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Ich selber fahre ja seit ein paar Monaten ein motorisiertes W1 und darüberhinaus hatte ich bisher keinen Vergleich mit anderen Trikes. Nun will meine Frau auch ein Trike und wir hatten das Matix (http://matix-bike.de/de/3-produkte) entdeckt, das uns auf Bildern und vom Preis her sehr interessant schien, zumal es ein ähnliches Fahrwerk wie das W1 zu haben schien. Also sind wir in Frankfurt bei der Fa. Matix vorbeigefahren und haben alle drei (verschiedenen) Trikes, die sie da hatten, besichtigt und probegefahren. Hier ist mein Bericht:
Der erste optische Eindruck ist gut! Die Trikes sehen sehr hübsch aus, tolle Lackierung, schöne Details (zum Beispiel farblich zum Rahmen passend eloxierte Spiegelhalterungen und Lampen und Pedale, Kopfstütze mit USB-Lautsprechern, beim einen Trike ein schicker Knopf für den Rückwärtsgang des Motors, schöne Lenkergriffe, lustige kleine, sehr helle LED-Lampen an den Querlenkern, die beim Lenken mitgehen, ein in drei Rasten verstellbarer und anscheinend auch leicht abnehmbarer Sitz … lauter Dinge, die ich beim W1 auch gerne hätte. Etwas bedrohlich im Vergleich zum W1 war allerdings die schiere Größe dieser Trikes: Hochgebaut und definitiv breiter als eine Standard-Türöffnung wirken sie eher wie eine Kutsche als ein Radsportgerät. Meine Frage nach dem Gewicht verstärkte diesen Eindruck dann noch: Mit Motor um die 40 kg! Boah …
Dann die Probefahrt, bei der wir alle drei Trikes (das Standard-Modell, eine kürzere Ausführung auf speziellen Kundenwunsch und ein besonders mächtig wirkendes "Cruiser"-Trike" alle mal durchwechseln konnten. Einen positiven Eindruck gab es da gleich noch: Trotz der Mächtigkeit dieser Fahrzeuge ist der Wendekreis erstaunlich klein – definitiv kleiner als beim W1. Aber dann ging die Fahrt los. Mit "einfach lospedalieren" geht eigentlich kaum was, und schon gar nicht, wenn nicht gerade ein kleiner Gang eingelegt ist. Der Motor springt erst relativ spät an, weswegen uns empfohlen wurde, das Handgas als Starthilfe zu nehmen. Da kam die erste Überraschung: Man gibt Gas und es passiert … fast gar nichts. Obwohl die Trikes mit 500W-Motoren ausgestattet waren, schien der Motor das schwere Gerät nur mühsam in Fahrt zu bekommen. Auf einem längeren Stück Fahrradweg gab ich dann mal Vollgas (was bei meinem W1 mit 250W-Motor meinen Kopf immer so nachdrücklich nach hinten drückt, dass ich mir bald eine Kopfstütze angeschafft habe). Hier, bei den Matix-Trikes spürte ich kaum eine Beschleunigung … ich würde sagen, die Motoren ziehen in diesen Trikes nicht mal die Wurst vom Brot (im einen war ein Bafang Hinterradmotor, im anderen ein Mittelmotor gleicher Stärke mit hoher Geräuschentwicklung … auch nicht sehr angenehm).
Als ich mit ca. 20km/h über einen eigentlich sehr ordentlich geteerten Weg fuhr, kam ich über ein Stück, wo ein Kanaldeckel war und eine kleine (wirklich kleine) Bodenwelle. Mit dem W1 wäre mir beides überhaupt nicht aufgefallen. Mit dem Matix ergab sich sofort ein extrem unstabiler Zustand, bei dem auch die Lenkung Klappergeräusche machte, die alles andere als vertrauenswürdig klangen. Hier im Allgäu bin ich mit dem W1 bereits extreme Downhill-Strecken heruntergeheizt und habe mich dabei immer wohl gefühlt. Mit dem Matix würde ich das auf keinen Fall tun wollen und hätte wahrscheinlich schon in der ersten Kurve den Abflug gemacht. Absolut ungeeignet für anspruchsvolleres Gelände.
Auf dem Rückweg fielen mir dann noch ein paar andere Dinge ins Auge: Ich schaffte es (auf insgesamt vielleicht 500m gefahrener Strecke) zweimal, die Kette von einer der Führungsrollen herunterzuholen. Die in den Bremsgriff eingebaute Feststell-Option funktionierte nur bei einem der Trikes wie sie sollte, bei den anderen beiden war sie schon zu diesem frühen Zeitpunkt (es waren offensichtlich alles nagelneue oder nur ganz wenig gefahrene Trikes) das entscheidende Metallteil abgenutzt und verhunagelt. Die farblich ansprechend designte Sitzauflage erwies sich schon auf dieser kurzen und eigentlich vollkommen glatten Strecke als zu dünn und wenig unterstützend. Die Kopfstütze mit den USB-Lautsprechern fühlte sich an wie ein Ziegelstein.
Mein Fazit: Der Preis von knapp unter 3.00 Euro für die nicht-motorisierte Standardversion scheint zuerst einmal sehr interessant. Auch die Optik ist wirklich gut und viele der in China zugekauften Komponenten wie Spiegel, Lampen, etc. geben den Trikes auf den ersten Blick einen Hauch von Luxus. Auch die Lackierung ist sehr schön, und viele Komponenten sind perfekt darauf abgestimmt. Die Akkus sind sauber am Rahmen angebaut. Die Stoßdämpfer sehen edel aus (ob sie es auch sind ist eine andere Frage; ich konnte es nicht beurteilen, weil die Federn alle für meine Gewichtsklasse zu hart waren), und die Lenkung vorn wirkt von außen betrachtet wie abgekupfert vom W1. Dieser gute Eindruck verpufft allerdings schon auf den ersten gefahrenen Metern – bis auf den wirklich handlichen Wendekreis, der mich echt beeindruckt hat. Ansonsten herrscht bei mir der Eindruck vor, ein noch sehr unausgereiftes Fahrzeug probiert zu haben. Ich würde gerne sehen, wie sich die Marke weiterentwickelt, wenn die Konstrukteure die Fahrwerksprobleme einmal in den Griff bekommen haben. Die Design-Abteilung der Fa. Matix ist auf jeden Fall auf dem richtigen Weg und auch die vielen kleinen Extras, die zwar allesamt sicher nicht besonders teuer im Einkauf sind, bestechen. Aber mit diesem Trike zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine größere Tour zu fahren – nie im Leben. Und was die Verarbeitung angeht, wäre meine Prognose, dass man nach einem Jahr nur noch einen großen Haufen Schrott dastehen hat. Auch wenn die Preise wirklich aufsehenerregend günstig scheinen, könnte ich niemandem empfehlen, sich zu diesem Zeitpunkt ein Matix zu kaufen. Es tut mir echt leid, dies sagen zu müssen, zumal der Firmenvertreter wirklich nett war und man sich bei der Konzeption vor allem optisch bestimmt viel Mühe gegeben hat. Aber Gewicht, Dimensionierung und vor allem das Fahrwerk wären für mich alles Ausschlusskriterien. Dass die Motoren so wenig Druck machten, mag übrigens auch an der allgemeinen Schwergängigkeit der beweglichen Teile gelegen haben: Testweise hatte ich den Pedalen allen mal einen kleinen Stups gegeben um zu sehen, wie weit sie sich drehen würden. Resultat: gar nicht. Ein selbiges versuchte ich, indem ich durch leichtes Anschieben der Pedale die gesamte Kette im Leerlauf rückwärts bewegen wollte: Ich war erstaunt, wie viel Kraft ich dafür brauchte. Das ist alles Kraft, die dann beim Fahren auf der Strecke bleibt. Und was hilft mir ein enger Wendekreis, wenn die Lenkung selbst so schwer geht, dass man echt schieben muss, um in die Kurve zu kommen? Und was hilft mir ein 500Watt-Motor, wenn ich im kritischen Moment, wenn ich eine Straße überqueren will, aufs Gas gehe und der Controller steigt aus, wie bei mir geschehen? Und pedalieren überhaupt keine Option ist, weil alles so schwer geht?
Wer noch nie ein wirklich gutes Trike gefahren hat, könnte mit Matix vielleicht kurzzeitig glücklich werden und denken, ein Trike wäre eben so. Aber wer schon was anderes kennt, für den dürfte diese Marke derzeit keine Versuchung darstellen.
Der erste optische Eindruck ist gut! Die Trikes sehen sehr hübsch aus, tolle Lackierung, schöne Details (zum Beispiel farblich zum Rahmen passend eloxierte Spiegelhalterungen und Lampen und Pedale, Kopfstütze mit USB-Lautsprechern, beim einen Trike ein schicker Knopf für den Rückwärtsgang des Motors, schöne Lenkergriffe, lustige kleine, sehr helle LED-Lampen an den Querlenkern, die beim Lenken mitgehen, ein in drei Rasten verstellbarer und anscheinend auch leicht abnehmbarer Sitz … lauter Dinge, die ich beim W1 auch gerne hätte. Etwas bedrohlich im Vergleich zum W1 war allerdings die schiere Größe dieser Trikes: Hochgebaut und definitiv breiter als eine Standard-Türöffnung wirken sie eher wie eine Kutsche als ein Radsportgerät. Meine Frage nach dem Gewicht verstärkte diesen Eindruck dann noch: Mit Motor um die 40 kg! Boah …
Dann die Probefahrt, bei der wir alle drei Trikes (das Standard-Modell, eine kürzere Ausführung auf speziellen Kundenwunsch und ein besonders mächtig wirkendes "Cruiser"-Trike" alle mal durchwechseln konnten. Einen positiven Eindruck gab es da gleich noch: Trotz der Mächtigkeit dieser Fahrzeuge ist der Wendekreis erstaunlich klein – definitiv kleiner als beim W1. Aber dann ging die Fahrt los. Mit "einfach lospedalieren" geht eigentlich kaum was, und schon gar nicht, wenn nicht gerade ein kleiner Gang eingelegt ist. Der Motor springt erst relativ spät an, weswegen uns empfohlen wurde, das Handgas als Starthilfe zu nehmen. Da kam die erste Überraschung: Man gibt Gas und es passiert … fast gar nichts. Obwohl die Trikes mit 500W-Motoren ausgestattet waren, schien der Motor das schwere Gerät nur mühsam in Fahrt zu bekommen. Auf einem längeren Stück Fahrradweg gab ich dann mal Vollgas (was bei meinem W1 mit 250W-Motor meinen Kopf immer so nachdrücklich nach hinten drückt, dass ich mir bald eine Kopfstütze angeschafft habe). Hier, bei den Matix-Trikes spürte ich kaum eine Beschleunigung … ich würde sagen, die Motoren ziehen in diesen Trikes nicht mal die Wurst vom Brot (im einen war ein Bafang Hinterradmotor, im anderen ein Mittelmotor gleicher Stärke mit hoher Geräuschentwicklung … auch nicht sehr angenehm).
Als ich mit ca. 20km/h über einen eigentlich sehr ordentlich geteerten Weg fuhr, kam ich über ein Stück, wo ein Kanaldeckel war und eine kleine (wirklich kleine) Bodenwelle. Mit dem W1 wäre mir beides überhaupt nicht aufgefallen. Mit dem Matix ergab sich sofort ein extrem unstabiler Zustand, bei dem auch die Lenkung Klappergeräusche machte, die alles andere als vertrauenswürdig klangen. Hier im Allgäu bin ich mit dem W1 bereits extreme Downhill-Strecken heruntergeheizt und habe mich dabei immer wohl gefühlt. Mit dem Matix würde ich das auf keinen Fall tun wollen und hätte wahrscheinlich schon in der ersten Kurve den Abflug gemacht. Absolut ungeeignet für anspruchsvolleres Gelände.
Auf dem Rückweg fielen mir dann noch ein paar andere Dinge ins Auge: Ich schaffte es (auf insgesamt vielleicht 500m gefahrener Strecke) zweimal, die Kette von einer der Führungsrollen herunterzuholen. Die in den Bremsgriff eingebaute Feststell-Option funktionierte nur bei einem der Trikes wie sie sollte, bei den anderen beiden war sie schon zu diesem frühen Zeitpunkt (es waren offensichtlich alles nagelneue oder nur ganz wenig gefahrene Trikes) das entscheidende Metallteil abgenutzt und verhunagelt. Die farblich ansprechend designte Sitzauflage erwies sich schon auf dieser kurzen und eigentlich vollkommen glatten Strecke als zu dünn und wenig unterstützend. Die Kopfstütze mit den USB-Lautsprechern fühlte sich an wie ein Ziegelstein.
Mein Fazit: Der Preis von knapp unter 3.00 Euro für die nicht-motorisierte Standardversion scheint zuerst einmal sehr interessant. Auch die Optik ist wirklich gut und viele der in China zugekauften Komponenten wie Spiegel, Lampen, etc. geben den Trikes auf den ersten Blick einen Hauch von Luxus. Auch die Lackierung ist sehr schön, und viele Komponenten sind perfekt darauf abgestimmt. Die Akkus sind sauber am Rahmen angebaut. Die Stoßdämpfer sehen edel aus (ob sie es auch sind ist eine andere Frage; ich konnte es nicht beurteilen, weil die Federn alle für meine Gewichtsklasse zu hart waren), und die Lenkung vorn wirkt von außen betrachtet wie abgekupfert vom W1. Dieser gute Eindruck verpufft allerdings schon auf den ersten gefahrenen Metern – bis auf den wirklich handlichen Wendekreis, der mich echt beeindruckt hat. Ansonsten herrscht bei mir der Eindruck vor, ein noch sehr unausgereiftes Fahrzeug probiert zu haben. Ich würde gerne sehen, wie sich die Marke weiterentwickelt, wenn die Konstrukteure die Fahrwerksprobleme einmal in den Griff bekommen haben. Die Design-Abteilung der Fa. Matix ist auf jeden Fall auf dem richtigen Weg und auch die vielen kleinen Extras, die zwar allesamt sicher nicht besonders teuer im Einkauf sind, bestechen. Aber mit diesem Trike zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine größere Tour zu fahren – nie im Leben. Und was die Verarbeitung angeht, wäre meine Prognose, dass man nach einem Jahr nur noch einen großen Haufen Schrott dastehen hat. Auch wenn die Preise wirklich aufsehenerregend günstig scheinen, könnte ich niemandem empfehlen, sich zu diesem Zeitpunkt ein Matix zu kaufen. Es tut mir echt leid, dies sagen zu müssen, zumal der Firmenvertreter wirklich nett war und man sich bei der Konzeption vor allem optisch bestimmt viel Mühe gegeben hat. Aber Gewicht, Dimensionierung und vor allem das Fahrwerk wären für mich alles Ausschlusskriterien. Dass die Motoren so wenig Druck machten, mag übrigens auch an der allgemeinen Schwergängigkeit der beweglichen Teile gelegen haben: Testweise hatte ich den Pedalen allen mal einen kleinen Stups gegeben um zu sehen, wie weit sie sich drehen würden. Resultat: gar nicht. Ein selbiges versuchte ich, indem ich durch leichtes Anschieben der Pedale die gesamte Kette im Leerlauf rückwärts bewegen wollte: Ich war erstaunt, wie viel Kraft ich dafür brauchte. Das ist alles Kraft, die dann beim Fahren auf der Strecke bleibt. Und was hilft mir ein enger Wendekreis, wenn die Lenkung selbst so schwer geht, dass man echt schieben muss, um in die Kurve zu kommen? Und was hilft mir ein 500Watt-Motor, wenn ich im kritischen Moment, wenn ich eine Straße überqueren will, aufs Gas gehe und der Controller steigt aus, wie bei mir geschehen? Und pedalieren überhaupt keine Option ist, weil alles so schwer geht?
Wer noch nie ein wirklich gutes Trike gefahren hat, könnte mit Matix vielleicht kurzzeitig glücklich werden und denken, ein Trike wäre eben so. Aber wer schon was anderes kennt, für den dürfte diese Marke derzeit keine Versuchung darstellen.
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