Wie aus Autofahren Radfahrer werden könnten

Das mag ja in der Stadt möglich sein, aber hier auf dem Land eher nicht.
Das Argument höre ich oft - und ich frage mich jedes Mal, wie relevant das eigentlich ist. Hier im Forum kommt in entsprechenden Diskussionen regelmäßig das Argument, dass der Großteil aller Autofahrten unter 10(?)km ist. Wenn das so stimmt, dann sollte es doch Sache sein, sich erstmal um diese "low hanging fruit" zu kümmern, denn dann wäre schon viel gewonnen. Also sollten auch mögliche Lösungen zunächst mal da ansetzen. Leider habe ich manchmal das Gefühl, dass das "aber auf dem Land geht das nicht"-Argument gerne auch mal verwendet wird, um die ganze Diskussion vom Tisch zu wischen (geht jetzt nicht gegen Dich persönlich!) - und das ist bedauerlich.
 
Das Hauptargument meines Onkels gegen e Autos war "aber was sollen denn die leute machen die 800km am Tag fahren müssen?! Das taugt doch nix". Selbst fuhr er 2x4km auf Arbeit...
 
@emgaron
Nein, das ist es nicht. Keine Angst, ich sehe das ganz locker.

Ergänzend möchte ich zu meinem Beitrag #262, daß wenn der evtl. neue Betrieb etwas weiter weg wäre, eine Duschmöglichkeit mit einem Umkleideraum schön wäre. Auch dann würde ich es versuchen. Doch welche Firma hat denn heute noch sowas?
Jetzt bin ich im Moment gerade auf der Suche nach einem neuen Betätigungsfeld. Dabei schaue ich schon, ob das mit dem VM zu erreichen wäre. Leider sind meine persönlichen Umstände der Gesundheit nicht die Besten. Daher bleiben viele Ideen schon in der Planungsphase stecken. Natürlich könnte ich darüber nachdenken, den Milan nachträglich zu elektrifizieren. Aber irgendwie geht mir das gegen den Strich.

Kai
 
in der Firma, in der ich arbeite werden in aller Regel, in Abspache mit dem lokalen Management, Duschen vorgesehen. (was übrigens wieder Arbeit nach sich zieht, regelmäßige Legionella Tests zum Beispiel, was gerne mal ein Problem wird, wenn dann doch selten benutzt) Wenn neue Layouts anstehen,einfach ansprechen!
 
Doch welche Firma hat denn heute noch sowas?
Das kommt halt darauf an was die Firma macht. Mein Arbeitgeber mit ca. 3000 Mitarbeitern an Standort hat mehrere Duschräume und Umkleideräume. Das liegt aber daran das am Standort nicht nur Verwaltung sondern auch Produktion ist. Mein Arbeitgeber möchte mich aber nach den Corona Einschränkungen nur noch zweimal in der Woche im Büro sehen. Diese Fahrten werde ich dann zukünftig mit dem Milan machen. Ich will aber auch nicht komplett auf ein Auto verzichten. Zum einen wegen anderer Hobbys und zum anderen weil es auch Spaß macht. Wohne aber auch auf dem Land. In der Stadt hätte ich auf Fahrten mit dem Auto keine Lust.

Gruß
Daniel
 
Wird nicht leicht, denke ich, heute: den ganzen Tag leichter Regen, mal mit Schnee. Kalt. Kein Wunder, das dann nur wenige mit dem Rad unterwegs sind . Ach ja, Bus in die Stadt kostet 2,50 EUR Aktivbus einfach, da nützt auch ein Brommi nichts. Zum Glück habe ich Homeoffice, aber das Pendeln bei dem Wetter mit dem Rad verdient Respekt.

Wie bekommt man Autofahrer aufs Rad? Man muss für die schlechten Tage Alternativen schaffen, Wenn man eh ein Auto hat, wird es noch schwerer, denn dann ist es letztlich eine Grenzkostenrechnung.
 
Die andere Seite der Medaille sind die niedrigen Kosten für eine Wohnung, oder für ein Haus auf dem Land.
Deswegen wohn ich auch in der Pampa, aber 30km in die Stadt ist ziemlich perfekt mit dem Velomobil, über 40km eine Strecke wäre etwas happig und unter 20km würde ich kaum warm.

Hier im Forum kommt in entsprechenden Diskussionen regelmäßig das Argument, dass der Großteil aller Autofahrten unter 10(?)km ist.
Das sind aber auch keine Strecken für Velomobile, eher für Lasten(S)-Pedelecs
 
Die andere Seite der Medaille sind die niedrigen Kosten für eine Wohnung, oder für ein Haus auf dem Land.
Kann man so pauschal auch nicht sagen, wenn man das gesamte Bild betrachtet.
Als wir so um 2000 rum ein Haus suchten haben wir uns auch ein paar Häuser auf dem Dorf angeschaut. Da war aber meist Vorort nix mehr, d.h. es wäre ein zweites Auto nötig gewesen, Kindertransport zu Kindergarten, evtl. Schule, Freizeit etc., vielleicht sogar eigenes Auto für die Kinder in Schule oder Ausbildung (zumindest nix besonderes bei den Leuten vom Dorf, die ich so kenne). Das ist alles auch nicht umsonst zu bekommen und Zeit und Nerven kostet es auch noch (insbesondere wenn einem das Autofahren eh schon zuwider ist). Wir haben dann ein renovierungsbedürftiges Haus im Randbereich unserer Kleinstadt (40k Einwohner) gekauft. Laden vor der Tür, Kindergarten und Schule in fußläufiger Entfernung und das Auto, welches wir als Baustellenfahrzeug für die Renovierung kauften, steht immer noch vor der Tür und wird im Moment so ~2000km im Jahr bewegt.
Das Argument des billiger wohnens auf dem Land haben wir damals auch öfters gehört, aber ich denke billiger wären es in Summe für uns die letzten zwanzig Jahr auf dem Dorf auch nicht gwesen. Es ist natürlich klar, dass das auch von diversen Randbedingungen abhängt, so war hier damals nicht so die Hochpreisregion bei Immobilien und wir hatten auch kein Interesse an 1000qm Garten und familiere Bindungen ins Dorf gab es auch keine.
 
Ein weiteres Problem ist, daß wir die vorhandene *Zeit* auch an das Verkehrsmittel Auto angepasst haben.
Viele Termine der Familie (Tochter im Grundschulalter) liegen eng getaktet nach dem Schulende (Termine, die ich nicht selbst groß beeinflussen kann).
Genauso wie Arbeitsanfang und Schulstart fürs Kind. Es ist mir schlicht nicht möglich an manchen Tagen mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, weil wir alle um 8 Uhr auf der Arbeit/in der Schule sein müssen
 
Es ist mir schlicht nicht möglich an manchen Tagen mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, weil wir alle um 8 Uhr auf der Arbeit/in der Schule sein müssen
Und das passt nicht wenn ihr etwa gleichzeitig aus dem Haus geht?
Bei mir wäre das wirklich schlecht möglich, ich hab 30km zur Arbeit, also vielleicht eine Stunde, die Schule ist aber nur einen Kilometer weg, da braucht selbst ein Kind nur 10 Minuten. Entweder die Kleine hängt noch zu Hause rum oder sie kommt viel zu früh.
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau das ist das Problem. Meine Frau muss noch früher los, als ich und ich lasse eine Erstklässlerin nicht noch 40 Minuten alleine zu Hause rumhängen oder bei Minusgraden im Dunkeln vor der geschlossenen Schule.
Aber immerhin schaffen wir das an drei Tagen der Woche koordiniert zu bekommen, so daß ich radeln kann.
 
Wenn das so stimmt, dann sollte es doch Sache sein, sich erstmal um diese "low hanging fruit" zu kümmern, denn dann wäre schon viel gewonnen.
Ich denke ein großes Problem ist, dass die vermeintlichen „low hanging fruit“ nicht den Aspekt abdeckt, dass Autos vor allem mit Blick auf die wenigen Prozent Sonderfälle ausgesucht werden:

- der Ausflug mit der Familie / Freunden
- die Urlaubsfahrt mit 1000 km/Tag
- den Möbelkauf mit großem Ladevolumen
- das Hobby mit viel Ladevolumen (z.B. Kanu)
- der Sperrmüll der mit Anhänger zur Kippe gefahren werden muss

Aus meiner Sicht muss man daher vor allem erst einmal niederschwellige Lösungen für diese Sonderfälle realisieren, denn erst dann sinkt der Bedarf für das eigene One-size-fits-all-Auto und andere Mobilitätsangebote können das eigene Auto vollständig ersetzen.

Solange für die Abbildung der Sonderfälle nur das eigene große Auto geeignet ist, steht der Wagen da und wird auch für die kleinen Wege eingesetzt.
 
Aus meiner Sicht muss man daher vor allem erst einmal niederschwellige Lösungen für diese Sonderfälle realisieren, denn erst dann sinkt der Bedarf für das eigene One-size-fits-all-Auto und andere Mobilitätsangebote können das eigene Auto vollständig ersetzen
Sehe ich gerade in Bezug auf E-Autos genau so. Hier wären kleine Autos mit einer Reichweite von Max 150-200 km vollkommen ausreichend. Aber ich muss auch sagen ich persönlich habe auch keine Lust mir für jede Aktivität ein Auto ausleihen zu müssen. So denken dann halt auch viele Andere und suchen dann das Auto mit maximaler Reichweite und möglichst viel Platz. Ist weder nachhaltig noch sinnvoll aber nachvollziehbar.

Bedeutet wenn überhaupt dürfen nur kleine E-Autos dürfen gefördert werden. Bei großen müsste hier eher eine Sonderabgabe fällig sein. Es muss halt weh tun wenn eine Handlung keinen Sinn macht.

Gruß
Daniel
 
Ein anderes Beispiel. Meine Frau ist Augenoptikermeisterin in Hamburg. Ihr täglicher Weg zur Arbeit dauert mit dem Auto etwas über eine Stunde. Eine Strecke. Größtenteils über die Autobahn zu erreichen.
So aus Spaß haben wir uns einmal angesehen, wie das ohne Autobahn aussehen würde. Ziemlich gruselig. Die Zeit die sie mit einem Velomobil brauchen würde, wäre um ein vielfaches höher.
Eine Möglichkeit wäre ein Twike 5. Da könnte sie weiterhin ihre gewohnte Route, in der kürzesten Zeit fahren.
Leider spricht der Preis eines Twike 5 dagegen.

Kai
 
Da passt meine Meinung das Verhältnis nicht von Wohnort zu Arbeitstelle.

Geht halt, weil Mobilität so günstig ist, wenn man externe Kosten nicht einpreist. Würde man es tun, wird Mobilität erheblich teurer, Alternativlösungen finden ihren Markt und die zurückgelegten Entfernungen schrumpfen. Niemand würde mehr für ein Meeting ins Flugzeug steigen uns abends wieder zurück, weil es schlichtweg unbezahlbar wäre.
 
Mobilität ist ja auch viel subventioniert fängt bei den km die man selber absetzten darf und hört auf bei den Firmen die Flotten an firmefarzeugen haben wo man als Lohnerhöhung ein Auto bekommt weil des ja billiger für die ist.
 
Ich war mal Haustechnikchef (Facilitimanager!) in einem größeren Logistikunternehmen. 57km Autobahn oder 42 km Landstraße eine Tour.
Dann tat sich eine Möglichkeit auf, ein Job in nem Familienbetrieb, bissl weniger Geld aber 8km eine Strecke. Meine bessere Hälfte konnte dort im Büro anfangen, ich in der Werkstatt. Ergebnis: zwei Autos verkauft, ein Auto (Triketransporter und für Fahrten zum Surfen an die Küste, zum Campervan ausgebaut) gekauft. So muß das! Für uns okay, natürlich nicht für jeden. Aber der Arbeitsweg (und die dafür verwendete Zeit) muß kürzer werden.

Gruß
Lutz
 
@Hoffes
Zum Einen gebe ich dir Recht. Sie könnte als Meister auch in einem Geschäft in der Nähe arbeiten.
Zum Anderen aber arbeitet sie dort schon über 14 Jahre. Der Laden ist relativ klein, hat aber sehr viele Stammkunden. Zudem noch in der Nähe der Rothenbaumchaussee.
Als meine Frau mit ihrer Meisterschule begonnen hatte, bot ihr Chef ihr an, das Geschäft in ein paar Jahren zu übernehmen. Da wäre es doch Unsinn, das jetzt aufzugeben.
Den anderen Weg zu gehen, heißt nach Hamburg zu ziehen. Das ist finanziell einfach nicht drin. Den Weg wollen wir beide nicht gehen.
Wir wohnen gerne hier auf dem Land und in der Natur. Zumal wir ein Waldgrundstück haben.
Natürlich schauen wir uns nach alternativen Möglichkeiten um, den Weg zur Arbeit irgendwann auch ohne Auto zu schaffen. Für ein reines E-Auto fehlt die nötige Infrastruktur. Vor "ihrem" Laden wäre es wohl auch nicht möglich eine Ladestation zu installieren.
Da sie ja nun, wie schon geschrieben, viele Autobahnkilometer fährt,
fällt mir z.Z. nur ein Twike ein. Oder ein Fahrzeug mit ähnlichem Antriebskonzept. Das wiederum voll autobahntauglig und voll im Winter zu nutzen sein muß.

Kai
 
Wieviele hunderte km muss deine Frau denn pro Strecke fahren, damit E-Fahrzeuge nicht "funktionieren" ? Die 2x 50km am Tag die ich hatte, gingen sogar mit nem Smart der nur nen 17,8kWh Akku hatte...
Die Basisversion eines Model 3 packt 500km. Wenn das nicht reicht, sollte man sich echt um einen anderen Job bemühen, da dann mehr als 1/3tel des Geldes für die Karre flöten geht, selbst wenn man gut verdient.
 
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