5000 km GreenMachine

kga

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Hallo zusammen,
ich fahre seit fast drei Jahren mit dem Rad zur Arbeit (20 km einfach). Zunächst mit RR und Trecker (je nach Wetter). Dann ist mein RR an einer Autotür zerschellt und ich habe mich nach einem adäquaten Ersatzfahrzeug umgesehen. Es sollte schnell sein, aber auch voll ausgestattet für den Ganzjahreseinsatz. Und dazu noch tauglich für Urlaubstouren. Die eierlegende Wollmilchsau also :rolleyes:.
Ein Kollege hat mich dann im letzten Winter auf die Spezi aufmerksam gemacht. Liegt quasi bei mir vor der Hautür, also sind wir hin. Da habe ich mich zum ersten mal auf ein Liegerad gesetzt, und zwar ausgerechnet am Stand von Flevelo auf die GreenMachine (Danke an dieser Stelle an alle Hersteller, dass ihr auch Anfängern die Gelegenheit bietet, die Bikes zu testen!). Was soll ich sagen, nach wenigen Metern ging es einigermassen. Ich konnte dann aus dem Freigelände raus und ein bisschen durch GER kurven.
Später bin ich dann noch viele andere Räder im Testgelände gefahren, aber vom Fahrgefühl her find ich keines so angenehm wie die GreenMachine. Ausserdem bin ich in der Zwischenzeit von den Vorteilen eines Tillerlenkers überzeugt und da fallen eine ganze Menge Räder weg, die den nicht bieten. Dazu noch das für mich überzeugende Konzept der GreenMachine (gekapselter Antriebsstrang, Schutzbleche, NaDy, Gepäckträger, superbequemer Sitz)...

Naja, nach einer sorgfältigen Abwägung der knapp fünftausend Argumente gegen die GreenMachine :cool: habe ich sie noch im Mai bestellt. Liefertermin war 10. Juli. Ich kann mich nicht erinnern, dass zwei Monate schon mal so langsam rumgegangen sind.

Bei der Lieferung gab es dann ein kleines Problem: das T-Stück am Lenker war vom Transport verbogen. Die Ersatzlieferung des Teils kam direkt aus Holland, hat aber mehr als drei Wochen gebraucht, bis sie endlich bei mir ankam (die Post war schuld...). Dieses T-Stück ist offensichtlich eine Art Sollbruchstelle, aber dazu später mehr...

Dann habe ich eine halbe Nacht dran rumgefummelt, den Tacho mit Tretfrequenzsensor vernünftig zu montieren (Sigma 1606). Bei so 'nem Bike wäre es natürlich gar nicht gegangen, das sichtbar zu machen. Also habe ich die Tretlagerverschalung vorne aufgemacht, den Magneten an das Kettenblatt montiert und den Sensor mit einem selbstgebauten Blechhalter angebracht. Den Blechhalter konnte ich an der einen Seite am Stecker für die Vorderlampe anschrauben, die andere Seite wurde mit Montagekleber an die Tretlagerschale geklebt. Dann noch die Kabel durch das Rahmenrohr durchfummeln und natürlich verlängern... Aber jetzt passt alles.

Die erste Zeit habe ich natürlich etwas gebraucht, mich an das andere Fahrgefühl zu gewöhnen. Insbesondere enge, langsame Kurven waren ganz schön schwierig. Ich habe zwei Stellen auf dem Arbeitsweg, wo ich nach einer scharfen 90° Kurve durch Absperrpfosten durchmuss. Das war am Anfang Höchststrafe... Wie oft musste ich kurz vor der Kollision mit dem inneren Pfosten notbremsen...
Vom Up ist man gewöhnt, dass das Rad ziemlich genau dahin fährt, wo man mit dem Vorderrad peilt. Auf der Liege sehe ich das Tretlager, das weit vor dem Vorderrad liegt. Wenn ich danach peile, dann fahre ich die Kurven immer viel zu eng. Man muss sich daran gewöhnen, wie ein Busfahrer zu lenken: mit dem Tretlager fast ans Hindernis dranfahren und dann einlenken.

Im Sommer hab' ich auch eine kleine Campingtour mit meinem Sohn zusammen gemacht. Ich habe die Ortlieb Bananen und die Flevobike Toptasche. Das Zelt habe ich mit zwei Spannriemen unter den Rahmen zwischen die Räder geschnallt. Die Fahreigenschaften ändern sich bei Beladung überhaupt nicht, das ist sehr angenehm.

Auch im Sommerurlaub an der französischen Atlantikküste hatten wir die Räder dabei. Dort habe ich mal eine Ausfahrt mit einer Truppe Rennradler mitgemacht. So 100 km in gut drei Stunden. Das ging ganz gut. Gegen Ende ist dann einer der stärkeren Fahrer vorraus gefahren und ich bin mit ihm mit. Wir sind eine Weile so 40-42 km/h gefahren, aber das war für mich auf Dauer zu schnell und ich habe ihn ziehen lassen. Die Grenze für mich in einer Zweiergruppe wäre wohl 38 km/h gewesen. Das erzähle ich um zu zeigen, dass mir die GreenMachine schnell genug ist. Ich bin schneller unterwegs als früher auf dem RR.

Die Fahrten zur Arbeit machen immer noch Spaß. Ab und an bin ich auch morgens mal über den Heidelberger Hausberg Königstuhl gefahren. Da bin ich auf jeden Fall deutlich langsamer, als auf dem RR. Allerdings bin ich die Strecke mit dem RR zum letzten Mal vor 20 Jahren gefahren, da war ich noch 20 kg leichter. Einen fairen Vergleich der Bergtauglichkeit habe ich also nicht.

Zur Alltagstauglichkeit/Reparaturen: da gibt es meiner Meinung nach nur einen einzigen Schwachpunkt, nämlich die Bremsen. Der erste Satz Beläge (das waren wohl metallische von Avid) hat 3000 km gehalten (bis in den November hinein). Dann habe ich auf organische von Avid gewechselt. Die waren hinten schon nach 1300 km weg. Vorne sind sie noch drauf, aber hinten ist der nächste Satz Beläge auch schon wieder fast am Ende. Ich werde mir auf jeden Fall mal die neue Trommelbremse für die GreenMachine ansehen und fragen, ob man die auch nachrüsten kann.

Für den Winter hat mir Flevelo ein paar Ersatzfelgen aus glasfaserverstärktem Nylon verkauft. Darauf habe ich die Marathon Winter montiert. Das ist ziemlich praktisch, ich kann dadurch in 5 Minuten Sommer- auf Winterreifen wechseln: Vorderrad ausbauen, 12 Torxschrauben mit dem Akkuschrauber raus- und wieder reindrehen, Vorderrad wieder einbauen, fertig.

Die Fahreigenschaften auf Eis und Schnee konnte ich diesen Winter auch ausgiebig testen :eek:, ich bin ca. 1000 km mit den Spikes gefahren. Also Glatteis geht super. Frischer Neuschnee ist auch ok. Aber angesulzter Schnee und/oder Spurrillen gehen gar nicht. Sobald es anfängt, dass das Hinterrad rumrutscht, wird es schwierig. Man kann das mit dem Körper einfach nicht ausgleichen, sondern nur durch Lenken. Das geht aber nur, wenn man noch fährt... Nicht gut. Ich bin bei schwierigen Verhältnissen auf den Feldwegen dann lieber Landstrasse gefahren.
Einige male hat es mich fast hingelegt (auf den Feldwegen). Meistens konnte ich die Füße rechtzeitig runter kriegen und das Rad noch gerade so am Lenker halten. Bei so einer Aktion habe ich anscheinend das oben erwähnte T-Stück am Lenker wieder verbogen... Da lasse ich mir auf die Spezi ein oder zwei Ersatzteile mitbringen, die muss man wohl als Verschleissteile betrachten.
Ein paar mal hat es auch nicht gelangt und ich bin geflogen. Das ging erstaunlich glimpflich ab. Ich bin auf dem Hintern gelandet und die GreenMachine ist auf dem Pedal vorne und hinten auf der Kante vom Sitz und zum Teil auf der Anhängerkupplung gerutscht. Sichtbar ist nur ein Kratzer am Sitz, da kann man nicht meckern.

Zur Wettertauglichkeit bei Regen: finde ich auf der Liege viel besser als auf dem Up. Bei Regen sind die Füsse aus dem Spritzbereich des Vorderrad draussen und bleiben völlig trocken. Der Schlagregen geht an die Fußsohlen. Erst nach ca. einer halben Stunde fängt das Wasser an, aus der Hose über die Socken in die Ferse zu sickern. Dagegen habe ich mir Gamaschen zugelegt, damit bleibt alles trocken. Ansonsten macht mir Regen auf dem Arbeitsweg nicht so viel aus, solange ich warm bleibe. Nass werde ich auch ohne Regen vom Schwitzen. Länger als eine Stunde bin ich im Regen noch nicht gefahren.

Eigentlich wollte ich letztes Wochenende ja mal ausprobieren, einen Brevet zu fahren, aber das ist leider nix geworden wegen des erneuten Wintereinbruchs. Mal sehen, ob ich mir den 300er am Karfreitag zutraue. Bis jetzt bin ich noch nicht angemeldet.

Platten hatte ich vier, alle in den Sommerreifen (Vredestein Perfect Moiree). Zwei davon in der Woche nach dem Schnee wegen Split. Die Reifen fangen an etwas dünn zu werden, mal sehen wie lange die noch halten. Ich weiss noch nicht, was ich danach montiere. Kojaks sind wohl zu dünn (35x406 für eine 34C Felge). Evtl. Marathon Supreme in 42-406?

Demnächst nehme ich mir mal den Ölwechsel für die Rohloff vor. Ansonsten freue ich mich auf viele weitere Kilometer in den nächsten Jahren...

Viele Grüße, kga
 
AW: 5000 km GreenMachine

Hallo,
für mich sind die Bremsen auch der grösste Schwachpunkt, da klingt die Aussicht auf Trommelbremsen doch verheissungsvoll.
Weisst du da mehr drüber?
Ansonsten bin ich mit meiner Greenmachine hoch zufrieden, vor allem den Komfort des Sitzes hatte ich so nicht erwartet, kein Vergleich mit der Schale meines alten Radius.

solidarische Grüsse, Tummel
 
AW: 5000 km GreenMachine

Jetzt müsste es die Greenmachine nur noch in "gaaaanz tief" und mit 3-Fach Kettenblatt vorne geben :)

Mit 3000km für einen Satz Bremsbeläge kannst du froh sein.
Am MTB hat im Winter mal ein Satz Beläge nur 500km gehalten.....und das im Spessart und nicht in den Alpen *G*
 
AW: 5000 km GreenMachine

Weisst du da mehr drüber?

Hallo,
ich weiss nur das, was Flevelo in seinem Newsletter geschrieben hat. Nächste Woche auf der Spezi werde ich mir das mal ansehen.

Ansonsten bin ich mit meiner Greenmachine hoch zufrieden, vor allem den Komfort des Sitzes hatte ich so nicht erwartet, kein Vergleich mit der Schale meines alten Radius.

Ja, finde ich auch. Allerdings hatte ich in der letzten Zeit Probleme mit dem Sitz: der ist mir nämlich gebrochen. Und zwar sind die Sitzholme unten regelrecht aus den Gewindestangen rausgerissen. Links komplett, rechts war das Material fast durch. Der Sitz wurde auf Garantie getauscht, aber ich fürchte das Problem kommt wieder.

Auch das werde ich auf der Spezi mit den Jungs von Flevobike besprechen...

Gruß, kga
 

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Hallo, kga!
Ich habe mir heute meine - nachgerüstete - BB 7 mal angeguckt - und die empfohlenen insgesamten 3 mm habe ich wohl beisammen...
Wie hast du beim Hinterrad die Pads gewechselt (da einseitig montiertes Rad) - und bis du bei den metallischen Pads von Avid geblieben?
Im Forum wurden u. a. ja auch CoolStop diskutiert - was hältst du davon?

Mein nächstgelegener Radladen hat die sogar da - konnte aber auf Anhieb auch nicht sagen, wie das wohl so gehen würde.

Ich darf davon ausgehen, daß die Räder auf jeden Fall aus den Gabeln raus müssen, oder? Und ich muss danach die Bremsen komplett neu einstellen?
 
AW: 5000 km GreenMachine

Hi,
an Bremsbelägen habe ich schon einige durchprobiert:

  • Avid metallisch: Originalausrüstung und die fahre ich jetzt auch wieder. Haben ca. 3000 km gehalten.
  • Avid organisch. 1300 km hinten, 3400 km vorne.
  • Coolstop organisch. 1200 km hinten, 2700 km vorne.
  • BBB blau. 4600 km hinten.
Funktioniert haben sie alle gut. Was ich sagen kann ist, dass ich nach einer Regenfahrt die Beläge hinten um 2-3 Klicks nachstellen muss. Es spült anscheinend soviel Sand hinten rein, dass die Beläge wegschmelzen wie Butter an der Sonne.
Leider ist die Trommelbremse ja noch nicht verfügbar, das wäre echt 'ne Verbesserung.

Zum Belägewechseln brauchst du die Räder nicht abmontieren, nur die Bremssättel. Einfach die beiden Imbusschrauben losschrauben (achte auf die Reihenfolge der Scheiben), Bremse raus und Beläge tauschen. Wiedermontage und Einstellen der Bremsen nach Anleitung von Avid. Ist kindseinfach: du schraubst die Sättel locker an, klemmst die Scheibe zwischen die Beläge, so dass der Sattel sich richtig ausrichtet, dann festschrauben und die Beläge wieder lockern.

Gruß, kga
 
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