Carbon-Radkasten nachträglich formen?

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Es gibt ja offenbar die Möglichkeit Carbon-Platten zu formen.

Ich möchte auf der linken Seite des hinteren Radkasten die konvexe Wölbung in eine konkave umformen, da ich dort mehr Platz benötige, so um die 11 mm. Ein Reifen 35-559 müsste nach meiner Abschätzung trotzdem noch hinein gehen.
Also müsste man die betreffende Stelle erwärmen und neu formen.
Es ist klar, dass hierbei alle Carbon-Faser-Fäden die selbe Länge behalten.

Kann das gehen? Hat so eine starke Verformung schon mal jemand wie gemacht? Was muss man dabei beachten?
 
Ich bin ja auch kein Experte für Carbonverarbeitung, aber das geht doch nur,
wenn man eine thermoplastische Matrix hat.
Solche Platten sind für maschinelle Serienfertigung gedacht.
Zum Laminieren verwendet man flüssiges Harz, was duroplastisch aushärtet. Da verformt sich nix mehr.
Dein Radkasten ist natürlich laminiert.
 
Manchmal muss ich fertige Güsse nachträglich ändern. Mit ungetempertem Acryl geht das sogar. Man muss aber aufpassen, dass nichts delaminiert.
Dein Radkasten ist aber aus Epoxydharz. Ich weiß nicht ob das da ratsam ist. Es ist wahrscheinlich sowiso problematisch eine größere Fläche gleichmäßig auf Temperatur zu bekommen ohne andere Teile auch zu erhitzen.

Kannst du die Fläche von Hand in die gewünschte Richtung drücken? In dem Fall könntest du eine Spange gießen und aufkleben, die das permanent macht.

Gruß, Sebastian
 
Nein, im Bereich der Rundungen, also am Umfang wo der Reifen ist, ist das viel zu starr.
Ich werde das Stück heraustrennnen müssen. Dann ist er hält erstmal hin. Vielleicht später mit oben genannten Platten wieder was einsetzen.

Danke für deine Bemühungen.
 

Verformen kann man auch Beton wenn er ausgehärtet ist, wenn man es unbedingt darauf anlegt. Da steht auch nur, daß das Laminat mit offener! Flamme erhitzt wurde. Wie die betreffende stelle hinterher aussah, oder wie deren Strucktur beschaffen war, davon steht da nichts. Epoxi wird erst weich bei überschreiten des zulässigen Temperaturbereichs für die jeweilige Mischung delaminiert und verkohlt.

Warum laminierst du nicht einfach? Der Aufwand dürfte eher geringer sein.
 
Da steht auch nur, daß das Laminat mit offener! Flamme erhitzt wurde.

Mal klarstellen: Ich habe einen Gasbrenner mit Heißluftaufsatz genommen, also das Äquivalent einer Heißluftpistole, und damit, vorsichtig angefangen, immer stärker erhitzt (*), während der Radkasten mit Schraubzwingen unter Spannung war. Entsprechend sieht man außen am Radkasten keine Spuren von der Erhitzung, und ich musste ja auch nur sehr wenig verformen, gerade den Unterschied zwischen "Kette schleift" und "Kette schleift nicht mehr". Also eine sehr großflächige Verformung um einen sehr geringen Betrag, und ich konnte den Radkasten sehr viel stärker vorspannen, als die plastische Verformung sein musste.

Ich weiß nicht, wie das bei @labella-baron genau aussieht; aber ich stelle mir vor, dass man dort vielleicht manche Bereiche ebenfalls mit Hitze etwas verformen kann, so dass der Bereich, den man durch Auftrennen und Neulaminieren ändern muss, kleiner wird - und außerdem nur dort, wo die Steifigkeit sowieso hoch ist.

(*): Mein Gasbrenner ist so ein kleines, schwaches Ding, das mit Feuerzeug-Gas betrieben wird. Ich weiß es nicht mehr, will aber nicht ausschließen, dass ich gegen Ende auch einmal mit der offenen Flamme erhitzt habe, als ich gemerkt habe, dass die Heißluft nicht reicht bzw. selbst bei punktuellem Erhitzen damit nichts passiert. Aber wenn, dann habe ich mit offener Flamme mit sehr schnellen Bewegungen die Hitze großflächig verteilt. Ich habe mich definitiv sehr sorgfältig rangetastet, und am Radkasten sieht man oberflächlich keinerlei Spuren der Hitzebehandlung.
 
Epoxi wird erst weich bei überschreiten des zulässigen Temperaturbereichs für die jeweilige Mischung delaminiert und verkohlt.
Ok!
Warum laminierst du nicht einfach? Der Aufwand dürfte eher geringer sein.
Um das herausgetrennte nach innen versetzt zu verschließen - müsste ich wohl um eine Form (ein entsprechendes Brett) herum laminieren und das dann mit Sikaflex einkleben - hm, wahrscheinlich ist es nur die Angst vorm ersten Mal - Trennmittel etc.
 
Solange man ihm elastischen Bereich der Matrix bleibt, mag das gehen. Aber durch die Wärmeeinwirkung muß sich die Matrix verändern, sonst würde das Teil ja in die urprüngliche Form zurück springen. Bei deinem Radkasten, der sicher keinen großen Belastunge ausgesetzt ist und der geringen Verformung, ist daß sicher zu verschmerzen und ohne Folegen. Aber bei einen tragenden Teil wie einem Radkasten, gilt #2. Ein Epoxi Carbon Laminat stellenweise durch ein (unbekanntes) Termoplast (mit welchem Carbon-Matrix Verhältnis?) zu ersetzen, ist sicher keine gute Idee.
 
Ok!
Um das herausgetrennte nach innen versetzt zu verschließen - müsste ich wohl um eine Form (ein entsprechendes Brett) herum laminieren und das dann mit Sikaflex einkleben - hm, wahrscheinlich ist es nur die Angst vorm ersten Mal - Trennmittel etc.

Nein mußt du nicht. Eine dünne PVC oder ABS Platte tut es viel besser. Die kannst du nähmlich einfach mit Heißluft 3D formen. Starkes Tape zum anbringen dürfte genügen. Mit glatter Oberfläche kannst du sogar ohne Zwischenlage direkt darauf laminieren (wachsen mußt du natürlich). Wenn du so etwas noch nicht gemacht hast, mach doch einfach 1-2 Versuche mit günstiger Glasfaser, bevor du dich am VM vergreifst. Für die ersten Versuche (z. B. einen Abzug von einem Blumentopf) genügt sogar das billige Polyester aus dem Baumarkt.
 
Eine dünne PVC oder ABS Platte tut es viel besser. Die kannst du nähmlich einfach mit Heißluft 3D formen.
Ich fürchte so ganz kapier ich das nicht: Ich forme erst eine ABS-Platte, wachse diese und über-laminiere diese. Nach dem Aushärten entformen, besäumen und einkleben?
Was ist dann der Unterschied zur eingangs genannten formbaren Carbon-Platte? Kann ich diese nicht auch mit Heißluft formen. Material - vor allem Harz und Härter - und Wachs? sind auch nicht billig und muss ich hinterher entsorgen.
 
Die Platte dient ja dazu, daß dir das Laminat nicht durchfällt. Die Platte wird am Radkasten provisorisch fixiert und dann wird mit Heißluft vorsichtig die gewünscht Form modeliert. Beim Erhitzen von PVC/ABS ist Gedult oberstes Gebot. Der Kunsstoff braucht einige Zeit, bis die Wärme das Matrial durchdringt. Dann die Ränder des Radkastens von der Laminierseite einige Zentimeter breit anschrägen (Schäften). Die Ränder dabei von der Rückseite abstützen. Jetzt wird die geformte Platte wieder befestigt. Der Bereich der Platte der mit Harz in Berührung kommt, wird mit Trennwachs bearbeitet. Da man vorzugsweise von innen nach außen arbeitet, hat man nach dem Laminieren außen eine recht glatte Fläche. Damit es leichter von der Hand geht, positioniert man das VM dergestalt, daß die zu laminierende Stelle weitgehend horizontal liegt.

Das Laminierzeug ist zum teil recht teuer, die Werkzeuge ebenso. Das weiß ich auch, aber bedenke: was du jetzt anschaffst, steht dir bei der nächsten Reparatur schon zur Verfügung. Wenn du es jetzt lernst, kannst du schon die nächste Reparatur kostengünstig selbst ausführen. Dann auch schon größere und anspruchsvollere Sachen.
 
Ich denke man könnte eine Chance haben, wenn das VM nicht getempert wurde und noch nicht sehr alt ist.

Nach meinem Wissen (kann gerne verbessert werden) ist das tempern eine sogenannte künstliche Alterung. Dadurch erzeugt man ein größeres Temperatur Delta für die spezifischen Eigenschaften des Materials.

Die meist genutzten Harz/Härter Systeme verlieren oberhalb von 20 Grad, über Ihrer Aushärtetemperatur, ihre spezifischen Eigenschaften.

Soweit zum Halbwissen, jetzt wird es theoretisch:

Wenn also die Matrix noch nicht sehr alt und bei geringen Temperaturen ausgehärtet wurde, dann könnte man ggf mit 30 bis 40 Grad mehr wie die Aushärtetemperatur das Gewebe in eine neue leicht geänderte Form bringen ohne es zu zerstören.
 
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