AW: Schlauchplatzer am Hinterrad gefährlich?
Hallo in die Runde,
kurz vorweg , Jochen s tödlicher Unfall fand auf Grund eines Bruchs der rechten Bremswelle statt . Es war eine erstklassige Fehlkonstruktion, die Scheibenbremsen ins Wageninnere zu verlegen .
So schlug er im rechten Winkel in die Leitplanke ein , welche durch massive senkrechte Stahlpfosten hinterfüttert war...............auch eine tödliche Fehlkonstruktion ..........und so geschah es , dass er als Toter Weltmeister wurde .
Nun zu Reifendefekten
Meine erste Leitra ,1991 , war eine der ersten Leitras , welche ich mit Alu Hohlkammerfelgen und IRC Hochdruckreifen ausstattete . Der Aufbau der Laufräder war nicht einfach , die SUN Felgen musste ich aus USA bestellen ,alle Speichen per Hand ablängen und per Hand Gewinde aufrollen . Dies dauerte eine Woche, weil das Werkzeug grenzwertig war und es mein erstes mal war . Ich brauchte die 3 fache Speichenmenge , da soviel Ausschuß....im Nachhinein hätte es sich doch rentiert sie anfertigen zu lassen...
Da es damals leider nur Trommelbremsen gab , kam eine umgebaute Fichtel und Sachs zum Einsatz . Durch gewisse Tuningmaßnahmen , wie Scheibenräder aus Modellfolie (Traglächenbespannung) , mittels Patex auf die Felge geklebt ,ersetzten der seitlichen Heckplanen durch feste GFK Wände fuhr sie sehr flott und war mein täglicher Gefährte meines 10 km langen Arbeitsweges .
Die Reifen bekamen aber schon Durchstiche vom Anschauen . So kam es , dass ich des öfteren am Flicken war , gefühlt hat es dabei immer geregnet .
Die mit Abstand meisten Plattfüße hatte ich vorne rechts . Dies wirkte sich nie dramatisch aus , wobei der Druckverlust immer schlagartig war , wenn sich etwas durch die Decke bohrte . Es rumpelte heftig aber ich konnte immer sicher anhalten .
Ganz anders verhält es sich hinten , wie schon hier oft beschrieben . Ich weiß ehrlich gesagt wirklich nicht , wie oft ich hinten einen Platten hatte , habe irgendwann aufgehört mitzuzählen , ich weiß nur , dass nach ca. 5-8 Flicken am Schlauch , ein neuer zum Einsatz kam .
Ein kurzer Ausschnitt :
Beim Überqueren des Regnitzgrundes , gerade beim Überholen eines RR Fahrers , geschätzte 42 km/h , schlagartiger Druckverlust am Hinterrad, beim Einscheren , wegen Radfahrgegenverkehr (autofreier Radweg) brach sofort das Heck aus, welches ich durch Gegenlenken kurz einfangen konnte . Und mit kurz ist auch kurz gemeint , denn logischer Weise erzeugt man da meist einen Gegendrift , welcher auch noch abzufangen war .
Bei 3. mal wars dann vorbei und ich schoß noch mit ca. 30 km/h in die Wiese und kam zum Stehen . Ich konnte kaum aussteigen , weil die anderen Radfahrer mich mit Schimpfwörtern überzogen , nach dem Motto...........wer schon so ein blödes Ding fährt sollte es auch können und ob ich auch so mit dem Auto fahre und wieviel Leute ich schon damit verletzt habe....erst als ich zu Wort kam und den Reifendefekt anführte wurden sie etwas ruhiger .
Alle anderen vorherigen Hinterradplatten waren nicht so wild , weil ich auch nicht gleichzeitig eine starke Lenkbewegung ausführte .
Nicht ganz lustig war mein Erlebnis in Holland , auf dem , glaube ich einzigen Gefällstück , auf der Rückfahrt von Utrecht zur deutschen Grenze .
Meine Leitra war voll beladen , mit Camping stuff und Fressalien .
Es war eine rel. breite Bundesstrasse , ich ließ die Leitra rollen , schaute gerade auf meinen Tacho zwischen den Beinen, 54km/h, als das Heck schlagartig unruhig wurde und mir schlagartig in den Sinn schoß , was da gerade vor sich geht , war ich schon mit ganz dezentem , leichten Gegenlenken beschäftigt ; meine Fahrspur voll ausnutzend, eierte ich von links nach rechts und setzte winzige Bremsimpulse , im gefühlt richtigem Moment .
Diese konnten die Fahrt freilich nicht stark verlangsamen , wobei durch das geeiere und leichte radieren auch Fahrt abgebaut wurde .
Zum Glück ging es dann schon ins Flache über , aber aus dem Wald heraus , so dass da der Belag durch leicht einsetzenden Sprühregen naß war . Bei gefühlten 30 km/h war die Fuhre dann nicht mehr zu halten , ich entschied mich das Fahrzeug eher in Richtung Strassengraben zu versenken , in den letzten Sekunden des immer heftigen links rechts driftens , bevor der Schleuderimpuls in eine Richtung nicht mehr abzufangen war .
So rutsche ich im fast 90 ° Winkel quer zur Fahrtrichtung mit der Nase voraus auf den Grünstreifen zu , berührte mit den Vorderrädern den Grünstreifen , ein Bruchteil zuvor leitete ich eine Vollbremsung der Vorderachse ein , um mich dadurch dann heftigst herumzudrehen , und mit dem Heck voran in den flachen Strassengraben zu schießen . So kam ich nach ein paar wenigen Metern zum Stehen , völlig fertig mit den Nerven und natürlich um mein Fahrzeug besorgt .
Mein Kumpel fuhr mit seiner Leitra hinter mir und hatte nicht gerafft , was ich da vor ihm treibe . Er dachte , jetzt schnallt der völlig ab und macht high speed Elchtests auf die Selbstmörderart ...........
Der folgende Schlauchwechsel fand dann , wie fast immer , im Regen statt ....
Resümee :
-bei keinem meiner Plattfüße sprang mir ein Mantel von der Felge , max. Reifenbreite 35 mm , Felgen waren Hohlkammer und Tiefbett-Kastenfelgen(später)
-auf Grund der feinfühligen , sehr fein dosierbaren Lenkung mit zwei seiltichen Lenkhebeln kann man noch etwas mehr retten als mit einer Joysticklenkung ,( meine persönliche Meinung und Erfahrung , die keinerlei Bewertung der anderren Konstruktion sein soll)
-noch viel besser lenkt es sich mit einem richtigen Lenker , wie beim Mungo Sport, aber dies , und im Falle eines Interceptors , nützt einem auch nichts , wenn der Reifen sich bei über 60 km/h verabschiedet .............
Als ich bei manchen RTFs in der fränkischen Schweiz mit meiner Leitra die Berge runterschoß , mit 90 km/h , war ich jung und schmerzbefreit , es war oft der Ritt auf der Kanonenkugel ............aber wirklich problematisch waren eher die Trommelbremsen , die schnell heiß liefen und die Bremsleistung auf Minimalniveau senkten , was bei nicht vorhandenem Lenkrollradius Null wiederum nicht verkehrt war ,da es eine wahre Kunst war das Fahrzeug stark zu verzögern , denn man musste heftigst Gegenlenken, um sie in der Spur zu halten .
So kam es zu Szenen , bei denen ich rückblickend sagen muß , einfach nur Adrenalin , oder unbewußte Todessehnsucht provozierend unterwegs gewesen zu sein , als ich z.b. (ein Auszug von vielen , ich könnte Nächte lang durcherzählen ) auf nasser Straße bergab , mit 65 km/h keine Bremsleistung mehr aufbauen konnte und ich in ne Ortschaft raste . Vor mir tauchte eine kleine Baustelle auf , auf ca. 1 m Breite war die Asphaltdecke quer zur Fahrtrichtung um ca. 3 cm weggefrässt .
Ich sah mich schon mit 3 platten Reifen über die Strasse schliddern, aber es kam zum Glück nicht so , die Vorderräder berührten die Gegenkante , gleichzeitig , ich hob ab und das ungefederte Hinterrad überflog die Kante komplett............nun kam ein Warnschild mit S Kurve , mitten im Ort . Oh Mist, Hilfe , dachte ich nur als sie vor mir auftauchte . Kein Gegenverkehr also so rund nehmen wies nur geht , erst nach links , die Gegenfahrbahn komplett geschnitten , dann nach rechts auf meine Fahrspur und ich fing an über alle drei Räder nach außen zu rutschen , immer mehr , und noch immer so schnell . Mit noch ein bisserl Luft zur Bordsteinkante am Kurvenausgang fing sie sich wieder und ich erreichte die Talsohle . Am Anfang des Gegenhangs kam ich dann "bremsend" zum Stehen , damit mir mein Herz nicht durch die Brust knallt .
Wie ein Knacken eines heißen Rennmotors in der Abkühlphase , vernahm ich ein Knistern und Knacken und ein paar "Pings".............es hatten sich durch Ausdehnung des Nabenkörpers ein paar Speichen verabschiedet .
Mein damaliges Kampfgewicht betrug nur 56 kg , da ich zu dieser Zeit , durch ein Kumpel angespornt , dem Freiklettern , Sportklettern "verfallen"(nicht wirklich) war .
Sorry , hab mich verlaabert .
Wollte nur anmerken , dass man sich vorher der Gefahren bewußt sein muß , wenn man sich , fast egal mit welchem Fahrzeug , schnell fortbewegt .
Liebe Grüße und allzeit gute und unfallfreie Fahrt
Thomas
p.s. auf Grund der besseren Reifen , mit Kevlargewebe in der Lauffläche passierte mir sowas, in letzter Zeit nicht mehr , mein Lieblingsreifen ist hinten der 20" Kojak mit 35 mm und vorne der 18" Kojak mit 32 mm , welcher 8,5 bar verträgt .