203mm-Bremsscheibe am 26"-Rad = 160er am 20"-Laufrad

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Hallo,

fährt jemand eine größere als 160mm-Bremsscheibe an einem 20"-Laufrad?

Da ein 20"-Laufrad rechnerisch genau 1,3x kleinere Hebelkräfte auf die Bremsbeläge ausübt als ein 26"-Rad
entspricht eine 160er Scheibe bereits 160x1,3=208mm am 26"-Rad.

Am Reiseliegetandem mit Anhänger würde ich für Passabfahrten die 203er Scheibe wählen, hätte ich ein 26er Rad. Würdet Ihr für gigantische Bremsleistung solch eine große 203er Scheibe auch auf 20"-Rad montieren (und damit schon weit über einer 10"-Scheibe liegen!!)?

Gruß,Nicolai
 
AW: 203mm-Bremsscheibe am 26"-Rad = 160er am 20"-Laufrad

Hallo Nicolai,

wir fahren eine 203 mm Scheibe auf unseren Pino Tandem der Firma Hase. Grundsätzlich sollte das mit der großen Scheibe auf einem 20 Laufrad funktionieren, aber in der Regel stößt dann die Scheibe an die Gabel. Wenn man umrüsten will, muss man sich den richtigen Adapter für den Bremssattel besorgen. Du solltest Dir aber vorher die Frage stellen ob Du den zusätzlichen Bumms an der Bremse auch wirklich brauchst.

Beim Tandem ist die große Bremsscheibe ein absolutes muss.

Schöne Grüße Uwe
 
AW: 203mm-Bremsscheibe am 26"-Rad = 160er am 20"-Laufrad

Hm. mein Hausverstand sagt mir, dass die Bremse, egal ob mit 26Zoll oder 20 Zoll gleich viel leisten muss, es muss ja die gleiche Masse zum Stillstand gebracht werden... deshalb lautet meine unqualifizierte gerade erdachte Gleichung wie folgt:

26" + 203er Scheibe = 20" + 203er Scheibe.

Weiß es jemand genauer?
gruss
günter
 
AW: 203mm-Bremsscheibe am 26"-Rad = 160er am 20"-Laufrad

Hm. mein Hausverstand sagt mir, dass die Bremse, egal ob mit 26Zoll oder 20 Zoll gleich viel leisten muss, es muss ja die gleiche Masse zum Stillstand gebracht werden... deshalb lautet meine unqualifizierte gerade erdachte Gleichung wie folgt:

26" + 203er Scheibe = 20" + 203er Scheibe.

Weiß es jemand genauer?
gruss
günter

Hi,

Muß jetzt endlich mal schlafen gehen. Daher kurz und flockig:
Hier geht es um das Verhältnis von Hebelarm zu Wirkarm. Hebelarm des Laufrades ist der Radius des Laufrades samt Reifen. Wirkarm der Scheibenbremse ist grob der Radius der Scheibe. Je mehr sich dieses Verhältnis annähert, desto höher ist die Bremsleistung.

Andreas
 
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Hi!

Also die zu vernichtende kinetische Energie ist ja immer gleich groß.
Möchte man in einer bestimmten Zeit mit seinem Rad auf 0km/h abbremsen, müssen beide Bremssysteme (am 20" und 26" Rad mit z.B. 160er Scheibe) die gleiche Bremsleistung haben. In beiden Fällen muss die Bremscheibe gleich viel Bewegungsenergie in Wärme umsetzen.
Ein Unterschied besteht allerdings in der Umdrehungsgeschwindigkeit der Räder. Das 20" Rad dreht sich logischerweise schneller als das 26" Rad.
Das spielt hier aber kaum eine Rolle, da die Gleitreibung weitestgehend geschwindigkeitsunabhängig ist. Das heißt, es ist egal wie schnell sich die Bremscheibe am Bremsbelag vorbei bewegt.
Wenn das nicht so wäre, müsste man bei niedrigen Fahrgeschwindigkeiten weniger feste "zupacken" als bei hohen um die gleiche Verzögerung zu erhalten. Und wie jeder weiß, ist das nicht der Fall.
Schlussendlich kann man sagen, daß es keinen Unterschied hinsichtlich der Bremskräfte an unterschiedlich großen Laufrädern, bei ansonsten gleich großen Bremscheiben gibt.
Damit macht es sehr wohl Sinn, an kleinen Raddurchmessern große Bremsscheiben zu benutzen.
Wenn ich mich täusche, lasse ich mich gerne eines Besseren belehren. :)

Mfg

Christian
 
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Ich möchte noch in den Diskurs einwerfen, daß eine größere Scheibe die gleiche Menge Bremswärme über eine größere Oberfläche abgeben kann (und deswegen Bremsen nicht (so schnell) überhitzen.
 
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Also die zu vernichtende kinetische Energie ist ja immer gleich groß.
Ja aber bei der Betrachtung der "Bremsleistung" (oder genauer: der max. aufzubringenden Verzögerung in Abhängigkeit der Geschwindigkeit bzw. der von der Bremse zu verrichtenden Arbeit) nicht von Interesse.

Möchte man in einer bestimmten Zeit mit seinem Rad auf 0km/h abbremsen, müssen beide Bremssysteme (am 20" und 26" Rad mit z.B. 160er Scheibe) die gleiche Bremsleistung haben.
Wieder ja, denn Leistung ist Arbeit mal Zeit. Jedoch kann ein identisches Bremssystem an einem kleinen Laufrad mehr Arbeit leisten, denn trotz gleicher Gleitreibung ist der Hebel kleiner. Voraussetzung dafür ist allerdings die Annahme, das die Reifenhaftung groß genug ist.

Anders formuliert:
Je kleiner der wirksame Hebel, desto mehr kinetische Energie ("Bremsarbeit") kann bei gleicher Gleitreibung Bremse/Scheibe über den Reifen an die Fahrbahn abgegeben werden.

Nochmal anders:
Ich benötige bei einem kleineren Laufrad weniger Bremsdruck für die gleiche Verzögerung oder habe bei gleichem Bremsdruck eine bessere Verzögerung (wenn Reifen und Fahrbahn mitspielen).

Die eigentliche Bremsleistung kann ich aber nur erhöhen, indem ich auch die verbremste Energie besser abführe (also z.B. größere Scheibenoberfläche = größere Bremsleistung).

Grüße,
André
 
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Wieder ja, denn Leistung ist Arbeit mal Zeit. Jedoch kann ein identisches Bremssystem an einem kleinen Laufrad mehr Arbeit leisten, denn trotz gleicher Gleitreibung ist der Hebel kleiner. Voraussetzung dafür ist allerdings die Annahme, das die Reifenhaftung groß genug ist.

Hi!
Du hast natürlich Recht! Ein Denkfehler meinerseits.
Klar, die Gleitreibung ist geschwindigkeitsunabhängig und der Hebelarm je nach Radgröße mehr oder weniger lang.

mfg

Christian
 
AW: 203mm-Bremsscheibe am 26"-Rad = 160er am 20"-Laufrad

Hallo,

fährt jemand eine größere als 160mm-Bremsscheibe an einem 20"-Laufrad?

Da ein 20"-Laufrad rechnerisch genau 1,3x kleinere Hebelkräfte auf die Bremsbeläge ausübt als ein 26"-Rad
entspricht eine 160er Scheibe bereits 160x1,3=208mm am 26"-Rad.

Am Reiseliegetandem mit Anhänger würde ich für Passabfahrten die 203er Scheibe wählen, hätte ich ein 26er Rad. Würdet Ihr für gigantische Bremsleistung solch eine große 203er Scheibe auch auf 20"-Rad montieren (und damit schon weit über einer 10"-Scheibe liegen!!)?

Gruß,Nicolai

Hallo Nicolai,

ich habe an unserem Janustandem letztes Jahr die Bremsscheiben von 160mm auf 203mm gewechselt. Ich wollte für unseren Norwegenurlaub im Fjordland gerüstet sein. So ein bepacktes Tandem wollte ich auf den Abfahrten gut bremsen können. Zwei Jahre vorher habe auf Bornholm die Erfahrung gemacht, dass bergab die 160mm Scheiben zu geringe Bremswirkung und Standfestigkeit haben. Trotzdem sind die Scheiben in Norwegen blau bis violett geworden. Vielleicht brauchen wir Bremsklappen oder -schirme. Der Nachteil von Scheibenbremsen gegenüber Felgenbremsen ist, dass sie weniger Kühlfläche haben. Sie können zwar heißer werden, aber sie kühlen nicht so schnell wieder runter.
Ich würde aber beim Nächsten Tandem auch wieder Scheiben nehmen.

Bis denne

Martin
 
AW: 203mm-Bremsscheibe am 26"-Rad = 160er am 20"-Laufrad

Hallo Nicolai,

habe an unserem BikeE-Tandem letzten Spätsommer eine mech. Avid BB7 mit 205er Scheibe ans 16-Zoll-Vorderrad montiert.

Im Vergleich zur Magura Julie mit 180 mm-Scheibe am 20"-Hinterrad erreicht man mit weniger Handkraft mehr Verzögerung und bei langen Abfahrten hat man etwas mehr Reserve gegen Überhitzung, es dauert etwas länger bis das Fading einsetzt.

Ich würde die Bremsleistung als "brachial" bezeichnen, eigentlich schon zu viel (Panikbremsung auf Nässe oder Schotter).
Die 205er Scheibe läuft genau mit 0 Abstand an der Gabel vorbei, eine 180er hätte mehr Freiraum.

Bin mal gespannt, ob´s mir irgendwann z. B. beim Bahntransport die Scheibe verbiegt, am 16"-Rad wirkt die echt riesig und ist auch ziemlich exponiert.

Bezogen auf 20", Anhänger und Pässe würde ich zur 205er Scheibe raten.

Grüßle
thomisch
 
AW: 203mm-Bremsscheibe am 26"-Rad = 160er am 20"-Laufrad

Überlisten wir hier die Physik....?

... Gedanken der Vorposter stehen nur scheinbar in einem Widerspruch:
A) Die kinetische Energie des Fahrzeuges ist ein Resultat aus Beschleunigungskraft mal Dauer der Beschleunigung (minus Reibungs"verlusten"). Sie ist eine Arbeit (Einheit: Newtonmeter oder Wattstunden).

Arbeit = Kraft * Weg [Nm]

Je stärker ich beschleunige, desto kürzer brauche ich nur zu beschleunigen, um eine bestimmte Geschwindigkeit (und damit kinetische Energie) zu erreichen.


B) Die höhere Leistung erbringe ich offensichtlich, wenn ich diese kin. Energie in kürzerer Zeit erreiche.

Leistung = Arbeit / Zeit
Arbeit = Leistung * Zeit


C) Bremsen: Hier wird dem Fahrzeug Arbeit "entzogen", die kin. Energie sinkt

In Wärme umzuwandelnde kin. Arbeit = 1/2*m*(v2²-v1²)

Sie ist unabhängig von der Bremstechnik und -geometrie.

Arbeit = Kraft * Weg = Reibkraft * 2*pi*Hebelarm (der Bremse)

=> Bei einer bestimmten gewünschten Verzögerung reicht bei größer Bremsscheibe oder kleinerem Laufrad als zum Vergleichssystem ein geringerer Bremsdruck, bzw.

=> Bei einer gleich großer Bremsscheibe an 26'' und 20'' ist die momentane Brems*leistung* am 20''-Rad größer.


Jedoch: egal ob kleinere oder größere Bremsscheibe oder Laufrad, ab einer bestimmten erreichten ***Bremsentemperatur*** ist bei allen Systemen Ende im Gelände, dann fällt die Bremse nahezu aus. Bei einer Bergabfahrt mit Tandem und Zeltgepäck samt Kochausrüstung haben wir nach einigen 100 m Abfahrt schon Felgenbremsbeläge zum Schmelzen gekriegt (Anfängerfehler).

Bei einer größeren Gefällestrecke / Außentemperatur (Kühlluft) / Gesamtgewicht der Fuhre ist für wahrscheinlich jede Bremse ein Punkt des Versagens erreicht.

Ich baue mir das Größte ein, was in den Rahmen passt, ich mir leisten kann oder fahre entsprechend vorsichtig....
 
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