Ostfalen Brevet 200km am 19.04.2014
Ich muß sagen, ich war schon ziemlich nervös vor dem Start unseres ersten selbst organisierten Brevets. Wie viele Teilnehmer außer dem WP-Team Heidjer werden sich überhaupt einfinden (wir führen ja keine BRM durch), wird die Organisation klappen, …? Und dann kamen natürlich auch wieder die Erinnerungen an
@CAS hoch. Es sind schon verdammt große Schuhe, in der wir mit der Fortführung seiner Brevet-Serie mit dem neuem Startort Warberg versuchen zu schlüpfen. Es ist jetzt fast genau ein Jahr her, daß uns Christian so plötzlich verlassen hat. Wir (
@JanK,
@MEX und ich) wollen versuchen, den Brevet-Standort Süd-Ost-Niedersachsen in seinem Sinne weiter leben zu lassen.
Kurz nach 7:00 trafen die „Frühstarter“ Hardy (
@Shrek) und Petra (DeutscherDiesel) bei mir zu Hause ein, die ich nach einem Frühstück schon um 8:00 auf den Weg schickte, bevor ich zum Sportheim des MTV Warberg runterrollte, um die Einschreibung der andern Teilnehmer durchzuführen. Lars (
@gooselk) wartete bereits und nach und nach trafen dann die restlichen Teilnehmer ein. Morten (
@Radwunschmeister) traf als letzter 10 Minuten vor dem Start ein, obwohl er nur 200m weit weg übernachtet hatte (das Frühstück in der Pension war wohl zu gut…). Insgesamt waren wir 14 Starter: 1 VM, 4 LR, 7 RR und 2 Tourenräder. Die Teilnehmer kamen aus Hamburg, Hannover, Braunschweig und Halle. Die meisten sind auch schon bei Christian gefahren. Nach einer kurzen Ansprache von Mitorganisator Jan und dem Startphoto ging es dann kurz nach 9:00 los.
Nach einem kurzen Plausch mit einem Bekannten, der seinen Mund gar nicht mehr zu bekam ob der plötzlich gehäuft auftretenden Liegeräder (er ist halt nur mich gewöhnt), bin ich dann dem „Feld“ hinterher und hatte nach 5km alle überholt. Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob man auf bekannten oder unbekannten Strecken fährt. Jedenfalls lief es sehr gut, der Nebel löste sich recht schnell auf, der Wind wehte mäßig ohne Böen mit 3bft aus Nord-Ost und die Temperaturen (beim Start noch frische 5°) stiegen auf für das VM-Fahren angenehme 10° bis 15°.
Die erste Kontrolle in Weferlingen nach 35km nur 5min über Minimalzeit, die zweite Kontrolle in Wanzleben nach 78km ebenfalls noch 5min über Minimalzeit. Die ersten ernsthaften Steigungen gab es dann ab Schwanebeck, u.a. direkt vor der Kontrolle in Dardesheim mit 4.5% über 2km. Dort habe ich dann auch Petra und Hardy zum ersten Mal gesehen, die bereist kurz vor der Kuppe waren, während ich noch voll im „Berg“ steckte. In Dardesheim nach 127km war ich dann auch bereits 15min über der Minimalzeit. Petra und Hardy machten sich bereits wieder fertig, als ich meinen Stempel holte. Aber noch im Ort hatte ich die beiden überholt bevor es auf die B82 Richtung Hessen ging. Noch einmal richtig schöne VM-Strecke:12km mit über 40km/h bis es dann ab Mattierzoll wieder auf kleineren Landstraßen ging und es richtig hügelig wurde. Die vierte Kontrolle in Lehre nach 178km erreichte ich auch dem entsprechend dann schon mit 25min über Minimalzeit. Da es auf dem letzten Teilstück nach Warberg auch hügelig weiter ging und langsam doch die Kräfte schwanden, erreichte ich das Ziel in Warberg nach 206km um 15:35 mit 40min über Minimalzeit und damit aber immer noch 45min vor meinem persönlichen Ziel: Ankunft zwischen 16:15 und 16:30. Mir ist sehr wohl bewußt, daß ich diese Zeiten auf keinem anderen Brevet fahren könnte, da die Strecke schon sehr VM optimiert ist und ich über die Hälfte der Strecke sehr gut kenne (Arbeitsweg, Trainingsstrecke) und weiß, wie ich welchen Hügel mit welcher Geschwindigkeit anfahren muß, um effizient rüber zu kommen. Für den anstehenden 300er werde ich es also etwas ruhiger angehen müssen, um keinen Einbruch zu erleben. Außerdem machen sich meine Fußsohlen wieder bemerkbar, wenn ich längere Zeit am Limit fahre, das war beim 300er in HH letztes Wochenende genauso.
Durch den kleinen Vorsprung hatte ich jedenfalls genug Zeit, um in Ruhe zu duschen und meine Frau abzulösen, die im Ziel den Imbiß vorbereitet hatte und bereit stand, die ersten Teilnehmer zu empfangen, falls ich nicht als erster angekommen wäre. Ganz großen Dank an meine bessere Hälfte, daß sie diesen Blödsinn Langstreckenfahren mitmacht! Der erste RR Fahrer kam um 16:15 an, hatte aber nur 180km gefahren, da er sich um Dardesheim herum verfranzt hatte und dann frei Schnauze ohne Karte oder Navi über Schöningen zurück gefahren ist. Bis 18:30 trafen nach und nach die restlichen Teilnehmer ein. Der schnellste RR benötigte 7:20h,
@speedmanager blieb mit seinem Baron auch noch knapp unter 8:00h. So haben wir den Tag dann bei ein, zwei, … Weizen in Ruhe ausklingen lassen.
Um 19:30 machten sich dann Maren und Stefan aus Halle (die beiden Tourenradfahrer) sowie Jan (mußte noch 35km mit dem Rad nach BS zurück) auf den Nachhauseweg. Nachdem ich etwas klar Schiff im Vereinsheim gemacht hatte fehlte nur noch Lars. Weil Maren und Stefan meinten, daß sie ihn bereits nach 15km überholte hatten und er schon da sehr langsam fuhr, machte ich mir schon Gedanken, weil ich ihn ja auch noch dazu ermuntert hatte einfach mal mitzufahren. Aber nach dem Anruf um 21:00 bei Lars, mit der Info, daß er bereits kurz vor Königslutter steckte, war ich doch beruhigt und mir sicher, daß er seinen ersten Brevet auf Anhieb im Zeitlimit schafft.
Und das hat er dann auch mit 13:15h. Hut ab Lars! Lars ist für mich der Held des Tages, an dem sich mancher eine Scheibe abschneiden kann. Im Gegensatz zu anderen hier im Forum fabuliert er nicht monatelang über das richtige Training mit GA1 oder GA2 und das optimale Material herum, sondern MACHT es einfach! Und dabei hat er wahrlich nicht die besten Voraussetzungen: er fährt einen Tourentrecker, hat ein paar „Energie-Reserven“ zuviel auf den Rippen und ist Raucher. Aber er hat begriffen: Fitneß ist auf der Langstrecke zwar sehr hilfreich aber das wichtigste ist die Einstellung und der Kampf gegen den inneren Schweinehund. Brevet-Fahren ist hauptsächlich Kopfsache.
Einen großen Dank auch noch mal an die Teilnehmer, die teilweise eine weite Anfahrt in Kauf genommen haben, um mit uns den ersten Ostfalen-Brevet zu fahren. Es hat viel Spaß gemacht! Nachdem die Durchführung des ersten Brevets so gut geklappt hat, gehe ich den 300er am 21.06.2014 etwas beruhigter an, und freue mich schon, alte Bekannte und neue Gesichter in Warberg begrüßen zu dürfen. Hardy und Petra dann vielleicht schon mit ihren Raubvögeln (Hier ihr Übungsvogel "
Otto").
Hier noch die nackten Daten zu meiner Fahrt:
- 206km mit 1075HM
- Zeit in Bewegung 6:09h, Zeit im Stand 0:22h (in Weferlingen und Lehre hatte ich jeweils einen „Spezialkunden mit Sonderwünschen“ vor mir an der Kasse und ca. 5min verloren) -> 33.5km/h Netto- bzw. 31.6km/h Brutto-Schnitt
- Verbrauch während der Fahrt:
- 2l Wasser mit Maltodextrin und Hagebuttentee
- 2 Scheiben Brot mit Speck
- ½ Packung TUCs und eine Handvoll Nüsse/Rosinen
- 3 Boxenstopps: vor Weferlingen, vor Wanzleben, vor Lehre. Ich bevorzuge den Boxenstopp auf freier Strecke. Bevor man an der Kontrollstelle nach dem Schlüssel für das WC gefragt hat und einmal um das Gebäude gelaufen ist, ist ein kurzer Stopp unterwegs schneller. Bevorzugt an einer Hügelkuppe.
Ein Vergleich aus VM-Sicht mit den diesjährigen 200er und 300er in HH (bei ähnlichen Temperaturen gefahren)
- HH200: 224km mit 1300HM -> 31.0km/h Netto / 27.9km/h Brutto (sehr windig mit Böen bis 7bft)
- HH300: 314km mit 1500HM -> 33.0km/h Netto / 30.2km/h Brutto (ersten 40km sehr nebelig)
- OF200: 206km mit 1075HM -> 33.5km/h Netto / 31.6km/h Brutto
Such Dir für den Anfang flachere Strecken aus. Die Streetmachine ist nun mal keine Bergziege. Manche Organisatoren bauen extra ein paar Hügel ein
Also flacher als bei uns kannst du nur am Niederrhein (wenn's in die Niederlande geht) oder im Emsland fahren. Schon aus Eigeninteresse versuche ich Hügel zu vermeiden...
Die HH-Brevets waren für mich subjektiv nicht so schwer, obwohl die objektiven Daten etwas anderes sagen. Sie hatten zwar mehr oder etwa gleichviel HM/100km und mit 5% auch ungefähr die gleichen maximalen Steigungen, sie waren aber anders verteilt! In HH gibt es sehr viele kurze knackige Anstiege, die aber meistens nie länger als 500m sind. Obwohl der Kurs mit einem VM nicht so flüssig zu fahren ist (viele enge Kurven, schmale Wirtschaftswege und viele zu überquerende Vorfahrtsstraßen) kann die Geschwindigkeit doch sehr oft in den Anstieg mitgenommen werden. Beim 200er Ostfalen Brevet gibt es zwar weniger Anstiege, die ziehen sich aber teilweise über mehrere Kilometer. Ich persönlich fahre lieber mehrere 5% Anstiege über 300m als einen 2.5% Anstieg über 4km, beim OF200 hat es dann auch öfter mal „wehgetan“. Die dann doch wesentlich höheren Schnitte beim OF200 kamen durch den flüssiger zu fahrende Kurs zustande, auf 206km mußte ich nur ca. 12x verkehrsbedingt anhalten.
Gruß Hartmut