nervöses Fahrverhalten durch Gabel mit weniger Vorbeugung??

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Hallo,

wir haben neulich bei Madeleine HiFly die alte Spinner MTB Stahlgabel gegen eine neue Davtus Alu getauscht. Bauhöhe ist identisch, die Davtus hat ca. 1cm weniger Verbiegung und ist natürlich wesentlich steifer. Ich fahre sie auch und bin sehr zufrieden. Eigentlich sollte das Rad mit der Gabel ja ruhiger werden, es ist aber deutlich unruhiger geworden und kippt etwas in die Kurven. Am Steuersatz kann ich nichts feststellen. Mein Rad hat den Sitz tiefer, flacher und weiter hinten, ist also kein direkter Vergleich.
Irgendwelche Ideen, was der Grund sein könnte? Vielleicht @Jack-Lee?

Danke, Peer
 
Hast Du nur die Gabel getauscht oder z.B. auch eine neue Bereifung aufgezogen?

Gruß, Harald
 
Wenn dann auch noch Radlager und Steuerkopflagerung in Ordnung sind, fällt mir nur mehr subjektive Gewöhnung ein...

Unpassende eigene Reaktion könnte auch zur Diagnose "kippelig" führen, weil man halt noch nicht auf das andere Fahrverhalten umgelernt hat.
(Tandem oder Lastenrad sind garantiert nicht "kippelig" zu fahren, wenn man mal die etwas andere Fahrdynamik gewohnt ist. Trotzdem wackelt jeder am Anfang damit mal ordentlich rum...)
 
Die Radhebekurve wird primär durch den Steuerkopfwinkel bestimmt und durch die Vorbiegung moduliert.
Je flacher der Steuerkopfwinkel, umso mehr wird das Rad bei Lenkeinschlag abgesenkt.
Dagegen wirkt die Vorbiegung: je mehr Vorbiegung, umso mehr wird das Rad erst einmal angehoben, bevor es dann umso schneller abgesenkt wird. Die Radhebekurve ändert sich mit zunehmender Vorbiegung von einem n zu einem geschwungenem M.
Es ist also nachvollziehbar, dass du nach Umbau auf eine Gabel mit weniger Vorbiegung den Eindruck hast, dass das Rad stärker dazu tendiert, in die Kurve zu kippen.

Die Radhebekurve beeinflusst das Fahrverhalten allerdings mehr bei niedrigen Geschwindigkeiten. Je höher die Geschwindigkeit wird, desto mehr dominiert der Nachlauf, welchen Du durch die geringere Vorbeugung erhöht hast.
Bei sehr steilem Steuerkopfwinkel kann ein zu hoher Nachlauf bei hohen Geschwindigkeiten allerdings auch zum flattern des Rades führen (Einkaufswagenrolleneffekt).

Grüße,
André
 
Um es nochmal deutlich zu sagen:
wenn die Biegung zu kurz ist senkt sich das Rad beim Einschlagen, statt dass es sich wie normal heben muss - ergo die Geradeausstellung und Dämpfung per Schwerkraft funktioniert nicht mehr. Der Nachlauf ist zwar höher, aber durch den kürzeren Hebelarm des Massemittelpunkts des Rads zur Lenkachse ist die Dämpfung durch Masseträgheit niedriger, bzw. die Resonanzfrequenz höher. Das alles dürfte aber nur in langsamer Fahrt eine größere Rolle spielen.
 
Hallo!
Könnte das jemand vielleicht grafisch darstellen,damit auch ich das verstehe?
Mich interessiert das sehr,da ich mit meiner STM GTe überhaupt nicht freihändig fahren kann,sobald ich loslasse,schlägt die Lenkung von links nach rechts und ich würde sofort im Graben landen.Hatte mir bei der Erstinspektion härtere Federn in die Federgabel einbauen lassen und das unruhige Fahrverhalten hat sich zwar etwas gebessert,ist aber immernoch eigentlich inakzeptabel.Da die Federgabel nun nicht mehr so eintaucht,hat das wohl etwas mit dem Lenkverhalten gemacht.
Was müsste ich also ändern,um das Vorderrad ruhiger zu kriegen,eine Federgabel oder sogar Starrgabel,die quasi eine stärkere Vorbiegung der Radaufnahme hat oder eher eine geradere Gabel?

Gruß Wenzel
 
Hi Wenzel,

wenn Du ein Liegerad freihändig fahren willst ist die Antwort für mich eindeutig:
Streetmachine verkaufen und auf Flevo umsteigen...

Stabiles dauerndes freihändig fahren wie am UP ist beim Liegerad einfach viel schwieriger, weil Du den Kärper nicht so gut einsetzen kannst. Ein wenig kann's gehen, wenn das Rad sehr gut dazu passt. Ob das mit der Streetmachine sinnvoll machbar ist, werden wohl noch andere schreiben, so selten ist sie ja nicht.

Gruß, Harald
 
Servus,

@einrad : Da möchte ich widersprechen.
Auf bisher allen meinen selbstgebauten Liegerädern konnte ich problemlos freihändig fahren. AUch in Kurven und wärend des tretens.

Auf allen bisher gekauften oder testgefahrenen(Challange Hurricane und Taifun, Greenmaschine, div. Performerräder) konnte ich garnicht freihändig fahren. Im Regelfall "kippte" die Lenkung dann weg.

Gruß,
Patrick
 
Hey,

erst mal Danke für die Antworten. Hebekurve habe ich nicht bedacht, macht Sinn. Was ich mich jedoch noch frage, ist, warum sich mein Rad mit der gleichen Gabel perfekt fährt - inklusiv freihändig. Ist der gleiche Rahmen, Steuerkopfwinkel sollte sich allenfalls minimal unterscheiden (unterschiedlich harte Elastomere). Unterschiede wie gesagt bei Sitzposition und Vorbaulänge. Kann das Rad nervöser werden, weil der Sitz mehr über dem Vorderrad ist?
Eigentlich ist die Gabel ja etwas lang für das Rad (konzipiert für Rennrad-Gabel) - vielleicht hilft es auch, das Elastomer zum Ausgleich etwas zu verlängern. Werde berichten.

Gruß, Peer
 
Servus,
die Schwerpunktlage des Gesamtfahrzeuges ist auch sehr wichtig. Ist halt so eingestellt wie man es für die "normalste" Einstellung und ca. 5kg Gepäck benötigt.
Starkes verschieben (ohne Gepäck und sehr weit vorn sitzend), kann die Sache dann nervöser machen.
Ich kenns aber eigentlich nur andersrum -> erheblich mehr Last auf dem Hinterrad -> Lenkung neigt zum flattern.

Gruß,
Patrick
 
Tach!
Peer:
Ist es ok für dich,wenn ich mich mit meinem Thema hier mit drann hänge?Wenn nicht,machen ich natürlich was eigenes auf...

Harald (einrad):
Danke für den Tip,aber das mit dem Freihändigfahren war eigentlich nur deswegen,um anschaulich zu verdeutlichen,daß das gesamte Fahrverhalten eher unruhig ist.Also hier nochmal verdeutlicht:
Ich hatte mich für die STM deswegen entschieden,weil sie am angenehmsten von den vorhandenen Testbikes für mich als Anfänger zu fahren war.Aufgrund zu dem Zeitpunkt fehlender Angebote an Gebrauchträdern und meiner Ungeduld,habe ich ein neues bestellt,das nur etwas mehr aufgewertet ist,eigentlich aber gleich.Als ich die ersten Male zuhause gefahren bin,fiel mir das Gleichgewichthalten schwerer,als am Testtag.Da ich seit letztem Jahr dieses Forum regelmäßig besuche,habe ich durch diverse Aussagen den Eindruck bekommen,daß sich das mit der Zeit legt bzw. normal ist.Tatsächlich fahre ich dieses Jahr besser und sicherer und merke,daß ich Ausgleichbewegungen beim Trampeln mache,die diese Tendenz zum Ausbrechen zum Großteil kompensiert.Aber trotzdem werde ich den Eindruck nicht los,daß dieses Fahrverhalten nicht wirklich richtig ist.Um das Freihändigfahren geht es mir eigentlich weniger,sondern eher um die Frage,was ich evtl. baulich ändern könnte,um diese Flatteranfälligkeit noch weiter zu minimieren.Leider hatte ich bisher nicht die Möglichkeit gehabt,andere Liegeräder auszuprobieren,um dann daraus abzuleiten,ob generell Liegeräder zu einem unruhigeren Geradeauslauf tendieren.Laut Patricks Aussage muss es aber auch anders gehen und da stellt sich mir die große Frage,ob die STM vielleicht,wie soll ich sagen,nicht optimal konstruiert ist oder ob das Gesamtkonzept eben so reagieren MUSS,wie es das tut?
Also nochmal konkret:
Könnte ich durch den Einbau einer anderen Gabel was Positives verändern und mit welcher wäre dies zu bewerkstelligen?
Hat der serienmäßige Vorbau etwas damit zu tun?

Gruß Wenzel
 
Hallo Wenzel,
ja, man kann etwas tun, nämlich (wie oben von André schon gesagt) den Steuerkopfwinkel verändern. Das passiert automatisch, wenn du eine längere Gabel einbaust, weil dann die STM vorne angehoben wird und damit der Winkel flacher. Ich habe bei meiner STMGTe vorne eine 24er Federgabel mit 24"-Rad eingebaut, weil ich auch über Feld- und manchmal Kieselwege fahre. Das kleine 20"-er Rad gräbt sich da trotz Big Apple leichter ein als das 24"-er mit Big Apple, war meine Vermutung. Vermutung erwies sich als richtig und als Nebeneffekt habe ich auch einen erheblich ruhigeren Geradeauslauf (andere würden sagen, weniger Agilität). Allerdings um den Preis eingekauft, nun über einen höheren Rahmen aufsteigen zu müssen. Für mich (191 cm) kein Problem, aber sehr viel kleiner darf man nicht sein.

Grüße
Kalli
 
Hallo Kalli!
DAS ist ja mal ne Aussage,die ich verstehe und sie deckt sich ja dann eigentlich mit meinem Eindruck, der nach dem Einbau der stärkeren Federn zu merken war.Ich habe auch die Vermutung bzw. Eindruck, dass durch das geringere Eintauchen der Vordergabel sich, wie erwähnt, das Fahrverhalten etwas gebessert hat, aber eben noch nicht befriedigend.
Dann wäre die nächste Frage, welche Gabel wäre da zu empfehlen? Ich bin übrigens 1,86cm groß, ich hoffe, das mit dem Aufsteigen wird nicht allzu problematisch...!?

Gruss Wenzel
 
Die Erklärungen Andre's bestätigen meine Erfahrungen an der SPM II: je langsamer, um so unruhiger / je schneller, um so ruhiger. Doch bin ich auch der Meinung, dass der Schwermittelpunkt der SPM II zu weit vorne liegt. Daher rührt vielleicht auch das von einigen auf der SPM II vertretene Gefühl, auf dem Vorderrad zu sitzen. Ist die SPM II jedoch etwas schwerer mit Gepäck beladen, wird sie auch bei Langsamfahrt ruhiger. Ich erkläre mir das mit der dadurch entstandenen Verlagerung des Schwerpunktes nach hinten. Liege ich da richtig?
Auch wird die Meinung vertreten, dass die SPM I ruhiger läuft. Weil der Sitz tiefer und ein wenig weiter hinten angeordnet ist?
 
Dann wäre die nächste Frage, welche Gabel wäre da zu empfehlen?
Ich hatte mir damals bei Stadler die RST CAPA geholt, die Auswahl war sehr begrenzt. Heute scheint die Auswahl besser, wenn ich so ins Internet schaue. Problem ist, dass die Gabel wohl doch eher für Kinderräder gedacht ist und ich die einstellbare Federung auf höchste Stufe stellen muss. Das reicht zum Glück.

Beste Grüße
Kalli
 
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