FWD an Gabel

Beiträge
272
Hallo,

nachdem ich ein paar nette alte Räder im Sperrmüll gefunden hab musste ich die idee mit dem Antrieb direkt an der Gabel doch mal probiern... bevor ich nen ganzes Rad bau und es später nicht wirklich fahrbar ist, hab ich erstmal nur die Antriebseinheit zusammengebraten und an meinen alten Bürostuhlcruiser geschraubt...
leider ist der Sitz an dem Rad viel zu weit hinten als das man komfortabel fahren könnte und die Pedale benutzen und das Unterrohr vom Rahmen sowie der Lenker stören beim pedalieren.
Was das Fahgefühl mit dem Antrieb an der Gabel angeht: bei langsamem Fahren ist es ziemlich wackelig (scheint aber auch Gewöhnungssache zu sein), enge Kurven fahren geht ganz gut, bloß mittreten kann da etwas umständlich werden. Wenn man schneller fährt gibts fast keinen Einfluss mehr durchs Treten auf die Steuerung (vermutlich ähnlich wie beim Cruzbike). Bergauf musste ich extrem am Lenker ziehen um nicht dauernd zu lenken, was aber vermutlich auch daran lag das die Rückenlehne zu weit hinten zum Gegenlehnen war. Freihändig fahren und treten (was ich mir von dem Konzept erhofft hatte) ist nicht möglich (zumindest nicht ohne Lehne), freihändig würde wohl nur gut gehen wenn man die Füße auch von den Pedalen nimmt.
irgendwie hab ich trotz des eher ernüchternden Ergebnisses noch Lust nen Rahmen zu bauen, in der Hoffnung das es dann besser funktioniert, aber verglichen mit RWD, FWD am Rahmen, Cruzbike, Flevo oder Python scheints eher Nachteile zu haben.
IMG_4420.jpgIMG_4422.jpg
 
AW: FWD an Gabel

Hallo,

schöne Arbeit! Aaaber - so wird dat nix: wenn Du die Cruzbikes anschaust, wirst Du sehen, daß die Kurbeln erheblich vor die Lenkachse gehören. Damit hast Du einen Hebelarm und kannst mit den Füßen lenken. Die Cruzbikes kannst Du auch per Umrüstsatz aus einem Standardrahmen bauen, die sollen einfach zu fahren sein. Warum nicht einfach sowas kopieren?
Wenn Du noch Inspiration suchst: auf Englisch "MBB" für moving bottom bracket, auf Französisch "TAD" für traction avant direct.
Hier mal ein Link, da gibt's noch mehr.
 
AW: FWD an Gabel

... oder du machst das Tretlager am Steuerrohr des Rahmens fest, dann sind die Treteinflüsse auch weg.
Kette verdreht sich zwar beim Lenken, doch das ist z.B. bei ZOX-Rädern auch so.
Kurbelkreis müsste eigentlich dann auch weit genug vom VR weg sein.

IIRC gibt's auch einen Hersteller, der seine Räder nach diesem Prinzip baut.
 
AW: FWD an Gabel

Hallo,
das Cruzbike und das Bevobike hab ich auch schon gesehen...
ich habs mir lang überlegt, ob ich nicht doch nen Cruzbike bauen soll, aber mich dann wegen der (m.E.) schlechten Wendigkeit dagegen entschieden. Die kette vom Rahmen auf die Gabel zu übertragen gefällt mir nicht so gut... da wär mir nen Rad mit RWD und möglichst direkter Kettenführung lieber (wie z.B. Spirit von HP).
Wenn ich was baue muss ich fast zwanghaft immer wieder neue Sachen ausprobieren (sprich: idiotische Ideen mit wenig Aussicht auf Erfolg :), drum werd ich das Rad jetzt mal fertigbauen, wie ichs mir vorgestellt hab. Fahren wirds immerhin :)
 
AW: FWD an Gabel

Sodele,
das Rad ist fertig... fährt, aber ist nicht wirklich alltagstauglich. Bei niedrigen Geschwindigkeiten ist es etwas sehr wacklig... jetzt ist mir auch eingefallen warum :).
Wenn man schneller unterwegs ist stabilisieren die Kreiselkräfte das Rad beim Treten einigermaßen, wenn man langsam ist geht das wirklich nur durch Gegenhalten am Lenker (nen Trick, mit dem andern Fuss leicht gegenzuhalten hab ich noch nicht raus). Da der Vorbau leider nicht allzuviel Klemmkraft hat, gibts beim Fahren schon mal die eine oder andere Panikattacke weil plötzlich der Lenker 90° zum Vorderrad verdreht ist...
IMG_4433.jpgIMG_4434.jpg
nette praktische Physikstunde, fürs nächste Rad werd ich aber lieber auf nen bewährtes Konzept zurückgreifen... obwohl nen Hintenlenker auch mal spannend wäre :D
 
AW: FWD an Gabel

Wie sieht es denn mit der Traktion aus. Das ist bei FWD ja immer ein Problemchen. Bei dieser Konstruktion sollte es durch die geringe Radlast auf dem angetriebenen Rad aber noch schlechter sein als bei anderen FWD-Konzepten. Kannst du damit am "Berg" anfahren?

Fabi
 
AW: FWD an Gabel

Hallo,
die Traktion am fand ich gar nicht mal so schlecht... vielleicht auch weil der relativ schwere Antrieb am Vorderrad hängt. Das Problem ist eher das man kaum anfahren kann am Berg weil man sofort mit der Lenkung hin und her schlackert oder gleich den Vorbau verdreht.
Deswegen kann man das Konzept eigentlich vergessen... funktioniert wohl nur wenn man die Beinkraft von oben fast parallel zur Gabel ausübt, wie bei Hochrädern oder Kinderdreirädern.
Als nächstes versuch ich mich wohl an nem hohen Langlieger mit möglicht direkter Kettenführung (am liebsten ohne Umlenker)
 
AW: FWD an Gabel

Nachdem ich nun was ordentliches zum Fahren hab kann ich mich wieder den Experimenten widmen :D
ich hab mir den langsam vor sich hinrostenden Rahmen mal genauer angeschaut und denke ich kann noch was draus machen... der nächste Versuch in Richtung FWD ist à la Cruzbike:
IMG_5232.jpgIMG_5237.jpg

Wies aussieht ist der Sitz im Vergleich zu den Originalen relativ niedrig und die Tretlagerüberhöhung etwas größer... ich hoffe mal das wirkt sich nicht auf die Fahrbahrkeit aus
 
AW: FWD an Gabel

Da der Vorbau leider nicht allzuviel Klemmkraft hat, gibts beim Fahren schon mal die eine oder andere Panikattacke weil plötzlich der Lenker 90° zum Vorderrad verdreht ist...
:D Haha

Das erinnert mich an meine allerersten Fahrversuche auf dem Ruderrad, auf dem Lenkeinfluss und Antrieb die Regel sind und obendrein noch mit der Stellung des Tillers während eines Antriebsschlages variieren. Selbst wenn es mal gut lief, konnte schon eine Sekunde später diese Panik hoch kochen: "was mache ich hier eigentlich? Das ist doch kein Fahrrad"
 
AW: FWD an Gabel

Hab mich mal wieder aufraffen können weiterzubasteln... :)

IMG_5862.JPGIMG_5864.JPG
Die Ausfallenden sind von dem Rahmen an dem auch die Nabenschaltung verbaut war, weshalb man den Nachlauf im Vergleich zur alten Gabel jetzt ca. -1 bis +2cm einstellen kann (und die Kette spannen da ich erstmal nur ne 7gang Nabenschaltung dranbau)... hoffe nur das verrutscht nicht allzuschnell wenn man über nen Schlagloch fährt.
In die Lenkung muss ich noch etwas Hirnschmalz stecken, die soll möglichst direkt mit dem Tretlager verbunden sein, ähnlich wie beim Cruzbike Vendetta.
Das kleine Vierkantrohr vom Tretlager zum Gabelschaft ist beim Bremsen wohl etwas im Weg, ist mir nach dem Anschweißen aufgefallen... evtl. gehts wenn ich eine Cantileverbremse mit weitausladenden Armen benutze.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: FWD an Gabel

Mit welcher Art von Bremse hast du's denn versucht?
V-Brake funktioniert nicht?
An weitausladenden Armen einer Cantileverbremse wirst du vlt. Fersenkontakt haben.
 
AW: FWD an Gabel

Stimmt, daran hab ich auch noch nicht gedacht... :D
V-Brake Arme hab ich leider grad nicht da, aber auf den meisten Bildern die man so sieht geht die Bremse relativ weit hoch: https://farm5.staticflickr.com/4099/4933378125_478d27aaf8_z.jpg
Wenns gar nicht geht, nehm ich halt ne normale Cantilever Bremse mit hohem Mittelzug, die Bremskraft wird dann zwar deutlich schwächer, aber fürs erste hab ich ja eh Rücktritt.
 
Hat nen Weilchen gedauert, aber irgendwie war mir das Projekt zum Aufgeben zu schade...
hier die erste fahrbare Version:
IMG_20150917_162345.jpg IMG_20150917_162427.jpg IMG_20150917_162522.jpg

fühlt sich soweit ganz gut an, wenn man sich an die Fahrweise gewöhnt hat... Schnell fahren geht auch gar nicht so schlecht soweit der eine Gang es hergibt, Probleme hab ich eher mit langsamen Kurven :). Die Lenkerklemmung ist etwas fummelig und dürfte noch stärker sein. Dafür, dass der Rahmen aus Baustahl ist, ist das Gewicht recht annehmbar, aber auch nur gefühlt.
 
Der Bau geht weiter... wenn ich die 2-Jahresschritte so weitermache, bin ich spätestens 2021 fertig :).
Naja, nun dass das Rad läuft, gehts vielleicht auch schneller.
An sich gefällt mir das Rad gut, an das Fahren mit drehbarem Antrieb hab ich mich doch recht schnell gewöhnt.
Nur ein paar Dinge stören noch:

- Die Isomatten halten mit Doppelkleber nicht so gut, hat jemand nen guten Befestigungtipp? (Klettband mit Heisskleb aufkleben?). Ansonsten geht das echt gut mit Isomatte, super Dämpfung im Vergleich zum reinen Holzsitz und auch die improvisierte Lordosestütze ist bequem :)
- Hab das Rad ausversehen etwas zu kurz gebaut, aber es ist zum Glück ausreichend Platz auf dem Rahmen... Muss also nur noch eine Fixierung basteln, um den Sitz weiter nach hinten zu verschieben
- Der Umwerfer kann nur die oberen beiden Blätter schalten aufgrund der Nichtberücksichtigung eines evtl. Umwerfereinbaus
-Der Rahmen ist teils über-, die Lenkerhalterung fühlt sich eher unterdimensioniert an

Alles in allem bin ich zufrieden, aber beim nächsten Rad vielleicht doch weniger frei Schnauze bauen...

DSCN4387.JPG DSCN4386.JPG DSCN4388.JPG
 
Zuletzt bearbeitet:
- Die Isomatten halten mit Doppelkleber nicht so gut, hat jemand nen guten Befestigungtipp? (Klettband mit Heisskleb aufkleben?).
Sitzmatten befestige ich mit Doppelseitigem Klebeband.

Offenporige Isomatten kann man gut mit Pattex verkleben wenn sie nicht unter Spannung stehen.
Isomatten unter Spannung gehen gut mit Heisskleber.
 
Danke, werd das mit dem Heisskleb mal probieren!
Gestern die erste kleine Runde ausprobiert... 25km, mit 1/3 Stadverkehr knapp 30er Schnitt im Flachland. Schön wieder ein etwas schnelleres Rad zu haben, wenn der Sitz mal richtig positioniert ist gehts sicher noch schneller :)
 
mal wieder etwas weitergebaut... mit dem neuen Gepäckträger ists langsam richtig alltagstauglich. Das Flechtwerk aus Fahrradschlauch scheint mir ideal als Haltenetz... federt gut und man kann die Riemen schön so verschieben dass die Last nicht verrutscht. Und unterm Sitz merkt man die Last kaum. Aber die aerodynamik ist natürlich nicht besser damit :)
 

Anhänge

  • IMG_20180713_212551.jpg
    IMG_20180713_212551.jpg
    196,5 KB · Aufrufe: 107
  • IMG_20180713_214159.jpg
    IMG_20180713_214159.jpg
    200,3 KB · Aufrufe: 91
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben Unten