Trommelbremse vs. Scheibenbremse

Auch Scheibenbremsbeläge sollte man eigentlich Einbremsen.
Ersetze sollte durch muss ... Wenn man Scheibenbremsbeläge nicht einbremst, verschenkt man deutlich Bremsleistung. Viele, eher die meisten, Fahrer mit Scheibenbremsen machen das nicht, sind eigentlich mit der Leistung zufrieden, ahnen aber noch nicht mal, dass es noch erheblich besser geht. Mit den selben Bremsen wohlgemerkt.

Ich hab heute zufällig die Bremsbeläge an meinem MTB gewechselt (XT 2016), mein Nachbar war zum Quatschen dabei und als ich sagte, ich müsste "mal eben" die Bremsbeläge einbremsen, hat er nur verständnislos geguckt. Ich hab ihm das Rad in die Hand gedrückt und gesagt, er solle mal ein-, zweimal aus 25-30 km/h fast bis zum Stillstand abbremsen. Dann das Rad wieder selbst übernommen und gleiches ca. 20x gemacht. Dann hab ich ihm das Rad wieder gegeben und er sollte nochmal probieren. Der gute Mann wäre dann beinahe über den Lenker abgegangen ... :D. Der Mann fährt bestimmt seit 10-15 Jahren MTB, ihm war das schlicht unbekannt ...
 
Interessant ist die Frage, wieviel Trommelbremsenbefürworter kommen aus dem Flachland, und umgekehrt, wieviele der Scheibenbremsenbefürworter aus stark bergigem Gelände.
Das stimmt. Ich fahr regelmäßig den Pfänder hoch und runter (600 Hm) und bin für Trommelbremsen. Regelmäßig Gehrenberg, Höchsten, Honauer Steige, seltener schweizer Jura und Pyrenäen. Was sich so in Frankreich/Spanien/Portugal in den Weg gestellt hat. Mt Ventoux kommt dieses Jahr.
Ach ja, fast vergessen: Den Teufelsberg in Holland bin ich auch schon abgefahren! ;) :ROFLMAO:

Und wie wartungsarm sind Trommelbremsen? Ich verweise hier auf den Thread "Trommelbremse (Tips vom Profi) mit 140 Beiträgen von Januar bis April 2017.
Dann such mal die ganzen Scheibenbremsbeiträge zusammen :)
Eigene Erfahrung: Am Liegerad in Stuttgart 550-1300 km pro Belag, hier am See mit Pfänder 2000, ohne 4000. Scheibe alle 10.000. Verbogene Scheibe, klingelnde/schleifende Beläge, zerbremste Belagklammer sind die Wartungsthemen.
Trommelbremsen am Milan hielten 15.000. Jetzt mit reduziertem Gewicht werd ichs mal sehen. Wechselgrund bisher die ausgenudelten Gleitlager durch die Bremsbelastung. Die 15.000 hat auch meine Federgabel am Flux mit Scheibenbremse gehalten, bis ich sie tauschen musste.

Gruß,

Tim
 
Da sieht man dass man mit der halben Bremsleistung immer noch komfortabel auskommt. Ich hab die auch nie eingebremst wegen zu faul. Reicht ja immernoch dicke.
 
Bedeutet das, daß Trommelbremsen das Produktionswerk verlassen und dann noch mal zerlegt werden müssen, um nachzuarbeiten, was im Werk versäumt wurde?

Sozusagen...
Das Problem ist nicht die Trommelbremse ansich, sondern das es eigentlich nur einen Hersteller gibt der die Teile in recht mäßiger Qualität produziert.
So müssen Leute wie Ginkgo ran um daraus was wirklich gutes zu machen. Und wir, als Hersteller von Rädern, müssen dafür sorgen das die Bremsen richtig eingestellt und bearbeitet sind um bestmögliche Bremsleistung zu erzielen.

Gruß,
Patrick
 
Sozusagen...
Das Problem ist nicht die Trommelbremse ansich, sondern das es eigentlich nur einen Hersteller gibt der die Teile in recht mäßiger Qualität produziert.
So müssen Leute wie Ginkgo ran um daraus was wirklich gutes zu machen. Und wir, als Hersteller von Rädern, müssen dafür sorgen das die Bremsen richtig eingestellt und bearbeitet sind um bestmögliche Bremsleistung zu erzielen.

Gruß,
Patrick

Wie kann es sein, daß sich eine ganze Branche von einem Hersteller abhängig macht, der ein Monopol auf die Produktion von Trommelbremsen hat? Was passiert, wenn SA eines Tages die Produktion von Trommelbremsen einstellt?
 
Wie kann es sein, daß sich eine ganze Branche von einem Hersteller abhängig macht, der ein Monopol auf die Produktion von Trommelbremsen hat? Was passiert, wenn SA eines Tages die Produktion von Trommelbremsen einstellt?
Mit Federbeinen ist das ja genauso, da gibt es auch ein Monopol. Der Punkt ist eben, dass der VM-Markt sehr klein ist, und man froh sein muss, wenn es überhaupt was gibt. Dass die Qualität besser sein könnte, ist klar.

Z.B. bei Falträdern, obwohl viel größerer Markt, ist es ähnlich; die meisten haben Nabenschaltungen, aber auf dem Markt gibt es nur wenige Modelle, und von der Einbaubreite her nicht unbedingt austauschbar, und trotzdem qualitativ eher mittelmäßig. Als vor einigen Jahren Sturmey&Archer pleite gegangen ist, gab es keine 5-Gang-Schaltungen mehr für das Brompton. Und Brompton ist immerhin der größte Fahrradhersteller von Großbritannien. Also wurde schnell ein 2-fach-Umwerfer entwickelt, um mit einer 3-Gang-Nabe sechs Gänge zu haben.

Ich hoffe ja, dass in ein paar Jahren die VM-Karosserien weitgehend ausgereift sind (Gewicht, Aerodynamik, Steifigkeit, und das Ganze auch noch zuverlässig in Serie), und sich die Hersteller an die Komponenten machen.
 
Bei einigen tausend Stück im Jahr kann man sich aber auch schon überlegen eigene Trommelbremsen herzustellen.. Spritzguss lohnt da schon.
Muss halt nur mal wer machen und das Geld in die Hand nehmen (und nein, ich bin finanziell dafür definitiv der falsche Ansprechpartner)
 
eigene Trommelbremsen herzustellen
Da würde ich den vermutlich bereits pensionierten Entwickler von Sturmey Archer in Boot holen, sonst fängt man wieder bei Adam und Eva an. Ist ja nicht komplett banal, Alu-Spritzguss mit umspritzter Stahlbüchse die nachher ja nicht eiern darf. Und heraus kommt wieder nur eine Trommelbremse mit ihren prinzipbedingten Schwächen:
  • Aufheizen des Nabenkörpers welcher aus Gewichtsgründen aus Alu sein muss, das bei 200°C bereits deutlich weicher wird und Gefügeveränderungen durchmacht.
  • Wärmedehnung im Bereich der Lagerung (das Problem ist lösbar)
  • Aufheizen der Kugellager auf Temperaturen jenseits des Schmelzpunkts gewöhnlicher Lagerfette.
  • Wärmedehnung der Trommel bewirkt Druckpunktwanderung
  • Wärmedehnung der Trommel ist einseitig behindert also wird sie vorübergehend konisch, der Belag bremst dann nur noch auf der Kante und überhitzt dort.
  • Wärmedehnung der Trommel (Alu) grösser als die der Stahlbüchse, damit die Büchse nicht durchdreht braucht sie Mitnehmer
  • Viel zu wenig Kühlfläche weil der Innenraum der Trommel durch die Bremsplatte verschlossen ist.
  • Wenig zur Kühlung nutzbar Temperaturdifferenz zur Luft weil Alu sonst schmilzt
  • Schmutzempfindlich wenn offen, Abrieb sammelt sich an wenn geschlossen.
  • Korrosion zwischen Stahlbüchse und Alunabe, deshalb kann auch kein rostfreier Stahl genommen werden, sonst wär es noch viel schlimmer.
  • Büchse rostet bei Feuchtigkeit (2. Hauptursache des Trommelbremstypischen Rubbelns)
  • Selbstverstärkung durch Reinziehen des auflaufenden Belags mach Bremswirkung unberechenbar. (4. Hauptursache des Trommelbremstypischen Rubbelns)
  • Speichenflansch am ungestützten Rand der Trommel ovalisiert gerne die Trommel (1. Hauptursache des Trommelbremstypischen Rubbelns)
  • Speichenspannung lässt bei heisser Nabe nach
  • Trommel schrumpft auf durch Parkbremse blockierte Beläge und ovalisiert dadurch dauerhaft (3. Hauptursache des Trommelbremstypischen Rubbelns)
  • Automatische Belagsnachstellung schwierig (hat auch bei Autos nie funktioniert)
  • Hydraulische Ansteuerung schwierig weil zu wenig Platz in der Trommel, also Zylinder ausserhalb der Trommel und erst wieder die beknackte Nocken-Mechanik
  • Reibfläche (Büchse) bei Verschleiss/Rost nicht austauschbar
Hab ich was vergessen?
 
... und die Brille hat Kunststoffgläser, das Fahrrad Kunststoffschutzbleche

Ich wollte auf die Schwierigkeit hindeuten, dass das Alu unter Druck und mit hoher Strömungsgeschwindigkeit in die Form kommt und dabei die Stahlbüchse verschieben oder ovalisieren könnte.
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Hab ich was vergessen?
  • Riesige Nabenflansche erschweren das Einspeichen in kleine Felgen. Speichen werden dadurch am Nippelausgang geknickt.
  • Um dasselbe Bremsmoment wie, sagen wir, eine 180mm Scheibe aufzubauen braucht die 90er Trommel die doppelte Anpresskraft.
  • Eine Scheibe kann hauchdünn konstruiert werden weil die Beläge von beiden Seiten drücken. Die nach aussen ungestützte Trommel muss mit entsprechender Wandstärke biegesteif gestaltet werden damit von innen drückende Belag kein Beule reindrückt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habt ihr mit den Scheibenbremsen nicht ständig das Klingel-Problem?
Vor allem natürlich am Trike (aber nicht nur da). Sollte ich mir jemals wieder ein Trike kaufen, käme mir da keinesfalls eine Scheibenbremse dran.
 
Die Trommelbremsen öffne ich im Schnitt alle 500 km, um die verglasten Beläge mit einem Schwingschleifer anzuschmirgeln. Nur so behalten sie bei meinem Gewicht und hügeliger Umgebung das Maximum ihrer Bremskraft.
Scheibenbremsbeläge habe ich immer eingebremst, das war bei Avid & Magura empfohlen. Danach brauchen die keine Pflege mehr, bis nach 5-6000 km (am Vorderrad, hinten halten sie wesentlich länger) neue Beläge drauf müssen. Einmal eingebremst, habe ich auch kein Klingeln mehr außer wenn ich beim nachstellen der mechanischen BB7 etwas zu weit nachgestellt habe. Dann drehe ich entweder eine Umdrehung des roten Knopfes zurück, oder fahre einige stärkere Abfahrten, dann hat sich das schnell wieder.
C.
 
Die Trommelbremsen öffne ich im Schnitt alle 500 km, um die verglasten Beläge mit einem Schwingschleifer anzuschmirgeln. Nur so behalten sie bei meinem Gewicht und hügeliger Umgebung das Maximum ihrer Bremskraft.
Schwingschleifer? :confused:
Um die Verglasung zu entfernen reicht es die Bremsbeläge mit der 'Schleifseite' eines neuen Küchenschwamms (3M Scotch-Brite) anzuschleifen (den Küchenschwamm danach bitte nicht mehr zum abwaschen nehmen! ;)). Wer es teurer haben will, kann auch 3M Scotch-Brite Schleifvlies nehmen.

Zum einschleifen neuer Bremsbeläge von Hand, hab ich beim letzten Mal 1/4-1/2 Teelöffel 220er Korundpulver (Al2O3 Strahlgut) in der Bremstrommel verwendet. Das ging richtig gut! Ne sauber tragende Bremsbelagoberfläche nach ein bis zwei Dutzend Radumdrehungen.
Beim ersten Versuch mit 120er Korundpulver erschien mir das als Schleifmittel zu grob.
 
Und wie wartungsarm sind Trommelbremsen?


Hallo Gerhard

Da ich selbst noch nicht solange mit Velomobil sprich Trommelbremsen unterwegs bin, verlasse ich mich mehr auf die vielen mails und Anrufe von Kunden, die mich fragen, ob sie an den Bremsen mal was machen sollten, weil sie schon 25000 , 30000, heute ein Kunde mit 50000 km, gefahren sind. Ich denke , dass spricht seine eigene Sprache.

viele Gruesse
Lutz
 
...weil sie schon 25000 , 30000, heute ein Kunde mit 50000 km, gefahren sind. Ich denke , dass spricht seine eigene Sprache.

Mein letzter Satz 90er Beläge hat 7.931km gehalten (den musste ich aber schon nach 3.200km ausshimmen, weil die Bremsnocken klemmten) :oops:
Der aktuelle Satz hat 7.500km runter (und wurde bei knapp 6.000km ausgeshimmt).

Allerdings hab ich 24" Vorderräder und brems gern mal hart ab. Das geht offensichtlich heftig auf den Verschleiß. :sneaky:
 
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