Trike für Rückengeschädigte?

AW: Trike für Rückengeschädigte?

Hallo Tina,,
das Thema ist wichtig genug daher :

Ich halte Liegeräder in welcher Form auch immer für ungeeignet bei Verletzungen im Rückenbereich, die eine möglichst erschütterungsfreie Fahrweise empfehlenswert machen.
Der Anschein spricht ja gegen meine Ansicht:
Man liegt gemütlich auf dem Rücken, Bauch und Rückenmuskulatur werden fast nicht beansprucht, während bei passiver Fahrweise auf dem Aufrechtrad sehr bald Nacken, Handgelenke und Hintern schmerzen.
Man kann jedoch auf dem Aufrechtrad sehr gut Schläge mit Beinmuskulatur und Körperspannung abfedern.
Das geht mit dem Lieger überhaupt nicht. Alle Schläge gehen unmittelbar auf den Rücken, da du den Hintern nicht aus dem Sitz kriegst.
Ein systembedingter Nachteil, der von den Fans gern verschwiegen wird.
Ich fahre sehr gern mit meinem Liegerad, aber ohne den Blick für ebendiese Nachteile zu verlieren.Während ich mit meinem rennradähnlichen Aufrechtrad fast jeden Waldweg fahren kann, ist das mit dem Baron sehr viel unangenehmer bis unmöglich, eben weil ich die Schläge nicht austarieren kann.
Die Bauch- und Rückenmuskulatur wirst du sowieso ganz gezielt trainieren müssen; das haben dir bestimmt schon einige Reha Leute erzählt. Falls es dir gelingt, Beinmuskulatur und Körperspannung und Kurbeltechnik optimal zu trainieren, ist ein Aufrechtrad meiner Ansicht nach sinnvoller.
Dreiräder sind im Rehabereich vor allem für gleichgewichtsgestörte Patienten sehr sinnvoll.
Dein Weg zum schmerzfreien ( oder vielleicht auch nur weniger schmerzhaften) Radeln sollte meiner Ansicht nach das ganz gezielte Training der gesamten Muskulatur sein, um möglichst wenig Gewicht auf der Sitzgelegenheit lasten zu lassen.
Liegeräder sind dafür wegen der passiven Haltung eher weniger geeeignet.

Gruß

Theodor
 
AW: Trike für Rückengeschädigte?

Moin Tina,

... aber sitzen ging auch eh nur minutenweise. Nach 2 Monaten konnte ich schmerzfrei gerademal 30 Minuten auf nem normalen Stuhl verbringen. Nun sind es immerhin 2 Stunden :) ...
schon aus diesem Grund solltest Du unbedingt lange Probefahrten mit den verschiedenen Trikes machen. Also länger als 2 Stunden.
Nur so kannst Du feststellen, ob das Rad "sitzt".

Darüber Hinaus solltest Du natürlich vor allem auf den Sitz achten. Und hier besonders darauf, wie gut sich der Sitz anpassen läßt. Vermutlich wird ein Spannsitz nicht das richtige für Dich sein. Eher ein fester Schalensitz, der sich gut Deinem Rücken anpassen läßt.
Hier kann ich den Schalensitz von HP (z.B. am Scorpion) sehr empfehlen. Er läßt sich in Länge und Neigung verstellen, außerdem kann die Wölbung im Lordosenbereich eingestellt werden.
Neuerdings gibt es den auch mit sog. SeatWings, das sind seitliche Stützen, die mehr Kurvenhalt bieten sollen (habe ich aber noch nicht gefahren).

Zu anderen aufgekommenen Fragen:
- BigApple gibt es in 20" sowohl mit 50mm als auch mit 60mm Breite. Aber nicht in jedes Rad passen die BigApples. Beim Scorpion z.B. passen nur die 50mm BigApple, für die 60mm ist die Schwinge zu eng. Vorne gibts bei 60mm wohl Probleme mit den Schutzblechen.
Aber auch die 50mm Version bietet einen riesigen Komfortgewinn gegenüber anderen Reifen, da der BigApple speziell auf gute Federungseigenschaften konstruiert ist. D.h., er hat dünnere Seitenwände als andere Reifen und federt somit deutlich besser ein.

- Radwege muß man in D nur dann benutzen, wenn ein blauer Lollipop mit Fahrrad drauf aufgestellt ist. Und selbst dann kann man als Trikefahrer oft auf die VerwVorschrift verweisen in der steht, daß Mehrspurfahrzeuge wenn sie auf der Fahrbahn fahren nicht beanstandet werden sollen, wenn der Radweg unzumutbar ist. Und das ist er in den meisten Fällen schon deshalb, weil er zu schmal für ein Trike ist (Sicherheitsabstand zum Rand sowie Gegenverkehr/Überholungen nicht vergessen).

Ich fahre innerorts fast immer auf der Fahrbahn. Man muß sich zwar an hupende Autofahrer gewöhnen (einfach zurückgrüßen, am besten mit der Airzound). Aber die Polizei hat mich noch nie beanstandet.

Falls Du in Deiner Gegend keinen geeigneten Händler findest, bei dem Du verschiedene Modelle ausgiebig probefahren kannst, dann finden sich doch sicher hier im Forum Trikebesitzer, bei denen Du das mal testen kannst, oder?
Ich könnte Dir gerne eine Probefahrt auf einem Scorpion anbieten, allerdings wirst Du dafür wohl nicht bis nach Nienburg(Weser) kommen wollen.

Gruß, André
 
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Moin Theodor,

... Das geht mit dem Lieger überhaupt nicht. Alle Schläge gehen unmittelbar auf den Rücken, da du den Hintern nicht aus dem Sitz kriegst.
Ein systembedingter Nachteil, der von den Fans gern verschwiegen wird. ...
in diesem Punkt muß ich Dir aus meiner Erfahrung eindeutig widersprechen. bei einem gut gefederten Rad gibt’s keine Schläge in den Rücken.
Alleine die gut Hinterradfederung des Scopion verbunden mit Big Apple Reifen vorne reicht da vollkommen aus.

Hinzu kommt noch die Richtung, in welche eine Belastung wirkt. Während beim Aufrechtrad (und auch bei Sessel-/Liegerädern, auf denen man sehr aufrecht sitzt) die Schläge mehr oder weniger von unten kommen, also das Rückrad stauchen, sieht es bei flacher Sitzposition auf den meisten Liegerädern ganz anders aus. Die Beslastung kommt eher von hinten und verteilt sich über den gesamten Rücken.

Immer vorausgesetzt, man hat einen gut sitzenden und richtig angepassten Sitz, halte ich die Belastung für den Rücken als wesentlich geringer bei einem Liegerad als bei aufrechter Position.

Ich finde auch, daß die ggf. auftretenden Schläge beim Überfahren von Schlaglöchern, Kanten etc. nur ein Teil der Belastung sind. Und zwar der kleinere Teil.
Viel wichtiger ist die Rückenbelastung, die auch ohne Schlaglöcher ständig beim Fahren auftritt. Und die ist beim Liegerad sicherlich viel geringer als beim Aufrechtrad.

Ich gehe auch davon aus, daß jemand wie Tina, die ja von ihrem Rückenproblem weiß, sich sicher nicht zum Schlaglochsucher oder Singletrailheizer entwickeln wird. Sie wird ganz automatisch so fahren, daß es nicht zu holprig wird. Und auch hier ist das Trike ganz klar im Vorteil: wenn sich ein besonders holpriger Streckenabschnitt mal nicht verhindern läßt, so kann man damit langsamer als mit jedem Zweirad dort durch fahren, ohne sich darauf konzentrieren zu müssen, nicht umzukippen.

Gruß, André
 
AW: Trike für Rückengeschädigte?

Es kommt natürlich immer darauf an, welche Schläge / Erschütterungen dein Rücken aushält. Aber ich denke auch, dass selbst ein ungefedertes Trike einen Rücken nicht wirklich strapaziert. Rücken liegt ja anliegend auf dem Polster, so dass er immer an allen Stellen gestützt ist. Aber das kann nur der Betroffene selbst entscheiden und er muss es einfach testen, wenn er dann in der Lage dazu ist. Auf jeden Fall: Ich wünsche eine mögichst gute Genesung!!!
 
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Was du aus deiner Einspurer- und Trikeerfahrung heraus vielleicht schildern könntest wäre: Wie ist der Unterschied beim Durchgeschüttelt bei schlechten Belägen (Flickenteppichasphalt, Kopfsteinpflaster etc.)?

So etwas geht nach meiner Erfahrung vor allem aufs Tempo. Ich fahre z.B. regelmäßig durch den Niehler Hafen in Köln (50°58'23.34"N, 6°58'45.17"E), und dort ist eine Strecke von etwa 800 m mit Kleinpflaster belegt, das die vielen Lkw schon ordentlich durchgepflügt haben.

Man sitzt dort noch sehr ruhig, und die Hinterradfederung schluckt zusammen mit dem Spannsitz das Geratter sehr klaglos (man kann z.B. völlig ruhig in die Lenkerspiegel schauen). Unruhe kommt vor allem über die Vorderräder auf, und das gesamte Rad wird durch den schlechten Untergrund abgebremst.
Ich fahre übrigens normale Schwalbe Marathon mit ca. 6,5 bar - mit Big Apples und/oder weniger Luftdruck würde es vermutlich vorne weniger rappeln, dafür würden einen die flexibleren Reifen bremsen.

Mit dem ungefederten Upright (ein mehr als 20 Jahre altes KTM Formula) bin ich dort zuweilen aus dem Sattel gegangen und habe die Federung eben durch die Beine ersetzt. Allerdings nicht wegen kurzer oder hochfrequenter Stöße, sondern eher bei weichen Senken.

Nicht umfahrbare Hindernisse wie quer über den Weg verlaufende Wurzelaufbrüche oder starke Querfugen sind mit jedem Rad ein Komfortproblem. Mit dem Trike bremse ich da etwas ab, damit die Federung nicht zu tief durchschlägt (man muß ja auch ein wenig ans Material denken), bei dem alten Upright bin ich eher aus dem Sattel gegangen, drübergebrettert und habe mir gedacht: Na gut, irgendwann ist jede Felge mal fällig ...

Gruß, Hans
 
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da geht mit dem Aufrechtrad leicht, mit dem kann ja sogar anhalten ohne vom Pedal zu gehen

... und derweil in Ruhe ein Butterbrot essen ... sicher, sicher ...


Noch nie diese schönen Wurzelquerwellen auf Radwegen gesehen? Mit dem Aufrechtrad kann man vielleicht noch drüberspringen

Mit vorgeschädigtem Rücken sicher sehr zu empfehlen.


mit Lieger und Dreirad nimmt man die voll mit

Was man voll mitnimmt, bestimmt man selbst. Neben jedem benutzungspflichtigen Radweg führt eine Fahrbahn entlang.


Du vergißt, daß ich auch schon mit Dreirädern gefahren bin.

Immer mit der Haßkappe auf den Ohren, das merkt man jeder Deiner Zeilen an. Was man schon mit Widerwillen auf dem Teller anstarrt, schmeckt beim Essen schon gar nicht.


diese seitwärtsbeugende Haltung auf dem Dreirad, um nicht aus der Kurve zu kippen.

Das geht doch sehr weit am hier besprochenen Thema vorbei. Du scheinst davon auszugehen, daß jeder auf einem Fahrrad gnadenlos herumheizen möchte. Man kann ohne jede Kippgefahr ein Trike durch Kurven lenken, ohne dabei Positionen einzunehmen, wie sie auf den alten KMX-Werbevideos zu bewundern sind.

Für selbstbestimmte Mobilität auf einem Fahrrad gibt es etliche verschiedene Ausgestaltungsmölglichkeiten. Die sind bei weitem nicht alle auf halsbrecherisches Tempo fixiert und gehen bei weitem nicht alle von Strecken aus, auf denen man einsame Bergbauernhöfe umrundet.

Und wenn Du in einem früheren Posting sogar empfiehlst
Wenns nicht anders geht, gibt das Radfahren auf, Wandern und Bergsteigen sind herrliche Natursportarten.
, dann wird auch klar, wie sich Deine Position zum Radfahren darstellt und wie sie sich von meiner unterscheidet. Für Dich scheinen Fahrräder Sport- und Freizeitgeräte für (was auch immer das sein soll) "Natursportarten" zu sein. Für mich sind sie Verkehrsmittel.

Wenn Du den Zweck eines Fahrrads darin siehst, als Ausgleich für ansonsten unterdrückte Lebensfreude mit sonnigem Luis-Trenker-Lächeln über Stock und Stein zu hüpfen, dann ist das ein extrem enger Ausschnitt dessen, was ein Fahrrad sein kann. Und entsprechend eingeengt ist dann auch der Blickwinkel auf Fahrzeuge, die nicht dem eigenen Anwendungsprofil entsprechen.

Gruß, Hans
 
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Wer unter euch ohne Sünde... ;)
Passiert mir selbst auch schon mal. :rolleyes:

Ja, klar, wem nicht? Das ist dann nur nicht die ideale Ausgangsposition, um sich als einzig objektiver Mahner gegen den allgemeinen Subjektivismus zu präsentieren.


Ich find´s ok, wenn es auch mal ein paar kritische Töne zu lesen gibt.

Wäre auch schlimm, wenn es die nicht gäbe. Aber ich habe nicht den Eindruck, daß Theodors Wortmeldungen zu Trikes und Liegerädern das einzige und zwingend notwendige Korrektiv im allgemeinen Jubelsturm sind. Für die Art des Vortrags gilt das sogar ganz sicher nicht.

Gruß, Hans
 
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AW: Trike für Rückengeschädigte?

Da hast du Recht! :D

Ich denke auch, ein Trike wäre jedenfalls einen Versuch wert. :)


ein Dreirad oder ein Liegerad sind sicher einen Versuch wert. Ich fahr ja schließlich auch Liegerad.
Aber wenn schon ein körperlicher Defekt vorliegt, muß man sich sehr genau überlegen, was wohl das beste ist.
Daß die Position auf dem Liegerad deutlich weniger aktive Bewegungsmöglichkeiten bietet, als auf dem Aufrechtrad ist der springende Punkt.
Früher hat man mal Rückenschule gelehrt, die jeden Hebevorgang unbedingt mit geradem Rücken durchführte.
Inzwischen ist bekannt daß es intakten Bandscheiben überhaupt nicht schadet, wenn sie zusammengepreßt und wieder entlastet werden. Im Gegenteil, es ist sogar gesund, denn Bandscheiben werden so versorgt.
Vorzeitige Schäden an den Bandscheiben treten vor allem durch muskuläre Dysbalancen und durch Überlastungen z.B. bei Leistungssportlern auf.
Ansonsten ist einen möglichst gut trainierte Muskulatur der beste Schutz.
Eine Schonhaltung ist unter Umständen kontraproduktiv.
 
AW: Trike für Rückengeschädigte?

Hallo!

Ich wollte wirklich keine hitzige Diskussion anregen...

Nun nochmal ein paar Worte:

Ich sehe das Fahrrad in erster Linie als Verkehrsmittel und für einen Weg mich wieder auf Radwegen in der Natur zu bewegen.

Ganz sicher werde ich weder Wettrennen noch halsbrecherische Sprünge damit machen.

ein Dreirad oder ein Liegerad sind sicher einen Versuch wert.

Und genau so sehe ich es. Wahrscheinlich kann ich nicht merh schmerzfrei ein normales Rad, sprich UpRight fahren. Daher die Fragen meinerseits.

Daß die Position auf dem Liegerad deutlich weniger aktive Bewegungsmöglichkeiten bietet, als auf dem Aufrechtrad ist der springende Punkt.

Aber genau das Sitzen ist das schwierige für mich!

Vorzeitige Schäden an den Bandscheiben treten vor allem durch muskuläre Dysbalancen und durch Überlastungen z.B. bei Leistungssportlern auf.
Ansonsten ist einen möglichst gut trainierte Muskulatur der beste Schutz.
Eine Schonhaltung ist unter Umständen kontraproduktiv.

Meine Bandscheiben sind durch den Unfall geschädigt. Muskeln sind der beste Schutz..

Ich mache 2 mal die Woche Rehasport und gehe weitere 2 mal walken.

Und mir tut Radfahren allgemein sehr gut. Zu dem Rückenproblem habe ich durch Sportunfälle bereits in beiden Knien eine vordere Kreuzbandplastik (Durchriss).

Ich wünsche Euch einen schönen Abend und hoffe, das das hier nicht zu hitzig wird.

Wir werden sehen was die Zukunft bringt. Nun heisst es für mich erst einmal: warten und ein wenig träumen sowie im Internet lesen.

Bis dann
Tina
 
AW: Trike für Rückengeschädigte?

Hallo an theodor und den Rest der Welt,

Ich halte Liegeräder in welcher Form auch immer für ungeeignet bei Verletzungen im Rückenbereich, die eine möglichst erschütterungsfreie Fahrweise empfehlenswert machen.
Ausdrücklichst "Nein", da sie selber davon schreibt, ihre Reha auf liegeradähnlichen Trainern zu absolvieren. Meinst Du nicht, daß dies alleine für sich spricht?

Man kann jedoch auf dem Aufrechtrad sehr gut Schläge mit Beinmuskulatur und Körperspannung abfedern.
Ja, bei einer gesunden Wirbelsäule, die ihrer Federungsfunktion nachkommen kann, ist dieses richtig. Bei einer Wirbelsäule jedoch, der diese Funktion teilweise abhandengekommen ist, wäre es törricht, sie vertikal wie auch immer zu stauchen, wie es bei einem Schlagloch der Fall ist. Horizontal ist die Belastung hier weitaus geringer, zumal dann, wenn der Sitz, (ganz wichtig), perfekt an ihren Rücken angepasst ist.

Das geht mit dem Lieger überhaupt nicht. Alle Schläge gehen unmittelbar auf den Rücken, da du den Hintern nicht aus dem Sitz kriegst.
Letzteres stimmt nicht, da ich meinen Hintern auch während der Fahrt sehrwohl anheben kann und trotzdem weiter pedaliere; mit einem Lieger ist nichts unmöglich. :)

Ich fahre sehr gern mit meinem Liegerad, aber ohne den Blick für ebendiese Nachteile zu verlieren.
Welche Nachteile denn? Außer dem Wetter, wenn's von oben regnet, gibt es nicht einen Nachteil. Ich habe es beispielsweise bis heute nicht bereut, auf's Trike umgestiegen zu sein. Es ist das bequemste muskelkraftbetriebene Fortbewegungsmittel schlechthin, (von einem echten Pferd mal abgesehen).

Mit meinem normalen Rad hatte ich damals um 1991 herum einen Unfall, obschon ich doppelt Vorfahrt hatte; einmal weil von rechts, einmal weil Hauptstraße. Aber nö, irgend so ein sch** Autofahrer meint mich umfahren zu dürfen, vermutlich weil sie nicht nach links und rechts schauen können und nur ihr Gaspedal im Auge haben. Ok, heute ist an der Stelle ein Kreisverkehr. Das Rad war Totalschaden, ich selber bin glücklicherweise verletzungsfrei davon gekommen; hab das Auto ja kommen sehen, bin langsam gefahren, war dennoch im Glauben, daß es anhält, weil es hätte ja anhalten müssen, jo schau, hat es aber nicht.

Kurz danach, (der Schaden wurde von des Autofahrers Versicherung anstandslos beglichen), hatte ich mir ein anderes normales Rad wieder aufgebaut, hatte aber auf die Wiederholung eines derartigen Erlebnisses keinen Bock mehr; habe mich also nach meinem ersten Lieger umgesehen. Das wurde dann ein Quantum aus dem Hause Klütz. Irgendwann um das Jahr 1995 herum passte mir das nicht mehr, (Rahmenriß, obwohl der Ersatz sofort kam), und ich bin auf's Flevo aufmerksam geworden. Das alte Rad verkauft und ein Flevotrike über meinen Händler bestellt, der dies für mich importiert hat; Flevo ist ja in den Niederlanden beheimatet.

Seit 1996, (plus/minus x), fahre ich nun mein Flevotrike; habe eine Vollbremsung an einer ampelgeregelten Kreuzung überstanden, (ich geradeaus "Grün", in meine Richtung abbiegender Verkehr auch "Grün", anderer geradeaus fahrender Verkehr "Rot"; mit dem normalen Rad wäre ich hier über den Lenker abgestiegen); habe einen Reifenplatzer, (Vorderrad), bei einer Paßabfahrt in den französichen Alpen bei ca. 50 km/h Geschwindigkeit hinter mir. Mit einem normalen Rad hätte ich dieses nicht erleben wollen.

Mit einem normalen Rad braucht mir keiner mehr zu kommen; es hat schlicht einen zu hohen Schwerpunkt, eine zu große Sturzhöhe und ist damit potentiell zu unsicher.

Während ich mit meinem rennradähnlichen Aufrechtrad fast jeden Waldweg fahren kann, ist das mit dem Baron sehr viel unangenehmer bis unmöglich, eben weil ich die Schläge nicht austarieren kann.
Hier kann ich Dir entgegenhalten, daß ich mit meinem Flevotrike überall entlangfahre; ich habe, (unfreiwillig), letztens eine reine Schlammpiste unter die Räder genommen, fahre über Wurzeln, die im Wege liegen und anderes mehr. Hierfür bedarf es einer abgestimmten Über-/Untersetzung, einer guten Federung und natürlich vorausschauendem Fahren. Außer sandigen bzw. gesplitteten Wegen und grobem Kopfsteinplaster gibt es keinen Weg, den man mit einem Trike meiden müsste. Ganz im Gegenteil, Wege mit sanften Bodenwellen und Kurven machen gerade Laune, sofern man nicht gerade unter Zeitdruck ist.

Die Bauch- und Rückenmuskulatur wirst du sowieso ganz gezielt trainieren müssen
Gezielt? Wieso? Gerade das Trike ist doch hierfür bestens geeignet, weil man einerseits mit seinem Körper beständig in Bewegung ist, Muskulatur automatisch und kontinuierlich gefordert wird, man aber bei Bedarf jederzeit eine Pause einlegen und zum gemütlichen Teil übergehen kann.

das haben dir bestimmt schon einige Reha Leute erzählt.
Was diese erzählen, sofern nicht ausgebildete Therapeuten, ist ohne jede Relevanz.

Falls es dir gelingt, Beinmuskulatur und Körperspannung und Kurbeltechnik optimal zu trainieren, ist ein Aufrechtrad meiner Ansicht nach sinnvoller.
Ausdrücklich "nein".

Dreiräder sind im Rehabereich vor allem für gleichgewichtsgestörte Patienten sehr sinnvoll.
Dreiräder sind für alle jene Leute sinnvoll, die richtigerweise gleichgewichtsgestört sind, die hochbetagt sind und damit nicht mehr schnell fahren können, weil die Kraft dazu fehlt, (versuche seit einiger Zeit einem fast 92jährigen Herrn nahezulegen, auf ein normales Dreirad umzusteigen. Er ist nicht gleichgewichtsgestört und für sein Alter ausgesprochen rüstig, fährt aber solangsam, daß man Angst hat, er könne jeden Augenblick umfallen. Laufen kann er wegen Spinalkanalverengung nur mit Schmerzen, Rad fahren dafür aber schmerzfrei), und alle jene Personen, die nicht schwer heben dürfen. Lasten jeder Art trägt dann nämlich das Rad, auch dann, wenn es eigentlich falsch beladen wurde. Ein Zweirad kippt bei falscher Beladung schon mal um, ein Dreirad nicht. Und wenn jene Person nur 10 Kilo heben darf, wird's mit einem umgekippten, falsch beladenen Zweirad problematisch.

Dein Weg zum schmerzfreien ( oder vielleicht auch nur weniger schmerzhaften) Radeln sollte meiner Ansicht nach das ganz gezielte Training der gesamten Muskulatur sein, um möglichst wenig Gewicht auf der Sitzgelegenheit lasten zu lassen.
Wiederum ein klares "nein"; der Aufbau der Muskulatur kommt bei Inanspruchnahme von selber. Im Vordergund sollten hier Wünsche des Patienten nach der Art und dem Ort der Fortbewegung stehen; lieblos absolvierte Runden im Ort bringen weniger, als die Durchführung einer gewollten, aber nicht unbedingt einfachen 700Km Tour beispielsweise durch Frankreich. Bei letzterem ist nämlich die Motivation um ein Vielfaches besser und damit auch der Heilungserfolg größer.

ciao
pinguin
 
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Tina,

noch ein paar (subjektive) Erfahrungen mit der Kombination Rückenschaden+Liegerad bzw. Rückenschaden+Liegerdreirad (bei meiner Sorte Bandscheibenschaden [LendenWS] ging Aufrechtrad irgendwann gar nicht mehr, Lieger aber ganz gut):

a) Für 3-, gegen 2Rad:
1) generell ist Liege2rad im Winter bei Glätte gefährlich; wenn Du Dir einen Sturz nicht leisten kannst, ist das vielleicht ein Problem

2) Liege2rad brauchte (bei mir, geht aber auch vielen anderen so) etwa 1000 km Eingewöhnung, bis ich wirklich hinreichend sicher fahren konnte. In dieser Einfahrzeit ist die Sturzgefahr höher. Das kriegt man dummerweise auch durch ausgiebiges Probefahren nicht unbedingt heraus. (Z.B. hatte ich erst nach ca. 1000 km auf dem Liege2rad einen halbwegs sicheren Blick dafür, durch welche Drängelgitter ich durchpasse und durch welche nicht. Davor einige Vollbremsungen und Beinahe-Stürze).

3) Falls Du nicht ohne jede Mühe aus dem Lieger-Sitz aufstehen kannst, ist ein 2Rad auch deswegen generell unsicherer. (Zeitweilig komme ich nicht aus dem Sitz, ohne mich per Hand abzustützen. Dann bin ich auf dem Liege2rad auch sturzgefährdeter, weil ich intuitiv versuche, Stehenbleiben zu vermeiden. Auf dem 3Rad macht das weniger, weil es im Stand nicht umfällt).

b) Für 2-, gegen 3Rad:
1) Querbeschleunigungen treten in Kurven beim 2Rad kaum auf - beim 3Rad kann das ziemlich in den Rücken gehen, wenn man sich nicht sehr diszipliniert und langsam fährt

2) Die Schlaglochsuchfunktion des 3Rads: Auf Asphaltstrecken wahrscheinlich fast immer vermeidbar, aber auf Waldstrecken/Kopfstein usw. kaum; da hilft auch Langsamfahren nur begrenzt. Eine sehr gute Federung kann das wahrscheinlich zum Teil ausgleichen.

3) Meine Sorte 2Rad (Flux) ist voll gefedert, meine Sorte 3Rad (Kettwiesel) dagegen gar nicht. Gefedert ist schon komfortabler. Mit den schon erwähnten Big-Apple-Reifen (60-406) werden die Unterschiede aber deutlich relativiert.

In der Summe fahre ich bei akuten Rückenschmerzen Dreirad, nicht Zweirad. Dir wird nur helfen, das für Deinen Fall auszuprobieren - und uns, Dir dafür kräftig die Daumen zu drücken.
Alles Gute
Peter
 
AW: Trike für Rückengeschädigte?

Hallo!

Irgendwie reden wir aneinander vorbei.

...da sie selber davon schreibt, ihre Reha auf liegeradähnlichen Trainern zu absolvieren

Ich war in der Reha - und habe seinerzeit auf sog. Liegerädern trainiert. Das lag daran, da ich keine Torsionsbewegungen machen durfte und das passiert in minimalem Ausmass beim Aufrechtrad. Die Schrauben hätten sich dadurch gelockert.


Ja, bei einer gesunden Wirbelsäule, die ihrer Federungsfunktion nachkommen kann, ist dieses richtig. Bei einer Wirbelsäule jedoch, der diese Funktion teilweise abhandengekommen ist, wäre es törricht, sie vertikal wie auch immer zu stauchen, wie es bei einem Schlagloch der Fall ist. Horizontal ist die Belastung hier weitaus geringer, zumal dann, wenn der Sitz, (ganz wichtig), perfekt an ihren Rücken angepasst ist.

Ob eine Horizontalbelastung tragbar sein wird, wird sich bei Testfahrten zeigen bzw. ich werde die Ärzte befragen. Die Vertikalbelastung ist eingeschränkt. Daher kann ich wesentlich besser laufen als stehen.
Wenn der Sitz relativ liegend ist und gut angepasst werden kann (speziell der Lordosebereich), müsste es gehen.

Und ja, ich muss gezielt die Bauch- und Rückenmusklatur trainieren, was ich tue - beim Rehasport bzw. zuhause.

Ob ich wieder mal eine längere Tour machen kann - keine Ahnung. Das ist im Moment unwichtig. Es wäre ein Traum, wenn ich wieder mit einem Rad unterwegs sein könnte.

Und dann ganz sicher mit Helm. Ich trug ihn immer - bis auf den Unfalltag und hatte daher eine heftigste Gehirnerschütterung.

Noch einen schönen Abend!
Tina
 
AW: Trike für Rückengeschädigte?

Hallo Peter!

Bei meiner Sorte Bandscheibenschaden [LendenWS] ging Aufrechtrad irgendwann gar nicht mehr, Lieger aber ganz gut

Genau das vermute ich bei mir auch...

3) Falls Du nicht ohne jede Mühe aus dem Lieger-Sitz aufstehen kannst, ist ein 2Rad auch deswegen generell unsicherer.

Derzeit trifft das zumindest noch zu. Was werden wird, werde ich sehen. Das hängt von dem Zustand der Bauchmuskeln ab - und der ist immer noch ungenügend trotz viel Training.

b) Für 2-, gegen 3Rad:
1) Querbeschleunigungen treten in Kurven beim 2Rad kaum auf - beim 3Rad kann das ziemlich in den Rücken gehen, wenn man sich nicht sehr diszipliniert und langsam fährt

Glaubt mir, ich werde diszipliniert fahren!

In der Summe fahre ich bei akuten Rückenschmerzen Dreirad, nicht Zweirad. Dir wird nur helfen, das für Deinen Fall auszuprobieren - und uns, Dir dafür kräftig die Daumen zu drücken.

Danke!!
Tina
 
AW: Trike für Rückengeschädigte?

Ich wollte wirklich keine hitzige Diskussion anregen...

Mach Dir keine Gedanken deswegen - dafür braucht's nicht viel. Es ist eben jeder auf seine Art stark am Thema interessiert, und da kommt automatisch hin und wieder Stimmung auf. Nachher dreht man eine Runde, und gut ist es ...

Gruß, Hans
 
AW: Trike für Rückengeschädigte?

Danke für die vielen Gedanken.

Ich werde vorsichtig und skeptisch die ganze Sache angehen.

Ich kann mich noch gut erinnern wie ich vor knapp einem Jahr im Krankenhaus lag und niemand wusste, ob ich mich überhaupt wieder allein auf den Beinen fortbewegen kann. Glaubt mir, ich bin viel zu dankbar als das ich etwas überstürze.

Genau aus dem Grund bin ich nicht zur Spezi gefahren. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht diese schönen Gefährt nicht zu testen.

Aber mal eine ganz praktische Frage:

Ich wohne im Mehrfamilienhaus, in den Keller geht es 6 Stufen hinunter. Ich kann meinen Drahtesel vl. nicht da hinunter tragen. Aber wo stehen lassen?

Was macht ihr? Oder habt ihr alle Garagen, Häuser etc...?

Es gäbe noch die Option das Gefährt unter dem untersten Balkon zu parken. Da wäre es zumindest von 3 Seiten geschützt.

Aber das sind nur solche Alltagsgedanken. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
 
AW: Trike für Rückengeschädigte?

Aber mal eine ganz praktische Frage:

Ich wohne im Mehrfamilienhaus, in den Keller geht es 6 Stufen hinunter. Ich kann meinen Drahtesel vl. nicht da hinunter tragen.

Kommt darauf an, wieviel Du heben kannst. Tadpole-Trikes kann man ganz gut am Gepäckträger (soweit vorhanden) anheben und auf den zwei Vorderrädern vorsichtig ein paar Stufen hinabrollen lassen - und umgekehrt. Man ist da oft durch die Spurbreite stärker eingeschränkt, weil man nicht durch enge Türen kommt.

Ansonsten kommt es darauf an, ob Du einen diebstahlgeschützten Platz in einem Hof o.ä. hast. Dann kannst Du das Rad bei Bedarf mit einer Foliengarage abdecken, wie man sie im Autozubehörhandel für Motorräder bekommt.

Gruß, Hans
 
AW: Trike für Rückengeschädigte?

Es gäbe noch die Option das Gefährt unter dem untersten Balkon zu parken. Da wäre es zumindest von 3 Seiten geschützt.

Hallo,
zumindest einige Velomobile parken bei ihren Eigentümern draußen auch unter Balkonen oder Podesten vor der Eingangstür.
Wie das mit Diebstahl- oder Vandalismusgefahr in deiner Gegend ist, musst Du am ehesten beurteilen können.
Besteht vielleicht die Möglichkeit, den Platz unter dem Balkon noch zu Umzäunen?
Die Kellertreppe würde ich mit einem Trike nicht benutzen wollen, das finde ich schon mit einem normalen Upright als unangenehm.
Mein AnthroTech hat über vier Jahre in einer Gemeinschaftsgarage gestanden (nur Schloss durch Sitzgestell und Vorderrad) und da hing auch mein Fahrradanhänger an der Wand. Die Garage wurde von gut 60 Autofahrern benutzt und stand fast den ganzen Tag offen. Trotz schlechten Gefühls dabei ist nie etwas passiert.

Tschüss Carsten
 
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