Nischen-Grübelei

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In letzter Zeit erwische ich mich immer wieder mal dabei, dass ich mich irgendwie einsam in meiner Liegerad-Nische fühle und so einen Art sozialen Druck ob der überwältigenden Flut von Aufrecht E-Bike Kram und noch seltsamere Dinger wie E-Scooter und so ein Zeugs.
Ich weiss, es ist nur subjektiv, aber es hat doch große Wirkung. Von meinen fast 50 Lebensjahren habe ich fast zwei Drittel mit Bau, Kauf und freudigen Fahren von den Liegedingern zugebracht und war nie einer, der sich versteckt hätte mit so einem "komischen" Gefährt. Ab und zu sehe ich ja auch andere Ligeradler und es gibt bei uns noch unsere (lose) Gruppe... seltsamerweise find ich es jetzt manchmal fast mühsam, so "anders" zu sein...
Geht es euch manchmal auch so oder habe ich ne merkwürdige Phase ?

Grüße von HFKLR
 
In letzter Zeit erwische ich mich immer wieder mal dabei, dass ich mich irgendwie einsam in meiner Liegerad-Nische fühle und so einen Art sozialen Druck ob der überwältigenden Flut von Aufrecht E-Bike Kram und noch seltsamere Dinger wie E-Scooter und so ein Zeugs.
Ich weiss, es ist nur subjektiv, aber es hat doch große Wirkung. Von meinen fast 50 Lebensjahren habe ich fast zwei Drittel mit Bau, Kauf und freudigen Fahren von den Liegedingern zugebracht und war nie einer, der sich versteckt hätte mit so einem "komischen" Gefährt. Ab und zu sehe ich ja auch andere Ligeradler und es gibt bei uns noch unsere (lose) Gruppe... seltsamerweise find ich es jetzt manchmal fast mühsam, so "anders" zu sein...
Geht es euch manchmal auch so oder habe ich ne merkwürdige Phase ?

Grüße von HFKLR
Ich denke das ist einfach gerade irgendeine Phase. Erstens fahren wir keine "komischen" Gefährte wie du sie nennst, zweitens fühle ich mich persönlich auch nicht anders :unsure:. Ich fahre ein Liegerad und ein Velomobile weil es mir Freude macht und ehrlich was ist denn überhaupt anders? Es ist doch wurscht was andere denken oder fahren, die meisten in der Bevölkerung machen genau gar nichts und das ist für mich auch anders. Ich persönlich fahre noch gerne MTB und kann auch das voll genießen aber neulich habe ich eine traumhafte 60 Kilometer Tour gefahren und war am Ende froh zu Hause zu sein denn die Schultern und der Po haben sehr geschmerzt. :X3: Was bin ich froh für lange Strecken ein Liegerad zu haben, probier es aus vielleicht kaufst du dir ein Aufrecht Bike und schaust wie du dich fühlst oder leih dir einfach mal eins aus. Glaube mir, deine sogenannte Phase ist bald vorbei. ;)
 
das was krümi schreibt kann ich alles so unterstreichen, sehe ich genauso... Heute haben mir die über 100 Liegerad kilometer auch super spass gemacht, ich finde es nur eigenartig, dass ein Anders Sein einem so auffallen kann. Noch extremer wäre wenn jemand immer mit dem Pferd durch die Stadt zur Arbeit reiten würde, käme der sich komisch vor? da bin ich froh, dass die Phase bald zuende sein wird und ein Aufrecht Rad habe ich auch noch, das damit fahren kommt mir aber sooooo mühsam vor : )
 
komisch war deshalb in Anführungszeichen, so sehen es die Nicht Liegeradfahrer...
 
Mühsam trifft es, dass man halt nicht unauffällig unterwegs sein kann, wenn man abgekämpft von der Arbeit nach Hause fährt und seine Ruhe hsben möchte.
Letztens wurde mir sogar noch ein "Gott schütze Sie!" mit auf den Weg gegeben. Später in der Zeitung habe ich den Mann in unserem lokalen Käseblättchen als den hiesigen Pfarrer identifiziert.
Zumeist sind die Reaktionen ja positiv & da ich ja auch mit e- Lastenrad interwegs bin, was mittlerweile nicht mehr in ein Nischendasein fristet, kenne ich die Seite auch. Der Unterschied ist nur, dass das Lastenrad, mir zumindest, keinen wirklichen Spaß bereitet. Nur das haben die Leute mittlerweile schon mal gesehen und finden es total super.
 
ich mich irgendwie einsam in meiner Liegerad-Nische fühle und so einen Art sozialen Druck ob der überwältigenden Flut von Aufrecht E-Bike Kram und noch seltsamere Dinger wie E-Scooter und so ein Zeugs.
Also mir geht es genau anders herum: ich fühle mich pudelwohl in dieser supernetten Gemeinschaft und freue mich, dass ich vor nunmehr drei Jahren so offen und freundlich aufgenommen wurde :).
 
Zumeist sind die Reaktionen ja positiv
Eben, mühsam war es vielleicht am Anfang, als ich wirklich noch auffiel mit meinen ungewohnten Rädern und es auch viele hämische, aggressive oder abwertende Kommentare bis hin zu Anfeindungen gab. Da aber seit geraumer Zeit die Reaktionen zu 99 % positiv oder neutral sind, hat sich das gegeben, es läuft einfach.

"Anders" zu sein, erlebe ich auch nicht als mühsam, bedrohlich oder beängstigend, sondern eher als ermutigend und befriedigend, ich war aber auch noch nie der Typ, der gerne mit der Masse mitschwimmt.

Ich bin auch nicht in erster Linie anders, weil ich ein anderes Fahrrad fahre, sondern weil ich mit einer völlig anderen Einstellung unterwegs bin, man könnte es kurz als "Genussradeln" bezeichnen. Weder fahre ich auf Tempo, noch will ich irgendwelche Rekorde brechen. Ich sehe die anderen Verkehrsteilnehmer auch nicht als Gegner, Feinde oder die anderen Radfahrer als Konkurrenten, vielmehr will ich eine möglichst angenehme und entspannende Zeit auf dem Rad verbringen. Meine langjährige Erfahrung hat mich mittlerweile gelehrt, dass dies miteinander besser geht als gegeneinander.

Seit über 30 Jahren und über 600000 km fahre ich jetzt mit Liegerädern und bereue ungelogen keinen einzigen Kilometer davon, auch wenn natürlich auch harte und anstrengende Momente dabei waren, das bringt das Leben und das Radfahren zwangsläufig mit sich. Im Nachhinein überwiegen aber eindeutig die positiven und beglückenden Erlebnisse, gerade auch dann, wenn sie mit Mühen und Anstrengungen verbunden waren.

Ich könnte auch nicht sagen, dass meine Liebe zum Radfahren und zum Liegerad mit der Zeit nachgelassen hat, im Gegenteil. Natürlich ist die Zeit der rosaroten Brille längst vorbei und einer realistischen Einschätzung unserer gegenseitigen Beziehung gewichen, aber meine Dankbarkeit für das, was ich den Liegerädern verdanke, nimmt immer noch eher zu als ab. Oder, um es mit Wolfgang Ambros zu sagen: Langsam wachs'ma z'samm. :)
 
Wenn alle aufrecht oder E-Bike fahren sind Sie deshalb ja nicht automatisch die besseren Fahrradfahrer. Ich halte es da eher nach dem Motto, ich fahr was ich will und scher mich nicht um die zum Teil „belehrenden“ Hinweise der breiten Masse.
Einem Druck fühle ich mich nie ausgesetzt, denn was kann ich den dazu, das ein Liegerad, Trike oder Velomobil nicht in den Verstand vieler anderer Radfahrer passt. Oftmals weil es nur aus der Ferne bewertet, aber nie selbst ausprobiert wird.
Das etwas Richtig ist nur weil es alle tun, gilt meiner Meinung nach nur für Leute die keine eigene Meinung haben. Da rennt man nur der breiten Masse hinterher.
Ich bin vielmehr der Meinung das es viele Formen der pedalierenden Fortbewegung gibt, und jeder muss das für sich passende finden.
Deshalb denke ich mir, das wenn Du Dir nach der langen Zeit Liegeradfahren Gedanken machst ist das normal. Aber warum bist Du so lange liegend gefahren :)

Funfact an der Stelle. Urlaubsbedingt bin ich heute nach sechs Jahren wieder mal mit meinem UP eine längere Strecke gefahren und da waren Sie wieder meine alten Probleme. Schmerzender Hintern, taube Hände und schmerzende Schultern. Und die 32 km UP haben sich anstrengender als 75 km Quest angefühlt.
 
Geht es euch manchmal auch so oder habe ich ne merkwürdige Phase ?

Mach dir kein' Kopf! Ich bin auch fast 50 und fahren neben Sessel- und Liegerad auch gerne Aufrechtrad.
Ich habe insgesamt 10 Räder, keines davon mit E, aber dafür falle ich (unfreiwillig) mit fast allen Rädern auf.

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Anstelle eines E-Antriebs haben meine Räder manchmal aber einen "A-Antrieb". :)

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Auch mit diesem Rad fallen wir auf und Tandem-Fahrer grüßen sich unterwegs, denn man ist ja ebenfalls eine eher kleine Nischengruppe.

Fun-Fact: Hier bei uns um die Ecke gibt es einen Blindenverein, die mehrere Tandems unseres Typs besitzt. Einmal im Monat ist Ausfahrt. Da kommen dann Normalsichtige als Piloten und nehmen je einen Blinden als Stoker mit. Ab und zu begegnen wir uns und ich freue mich jedes Mal immens, wenn ich sehe, wie viel Freude die Blinden hinten auf den Tandems haben.

Aber ich freue mich per se für und über jeden, der beim Radfahren Spaß hat. Und wenn das Rad was Ausgefallenes ist, dann freu ich mich um so mehr.
 
rgendwie einsam in meiner Liegerad-Nische fühle und so einen Art sozialen Druck ob der überwältigenden Flut von Aufrecht E-Bike Kram und noch seltsamere Dinger wie E-Scooter und so ein Zeugs.
Das Gefühl von anders sein habe ich auch. Aber im positiven Verständnis. Fahrradtechnisch bin ich einfach weiter als die Masse. Sozusagen Elite im Sinn der Effizienz und Entwicklung :)
Es ist doch wurscht was andere denken oder fahren,
Da bin auch seit einiger Zeit. Sollen anderen denken und tun was sie wollen.
ich fühle mich pudelwohl in dieser supernetten Gemeinschaft
Genau. Leider meistens virtuell.
600000 km fahre ich jetzt mit Liegerädern und bereue ungelogen keinen einzigen Kilometer davon
Ich hätte früher anfangen sollen.
Oftmals weil es nur aus der Ferne bewertet, aber nie selbst ausprobiert wird.
Genau. Wir kennen ihr Fahrgefühl. Sie aber nicht unseres.
 
Der Vorderradantrieb hat eine Gangschaltung?
Und wo hält sich das Mädel fest und wo sitzt es?
Ja, der Vorderradantrieb hat eine 6-Gang-Kettenschaltung, welche am rechten Lenkerhörnchen zu bedienen ist. Diese Lenkerhörnchen sind rechts und links neben dem Sitz montiert, auf dem meine Tochter sitzt. An den Lenkerhörnchen kann sie sich festhalten, muss sie aber nicht. Denn zusätzlich zu dem Sattel, der exakt im Drehpunkt der Vorderradgabel sitzt (und somit trotz des Gewichts auf der Vorderachse für ein recht neutrales Fahrverhalten sorgt), hat sie eine Rückenlehne sowie ein Gurtgeschirr wie in einem Kinderstitz für das Auto.
 
In letzter Zeit erwische ich mich immer wieder mal dabei, dass ich mich irgendwie einsam in meiner Liegerad-Nische fühle und so einen Art sozialen Druck ob der überwältigenden Flut von Aufrecht E-Bike Kram und noch seltsamere Dinger wie E-Scooter und so ein Zeugs.
Ich weiss, es ist nur subjektiv, aber es hat doch große Wirkung. Von meinen fast 50 Lebensjahren habe ich fast zwei Drittel mit Bau, Kauf und freudigen Fahren von den Liegedingern zugebracht und war nie einer, der sich versteckt hätte mit so einem "komischen" Gefährt. Ab und zu sehe ich ja auch andere Ligeradler und es gibt bei uns noch unsere (lose) Gruppe... seltsamerweise find ich es jetzt manchmal fast mühsam, so "anders" zu sein...
Geht es euch manchmal auch so oder habe ich ne merkwürdige Phase ?

Grüße von HFKLR
Du wirst alt, noch ein paar Jahre und du bringst den Garten auf Vordermann damit die Nachbarn nicht denken du seist faul!
 
meiner Liegerad-Nische fühle und so einen Art sozialen Druck
Das kann ich nachvollziehen!

Der Mensch ist nach Aristoteles ein Zoon politikon, also ein nach sozialer Einbindung strebendes Wesen. Dazu gehört auch Akzeptanz und Anerkennung durch die soziale Gemeinschaft. Als nischenbedienender Liegeradfahrer braucht man des öfteren eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein, wenn man von Aufrecht-Radfahrern als Sonderling wahrgenommen wird. Klar, manchmal wird man auch - meist bezogen auf die Technik - bewundert ( besonders mit einem Velomobil). Aber viel häufiger wird man nicht zu einer Gruppe zugehörig angesehen: viele Rennradsportler grüßen einen Liegeradfahrer „militant“ nicht. Besonders in Gruppen fahrende RTF‘ler lassen gelegentlich auch mal abfällige Bemerkungen fallen.

Wenn man das Glück hat, Gleichgesinnte in gut erreichbarer Umgebung zu finden, macht diese „Nischenfortbewegung“ wieder mehr Spaß.

Trotzdem bin ich seit fast 30 Jahren begeisterter Liegeradfahrer/Velomobil-Fahrer und tatsächlich sind mir mit zunehmendem Alter die anderen Radsportler wurscht, sie kennen halt ( was @Fritz schon sagte) das Fahrgefühl nicht!
 
was es vielleicht auch befördert: mit dem M-Racer bin ich zum Erfolg verdammt, also hab das Gefühl, ich werde mir nie etwas anderes schnelles im LR Bereich kaufen können, deshalb bastel ich ja auch ansonsten meine Liegeräder, was toll ist... Andererseits hab ich dann manchmal trübe Gedanken, ah, hätte ich nur das Geld, könnte ich mir noch anderes gescheites im LR Bereich kaufen, blöd so zu denken, aber so gehts mir halt manchmal, schaffe es nicht immer das als positiv mit dem, was man hat als genug anszusehn, zurecht zu kommen...
 
was es vielleicht auch befördert: mit dem M-Racer bin ich zum Erfolg verdammt, also hab das Gefühl, ich werde mir nie etwas anderes schnelles im LR Bereich kaufen können, deshalb bastel ich ja auch ansonsten meine Liegeräder, was toll ist... Andererseits hab ich dann manchmal trübe Gedanken, ah, hätte ich nur das Geld, könnte ich mir noch anderes gescheites im LR Bereich kaufen, blöd so zu denken, aber so gehts mir halt manchmal, schaffe es nicht immer das als positiv mit dem, was man hat als genug anszusehn, zurecht zu kommen...
Hier hilft vielleicht ein bisschen Umdenken:
Seit gut 15 Jahren überlege ich, zusätzlich noch ein Velomobil in meinen Fuhrpark aufzunehmen. Bisher scheitert das an den klassischen Hürden: Zu teuer, zu wenig Platz, brauche ich nicht wirklich.
Sicher, es wäre eine Bereicherung und würde Spaß machen, aber dann stelle ich mir die Frage, ob es (ausreichend Geld, Platz und Zeit vorausgesetzt) mir das überhaupt wert wäre und ob es mich wirklich (so viel) glücklicher machen würde.
Als Familienvater von 2 Kindern muss ich mit den oben genannten Restriktionen gut haushalten und ob ich dann irgendwann später mal Zeit, Geld und Platz für ein Velomobil haben werde, weiß ich nicht. Traurig macht mich die Überlegung aber nicht, denn ich habe sehr viel Spaß mit den übrigen Rädern, die ich habe. Und Spaß macht weniger das Besitzen, als viel mehr das Benutzen.
Apropos Benutzen: Mein schnellstes Pferd im Stall ist ein sehr preiswert geschossenes Rennrad klassischer Bauweise. Ich habe es eine Zeit lang als Pendlerfahrzeug genutzt und daher entsprechend angepasst: Lenkererhöhung, Schutzbleche, Licht, etc. Es ist trotzdem noch das Schnellste, was ich habe. Aber es steht inzwischen im Keller und wird nicht mehr benutzt. Die meisten meiner Kilometer fahre ich derzeit hiermit:
P5190053.JPG


Letztes Wochenende war ich mit zwei befreundeten Gravelfahrern unterwegs. 90 km durch's Bergische Land in sehr zügigem Tempo. Die nagelneuen Vollcarbon-Gravelbikes meiner Freunde wiegen z-u-s-a-m-m-e-n weniger, als mein inzwischen 6 Jahre altes "Opa-Fahrrad" mit Nabendynamo und pannensicheren Reifen. Der eine, mit dem ich gefahren bin, ist semiprofessioneller Rennradfahrer und zugegebenermaßen deutlich schneller als ich. Der andere ist nur bedingt schneller mit seinem Carbonrad als ich auf obigem Rad (ohne Kindersitz). Und trotzdem hatten wir gemeinsam viel Spaß. Unterwegs eine kurze Pause mit Spaghettieis, ansonsten Vollgas. Anschließend zusammen auf der Terrasse ein kaltes Bier in praller Sonne - das war schön! Zu keinem Zeitpunkt der Tour hatte ich das Gefühl, ich müsste jetzt auch ein Carbon-Gravelrad kaufen. Ganz im Gegenteil: Ich bin mit dem Citybike gefahren und war der Einzige von uns dreien, dem nicht der Hintern, der Nacken und die Handgelenke wehtaten. Dafür musste ich halt mehr Antriebsleitung aufbringen, um mit meinem Cityrad mit den auf Geschwindigkeit optimierten Gravelbikes mitzuhalten.

Was will ich damit sagen? Man braucht nicht immer das Schnellste, Beste, Teuerste, um (gemeinsam) Spaß zu haben. Als Familienvater sind die Tage, an denen ich mich für mehrere Stunden ausklinken kann ohnehin rar. Ich nehme das was ich habe, mache das Beste daraus und freue mich darüber. "Höher, schneller, weiter" überlasse ich anderen.
 
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