzung zum Artikel von Ingo Kollibay aus Nr. 42 sein und befasst sich hauptsächlich mit freien, betätigten Kurvenlegern.
Glücklicherweise unterscheiden sich meine Erfahrrungen mit Kurvenlegern von denen die Ingo Kollibay in seinem Artikel in PRO VELO 3/95 beschrieben hat. Meine derzeitigen Kenntnisse konnte ich durch den Umbau eines selbstgebauten kraftbetätigten Kurvenlegers zum manuellen Kurvenleger, sowie beim Bau und bei der Erprobung eines balancierten Kurvenlegersoziables mit vier Rädern sammeln.
Durch den Umbau entstand ein Kurvenleger mit einer Seitenansicht eines gewöhnlichen Kurzliegers mit untenliegendem Lenker. Statt der Gabel waren aber zwei an doppelten Dreieckslenkern montierte 20-Zoll-Räder im Prinzip des Parallelogrammschwenkers angebracht. Mit dieser von mir gefahrenen Version konnten einige positive Fahreindrücke gesammelt werden. Zu Beeinflussung von Lenkung und Kurvenneigung habe ich direkt über den beiden Rädern kurze Lenkgriffe montiert, die dadurch etwas weiter vorne sind als normalerweise.
Zur Erlernung der Fahrtechnik kann aber auch der gewöhnliche Lenker unter dem Sitz benutzt werden, wobei keine direkte Einflussnahme auf die Neigung möglich ist. Durch diese Möglichkeit kann jeder, der ein einspuriges Liegerad fahren kann, sofort auf dem Kurvenleger fahren. Wer noch dazu in der Lage ist, ein kurzes Liegerad mit einer Hand zu fahren (muss er wohl zum Handzeichen geben beim Abbiegen), legt die freigewordene Hand locker auf einen der Handgriffe über den Rädern. Nach wenigen Kurven hat er sich so die Einflussnahme auf die Kurvenneigung beigebracht. Der gleiche Vorgang wird dann noch mit der anderen Hand wiederholt. Jetzt kann mit dem alten Liegeradlenker angefahren werden und während der Fahrt wird nacheinander auf die Kurvenlegerlenker gewechselt. So wird die bei allen einspurigen Fahrzeugen und bei Kurvenlegern schwierige Anfahrphase vorerst umgangen. Mit den Fahrerfahrungen der mittleren Geschwindigkeiten ist das Erlernen der Anfahrphase deutlich leichter. Dieser Lehrmethode wurde von mir erst entdeckt, als ich mich schon mühsam mit den Kurvenlegerlenkern durch die Anfahrphase geübt hatte. Durch Fahrversuche anderer Liegerdfahrer mit der beschriebenen Methode wurde innerhalb einer Viertelstunde die Fahrfähigkeit auf diesem Kurvenlegertyp erlernt. Ein für diese Zwecke genutzter Kurvenleger sollte dafür entsprechend ausgerüstet sein und stabiler sein als im späteren Betrieb nötig.
Besondere Fahrsituationen
Bei einer Fahrt im Winter ergab sich folgender Situation: Beim Abbiegen vom geräumten Radweg fuhr ich über eine mit Schnee bedeckte Eispfütze. Dem Wegrutschen beider Vorderräder folgte aber nicht der erwartete Sturz, sonder durch die vorhandene Fahrzeuggeometrie reichte meine unverzüglich nach Verlust der fliehkraftfreien Fahrt einsetzende Haltearbeit an den Lenkgriffen aus, um auf Eis das Verhalten eines starren Dreirades zu bewirken. Weitere Versuche auf der Eisfläche ergaben, dass auch der Übergang vom Eis auf festen Untergrund unproblematisch verläuft und unmittelbar auf fliehkraftfreie Fahrt übergegangen wird.
Seitenwindempfindlichkeit
Eigene Erfahrungen mit Seitenwind konnten bei meinen Fahrten bisher nicht gemacht werden, jedoch unterscheiden sich meine Prognosen von denen in Ingos Artikel. Im Vergleich zum Einspurer ergibt sich meiner Ansicht nach ein deutlicher Vorteil, da der Fahrer die Entscheidung hat, ob er dem Seitenwind ausweicht analog zum Einspurer , durch zusätzliche Haltearbeit während der Böe in der Spur bleibt, oder eine Mischform wählt.
Eine Verriegelung des ansonsten fliehkraftfreien Kurvenlegers halte ich für mindestens unnötig, da sie nach Aneignen der Fahrtechnik nicht mehr benötigt wird. Das Erlernen der Fahrtechnik wird dadurch wie bei Kinderstützrädern nur heraus geschoben und erschwert. Weiterhin müssten alle Baueile auf diesen starren Fahrbetrieb ausgelegt werden (stabiler, schwieriger mit normaler Fahrradtechnik).
Als für mich anfänglich überraschenden Nebeneffekt stellte sich heraus, dass die gewählte Achsaufhängung einseitige Fahrbahnunebenheiten halbiert. Ein Hin- und Her- Werfen wie beim starren Mehrspurer findet ohnehin nicht statt. Dieser Effekt trat auch auf, wenn beidseitige Schläge durch schräges Überfahren in zwei einseitige Schläge aufgeteilt werden (die meisten Radwegeauffahrten in den Städten, oft „schlimme Schlaglöcher“, sind ohnehin schräg). Das Fahrverhalten er ungefederten Kurvenlegervorderachse erreicht den Standard heutiger Federgabeln, außer bei beidseitigen Schlägen, die nicht schräg angefahren werden. Nach der Eingewöhnungsphase kommt das aber, auch bei der heutigen Straßensituation, nicht vor. Diese Achsaufhängung gibt auch die Möglichkeit, den nicht abgesenkten Bordstein hochzufahren, allerdings in ungewohnt spitzen Winkel (unfreiwillig beim Beobachten des rückwärtigen Verkehrs ausprobiert). Durch diese Tatschen kann auf die beim Dreirad aufwendige Vorderradfederung verzichtet werden. Das Hinterrad kann wie beim Einspurer gefedert werden. Die sonst bei Dreirädern auftretenden Mehrbelastungen durch Fliehkräfte treten beim Kurvenleger nicht auf, so dass gewöhnliche Fahrradteile verwendet werden können. Auch das Dreiradproblem Nummer eins: schlechte Ausnutzung der Reifen, ist kein Thema mehr, da die Reifen wie beim Einspurer belastet werden.
Baufehler an Kurvenlegern
Um ein dem einspurigen HPV gleiches Fahrverhalten zu erreichen, muss der Punkt um den sich der Aufbau (das Fahrzeug) neigt, auf dem Niveau der Fahrbahnoberfläche liegen, evtl. auch tiefer durch entsprechende Fahrwerkgeometrie. Auch für Kurvenleger gilt: Je größer der Abstand zwischen Schwerpunkt und Fahrbahn (Kipppunkt), desto einfacher ist das Balancieren. Erspart euch deshalb alle Kurvenleger bei denen der Kipppunkt über der Fahrbahnoberfläche liegt. Wer sich an den Idealen der Kuvenleger orientiert, wird mit gekoppelten Kurvenlegern keine Freude haben, denn das Hin- und Her- Werfen bei Unebenheiten bleib ebenso erhalten wie die Sturzgefahr in Kurven. Sie könnten jedoch eine Berechtigung haben für Menschen mit gestörtem Gleichgewichtssinn, solange noch keine guten kraftbetätigten Kurvenleger verfügbar sind.
Herausragende Vorteile der vollen, freibeweglichen Kurvenleger:
- Kein Hin- und Her- Werfen bei Fahrbahnunebenheiten wie beim starren Dreirad oder gekoppelten Kurvenleger
- seitliches Wegrutschen auf glatter Fahrbahn tritt erst bei höheren Geschwindigkeiten auf und hat denn beherrschbare Folgen (Sturzgefahr geringer als bei allen anderen HPV`s.
-Abstützen im Stillstand ist kein Problem
-gleichmäßiges abfahren der Bereifung, dadurch können normale Fahrradreifen verwendet werden.
Heiko Stebbe
hier ist er:
Der Kurvenleger II
Nachtrag zur Kurvenlegerthematik in PRO VELO 42
Dieser Artikel soll eine Ergänzung zum Artikel von Ingo Kollibay aus Nr. 42 sein und befasst sich hauptsächlich mit freien, betätigten Kurvenlegern.
Glücklicherweise unterscheiden sich meine Erfahrrungen mit Kurvenlegern von denen die Ingo Kollibay in seinem Artikel in PRO VELO 3/95 beschrieben hat. Meine derzeitigen Kenntnisse konnte ich durch den Umbau eines selbstgebauten kraftbetätigten Kurvenlegers zum manuellen Kurvenleger, sowie beim Bau und bei der Erprobung eines balancierten Kurvenlegersoziables mit vier Rädern sammeln.
Durch den Umbau entstand ein Kurvenleger mit einer Seitenansicht eines gewöhnlichen Kurzliegers mit untenliegendem Lenker. Statt der Gabel waren aber zwei an doppelten Dreieckslenkern montierte 20-Zoll-Räder im Prinzip des Parallelogrammschwenkers angebracht. Mit dieser von mir gefahrenen Version konnten einige positive Fahreindrücke gesammelt werden. Zu Beeinflussung von Lenkung und Kurvenneigung habe ich direkt über den beiden Rädern kurze Lenkgriffe montiert, die dadurch etwas weiter vorne sind als normalerweise.
Zur Erlernung der Fahrtechnik kann aber auch der gewöhnliche Lenker unter dem Sitz benutzt werden, wobei keine direkte Einflussnahme auf die Neigung möglich ist. Durch diese Möglichkeit kann jeder, der ein einspuriges Liegerad fahren kann, sofort auf dem Kurvenleger fahren. Wer noch dazu in der Lage ist, ein kurzes Liegerad mit einer Hand zu fahren (muss er wohl zum Handzeichen geben beim Abbiegen), legt die freigewordene Hand locker auf einen der Handgriffe über den Rädern. Nach wenigen Kurven hat er sich so die Einflussnahme auf die Kurvenneigung beigebracht. Der gleiche Vorgang wird dann noch mit der anderen Hand wiederholt. Jetzt kann mit dem alten Liegeradlenker angefahren werden und während der Fahrt wird nacheinander auf die Kurvenlegerlenker gewechselt. So wird die bei allen einspurigen Fahrzeugen und bei Kurvenlegern schwierige Anfahrphase vorerst umgangen. Mit den Fahrerfahrungen der mittleren Geschwindigkeiten ist das Erlernen der Anfahrphase deutlich leichter. Dieser Lehrmethode wurde von mir erst entdeckt, als ich mich schon mühsam mit den Kurvenlegerlenkern durch die Anfahrphase geübt hatte. Durch Fahrversuche anderer Liegerdfahrer mit der beschriebenen Methode wurde innerhalb einer Viertelstunde die Fahrfähigkeit auf diesem Kurvenlegertyp erlernt. Ein für diese Zwecke genutzter Kurvenleger sollte dafür entsprechend ausgerüstet sein und stabiler sein als im späteren Betrieb nötig.
Besondere Fahrsituationen
Bei einer Fahrt im Winter ergab sich folgender Situation: Beim Abbiegen vom geräumten Radweg fuhr ich über eine mit Schnee bedeckte Eispfütze. Dem Wegrutschen beider Vorderräder folgte aber nicht der erwartete Sturz, sonder durch die vorhandene Fahrzeuggeometrie reichte meine unverzüglich nach Verlust der fliehkraftfreien Fahrt einsetzende Haltearbeit an den Lenkgriffen aus, um auf Eis das Verhalten eines starren Dreirades zu bewirken. Weitere Versuche auf der Eisfläche ergaben, dass auch der Übergang vom Eis auf festen Untergrund unproblematisch verläuft und unmittelbar auf fliehkraftfreie Fahrt übergegangen wird.
Seitenwindempfindlichkeit
Eigene Erfahrungen mit Seitenwind konnten bei meinen Fahrten bisher nicht gemacht werden, jedoch unterscheiden sich meine Prognosen von denen in Ingos Artikel. Im Vergleich zum Einspurer ergibt sich meiner Ansicht nach ein deutlicher Vorteil, da der Fahrer die Entscheidung hat, ob er dem Seitenwind ausweicht analog zum Einspurer , durch zusätzliche Haltearbeit während der Böe in der Spur bleibt, oder eine Mischform wählt.
Eine Verriegelung des ansonsten fliehkraftfreien Kurvenlegers halte ich für mindestens unnötig, da sie nach Aneignen der Fahrtechnik nicht mehr benötigt wird. Das Erlernen der Fahrtechnik wird dadurch wie bei Kinderstützrädern nur heraus geschoben und erschwert. Weiterhin müssten alle Baueile auf diesen starren Fahrbetrieb ausgelegt werden (stabiler, schwieriger mit normaler Fahrradtechnik).
Als für mich anfänglich überraschenden Nebeneffekt stellte sich heraus, dass die gewählte Achsaufhängung einseitige Fahrbahnunebenheiten halbiert. Ein Hin- und Her- Werfen wie beim starren Mehrspurer findet ohnehin nicht statt. Dieser Effekt trat auch auf, wenn beidseitige Schläge durch schräges Überfahren in zwei einseitige Schläge aufgeteilt werden (die meisten Radwegeauffahrten in den Städten, oft „schlimme Schlaglöcher“, sind ohnehin schräg). Das Fahrverhalten er ungefederten Kurvenlegervorderachse erreicht den Standard heutiger Federgabeln, außer bei beidseitigen Schlägen, die nicht schräg angefahren werden. Nach der Eingewöhnungsphase kommt das aber, auch bei der heutigen Straßensituation, nicht vor. Diese Achsaufhängung gibt auch die Möglichkeit, den nicht abgesenkten Bordstein hochzufahren, allerdings in ungewohnt spitzen Winkel (unfreiwillig beim Beobachten des rückwärtigen Verkehrs ausprobiert). Durch diese Tatschen kann auf die beim Dreirad aufwendige Vorderradfederung verzichtet werden. Das Hinterrad kann wie beim Einspurer gefedert werden. Die sonst bei Dreirädern auftretenden Mehrbelastungen durch Fliehkräfte treten beim Kurvenleger nicht auf, so dass gewöhnliche Fahrradteile verwendet werden können. Auch das Dreiradproblem Nummer eins: schlechte Ausnutzung der Reifen, ist kein Thema mehr, da die Reifen wie beim Einspurer belastet werden.
Baufehler an Kurvenlegern
Um ein dem einspurigen HPV gleiches Fahrverhalten zu erreichen, muss der Punkt um den sich der Aufbau (das Fahrzeug) neigt, auf dem Niveau der Fahrbahnoberfläche liegen, evtl. auch tiefer durch entsprechende Fahrwerkgeometrie. Auch für Kurvenleger gilt: Je größer der Abstand zwischen Schwerpunkt und Fahrbahn (Kipppunkt), desto einfacher ist das Balancieren. Erspart euch deshalb alle Kurvenleger bei denen der Kipppunkt über der Fahrbahnoberfläche liegt. Wer sich an den Idealen der Kuvenleger orientiert, wird mit gekoppelten Kurvenlegern keine Freude haben, denn das Hin- und Her- Werfen bei Unebenheiten bleib ebenso erhalten wie die Sturzgefahr in Kurven. Sie könnten jedoch eine Berechtigung haben für Menschen mit gestörtem Gleichgewichtssinn, solange noch keine guten kraftbetätigten Kurvenleger verfügbar sind.
Herausragende Vorteile der vollen, freibeweglichen Kurvenleger:
- Kein Hin- und Her- Werfen bei Fahrbahnunebenheiten wie beim starren Dreirad oder gekoppelten Kurvenleger
- seitliches Wegrutschen auf glatter Fahrbahn tritt erst bei höheren Geschwindigkeiten auf und hat denn beherrschbare Folgen (Sturzgefahr geringer als bei allen anderen HPV`s.
-Abstützen im Stillstand ist kein Problem
-gleichmäßiges abfahren der Bereifung, dadurch können normale Fahrradreifen verwendet werden.
Heiko Stebbe
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