Frage zum Felgen-Zentrieren (Unterschiedliche Speichenspannung)

Das bezog sich auf Christophs Vermutung, dass die Einspeichung evtl ZU asymmetrisch war und deshalb die Speichen labberig. Da würde ich eben bei Rädern ab Werk eher nicht davon ausgehen.
Erstens ist die Speichenspannung von automatisch eingespeichten Rädern fast immer zu gering und zweitens ist die Spannung auf der flachen Seite wirklich viel geringer.

Ich kann diesen heftigen Seitenschlag etwas korrigieren, aber nicht weit genug. Vorgehen: Mehrere Speichen links und rechts des Seitenschlags lockern, auf der anderen Seite fester ziehen. Bevor ich an den Punkt komme, wo das Rad wieder einigermaßen "gerade" läuft, schaffe ich es nicht mehr, die Speichenspannung zu erhöhen bzw. auf der anderen Seite hängen die Speichen schon ohne Spannung durch.
In dem Fall kannst du alle Speichen komplett lockern und von vorne anfangen. Das ist das einzige was hilft wenn die Speichenspannungen einmal völlig daneben sind.
 
In dem Fall kannst du alle Speichen komplett lockern und von vorne anfangen. Das ist das einzige was hilft wenn die Speichenspannungen einmal völlig daneben sind.
Ist die Felge dann nicht schon dauerhaft verzogen, wenn auf einer Seite keine zusätzliche Spannung aufgebaut werden kann, auf der anderen Seite aber die Speichen "durchhängen"?
 
Nicht unbedingt so sehr das man es nicht mehr hinbekommt, man kann ein ziemlich gerades Laufrad mit völlig unterschiedlicher Speichenspannung erreichen wenn man einfach dauflosdreht. Eventuell ist der Schlag gar nicht mehr so schlimm wenn man es nochmal komplett richtig macht.
 
Das ist doch vergebliche Liebrsmühe.
Wenn ich in der Kasachischen Steppe hänge mit so einem Ei, OK, dann muss ich es irgendwie richten. Aber hier ist doch offensichtlich die Felge hinüber, so dass die Spannung der Speichen, die für Stabilität sorgen soll schon dafür genutzt wird um aus einem verbogenen Felgenrund wieder eine gerade Felge zu zwingen. Und dann bleibt eben für die eigentliche Last nichts mehr übrig.
Für den gleichen Aufwand kann man eine neue, flache Felge richtig einspeicheln.
Und allen, die so am Tensiometer hängen sei versichert: Es sind mehr Menschen TdF Sieger ohne Tensiometer überwachte Räder geworden als mit. ;)
Es geht auch sehr gut ohne, wenn Material und Können stimmen
 
Es sind mehr Menschen TdF Sieger ohne Tensiometer überwachte Räder geworden als mit.
Und wer hier aus dem Forum hat das so im Gefühl bzw. im Gehör? Meinem Ü80 Profi-Velotechniker traue ich das zu, aber ich denke, hier aus dem Forum ist das die Minderzahl.
Für den gleichen Aufwand kann man eine neue, flache Felge richtig einspeicheln.
da stimme ich Dir zu, es ist schon zu überlegen, wieviel Stunden man durch eine neue Felge und gleichzeitig neue Speichen einspart. Eine Billig-Felge, mit Durchschlägen evtl. sogar noch, die quasi ein Eigenleben entwickelt, wo die Nippelgewinde teilweise fest gerottet sind, zu zentrieren, das werde ich mir nicht mehr antun. Wenn Felix, der ja entsprechende Erfahrung hat, vorschlägt, alle Speichen nochmals zu lösen und nochmals neu anzuziehen, dann ist die Wahrscheinlichkeit schon recht hoch, dass es auch funktioniert (falls keine Durchschläge sichtbar sind, nehme ich 'mal an).
 
Klar ist ein Spannunsmesser schön, aber hier geht es zunächst um ein Laufrad mit verbogener Felge. Da macht auch kein Messwerkzeug die Spannung besser.
Das die nämlich (zu)stark unterschiedlich ist, hat der TO schon erkannt.
Es galt mir festzuhalten, das bei gesetztem Können für ein belastbares Laufrad die Materialbasis (eine gerade/flache Felge und gleich lange Speichen pro Flanschseite) essentiell ist, dann die Güte des Materials und erst zuletzt das Messwerkzeug.
Stimmt die Basis nicht (mehr) ist der Rest auch egal.
 
Meine Zentrierpraxis sagt mit zu solch einem Fall einer widerspenstigen, nicht mehr zentrierbaren Felge, dass sie verbogen und nur mit hohem Aufwand wieder zu richten ist. Für diesen Fall des Geradebiegens habe ich eine besondere Vorrichtung, die sonst wohl kaum jemandem zur Verfügung steht:
Vor vielen Jahren, als ich noch nicht ans Zentrieren von Laufrädern dachte, habe ich mir für meine Tischler-Heimwerkstatt einen Werktisch gebaut, der am linken Ende eine etwa 1m lange Zange besitzt, mit der ich z. B. Rahmen beim Verleimen zusammendrücken kann. Praktischer Weise bildet sich beim Öffnen dieser Zange ein Spalt, der so etwa 700 mm lang ist. In den kann ich lose Felgen beliebig weit hineinstecken, festklemmen und dann mit sachtem Biegen wieder auf Kurs bringen. Bei noch eingespeichten Felgen geht das auch, denn es reicht aus, nur ein Viertel oder auch weniger des Felgenumfangs einzuklemmen und zu fixieren, um den herausragenden Rest zu richten. Die ganze Prozedur macht im Übrigen nur Sinn, wenn man die Speichen zuvor völlig entspannt, da vorhandene Verbiegungen sich erst dann voll zeigen.
Mein Werktisch hat außerdem ein ca. 50 x 50 cm großes, sehr praktisches Loch, das nurmalerweise mit einer Einlegeplatte verschlossen ist, und in das ich Wekzeuge wie z. B. eine Handfräse einsetzen und als Tischfräse nutzen kann.
Wenn ich die Verschlussplatte herausnehme, ermöglicht mir das Loch, ein eingespeichtes Laufrad mit der Felge plan auf die das Loch umgebende Platte zu legen und zu kontrollieren, wie verbogen sie (noch) ist.
Ob ihr nun etwas neidisch seid auf meine Werkstatt? Aber das muss nicht sein, denn dafür habt ihr sicher tolle Zentrierständer, wogegen ich mir immer noch mit alten, verschieden weit aufgebogenen Fahrradgabeln weiterhelfe.
Und nun noch mein Senf zum Tensiometer:
Meines benutze ich eigentlich nur noch zum Ende des Einspeich- und Zentrierprozesses, um sicher zu gehen, dass ich das nötige Spannungsniveau getroffen habe. Und das stimmt dann auch in der Regel. Zum vorherigen Spannungsvergleich an einzelnen Speichen reicht mir das Anzupfen dieser völlig aus, denn eine Viertelumdrehung des Nippeldrehers macht da schon einen sehr deutlich hörbaren Unterschied.
Es soll aber auch Taschentelefon-Apps geben, mit denen man die Frequenz messen kann, falls man sich im vorangegangenen Leben zu häufig in Discos aufgehalten hat.
 
Das die nämlich (zu)stark unterschiedlich ist, hat der TO schon erkannt.
Das kann aber auch mehr den Zentrierversuch als der Felge geschuldet sein.

Für den gleichen Aufwand kann man eine neue, flache Felge richtig einspeicheln.
Naja, die muss man erstmal haben und dann auch einspeichen, nur neu spannen geht schon schneller.

Die Spannung auf der „flachen“ Seite eins Laufrades ist meine Erachtens höher
Das kommt drauf an ob das Rad aufrecht steht oder liegt.
 
Das kommt drauf an ob das Rad aufrecht steht oder liegt.
???
Bei einem fertig zentrierten Kettenschaltungs-HR ist die Spannung in jeder Lage auf der Kassetten-Seite wesentlich höher, es sei denn du hast eine Einspannbreite von 160 mm wie an den Santana-Tandems. Dann stehen die Speichen aber auch nahezu gleich steil wie bei einem VR oder Nabenschaltungs-HR.
 
Ja, weil da die Speichen steiler sind! Zumindest solange es aufrecht steht...
 
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Um zu entscheiden, ob die Felge noch mit vertretbaren Spannungsabweichungen im Gefüge wieder Seitenschlagsarm zu bekommen ist hilft zuletzt nur Erfahrung und/oder versuchen, wenn es im Grenzbereich ist.
Mein Rat
Wenn du die Felge ausgesprochen hast und sie nicht plan auf einer Glasplatte liegt, baue sie nicht wieder ein, das ist die Mühe nicht wert.
Eine verbogene Felge wird immer den Schlag behalten, wenn die Speichen gleichmäßig angezogen sind. Und ein schlagarmes Laufrad auf Kosten zu großer Spannungsunterschiede wird nicht halten.
Und den Grenzfall zu erkennen hilft eben kein noch so dolles Werkzeug, sondern nur Erfahrung. Die eigene oder auch die eines „Lehrmeisters“ im besseren Sinne:).
Hat doch was beruhigendes.... keiner der Experten hier war am Anfang besser.
 
*Felge hat an mehreren Stellen kleine Seitenschläge, die noch nicht die Felgenbremse touchieren
*Felge hat EINEN heftigeren Seitenschlag, der die Felgenbremse touchiert
Das klingt ja, als wär das Laufrad von Anfang an zu labberig gespannt gewesen. :unsure:
 
Das klingt ja, als wär das Laufrad von Anfang an zu labberig gespannt gewesen
Also zum Anfangszustand kann ich nix sagen. Das Rad wird so grob geschätzt 15 Jahre alt sein und wurde hart im Stadtalltag hergenommen, so wie ich die Besitzerin kenne und den Restzustand des Rades einschätze. Da überraschte mich der Achter nicht.
 
Wohlan... genaues weiß man nicht.
Ich finde übrigens, eine Zentrierlehre gehört in jeden Haushalt, vielleicht noch eher als ein Tensiometer.
Sowas selbstgebasteltes tuts perfekt:

 
Ob sich die Investition in sowas lohnt?
Sieht aus wie ein billiges China-Tensiometer.

Ich denke, damit macht man nichts falsch; ich habe mir so ein ähnliches gekauft. Vom Material her ist ein Tensiometer ja kein Hexenwerk, und so eines aus Alu wird sicher genauso gut sein wie die Plastikversion von Park Tool, die trotzdem teurer ist. Nur der Kalibrierung würde ich nicht ganz trauen. Aber ungefähr wird es schon passen, und vor allem sollte der Vergleich der Speichenspannungen in einem Laufrad problemlos sein, auch wenn die absoluten Werte falsch sind.
 
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