Das mit der Temperatur ist den effektiven PV-Ausbeutungs-Weltkarten (finde grad keine) bewusst. Europa ist relativ warm im Vergleich zur Sonneneinstrahlung (Golfstrom), weshalb es neben den "Regenwäldern" der schlechtestmögliche Standort für PV-Module ist. Der Bestmögliche sind südliche Hochebenen (Tibet, Anden usw.) und nasse Rücken (See-Anlage bspw. in China). Die solarthermische Weltkarte sieht ein bissl anders aus und ist letztlich wesentlich potenter in der effektiven Anwendung für den Süden rund um Wüstengürtel (betrifft die halbe Weltbevölkerung).
Bei uns ersetzen Solarzellen Kohlekraftwerke
Tun sie eben nicht. Sowohl national als auch global wurde bisher noch kein Fossilkraftwerk ersetzt. Aller regenerativer Zubau war on top, neben einem weiteren Wachstum an Fossilkraftwerken, weil der Gesamtenergiebedarf (der Weltwirtschaft samt ihrer Auslagerung energeintensiver Produktketten dorthin, wo es nicht mehr unsere nationale Rechnung stört
) weiter gestiegen ist. Dein Afrika-Beispiel ist ein unbedeutender Realitäts-Auszug für aktuelle CO2-Wachstumsraten. Du kannst auch nationalstaatlich organisierte Regionen im Süden nehmen (z.B. Indien, wo wir grad dabei sind) und sehen, dass die weit mehr Kohlekraftwerke zubauen als wir in Europa auch nur hypothetisch abschalten wollen bis 2050. Und da gilt dann das, was ich oben gesagt hab: ein bestimmtes Budget (auch für ST) aus dem EEG würde dort wesentlich mehr Kohle fürs Weltklima verhindern können als die PV-Förderung auf brandenburger Äckern.
Wir arbeiten uns damit grundsätzlich am Problem einer kognitiven Fehlleistung ab, die ein Problem nicht hinreichend abstrakt umfassen kann. Es hat nicht jeder sein privates oder nationales CO2-Konto. Das taugt nur als konstruierte Orientierungsgröße. Real gibt es nur ein globales CO2-Gemeinschaftskonto... und wenn wir wollen, dass das möglichst schnell wächst (also sinkt), dann muss man von blinder "Nahbereichs-Gesinnungsethik" auf nüchternen "Gesamtrechnungs-Konsequentialismus" umstellen und ein paar wichtige Stellschrauben der Weltklima-Politik drehen. Ich weiß, dass das 99,99% der ökologischen Überzeugungstäter gedanklich überfordert,.. aber wichtig ist halt, was der E-SUV-Fahrer (und die begleitende 6.000€ Umweltprämie) wirklich retten will: das persönlich und nationalpolitisch schöngerechnete ZEV-Gewissen oder das faktische Weltklima? Was man mit dem rausgepulverten Pseudo-Öko-Budget alles an der richtigen Stelle hätte bewirken können...!
Da wir im Nordwesten aber nicht verlangen können, dass der Südosten mal schön seine konventionelle Entwicklung stecken lassen solle, müssen wir schauen, dass wir "unsere" EE-Ressourcen dort hin bekommen. D.h. im Zweifelsfall finanziert Deutschland in Indien ein ST-Kraftwerk, damit es kein Kohlekraftwerk bauen muss. Das sind kein Almosen, das sind durchaus Schulden aus dem kumulierten CO2-Entwicklungsrucksack des letzten Jahrhunderts, über die es sich zu verhandeln lohnt, wenn man es ernst meint... meinen wir aber nicht... die persönliche Komfortzone liegt uns näher.