Hallo,
was tut man, wenn die zündende Idee für eine Tour auf sich warten lässt? Eine Lösung ist, in seinem Archiv zu graben. Dabei stieß ich auf eine Strecke, die ich eigentlich für die Heimfahrt von der Inspektion meines Reiseliegers in Hannover nach Hamburg entworfen hatte. Da mich damals jedoch mein Laufradbauer netterweise höchstselbst aus der Stadt eskortiert hat, bin ich anders als geplant gefahren.
Beim näheren hinsehen erschien mir dieser Entwurf jedoch zu sehr auf Landstraßen zu verlaufen. Auf der Suche nach Alternativen erinnerte ich mich der
Radweit-Webseite, deren Strecken zwar eigentlich für Trekking-/Reiseräder gedacht sind, die aber mit den dicken Reifen am Wolf dennoch gut zu fahren sein dürften. Da eine Digitalisierung nur stellenweise auf GPSies erfolgt ist, habe ich die Route einfach an Hand der Karte im BRouter nachgezeichnet.
Die Anreise nach Hannover erfolgte am Sonntagmorgen per Zug und um kurz vor halb 11 Uhr machte ich mich auf den Weg. Radweit führt einen mit Hilfe von Straßennamenkürzeln auch durch große Städte und das klappt erstaunlich gut.
Nachdem ich den Mittellandkanal, mit 324 Km die längste Wasserstraße Deutschlands von West nach Ost, passiert hatte, ging es durch ruhige Wohnviertel Richtung Norden aus der Stadt. Eigentlich ist die Streckenführung recht eindeutig. Wenn man jedoch, wie ich, der Radverkehrsführung folgt, landet man auch mal woanders, als wo man hin möchte. So lernte ich unfreiwillig die Silberseesiedlung kennen und war darum bemüht, schnell wieder auf meinen Track zurückzukommen. Nachdem man Langenhagen hinter sich gelassen hat, folgt die Route durch Wiesen, kleinen Wäldchen und an Seen vorbei dem Tal der Wietze. Dabei wechseln sich Abschnitte mit Asphalt mit solchen aus (festem) Sand-/Schotter ab.
Kurz vor Bissendorf verlässt man die Wietze, um fortan vorwiegend auf Kreisstraßen parallel zur Heidebahn unterwegs zu sein. Ab Grindau bzw. Schwarmstedt geht es dann parallel zur Leine bzw. Aller, deren Täler übrigens auch eine tolle Verbindung von der Weser bis zum Harz darstellen.
Ab Hodenhagen verläuft der Weg über Betonstraßen und asphaltierte Wirtschaftswege im Bogen nach Walsrode. Eine unangenehme Überraschung bedeutete unterwegs die Überführung über die A27, deren Rampen noch mit Kopfsteinpflaster ausgelegt sind.
Da waren die Ballonreifen am Wolf echt Gold wert, auch wenn man nur langsam drüberweg geholpert ist.
Je näher man Walsrode kam, desto welliger wurde das Gelände.
DIe Durchquerung des Städtchens selbst ist recht unspektakulär und mit Spannung erwartete ich den Anstieg nach passieren des "Weltvogelparks Walsrode". Dieser ist mit rund 4000 Exemplaren aus allen Kontinenten und Klimazonen einer der artenreichsten Zoos weltweit.
Als ich das letzte Mal mit dem Reiselieger hier vorbei gekommen bin, ist es mir nur im allerletzten Gang gelungen, den Hügel zu bezwingen.
Dieses mal war ich komfortable 5 Gänge vom kleinsten Gang entfernt. Die gut 9 Kg Gewichtsdifferenz zwischen dem Wolf und dem Reiselieger haben dabei sicherlich einiges ausgemacht. Insgesamt ist der Alpentourer, wie der Name schon sagt, eher ein "Bergfahrrad".
Passagen mit strammen Gegenwind bremsen einen dagegen etwas stärker aus, als wenn man z.B. auf einem Lieger mit flacher Lehnenneigung und mit Tillerlenker unterwegs wäre. Aber gerade die moderat sportliche Sitzhaltung und der bequeme Spannsitz sind, was einen deutlich komfortabler längere Strecken zurücklegen lässt, ohne das man z.B. eine Kopfstütze oder eine Federung vermissen würde.
Ab Höhe Visselhövede biegt die Route nach Nordosten ab und führt via Neuenkirchen nach Schneverdingen. Dabei hatte ich das ein oder andere "Déjà vu", lagen doch am Wegesrad immer wieder Stationen, bei denen wir auf der anlässlich des Winterpokals von
@DeutscherDiesel und
@Hardy veranstalteten Ralley die ein oder andere kniffelige Frage beantworten mussten.
Ab Schneverdingen verläuft die Radweitstrecke eigentlich nach Finkenwerder. Daher folgte ich, um zu den Elbbrücken in Hamburgs Osten zu gelangen, nun der Empfehlung von
@speedmanager via Wintermoor, Welle, Handeloh, Wörme und Weihe nach Jesteburg.
Auf dem gut ausgebauten Radweg entlang der L213 gelangte ich bis kurz vor Hittfeld, wo ich nach Maschen abbog.
Dieses Mal umging ich jedoch das kleine Hügelchen bei Glüsingen, indem ich den kleinen Wirtschaftswegen Richtung Klärwerk Seevetal folgte. Die Unterquerung der A1 bot nochmal ein paar wenige Meter Kopfsteinpflaster. Am Pulvermühlenteich vorbei stieß ich auf den Rangierbahnhof Maschen und fuhr danach am Seevekanal entlang, um durch Harburg und über Wilhelmsburg nach Hause zu gelangen. Um kurz vor halb Acht Uhr schob ich den Wolf nach rund 175 Km in den Fahrradkeller. Das frühe Aufstehen hatte sich m.M. gelohnt, denn trotz des grauen Himmels und einiger "Huscher" konnte ich wieder mal einige hübsche Ecken in unserem Nachbar-Bundesland erkunden. Anbei noch ein paar Impressionen sowie die Strecke zum nachfahren.
Gruß
Morten