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Moin!
Ich möchte hier den Weg meiner Entscheidungsfindung bei der Übersetzungsabstimmung meines zukünftigen DFs (CLICK) vor- und gleichzeitig zur Diskussion stellen. Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen bei seinen eigenen Überlegungen weiter.
Aufgrund der Erfahrungen mit dem Mango habe ich mir einen eigenen kleinen „Ritzelrechner“ in Excel aufgebaut, um vom Mango auf das DF extrapolieren zu können. Gegenüber den üblichen Ritzelrechnern habe ich zusätzlich noch die Fahrzeugdaten(1) wie Gewicht, cwA, Rollwiderstand(2) und Wirkungsrad mit in die Überlegungen einfließen lassen, da VMe „extreme“ Fahrräder sind, was das Systemgewicht als auch die erreichbaren Endgeschwindigkeiten betrifft.
Auslegung min. Entfaltung: Der Gewichtsunterschied zwischen dem DF und meinem Mango (15kg!) und auch die Wirkungsradverbesserung (Wegfall Zwischengetriebe, steiferer Antrieb) werden sich am „Berg“ stark bemerkbar machen, so daß bei der Betrachtung der erreichbaren minimalen Entfaltung diese Faktoren nicht unberücksichtigt bleiben dürfen. Der zulässige „Verlängerungsfaktor“ für die min. Entfaltung am DF beträgt ca. 20%. Die Erhöhung der min. Entfaltung von 1.66m (Mango) auf 2.05m (DF) ist also im grünen Bereich. Damit sollte ich alles fahren können, was ich bisher auch mit dem Mango geschafft habe. Erstrecht vor dem Hintergrund, daß ich die minimale Entfaltung des Mangos inzwischen fast gar nicht mehr benötige(3). Mein üblicher Anfahrgang beim Mango (53-24 / 3.92m) läge auch beim DF (61/25 / 4.71m mit Verlängerungsfaktor 3.97m) auf dem großen Kettenblatt (mit noch zwei möglichen Gängen nach unten), so daß ich mich vom Schalten nicht umgewöhnen muß und das 34er Kettenblatt wirklich nur noch ein Rettungsanker für Steigungen >5% sein wird. Das Resultat dieser Überlegungen findet sich im folgenden „Auslegungsblatt“ „DF 34-61 10f-12-32.png“ in den Zellen T27:U30 wieder:
Auslegung max. Entfaltung und Gangsprünge: Bei VMen bewegt man sich bei der Fahrt im Flachen in einem Geschwindigkeitsbereich, wo es meiner Meinung nach nicht mehr sinnvoll ist, mit den üblichen Gangsprüngen in Prozent basieren auf den Übersetzungen zu arbeiten, sondern man besser mit „Leistungssprüngen“ arbeiten sollte. In den Auslegungsblättern ist in den Spalten Q der Leistungsbedarf in dem entsprechendem Gang bei meiner max. Dauer-Trittfrequenz in der Ebene angegeben. Das wäre im Mango (siehe „Mango 30-39-53 9f-11-32.png“) ca. 40km/h bei 150W(4).
Dumm bei meiner aktuellen Mango-Übersetzung ist, daß ausgerechnet zwischen Gang 7 (Dauerleistunsbereich 150W in der Ebene) und Gang 8 der größte Leistungssprung liegt, der sich auch im Alltag am stärksten bemerkbar macht(5). Diese Lücke im Dauerleistungsbereich in der Ebene wollte ich beim DF von vornherein ausschließen. Bei einer 10fach 11-32 tritt aber auch wieder genau im Bereich der 150W in der Ebene der Sprung auf (siehe „DF 34-61 10f-11-32.png“).
Ich habe mich deshalb für 10fach 12-32 entschieden. Die maximalen Leistungssprünge sind kleiner und treten bei kleineren Geschwindigkeiten auf. Ich werde das Excel-Tabelle noch mal etwas aufbohren, um zu prüfen, ob diese Sprünge sich bei leichten Steigungen (<2%) evtl. negativ bemerkbar machen könnten. Im Vergleich zur 11-32 verliere ich aber ca. 5km/h in der „getretenen“ Höchstgeschwindigkeit, wobei man dann mit ca. 70km/h aber schon in Bereiche kommt, wo ich zur Zeit beim Mango (hier natürlich bergab rollend) langsam über das Abbremsen nachdenke.
Schaltbarkeit: Im Vergleich zum Mango, wo das große und mittlere Blatt fast vollschaltbar sind (auf dem mittleren KB gab es nur auf dem kleinsten Ritzel leichte Rasselgeräusche der Kette), verliere ich beim DF auf dem kleinsten Kettenblatt einen „Rettungsanker“-Gang, es werden statt 5 nur die 4 kleinsten Gänge nutzbar sein. Da ich aber zu 99% auf dem großen Blatt fahre, spielt das keine große Rolle. Nur das Schaltverhalten wird sich ändern müssen: beim Mango mußte ich beim Wechsel auf das kleinste KB (vom mittleren KB kommend) an der Kassette nur einen Gang zurückschalten, beim DF werden das aber gleich 4 Gänge sein. D.h. beim Fahren in Geschwindigkeitsbereichen um 15km/h könnte sich das Fehlen des dritten Kettenblatts in mächtig viel Schaltarbeit vorne und hinten Auswirken. Auf meiner Arbeitsstrecke liege ich zum Glück immer knapp darüber, bei Brevets wird sich dann zeigen, ob 2fach vorne wirklich reicht.
Anbei zum selbst herumspielen die Excel-Tabelle. Anzupassen sind alle gelben Felder sowie die beiden Zellen für die Zähnezahl Zwischengetriebe, Kettenblätter (jeweils nur bei Gang 1 hinten) und Kassette (nur bei Gang I vorne). Nicht mehr schaltbare Gänge werden orange hinterlegt, noch (mit Geräuschen) fahrbare Gänge mit blaßorange.
Nochmals als abschließende Bemerkung: Als enorm hilfreich bei der Auswahl des Antriebes eines neuen Rades sind Erfahrungen mit einem bereits gefahrenen Rad! Ohne meine Mango-Erfahrungen würde ich auch mit dem besten Ritzelrechner im Dunkeln tappen. Mit ein bißchen Recherche zu Fahrzeugdaten und Reverse Engineering bei Kreuzotter sollte man mit der gleichen Methode auch andere Umstiege als vom Mango zum DF bewerten können. Das wichtigste ist aber immer noch: man muß wissen, was man treten kann, wie seine Alltagsstrecken aussehen (stärkste Steigungen) und welche Gänge man wo mit welchen Geschwindigkeiten mit seinem vorhandenen Rad bisher hauptsächlich fährt. Ob sich das ganze herum theoretisieren gelohnt hat, wird sich dann spätestens Anfang Oktober zeigen…
Gruß Hartmut
(1) Die Fahrzeugdaten habe ich durch Reverse Engineering aus verschiedensten Quellen zusammengeklaut (Kreuzotter, Fahrberichte anderer User, eigene Erfahrungen…). Die Daten erheben keinen Anspruch auf die absolute Wahrheit, geben die Wirklichkeit aber meines Erachtens für einen Vergleich brauchbar wieder.
(2) Beim Mango ist der cR von ContiGP Reifen angegeben, da ich diese in den letzten 2.5 Jahren auf dem Mango gefahren bin und weiß, welche Geschwindigkeiten ich mit diesen Reifen in meinem Alltag üblicherweise fahre. Inzwischen (seit sie halbwegs bezahlbar sind) bin ich vorne auf dem Mango auf Schwalbe Ultremo umgestiegen, die ich auch auf dem DF fahren werde.
(3) Als ich vor 3 Jahren mit dem Mango angefangen habe, bin ich hauptsächlich auf dem mittleren Kettenblatt gefahren, an stärkeren Steigungen oft auf das kleine runter. Das große Kettenblatt habe ich fast nur bei leichtem Gefälle genutzt. Inzwischen fahre ich zu 99% auf dem großen Kettenblatt. Selbst die Steigungen, die ich am Anfang meiner VM-Karriere mit 30-32 (1.66m Entfaltung) fahren mußte, fahre ich inzwischen mit 53-32 (2.94m Entf.) ohne Probleme.
(4) Ich fahre zwar keine Leistungsmeßkurbel im Mango, aber ich habe inzwischen ein recht gutes Körpergefühl und weiß vom Ergometerfahren her, wie sich 150W „anfühlen“. Fahrten mit Pulsmessung im Mango und Vergleiche mit den Einheiten auf dem Ergometer bestätigen mir immer wieder, daß meine Annahmen nicht so weit weg von der Realität sind.
(5) Danke an @tüfti und @Kraeuterbutter die hier (CLICK) schön beschrieben haben, wie man eine 9fach Kassette optimaler abgestimmt aufbaut. Die anderen Threads zur „eigenen“ Kassette haben mich bisher eher abgeschreckt.
Ich möchte hier den Weg meiner Entscheidungsfindung bei der Übersetzungsabstimmung meines zukünftigen DFs (CLICK) vor- und gleichzeitig zur Diskussion stellen. Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen bei seinen eigenen Überlegungen weiter.
Aufgrund der Erfahrungen mit dem Mango habe ich mir einen eigenen kleinen „Ritzelrechner“ in Excel aufgebaut, um vom Mango auf das DF extrapolieren zu können. Gegenüber den üblichen Ritzelrechnern habe ich zusätzlich noch die Fahrzeugdaten(1) wie Gewicht, cwA, Rollwiderstand(2) und Wirkungsrad mit in die Überlegungen einfließen lassen, da VMe „extreme“ Fahrräder sind, was das Systemgewicht als auch die erreichbaren Endgeschwindigkeiten betrifft.
Auslegung min. Entfaltung: Der Gewichtsunterschied zwischen dem DF und meinem Mango (15kg!) und auch die Wirkungsradverbesserung (Wegfall Zwischengetriebe, steiferer Antrieb) werden sich am „Berg“ stark bemerkbar machen, so daß bei der Betrachtung der erreichbaren minimalen Entfaltung diese Faktoren nicht unberücksichtigt bleiben dürfen. Der zulässige „Verlängerungsfaktor“ für die min. Entfaltung am DF beträgt ca. 20%. Die Erhöhung der min. Entfaltung von 1.66m (Mango) auf 2.05m (DF) ist also im grünen Bereich. Damit sollte ich alles fahren können, was ich bisher auch mit dem Mango geschafft habe. Erstrecht vor dem Hintergrund, daß ich die minimale Entfaltung des Mangos inzwischen fast gar nicht mehr benötige(3). Mein üblicher Anfahrgang beim Mango (53-24 / 3.92m) läge auch beim DF (61/25 / 4.71m mit Verlängerungsfaktor 3.97m) auf dem großen Kettenblatt (mit noch zwei möglichen Gängen nach unten), so daß ich mich vom Schalten nicht umgewöhnen muß und das 34er Kettenblatt wirklich nur noch ein Rettungsanker für Steigungen >5% sein wird. Das Resultat dieser Überlegungen findet sich im folgenden „Auslegungsblatt“ „DF 34-61 10f-12-32.png“ in den Zellen T27:U30 wieder:
Auslegung max. Entfaltung und Gangsprünge: Bei VMen bewegt man sich bei der Fahrt im Flachen in einem Geschwindigkeitsbereich, wo es meiner Meinung nach nicht mehr sinnvoll ist, mit den üblichen Gangsprüngen in Prozent basieren auf den Übersetzungen zu arbeiten, sondern man besser mit „Leistungssprüngen“ arbeiten sollte. In den Auslegungsblättern ist in den Spalten Q der Leistungsbedarf in dem entsprechendem Gang bei meiner max. Dauer-Trittfrequenz in der Ebene angegeben. Das wäre im Mango (siehe „Mango 30-39-53 9f-11-32.png“) ca. 40km/h bei 150W(4).
Dumm bei meiner aktuellen Mango-Übersetzung ist, daß ausgerechnet zwischen Gang 7 (Dauerleistunsbereich 150W in der Ebene) und Gang 8 der größte Leistungssprung liegt, der sich auch im Alltag am stärksten bemerkbar macht(5). Diese Lücke im Dauerleistungsbereich in der Ebene wollte ich beim DF von vornherein ausschließen. Bei einer 10fach 11-32 tritt aber auch wieder genau im Bereich der 150W in der Ebene der Sprung auf (siehe „DF 34-61 10f-11-32.png“).
Ich habe mich deshalb für 10fach 12-32 entschieden. Die maximalen Leistungssprünge sind kleiner und treten bei kleineren Geschwindigkeiten auf. Ich werde das Excel-Tabelle noch mal etwas aufbohren, um zu prüfen, ob diese Sprünge sich bei leichten Steigungen (<2%) evtl. negativ bemerkbar machen könnten. Im Vergleich zur 11-32 verliere ich aber ca. 5km/h in der „getretenen“ Höchstgeschwindigkeit, wobei man dann mit ca. 70km/h aber schon in Bereiche kommt, wo ich zur Zeit beim Mango (hier natürlich bergab rollend) langsam über das Abbremsen nachdenke.
Schaltbarkeit: Im Vergleich zum Mango, wo das große und mittlere Blatt fast vollschaltbar sind (auf dem mittleren KB gab es nur auf dem kleinsten Ritzel leichte Rasselgeräusche der Kette), verliere ich beim DF auf dem kleinsten Kettenblatt einen „Rettungsanker“-Gang, es werden statt 5 nur die 4 kleinsten Gänge nutzbar sein. Da ich aber zu 99% auf dem großen Blatt fahre, spielt das keine große Rolle. Nur das Schaltverhalten wird sich ändern müssen: beim Mango mußte ich beim Wechsel auf das kleinste KB (vom mittleren KB kommend) an der Kassette nur einen Gang zurückschalten, beim DF werden das aber gleich 4 Gänge sein. D.h. beim Fahren in Geschwindigkeitsbereichen um 15km/h könnte sich das Fehlen des dritten Kettenblatts in mächtig viel Schaltarbeit vorne und hinten Auswirken. Auf meiner Arbeitsstrecke liege ich zum Glück immer knapp darüber, bei Brevets wird sich dann zeigen, ob 2fach vorne wirklich reicht.
Anbei zum selbst herumspielen die Excel-Tabelle. Anzupassen sind alle gelben Felder sowie die beiden Zellen für die Zähnezahl Zwischengetriebe, Kettenblätter (jeweils nur bei Gang 1 hinten) und Kassette (nur bei Gang I vorne). Nicht mehr schaltbare Gänge werden orange hinterlegt, noch (mit Geräuschen) fahrbare Gänge mit blaßorange.
Nochmals als abschließende Bemerkung: Als enorm hilfreich bei der Auswahl des Antriebes eines neuen Rades sind Erfahrungen mit einem bereits gefahrenen Rad! Ohne meine Mango-Erfahrungen würde ich auch mit dem besten Ritzelrechner im Dunkeln tappen. Mit ein bißchen Recherche zu Fahrzeugdaten und Reverse Engineering bei Kreuzotter sollte man mit der gleichen Methode auch andere Umstiege als vom Mango zum DF bewerten können. Das wichtigste ist aber immer noch: man muß wissen, was man treten kann, wie seine Alltagsstrecken aussehen (stärkste Steigungen) und welche Gänge man wo mit welchen Geschwindigkeiten mit seinem vorhandenen Rad bisher hauptsächlich fährt. Ob sich das ganze herum theoretisieren gelohnt hat, wird sich dann spätestens Anfang Oktober zeigen…
Gruß Hartmut
(1) Die Fahrzeugdaten habe ich durch Reverse Engineering aus verschiedensten Quellen zusammengeklaut (Kreuzotter, Fahrberichte anderer User, eigene Erfahrungen…). Die Daten erheben keinen Anspruch auf die absolute Wahrheit, geben die Wirklichkeit aber meines Erachtens für einen Vergleich brauchbar wieder.
(2) Beim Mango ist der cR von ContiGP Reifen angegeben, da ich diese in den letzten 2.5 Jahren auf dem Mango gefahren bin und weiß, welche Geschwindigkeiten ich mit diesen Reifen in meinem Alltag üblicherweise fahre. Inzwischen (seit sie halbwegs bezahlbar sind) bin ich vorne auf dem Mango auf Schwalbe Ultremo umgestiegen, die ich auch auf dem DF fahren werde.
(3) Als ich vor 3 Jahren mit dem Mango angefangen habe, bin ich hauptsächlich auf dem mittleren Kettenblatt gefahren, an stärkeren Steigungen oft auf das kleine runter. Das große Kettenblatt habe ich fast nur bei leichtem Gefälle genutzt. Inzwischen fahre ich zu 99% auf dem großen Kettenblatt. Selbst die Steigungen, die ich am Anfang meiner VM-Karriere mit 30-32 (1.66m Entfaltung) fahren mußte, fahre ich inzwischen mit 53-32 (2.94m Entf.) ohne Probleme.
(4) Ich fahre zwar keine Leistungsmeßkurbel im Mango, aber ich habe inzwischen ein recht gutes Körpergefühl und weiß vom Ergometerfahren her, wie sich 150W „anfühlen“. Fahrten mit Pulsmessung im Mango und Vergleiche mit den Einheiten auf dem Ergometer bestätigen mir immer wieder, daß meine Annahmen nicht so weit weg von der Realität sind.
(5) Danke an @tüfti und @Kraeuterbutter die hier (CLICK) schön beschrieben haben, wie man eine 9fach Kassette optimaler abgestimmt aufbaut. Die anderen Threads zur „eigenen“ Kassette haben mich bisher eher abgeschreckt.