AW: Wims neuer Velomobil-Reifentest
Ich habe mich eine Weile über Mail mit Wims unterhalten. Er wirkt kompetent und ich traue ihm solche Tests ohne weiteres zu.
Der gute Mann heißt Wim. Und er steckt einiges an Zeit in seine umfangreichen Tests und ist dadurch ein großer Gewinn für die Velomobilgemeinde. Die meisten anderen (so wie ich auch) haben "nur" Alltagserfahrungen mit Haltbarkeit, Änderung der Durchschnittsgeschwindigkeit, Komfort etc. beizutragen. Reicht mir im Grunde auch, aber echte Zahlen aus Ausrollversuchen untermauern meine "gefühlten" Ergebnisse ganz gut, wenn auch der Kojak bei mir "gefühlt" besser abschneidet als bei Wim gemessen...
Er will Reifen haben mit einem möglichst niedrigem Rollwiderstand. Die Aerodynamik ist, dank VM, egal. Auch der Komfort ist wurst da es um Rennen geht (soweit ich das verstanden habe).
Wim fährt keine Rennen, er will einen guten Alltagsreifen für sein Quest. Die Aerodynamik des Reifens ist sicher nicht egal, geht aber gegenüber den Auswirkungen des Rollwiderstands einfach unter. Als Größenordnung: Ich im Quest (ca. 140kg Gesamtmasse) brauche etwa 1/3 meiner Leistung um den Luftwiderstand zu überwinden, aber 2/3 gehen in den Rollwiderstand. Kleine Rollwiderstandsänderungen machen enorme Unterschiede in der Reisegeschwindigkeit. Beim unverkleideten Lieger ist der Effekt deutlich kleiner, da der Anteil des Luftwiderstands größer ist, aber immer noch deutlich spürbar.
Ein Reifen für'sVelomobil soll also vor allem leicht rollen und dabei wenig pannenanfällig sein und sich auch nicht wie meine mistigen Grand Prix nach 3-4000km in alle Einzelteile auflösen. Er soll nicht rappeln, sondern ruhig laufen und sich gut auf der Felge zentrieren. Das verstehe ich unter Komfort eines Reifens. Du verstehst wahrscheinlich darunter eher, dass er Schläge dämpfen soll. Meiner Meinung nach ist dafür (mal abgesehen von den Offroad-MTBlern) alleine die Federung eines Fahrzeugs verantwortlich, da ein weich aufgepumpter Reifen ganz einfach nicht leicht rollen kann.
Da auf einem unverkleidetem Rad die Aerodynamik und auf einem Alltagsrad der Komfort wichtig ist, kann man die Tests nicht als "so dicker desto besser" stehen lassen.
[PEDANT] "JE dicker desto besser" [/PEDANT]
Wim testet die Reifen auf seinem Velomobil, weil er wissen möchte, wie gut die Reifen auf Velomobilen zu fahren sind. Warum sollten seine Messungen ohne weiteres auf irgendein unverkleidetes Alltagsrad mit ganz anderen Anforderungen übertragbar sein?
Und selbst beim Quest ist "je dicker desto besser" falsch, weil ein breiter Reifen einfach auch den Wendekreis (drastisch) erhöht. Ob das ein Problem darstellt oder nicht ist schon wieder höchst individuell. Jeder hat da seine eigenen Kompromiss, der ihm am besten behagt. Nur: der Tryker vereinigt so viele negative Aspekte in einem einzigen Reifen, dass ich es mir sparen werde, ihn auszuprobieren. Soll sich Schwalbe (oder Conti oder Vredestein oder...) halt mal auf den Hosenboden setzen und was vernünftigeres als das bereits existierende auf den Markt werfen, dann kaufe ich es auch gerne. Jetzt probier ich mal noch den Durano und den GoCycle durch und dann mal sehen, ob ich weiterhin beim Kojak bleibe...
Grüße,
Martin