Frage zum Felgen-Zentrieren (Unterschiedliche Speichenspannung)

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Hallo zusammen,

ich zentriere immer wieder Räder/Felgen, für FreundInnen etc. Nachdem ich bisher das Rad im Rahmen beließ und die Ausschläge an der Bremsflanke mit Kreide markierte (an die Hinterbaustrebe gehalten und Stück für Stück näher gerückt), habe ich mir nun einen Zentrierständer schenken lassen.

Bevor ich das nächste Mal ans Werk gehe, möchte ich eine Problem klären, das ich in all den Jahren improvisierten Radzentrierens bisher nicht gelöst habe:

Manchmal gelang mir eine Zentrierung der Felge nur, indem ich auf der einen Seite die Speichen sehr locker mache und auf der anderen sehr fest. Die Felge lief dann ohne Ausschläge "sauber" (ob außermittig oder nicht, konnte ich mit meinen damaligen Mitteln nicht feststellen), aber die sehr lockeren/labbrigen Speichen fühlten sich nicht richtig an - die Spannung der Speichen sollte ja auf der selben Seite ungefähr gleich hoch sein.

Kennt ihr den Grund für dieses Phänomen? Ist evtl der Achter zu stark / Felge zu sehr verbogen gewesen in den Fällen?

Dank Euch.
 
Ist evtl der Achter zu stark / Felge zu sehr verbogen gewesen in den Fällen?
Das kann sein.
Dann kann man alle Speichen komplett lösen, die Felge beurteilen, WD40 dranmachen und sauber wieder festziehen in der Hoffnung alle Speichen einer Seite sind gleich lang. Sonst wirds schwierig.
Gut Abdrücken nicht vergessen.
 
aber die sehr lockeren/labbrigen Speichen fühlten sich nicht richtig an - die Spannung der Speichen sollte ja auf der selben Seite ungefähr gleich hoch sein.
Ja, würde ich auch so sagen.
Ist evtl der Achter zu stark / Felge zu sehr verbogen gewesen in den Fällen?
Unwahrscheinlich.

Ich kann mir nur vorstellen, dass die Einspeichung zu asymmetrisch war. Zentrieren funktioniert ja nur, wenn die Speichen schräg stehen. Wenn sie fast senkrecht stehen, kann man sie noch so stark spannen, die Seitenkraft ist trotzdem gering. Und wenn sie schon locker sind, bringt eine weitere Lockerung auch nichts mehr.

Und ansonsten: nur wenig drehen (1/4 Umdrehung), und immer mehrere Speichen gemeinsam spannen/entspannen (d.h. die Speiche am Achter am stärksten, aber die benachbarten Speichen auch etwas).
 
Ich kann mir nur vorstellen, dass die Einspeichung zu asymmetrisch war.
Bei den Felgen handelte es sich mit großer Sicherheit um Standardfelgen ab Werk. Von meinen Kumpelz kann niemand selbst einspeichen. Also damit will ich sagen, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Einspeichung von Anfang asymmetrisch waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn die Speichenspannung innerhalb einer Seite zu stark voneinander abweicht, dann geht das mit dem Rundlauf der Felge und der Dauerhaltbarkeit der Speichen auf Dauer nicht gut. Du mußt dann den Kompromiß suchen zwischen akzeptablem Abweichen des Felgenrundlaufs und gleichmäßiger Speichenspannung. Bei Scheiben gebremsten Rädern fällt das mit dem nicht ganz exakten Felgenrundlauf sicher einfacher.

Die zu akzeptierenden Abweichungen in der Speichenspannung sind imho mit etwas um 10% gar nicht mal so klein. Evtl. ist sogar noch mehr zulässig (@Lutz/Co ?). Ein Speichentensiometer, selbst das preiswerte von Park Tool, hilft da schon mächtig weiter.
 
Ohne Tensiometer (wie schon genannt, auch das ParkTool Modell ist sehr tauglich) ist es IMHO schlicht unmöglich, das Rad vernünftig zu richten. Es läuft vielleicht rund, ok, das ist aber nicht das wirklich relevante Kriterium. Du willst eine möglichst gleichmäßige, möglichst hohe (!!!) - siehe Datenblatt der Felge - Speichenspannung, um die Last schön gleichmäßig zu verteilen. Das bekommst Du mit Fühlen oder Hören, selbst mit Stimmgerät, definitiv nicht hin. Ein Zentrierständer ist nice to have, mit einer alten Gabel und Kabelbindern fährst Du aber fast genau so gut. P&K Lie Nippeldreher sind eine wahre Gnade in der Benutzung...
 
Manchmal gelang mir eine Zentrierung der Felge nur, indem ich auf der einen Seite die Speichen sehr locker mache und auf der anderen sehr fest.
hängt auch sehr von der Felge ab, gerade am Stoss sind billige gerne etwas unrund. Das Zentrieren eines Baumarktrads mit billigsten Kastenfelgen vor ein paar Wochen hat mich einige graue Haare gekostet; schlussendlich habe ich darauf achten müssen, dass die Felgenbremse nicht schleift, die Spannungen waren dann sehr unterschiedlich, aber alles in allem recht straff. Habe mir geschworen, gerade zum Einspeichen nur wirklich gutes Material zu verwenden.

Das Nippelgewinde darf zudem nicht korrodiert sein, sonst fühlt sich eine Speiche leicht schwergängig an, also am Gewindeansatz ein bisschen ölen (je nach dem mit Kriechöl) und einwirken lassen. Die Nutzung eines Tensiometers zum Überprüfen der tatsächlichen, nicht gefühlten Speichenspannung wurde ja schon oben empfohlen.
 
Bei einer Kettenschaltung oder Scheibenbremse ist das Rad doch fast immer asymmetrisch
Das ist mir schon klar. Das bezog sich auf Christophs Vermutung, dass die Einspeichung evtl ZU asymmetrisch war und deshalb die Speichen labberig. Da würde ich eben bei Rädern ab Werk eher nicht davon ausgehen.
 
Notfalls kann man das Rad meistens auch etwas außermittig zentrieren. Grenzen setzt da der Reifen, der noch in den Rahmen passen muss, und etwas versteckter evtl. die Felgenbremse, die mit fortschreitendem Belagverschleiß nicht zu weit in Richtung Reifen oder Felgenboden wandern sollte.
Da würde ich eben bei Rädern ab Werk eher nicht davon ausgehen.
Es ist jedenfalls nicht ganz einfach, solche Räder zu bauen. :giggle: Die Asymmetrie wird ja durch die Lage der Nabenflansche vorgegeben, und um da was falsch zu machen, muss man eigene Naben herstellen...
Wenn du bisher im Hinterbau des Fahrrads zentriert hast, ist mein erster Tipp ein etwas schiefer Rahmen oder evtl. ein leicht schief eingesetztes Rad. Prüfen der Mittigkeit des Rades würde helfen, das festzustellen. Evtl. sieht man auch beim Blick in die Ausfallenden, dass links und rechts verschieden viel Material (Lack, Dreck, ...) zwischen Achse und Metall sitzt.
 
Wenn du bisher im Hinterbau des Fahrrads zentriert hast, ist mein erster Tipp ein etwas schiefer Rahmen oder evtl. ein leicht schief eingesetztes Rad. Prüfen der Mittigkeit des Rades würde helfen, das festzustellen. Evtl. sieht man auch beim Blick in die Ausfallenden, dass links und rechts verschieden viel Material (Lack, Dreck, ...) zwischen Achse und Metall sitzt.

Ich meine nicht, dass das den Kern des Problems trifft. Ich beschreibe mal konkret ein hier stehendes Rad mit der Problematik:
*28er Vorderrad mit NaDy aus einem Bulls-Trekkingrad für Felgenbremse
*Felge hat an mehreren Stellen kleine Seitenschläge, die noch nicht die Felgenbremse touchieren
*Felge hat EINEN heftigeren Seitenschlag, der die Felgenbremse touchiert

Ich kann diesen heftigen Seitenschlag etwas korrigieren, aber nicht weit genug. Vorgehen: Mehrere Speichen links und rechts des Seitenschlags lockern, auf der anderen Seite fester ziehen. Bevor ich an den Punkt komme, wo das Rad wieder einigermaßen "gerade" läuft, schaffe ich es nicht mehr, die Speichenspannung zu erhöhen bzw. auf der anderen Seite hängen die Speichen schon ohne Spannung durch.

Ich kann gerne auch mal Fotos machen oder ein Video, glaube nur, dass man das schwer da erkennt. Die Meinung in der Radwerkstatt dazu war, dass die Felge einen zu dollen Schlag abgekriegt hat und ich versuchen kann, mit dem Knie auszubeulen (hat nicht so gut geklappt), aber eine Zentrierung nicht mehr möglich ist (kann ja auch tatsächlich so sein).

Da mir das schon 2x passiert ist, frage ich mich eben nur, ob das dann der Hinweis an mich bzw. an die bei mir Reperatursuchenden ist, dass eben in so einem Fall die Felge nicht mehr zu richten ist.

Grüße..
 
*Felge hat an mehreren Stellen kleine Seitenschläge, die noch nicht die Felgenbremse touchieren
*Felge hat EINEN heftigeren Seitenschlag, der die Felgenbremse touchiert
OK, da haben wir aneinander vorbeigeschrieben... Wenn zur Korrektur die Speichen einer Seite quasi lose im Rad hängen müss(t)en, ist sicherlich die Felge verbogen, durch Spannen/Entspannen von Speichen lässt sich das nicht sinnvoll beheben.
Mit wenig Aufwand kannst du den Schlag evtl. "verteilen", indem du großräumig über 10-15 Speichen verteilt die Beule zur anderen Seite ziehst. Dann wird aus einem größeren Schlag nach links eine rechts-links-rechts-Abfolge mit ungefähr halb so großer Abweichung.
Nötig wäre eigentlich, das Rad so weit auszuspeichen, dass du die Felge im betroffenen Abschnitt wieder geradebiegen kannst (und wenn das nicht klappt, die Felge zu erneuern).
 
*Felge hat EINEN heftigeren Seitenschlag, der die Felgenbremse touchiert

Ich kann diesen heftigen Seitenschlag etwas korrigieren, aber nicht weit genug. Vorgehen: Mehrere Speichen links und rechts des Seitenschlags lockern, auf der anderen Seite fester ziehen. Bevor ich an den Punkt komme, wo das Rad wieder einigermaßen "gerade" läuft, schaffe ich es nicht mehr, die Speichenspannung zu erhöhen bzw. auf der anderen Seite hängen die Speichen schon ohne Spannung durch.
Für mich ist dann die Felge am Ende und der Sitenschlag zu Groß zum zentrieren
 
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