AW: Liefersituation VM
ich glaube, dass das Velomobil ein Mobilitätskonzept darstellt, dass nur in einer extrem engen Nische funktioniert, evtl vergleichbar bzw noch geringer als der Einsatz von Pferden zur Befriedigung dieser Mobilitätsbedürfnisse.
Du befindest Dich dadurch, dass Du nur 5 Minuten zu Fuß zur Arbeit hast, an einem von zwei möglichen Extremen. Für die Entferung lohnt sich kein Fahrrad, kein Velomobil, kein Auto und kein Learjet.
Das andere Extrem ist das Wohnen "im Grünen", wo die Leute einen unvernünftig weit vom Arbeitsplatz entfernten Standort wählen (um sich dann über die hohen Spritpreise zu beschweren).
Ganz klar ist Deine die einzige wirklich richtige Herangehensweise: Jeder sollte seinen Wohnort passend zu seinen Bedürfnissen wählen (also nahe den Orten, die man häufiger aufsuchen muss). Wenn dies mehr Leute berücksichtigten, würden die meisten mobilitätsbezogenen Probleme aufhören zu existieren, und man könnte sich Diskussionen über Auto vs. Velomobil sparen, weil einfach keines von beiden in Frage käme.
Und mir ist auch klar, dass die km-Kosten und Ökobilanz eines Velomobils im Vergleich zum Aufrechtrad sehr ungünstig sind.
Ich persönlich denke aber, dass die Velomobil-Nische entgegen Deiner Aussage sogar sehr breit ist. Ich vermute nämlich, dass Deine kurzen Wege die Ausnahme sind, und dass sehr viele Leute am falschen Ort wohnen und deswegen, sagen wir mal, 5-30km zur Arbeit zurücklegen müssen. Der Einsatzbereich des Velomobils überlappt sich damit ziemlich stark mit dem De-Facto-Einsatzbereich des Autos. Wohlgemerkt nicht mit dem
sinnvollen Einsatzbereich des Autos, sondern mit dem Bereich, wo Autos aktuell benutzt (oder "missbraucht") werden. Meiner Meinung nach liegt hier ein Riesenpotenzial für muskelkraftbetriebene Fahrzeuge. Es ist leichter, jemanden zum Wechsel des Verkehrsmittels als zum Wechsel seines Wohnorts zu bewegen (Leicht ist es deswegen lange noch nicht
).
Der untere Bereich dieser Spanne (5-15km) ist eigentlich nicht nur overkill für ein Auto, sondern auch overkill für ein Velomobil. Hier tut's strenggenommen ein stinknormales Aufrechtrad. Doch auch hier drängt sich das Velomobil in die Nische: Was ist die bei diesen Distanzen meistgehörte Ausrede, warum jemand immer mit dem Auto und nie mit dem Fahrrad kommt? Das Wetter. Ganz abgesehen davon, dass das Wetter auch beim Aufrechtrad eigentlich kein gültiges Argument ist, entzieht das Velomobil diesem Pseudoargument die Grundlage.
Wenn ich also vom aktuellen Ist-Zustand ausgehe, wo die Leute an den falschen Orten wohnen (und VM-taugliche Entfernungen zurückzulegen haben) und falsche Vorstellungen vom Fahrradfahren haben (furcht vor Regen), male ich mir schon recht gute Chancen für die weitere Verbreitung von Velomobilen als Kurzstrecken-Autoersatz aus.
Wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin wird mir auch klar, dass ich in Dresden mit dem Velomobil absolut keine Chance hätte, dafür ist die Infrastruktur nicht geeignet. Oder wie fährt man damit über Kopfsteinplaster und Gehsteigkanten. Wenn ich eine Straße mit Straßennahn quere zwingt mich die Ampel zu einem Stop in der Mitte. Ein fahrrad passt da genau hin, beim Velomobil würde man mir vorne und hinten was wegfahren.
Fahr auf der Fahrbahn.
Versuich mal ein Velomobil in die Straßenbahn oder den Bus zu bekommen.
Warum sollte das jemand tun wollen?
Auch Nischen können Spaß machen.
Das Unterschreibe ich allerdings!
Liebe Grüße,
Andreas