Ich besitze zwei Vollverkleidungen für Einspurer. Eine Carnard Verkleidung von Staubach und Klar aus Erlangen aus Glasfaser und eine MEUFL Verkleidung aus Isomatten Schaum.
Momentan ist die Carnard Verkleidung (Bj. 1995) an kein Liegerad gebaut bzw. kein Liegerad in die Verkleidung gebaut. Ursprünglich war sie an einem klassischen Kurzlieger montiert, vorne 20" mit Federgabel, hinten 28" ungefedert. Zum Einstieg nimmt man einen Deckel ab, der Deckel ist auf der einen Seite weiter nach unten gezogen. Dann muss man ein Bein recht hoch schwingen und neben das Loch für das Vorderrad stellen, dann das zweite Bein. Hinsetzen, Deckel nehmen und befestigen. War für mich schon eine sportliche Übung.
Beim Anhalten immer rechtzeitig mit einem Fuß auf den Boden, der darf auch nicht wegrutschen, weil man sonst umfällt. Man kann den Stand nicht verbreitern, d.h. ab einem bestimmten Punkt kann man das Umfallen nicht mehr verhindern. Bei Look-Klickpedalen und den glatten Rennradschuhen war anhalten immer Stress.
Zum Fahren, zu Beginn einer neuen Saison hatte ich bei den ersten Fahrten immer Angst zu stürzen. Hat sich aber dann etwas gelegt, aber Respekt sollte man immer haben. Durch die fehlende Federung hinten, ist man bei hohen Speed bei Bodenwellen auch schnell mal abgehoben. Man muss immer sehr aufmerksam fahren, Bodenwellen, Spurrillen, Gullideckel und beobachten woher der Wind kommt. Also auf Flaggen, Gräser und Blätter achten. In der Stadt muss man bei Kreuzungen aufpassen, wenn man aus einem Windschatten von Häusern kommt. Wenn man plötzlich von starken Seitenwind erwischt wird, besteht große Sturzgefahr, weil man mit dem Vorderrad leicht wegrutschen kann.
Stürze gehen meist glimplich aus, ich hatte aber durch die Vibrationen beim Rutschen über den Asphalt schon Schürfwunden an den Armen (die in der Verkleidung waren). Ich bin auch schon mal bei einem Sturz im Straßengraben gelandet und dabei komplett über den Kopf abgerollt (Eskimorolle?). Nach einem Sturz fühlt sich dann erstmal wie eine Schildkröte auf dem Rücken, muss den Deckel lösen und rauskriechen. Nicht lustig.
In der Ebene kam ich mit der Carnard leicht auf 40km/h, 50km/h mit gefühlten 200-250W. Ich bin meine Verkleidungen nie mit Powermeter gefahren, daher diese vage Angabe.
Später wurde die Carnard an ein ungefedertes, tiefes Liegerad gebaut, eine Kopfhutze nachgerüstet und die Lufteinlässe vorne verschlossen. Dadurch stieg die Geschwindigkeit deutlich, mit gefühlten 200W-250W waren ungefähr 60km/h drinnen. Auf der Radrennbahn in Köln ist die Carnard max. ca. 80km/h schnell gewesen. Der Ein- und Ausstieg mit dem tiefen Liegerad war deutlich angenehmer und auch der Stand besser. Es war geplant das recht große Loch für Vorderrad und Füsse durch Klappen zu verschließen, ist nur beim Plan geblieben, weil das ungefederte tiefe Liegerad ausgebaut wurde und nie durch ein gefedertes, tiefes Liegerad ersetzt wurde. Ist seit ca. 10 Jahren mein Projekt für nächstes Jahr im Sommer...
Die MEUFL Verkleidung (folgt Meufl genannt) wurde zusammen mit Harald W. gebaut. Bauzeit Samstag Nachmittag, Preis 150 DM. Ursprünglich als Wetterschutz an einem Kurzlieger mit 16" vorne und 20" hinten (vollgefedert) genutzt. Später wurde die Verkleidung hinten weiter runtergezogen und an meinem voll gefederten tiefen Liegerad (Bj. 1996) genutzt. Sie passt auch an mein fully Tief aus Aluminium mit Cyclone Motor. Die MEUFL wurde im Inneren durch zusätzliche Isomatten, Alurohr und etwas Sperrholz ausgesteift.
Die Meufl wird vorne an einem T-förmigen Rohr befestigt, das an den Tretlagerausleger geschraubt ist. Dann liegt die Verkleidung noch auf den Schultern auf und wird mit zwei Gummischnüren am Sitz befestigt. Der Kopf ist vollständig außerhalb der Verkleidung.
Einstieg im klassischen Sinne gibt es nicht, man zieht die Meufl an. Also Meufl neben das Liegerad stellen, sich auf das Liegerad setzen, Meufl nehmen und vorne auf das T-Rohr einfädeln (dabei ist die Meufl hinten über dem Kopf) und dann hinten runterlassen und Kopf durch das Kopfloch stecken, Gummischnüre festmachen, fertig. Hat was von Pullover anziehen. Mir wollen immer Leute helfen, stört aber nur.
Losfahren und anhalten ist unkritisch, weil die Verkleidung weich ist, kann man die Beine auch breiter spreizen im Stand. Deshalb fehlt dieser Punkt, ab dem man beim Anhalten unweigerlich umkippt (siehe Carnard).
Die Meufl fängt bei sehr schneller Fahrt an zu Beulen, deshalb ist sie bergab auch nicht so schnell. Bei Seitenwind muss man schon mal mit einer Hand fahren und mit der anderen Hand die Verkleidung stützen. Wenn man plötzlich von Seitenwind erwischt wird, ist der Versatz deutlich kleiner als bei der Carnard, wahrscheinlich weil die Meufl nachgiebt und beult.
Da die Meufl unten komplett offen ist, saugt sie auch Dreck von der Straße, d.h. nach einer langen Tour hat man ein Gemisch aus Staub und Schweiß auf der Haut. Während der Fahrt ist die Meufl selber fast lautlos, die Fahrgeräusche durch Reifen und Kette sind aber deutlicher zu hören, obwohl der Kopf draußen ist. Durch den höheren Speed hat man deutlich mehr Windgeräusche in den Ohren. Bei Regen ist es sinnvoll sich einen Handtuch um den Hals zu wickeln, dann läuft das Regenwasser nicht durch das Kopfloch in die Verkleidung. Bei Pausen kann man die Meufl auf die Seite legen und gut drinnen schlafen. Sie besteht an der Seite aus 2 Lagen Schaum und der Schlitz unten fällt fast komplett zu, wenn man das Kopfloch verschließt, wird es durch die Körperwärme sogar etwas warm.
Zur Geschwindigkeit, die Meufl hat meinen Speed um ca. 10-13km/h vergrößert. D.h. mit einem Tief statt ca. 28km/h bin ich dann ca. 38km/h schnell. Sjaeland Rundt PA Cycel 1998 (ich meine damals waren das 317km) habe ich in 11h reiner Fahrzeit geschafft. Mit gefühlten 200W-250W fahre ich ungefähr 45km/h. Der Tieflieger mit Cyclone Motor fährt unverkleidet max. ca. 45km/h und mit Meufl ca. 60km/h.
Ich will die Meufl für die kommenden Winter Brevets nutzen. Deshalb hatte ich das tiefe Liegerad von 1996 restauriert und tauglicher für Steigungen gemacht. Um jetzt festzustellen, das es meine heutigen Ansprüche an Steifigkeit des Rahmens und Sitzposition nicht mehr erfüllt. Deshalb habe ich dieses Wochenende angefangen ein neues tiefes TBB (TischBeinBike) zu bauen, diesmal aus runden 60x1mm TB, das ich am Straßenrand gefunden habe. Das TB fühlt sich auch deutlicher härter an, als das bisher verwendete TB 60x0,8mm vom Brevetrad mit Heckverkleidung bzw. 60x0,6mm vom Stickbike.
Statt die im nächsten Jahr ein Rad die Carnard zu bauen, habe ich mir vorgenommen nächstes Jahr eine schnellere und steifere Meufl Verkleidung zu bauen.