Milan SL vs DF

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... oder wie ich versuche, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

Der Zufall spielte mir ein DF in die Hände, was ich zu einem kurzen Vergleichstest mit meinem SL heran zog.

Das DF: BJ 2015, Radblenden, vorne Conti Contact Speed tubeless, hinten Schwalbe G-One, keine Haube

Der SL: BJ 2013, CAS, Schwalbe Duranos vorn und hinten, mit Haube

Die Route von 40 km fuhr ich zunächst mit dem DF und anschließend mit dem SL. Aufgezeichnet wurde der GPS-Track und daraus die Geschwindigkeiten errechnet.
Bildschirmfoto vom 2017-12-30 18:19:30.png
Es wehte ein satter böiger Wind (ca. 50 - 60 km/h) bei ca 9 Grad Außentemperatur.

Einstieg
Krasser könnte der Gegensatz nicht sein. Wenn man in den SL hinein schlüpft wie in einen Hausschuh, so zwängt man sich in das DF, wie in einen Schaftstiefel ohne Schuhlöffel.

Bodenfreiheit
Die viel gescholtenen Fußhubbel des SL relativierten sich bei der Abfahrt des DF sofort. Auch dessen Fußhubbel kratzten an der Hausausfahrt leicht den Asphalt.

Fahreindruck
Das DF macht seinem Ruf alle Ehre. Der Vortrieb ist optimal, saubere Schaltung, leise Kettenführung und eine wunderbare Fahrwerksabstimmung, die Gullideckel wegbügelt aber zu keinem Zeitpunkt schwammig oder weich, wie etwa ein Quest, wirkt.

Der SL liegt dagegen, trotz Hinterradfederung, bretthart auf dem Asphalt. Jede Unebenheit wird polternd zurückgemeldet. Schaltung und Kettenführung sind deutlich hörbar, aber hier spielt die Haube auch eine Rolle.

Der starke Wind bescherte mir im DF einiges an Herzrasen. Ich war zwar gewarnt, aber das DF sucht förmlich die Seitenwinde und muss ständig aktiv in die Spur gezwungen werden. Dagegen strebt der SL souverän in Fahrtrichtung und vermittelt ein ruhigeres unhektisches Fahrgefühl.

Diese Laufruhe wird beim Antritt allerdings auch zur Zähigkeit, wenn das DF mit Spritzigkeit jeden Tritt sofort in Vortrieb umwandelt. Das ist auch dem Gewichtsunterschied geschuldet, der beim Test ca. 4-5 kg betrug.

Geschwindigkeit
Wie wegen der fehlenden DF-Haube nicht anders zu erwarten, machte der SL die höhere Topspeed auf der Runde. Bei 50 km/h fuhr der SL mindestens 5 km/h schneller. Auf einem 2 km langen ebenen Teilstück Landstraße aus dem Stand erreichte das DF einen Schnitt von 44,7 km/h mit Top ca. 50 km/h, den der SL im Schnitt erreichte (50,2 km/h) mit Top ca. 60 km/h.

Dafür punktete das DF bei der Anfahrt und an Steigungen. Z.B. 1,55 km Anfahrt aus dem Stand mit Brückenauffahrt DF: 45,7 km/h, SL: 45,1 km/h oder 200m Anfahrt aus dem Stand mit leichter Steigung: DF: 26,5 km/h, SL: 23,7 km/h

Dank der Haube brauchte der SL für die 40,5 km absolut gemessen ca. zwei Minuten weniger, im Schnitt stehen 41,3 km/h zu 39,4 km/h. Das ist nicht viel und würde sich mit verbesserter Aerodynamik in Form der Haube sicher umkehren.

Fazit
Im SL liegt man flacher, was ich mag und gewohnter bin. Das DF fühlt sich da fremd an, nicht zuletzt, weil es natürlich nur grob auf meine Maße eingestellt war.

Das Übergewicht des SL beruhte auch auf mitgeführtem Werkzeug inkl. Ersatzreifen und natürlich der Haube. Aber auch ohne wird daraus kein DF-Leichtgewicht.

Das Fahrwerk des DF hätte ich gern im SL, aber ohne die Seitenwind-Sperenzien. Die Wartungsfreundlichkeit mit dem freien Zugang zu Kurbel und Schaltung sind eindeutig ein verlockender Pluspunkt.

Aber wie eingangs schon geschrieben, für mich ist das ist ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Da spielt die Vorliebe für die Form und der augenscheinlich effizientere Luftwiderstand eine Rolle. Auf der Negativseite des DF sind vordringlich der Nadelöhr-Einstieg und die aerodynamische Unvollständigkeit ohne Hosen und Haube zu nennen, die beim SL per se ständig dabei sind.
 
vielleicht dumme Frage aber ich habe keine Antwort gefunden und lese es immer wieder hier im Forum:
Was bedeutet die Abkürzung CAS?
 
CAS Sl
Sind sündteure Sl mit Vankum teures Gewebe, nicht verstellbarer KarbonMast.
So ein Sl muss man mit einem Spezial vergleichen gleicher Preisklasse wenns Fair sein soll. Und immer mit Leistungsmessung.

Die Anfangs Df nicht nicht so gut wie heutige.
Nadelöhr ist nicht richtig. Man muss eben änderst einsteigen. Nur wenn man verkehrte Technik benutzt ist es schwieriger.
 
Sei mal froh, dass zum Vergleich kein sündhaft preiswerter sl MK3 oder MK4 herangezogen wurde.
 
In Anbetracht der Tatsache, dass das Df keine Hosen und keine Haube hat, und dass @utopist nicht adaptiert an das Df war, ist zu vermuten, dass das Df wenigstens genauso schnell wie der SL ist. Mich würde mal eine genaue Vergleichsleistungsmessung interessieren. (Aber das wollen sicherlich die Hersteller nicht.)

Die unterschiedlichen Reifen muss man allerdings auch bedenken.

Wie groß sind denn die Stirnflächen der beiden Fahrzeuge?
 
Was soll denn eine genaue Vergleichsmessung bezogen auf die Geschwindigkeit den Herstellern bringen?

Viel wichtiger ist, wenn man eine gute Form hat, diese weiter zu entwickeln, das Fahrzeug Anwenderfreundlicher und sicherer zu machen. Das zahlt sich für den Kunden am Ende mehr aus.
 
projiziert oder am grössten Querschnitt?
Ich glaube in beiden Fällen ist das DF wesentlich dicker. Aber das ist nicht Match-entscheidend. In Rennen gewinnen beide Modelle mal. Aber da sind die DFs in der Regel dann auch voll verkleidet (Räder, Kopf, Schwanzflosse).
 
Mit dem Einstieg muß ich @DanielDüsentrieb Recht geben. Ich bin nun 192cm groß und das Einsteigen macht mir gar nichts aus. Man braucht nur den passenden Hüftschwung und schon ist man drin. Alles eine Frage der Gewöhnung.
 
In Anbetracht der Tatsache, dass das Df keine Hosen und keine Haube hat
Man kann aber auch nicht immer wenns ums gewicht geht das "nackte" df heranziehen und immer wenns um aerodynamik geht das das voll behoste mit haube. Den vorteil erkauft man auch beim df mit einigen kilo mehrgewicht.
 
Letztlich zeigt der mehrfache Vergleich von Quest spezial (aerodynamischer Entwurf von ca. 2000/Milan SL von ca. 2010/df von ca. 2013) , dass wir für die dreirädrigen Konstruktionen schon recht nahe am physikalischen Limit angekommen sind.

Auch beim Rollwiderstand haben bestimmte "rekordverdächtige" Reifen gezeigt, was geht. Aber auch ihre geringe Haltbarkeit, Pannenanfälligkeit, Haftungsgrenzen.

Hinzu kommen die Fahrwiderstände durch Steigungen und die nötige Beschleunigungsstrecke und -zeit, um z.B. deutlich über 50 km/h zu gelangen.

Nachdem dies alles so weit vorangetrieben ist, wären Regendichtheit, Belüftung, Dynamo, hydraulische Bremsen, mal dran.
 
Man kann aber auch nicht immer wenns ums gewicht geht das "nackte" df heranziehen und immer wenns um aerodynamik geht das das voll behoste mit haube. Den vorteil erkauft man auch beim df mit einigen kilo mehrgewicht.

Die kleine Einstiegsöffnung des DF ermöglicht Gewichtseinsparung weil die Grundform eine bessere Statik hat. Man braucht also mehr Material bei einer großen Öffnung um die gleich Steifigkeit zu erreichen. Die Hosen und Haube machen nicht mehrere Kilo aus.
 
Nachdem dies alles so weit vorangetrieben ist, wären Regendichtheit, Belüftung, Dynamo, hydraulische Bremsen, mal dran.
Da würden mir weitere Punkte einfallen, das passt aber nicht zum Thema.
Um beim Thema zu bleiben: Meistens werden die Modelle nach Geschwindigkeit verglichen. Es fehlt oft der Vergleich der Praxistauglichkeit.
Wie schnell ist das Gepäck verstaubar.
Wie oft gibt es Komplikationen mit dem Gepäck (Stichwort: Jacke in Kette gerutscht).
Häufigkeit der Schaltungsstörungen.
Wechsel von Cabrio auf Teil oder Voll geschlossen (Ich träume von einem Schiebdach mit Visier + verschiebbarem Schaumdeckel ohne Klettgefummel)
Belüftung bzw. Temperaturstau, Kondensatansammlung
Erreichbarkeit von Unterwegs-Utensilien.
Akkuwechsel während der Fahrt.
Zeitaufwand beim Einsteigen auch bei körperlichen Einschränkungen.
Entwässerung nach Komplettreinigung.
Reifenwechsel
An- und Abschließbarkeit
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Die kleine Einstiegsöffnung des DF ermöglicht Gewichtseinsparung weil die Grundform eine bessere Statik hat
Der Nachteil ist auch die schlchtere Durchlüftung, was natürlich auch mit den geschlossenen Fusslöcher zu tun hat. Einsteigen ins DF geht schwieriger als im Quest aber durchaus machbar. Erschwerend wirds nur, wenn man eine dicke Matte verwendet (so wie ich zB) und man daran nicht runterrutschen kann
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Da würden mir weitere Punkte einfallen, das passt aber nicht zum Thema.
Gebe ich dir voll und ganz recht auf diese Dinge wird recht wenig eingegangen und weiterentwickelt
 
Es fehlt oft der Vergleich der Praxistauglichkeit.
Wir hatten schon mal festgestellt, dass "Praxis" bei jedem anders ist. Ergo sind das dann die persönlichen Vorlieben, welche für oder gegen ein VM entscheiden. Das kann aber m.E. nicht Thema der Entwicklung sein, hier sind allgemeine Dinge wie von @AntoineH aufgezählt wichtiger.
 
dass wir für die dreirädrigen Konstruktionen schon recht nahe am physikalischen Limit angekommen sind.
Kann stimmen, kann aber auch täuschen. Bei Battle Mountain glaubte man auch die Grenze erreicht zu haben, bis es wieder einen deutlichen Sprung gab.

die persönlichen Vorlieben
Können aber oft nur erfüllt werden, wenn diese bei der Entwicklung berücksichtigt wurden.
So war ich zum Beispiel sehr überrascht, wie viel einfacher/angenehmer Langstreckenfahrten wurden, nur weil mein QV vernünftige Seitenfächer neben dem Sitz hat. Kein Verrutschen der mitgenommenen Teile und deutlich weniger Verrenkungen während der Fahrt um an die Futterreserven oder andere Dinge zu kommen.

Vom Milan habe ich gelegentlich gehört, dass sich der Akku losrüttelt und dann keinen Kontakt mehr hat. Ist das wirklich so? Ist das beim DF besser gelöst?

Solche Punkte werden sehr selten verglichen. Aber ich gebe dir Recht, dass sich die Entwicklung von Alltagstauglichkeit für die Hersteller weniger lohnt als andere Punkte, die weniger individuell sind. Ein Vergleich einzelner Punkte lohnt sich aber für jeden VM-Piloten.
 
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