Wie aus Autofahren Radfahrer werden könnten

So gut ich die eingangs geschilderte Aktion finde (Autofahrer mittels Paten etc. zunächst testweise mit dem Rad pendeln lassen) und so sehr ich mich über die vereinzelt verfügbaren Fördergelder für Fahrräder etc. auch freue, so sehr erinnert mich das an den Versuch, ein Seil zu schieben. Da kommt nur recht wenig bei rum. (Am Rande: dass 80% der Testteilnehmer weiterhin mit dem Rad pendeln, beruht laut Eingangsthread nur auf Befragung ...)

Der Schlüssel liegt meiner Meinung nach in der Infrastruktur und den Verkehrsregeln. So gaaaanz langsam könnte Radeln "cool" werden und die Nutzung von riesigen, schweren Autos (durch meist nur 1 Person ohne großes Gepäck) "verachtenswert". Die Mehrzahl der Menschen muss Radfahren von sich aus "toll" finden. D.h.: die Kultur muss sich ändern - und das geht nur, wenn die auf PKWs optimierte Infrastruktur geändert wird.

Die in Paris umgesetzten Änderungen empfinde ich als sehr guten Ansatz. Allerdings fürchte ich, dass ein Bürgermeister / eine Bürgermeisterin mit der Ankündigung weitere 70.000 Parkplätze zu eliminieren (was im Video gesagt wird), in Deutschland eher nicht wiedergewählt wird.
 
Das mag ja in der Stadt möglich sein, aber hier auf dem Land eher nicht. Ich fahre Velomobil für meine Gesundheit und zur Steigerung der Fitness. Das Auto möchte ich nicht ersetzen. Dafür fahre ich es auch viel zu gerne. Die Fahrten zu reduzieren, das könnte ich mir vorstellen. Wenn ich jetzt einen Arbeitsplatz in der Nähe finden würde, dann würde ich versuchen, den Weg so oft es geht mit dem VM zu fahren.
Auf der anderen Seite hätte ich mir dann auch keinen Milan gekauft, sonder etwas mit mehr Platz im Laderaum. Wie die Leiba Cargo zum Beispiel. Den Gedanken daran hatte ich schon. Doch dann war die erste Probefahrt im Milan, und alle rationellen Gedanken waren zum Teufel.

Viele Grüße aus Ventschau

Kai
 
Das mag ja in der Stadt möglich sein, aber hier auf dem Land eher nicht.
Das Problem sehe ich hier in meinem Umland auch. Wir haben damals bei Haus-/Wohnungssuche danach ausgewählt, dass man nicht für alle Wege auf das Auto angewiesen ist, aber wenn du in einem der unzähligen kleinen Dörfer und Weiler im weiteren Umfeld wohnst sieht das schlecht aus und auch die Busverbindungen zwischen den größeren Ortschaften sind meist eher mangelhaft. Bei meinem letzten Job war das Büro 21km und >300hm entfernt (war aber sowieso fast immer als externer Softwerker unterwegs), da musst du schon wirklich mit dem Rad fahren wollen und wenn's keine Dusche gibt oder frischer Schnee gefallen ist oä. kannst du es eh vergessen.
 
There needs to be a system where if you drive a large car alone you are taxed more than if you drive it with 4 passengers.

Parking needs to be insanely expensive.

Even more tax on petrol (get your security vest ready...)

The London emissions tax zone needs to be generalised to other cities

Street parking needs to be converted to more space for cyclist, pedestrians and public transport.

If you are caught using your phone while driving the sentence should include impounding the car and 24 hours in a cell

If an automobiliste injures or kills a cyclist or pedestrian a firm jail sentence should be mandatory

... your ideas go here
 
Fahrradfahren muss Spaß machen!

Natürlich braucht man dafür auf lange Sicht auch eine Infrastruktur, die Radfahren sicher(er) macht. Aber manchmal reicht schon ein gutes Fahrrad.
Meine Frau ist- bevor wir uns kennenlernten- ihr Leben lang Hollandräder gefahren. Preisklasse eher so Baumarkt. Ihr erstes Trekkingrad war für sie eine Offenbarung und sie ist damit viel lieber und weiter geradelt.
Letztes Jahr kam dann noch ein Liegerad dazu und damit noch mehr Freude am Fahren.
Weil es ihr Spaß macht mit dem Rad zu fahren, lässt sie ihre Auto nun öfter stehen.

Viele Leute wissen gar nicht, wie gut und leicht gute/manchmal teure (gut gewartete) Fahrräder rollen können.
 
Komisch, in der DDR hatten die wenigsten ein Auto und haben hier im Osten nicht in Großstädten, sondern hauptsächlich auf dem Land gelebt. Dennoch kamen alle zu ihrer Arbeit, auch wenn sie in Schicht gearbeitet haben... Wie war das nur Möglich? *hust*
 
Da wurde der ÖPNV konsequent gefördert. Denke ich zumindest. Ich war ja erst lange nach der Wiedervereinigung zu Besuch bei der Verwandschaft. Ohne Bus und Bahn wird so etwas garantiert nichts.
Just my 2 Cent, LG Oliver
 
Es gab auch noch auf jedem Dorf einen Konsum und man kam auch wie schon erwähnt mit dem Zug weg. Das wurde alles stillgelegt. Heute rollt alles auf der Straße, selbst die Zuckerrüben wurden damals mit dem Zug weg geschafft.
Warum gibt es sonst so viele stillgelegte Bahntrassen, die zu Radwegen umgebaut wurden?
 
Komisch, in der DDR hatten die wenigsten ein Auto und haben hier im Osten nicht in Großstädten, sondern hauptsächlich auf dem Land gelebt. Dennoch kamen alle zu ihrer Arbeit, auch wenn sie in Schicht gearbeitet haben... Wie war das nur Möglich? *hust*
ich komme aus einer ganz anderen ecke, bergregion wallis , damals , früher haben die fabriken den transport mit privat transport unternehmen organisiert = sammelfahrten vom arbeitsgeber.
und das währe auch heute noch der zentrale punkt bei grossunternehmen um weniger "leerfarten" zu generieren.
umgekehrt müssen die firmen von den behörden vorgeschrieben, parkplätze schaffen.
aber am öffentlichen verkehr müssen sie sich nicht beteiligen,
auch da müsste man ansetzen.
 
Dennoch kamen alle zu ihrer Arbeit, auch wenn sie in Schicht gearbeitet haben... Wie war das nur Möglich? *hust*
Auch im Westen gab es, zumindest bis in die 70er evtl. 80er, Busdienste von größeren Firmen, die die Leute zur Schicht abgeholt haben, des weiteren gab es viele lokale Bahnstrecken und Busstrecken die dann in den 80ern und 90ern stillgelegt wurden. Die Tante Emma Läden, Bäcker, Metzger etc. in jedem Dorf wurden ja schon erwähnt. Auch haben damals viel mehr Leute noch vorort in der Landwirtschaft gearbeitet oder mussten halt täglich zeitlich lange Strecken auf sich nehmen, weil es nun mal nicht anders ging. Wenn ich sehe, dass hier teilweise Schüler 45 Minuten vor Schulbegin an der Schule sind, weil halt der einzige Bus so früh fährt oder die Eltern entsprechend an der Arbeit sein müssen, kann ich schon verstehen, dass das Auto genommen wird, sobald es geht.
Ich denke es sind damals auch viele Leute wegen mangelhafter Infrastruktur aus diesen Dörfern weggegangen und mittlerweile kommen die Erben zurück aufs Land. Hat mir zumindest mal ein älteter Bewohner eines kleinen Dorfes am A.d.W. so beschrieben.
 
@Little Willy : Korrekt. Der Nahverkehr war extrem gut ausgebaut. Man konnte zu fast jeder Tageszeit auch vom Dorf in die Stadt und größere Betriebe hatten eigene Busse, die ihre Mitarbeiter wieder nach Hause brachten.
 
Hatte das KIT in Karlsruhe auch, aber jetzt wird es über KVV nur für die wenigen weiter erlaubt, denen man es nicht wegnehmen darf. Begründung waren glaube ich Steuerlicher Art. Trotz guten öffentlichen Nahverkehr ist der Campus Nord (10 Km ausserhalb, mit 3500 Mitarbeitern) extrem schlecht angebunden. Mit dem Rad zwischen 30-45 min machbar; mit dem ÖPNV eigentlich dank umsteigen selten unter einer Stunde (gerne auch mal 1h20min), Auto zwischen 25 min und im worst case 60 min
Grüße Stefan
 
Ähnliches Problem hier für mich mit unserem "Fernbahnhof". Luftlinie vermutlich nur 3-4km, aber mit dem ÖPNV eine ausgiebige Stadtrundfahrt, natürlich nicht auf die Züge abgestimmt. Da setzen sich dann viele einfach direkt in die Karre, wenn sie Richtung Stuttgart (weshalb man da auch immer freiwillig hin will :eek:) oder Nürnberg wollen.
 
Problem beim KIT Campus Nord, die Tram macht eine Stadtrundfahrt und die beiden großen Tram Stränge gen Nord gehen links und recht weitläufig am Campus Nord vorbei. Es fehlt da eine quer Spange, die Subventionierte Buslinie fährt zu selten.
Grüße Stefan
 
Man kommt dann selbst bei guter Lage zum Hauptbahnhof nur vernünftig runter von der Zeit wenn man dann nach Blankenloch fährt. Dann 2 km 10 min zum Bahnhof, 7 min nach blankenloch, dann 5 km zum KIT Campus Nord, etwa 20 min, dass sin ideal immer noch 37 min und 7 km Radfahrer, vs 14 km.
Für Enthusiastische Kollegen gehts, aber ein größere Menge Gewinnt man nicht (eine gute Alternative ist es gerade auf idealeren Strecken sicher
Grüße Stefans
 
Wenn ich jetzt einen Arbeitsplatz in der Nähe finden würde, dann würde ich versuchen, den Weg so oft es geht mit dem VM zu fahren.
Oder eine Wohnung in der Nähe vom Arbeitsplatz. Für mich kam es deshalb überhaupt erst in Frage aufs Land zu ziehen weil es nur 30km weg ist so dass ich perfekt mit dem Velomobil zur Arbeit fahren kann. Wenn man keine Kinder hat denen man die Welt einigermaßen bewohnbar hinterlassen will sieht man das vielleicht anders.

Auf der anderen Seite hätte ich mir dann auch keinen Milan gekauft, sonder etwas mit mehr Platz im Laderaum. Wie die Leiba Cargo zum Beispiel.
Ich brauche für die 30km mit dem Auto 45 Minuten, mit dem Velomobil 55 Minuten, mit der Leiba würde mir das wohl zu lange dauern.
 
Das heißt man baut für jeden möglichen Weg zwei Velomobilstraßen, eine für bergauf und eine für bergab?
Auf die Idee würde man wohl kommen wenn man ein Land auf Radverkehr auslegt, zumindest bei den Hauptverkehrswegen.
Schneisen in Gebirge machen damit die Autobahn nicht zu steil wird ging ja auch.
 
Die andere Seite der Medaille sind die niedrigen Kosten für eine Wohnung, oder für ein Haus auf dem Land. Hier bei uns ist das alles (noch) bezahlbar. Wenn ich daran denke, wieviel (oder wie wenig) wir damals für unser Haus bezahlt haben. Doch das ist jetzt auch hier schon erheblich teurer geworden. Zum Beispiel unsere direkten Nachbarn. Diese haben ihr Haus verkauft. Das Haus ist von der Wohnfläche kleiner als das Unsere. Auch das Grundstück ist nur ein Drittel von dem Unseren. Der Verkaufspreis ist aber das Doppelte von dem Preis, den wir vor 5 Jahren für unser Häuschen bezahlt haben. Zumal die Anzeige nur wenige Wochen im Portal stand.

Kai
 
Zurück
Oben Unten