Ich muss hier einen Nachtrag machen. Am 16.12. waren die Rentner der Freunde der Nacht den 200 km Brevet, zur Wintersonnenwende, am Gardasee fahren. Da es sich, für Jürgen und mich, nicht ausgegangen ist, meinte Jürgen, dass wir hier doch auch genug Seen hätten. So war die große, fränkische Seenlandrunde geboren. Wir trafen uns um 21 Uhr in Roth. Jürgen hatte eine Jeans und einen baumwollenen Hoodie an. Er hatte keinen Bock auf Radel Klamotten. Ebenso unkonventionell war das Bündel Holz auf dem Gepäckträger seines Fahrrades.
Wir wollten ein Sonnwendfeuer schüren. Als Erstes haben wir den Rothsee umrundet. Die Wege entlang des Sees, alle ungeteert, waren einigermaßen zu fahren. Mitten im Wald haben wir einen geschmückten Christbaum entdeckt, was uns dann auch noch weihnachtlich stimmte.
Der Übergang, vom Rothsee, zum großen Brombachsee fand überwiegend auf der Straße statt, war aber ziemlich hügelig. Entlang des Sees wiederum weiße Wege, zum Teil sogar beleuchtet, und eine kleinteilige, sehr anspruchsvolle Navigation.
Der große Brombachsee geht direkt in den Kleinen Brombachsee über. Wege technisch ändert sich nichts. Meine Aufmerksamkeit richtete sich erstmals auf den Sitz. Das ganze wackelte irgendwie komisch und immer wieder streiften die Packtaschen am Hinterrad. Das war unangenehm, ließ sich aber händeln. Des Weiteren musste ich feststellen, dass meine Heizsohlen ihren Dienst nicht verrichteten, was bei Temperaturen um die -4 Grad sehr unangenehm war. Eine Diagnose, während des Radelns, ergab ein gebrochenes Kabel im Schritt. So stand ich dann heftig am Hosenlatz fummelnd am Weg und habe die Verteilung, die ich mit WAGO Klemmen realisiert habe, neu angelegt. Gott sei Dank, war es mitten in der Nacht und die Frage, Mami, was macht denn der Onkel da, blieb aus. Der Abschied vom kleinen Brombachsee hin zum Altmühlsee wurde uns, durch zwei drängel Gitter und eine Unterführung an der sich Jürgen schier den Schädel eingerannt hat, erschwert.
Wir fuhren über Gunzenhausen. In der Stadt war ich irgendwie verpeilt und bin voll über eine Verkehrsinsel gebrettert. Dank der 47er-Schlappen blieb der Platten aus. Der Altmühlsee begrüßte und umschmeichelte uns mit geteerten Wegen, denen wir bis Ornbau folgten. Dort, zur Brücke hin, einen kurzen steilen und schlammigen Anstieg vor Augen, heftiges schalten und die Kette riss und wickelt sich mehrfach ums Kettenblatt.
Also beschlossen wir an Ort und Stelle, unser Sonnwendfeuer anzuzünden und verkrümelten uns zu diesem Zweck unter die Brücke. Schnell wohnlich einrichten. Jürgen hat die Küche gemacht und ich die Werkstatt. Würstchen und Marshmallows grillen und wie es sich am Lagerfeuer, gehört, Jägerlatein austauschend verbrachten wir die Pause.
Jürgen ohne Holzbündel da werde ich Schwierigkeiten haben mitzuhalten dachte ich mir und habe heimlich seine Kurbelmutter gelockert. Weiter ging es erstmal ziemlich eben und wir haben ewig gebraucht um beim Fahren wieder warmzuwerden. Dann meinte Jürgen, wir müssten mal anhalten, mit seiner Kurbel stimme etwas nicht und schon lag sie auf der Straße. Wir konnten die Mutter einigermaßen festziehen und Jürgen 8 km weiter fahren. Dann Kurbel festziehen, 8 km fahren, Kurbel festziehen, wieder 8 km fahren und so weiter. Trotzdem blieb Zeit für etwas Unsinn.
Mittlerweile, wieder am kleinen Brombachsee angelangt, entdeckte ich ein paar Steine und schlug Jürgen vor, die Kurbel doch fest auf den Konus zu klopfen. Nur, leider war die Mutter so weit herausgeschraubt, dass wir ohne es zu bemerken auf der Mutter herum gedroschen haben und nicht auf der Kurbel. Nach 8 km war die Kurbel wieder lose und diesmal auch die Mutter weg. Jürgen befand, dass er die 35 km, ohne Klickies, auch mit einer Kurbel nach Hause schaffen würde. Wir trennten uns. Ich blieb auf dem Uferweg und Jürgen wollte die Abkürzung über den Damm nach Enderndorf nehmen, ich würde ihn schon wieder einholen. Den letzten Teil überhörte ich und so bin ich, nachdem ich die wunderschöne Umfahrung des Igelsbachsees vollendet hatte, in Enderndorf noch mal über den Damm, um nach Jürgen zu schauen. Alleine entlang des großen Brombachsees,
den Anstieg in Stirn und nach Georgensgmünd fahrend, traf ich ihn dann im Café wieder. Er musste, einbeinig, einen Affenzahn drauf gehabt haben. Jürgen und ich fuhren anschließend getrennte Wege. Er kam trotz seines Handicaps gut nach Schwabach. Ich war mit Muttern in Weißenburg zum Frühstück verabredet.
Die stand schon vorm Bäcker und war ziemlich aufgeregt. Hat die Kurbel Aktion doch etliches an Zeit gekostet. Das zweite Frühstück fiel ziemlich hastig aus, da wir, auf 11:30 Uhr, in Hilpoltstein zum Mittagessen verabredet waren. Frau Mama wollte mit bekannten dahin fahren. Eine Stunde Zeit, um von Weißenburg übers Jura nach Heideck und dann ein Stück des Gredlradwegs bis Hilpoltstein zu gelangen. Ich habe es nicht ganz geschafft, aber fast. Mir war klar, dass mich auf diesem Weg irgendwann ein hupendes Auto überholen würde, in dem Muttern mit ihren Bekannten saß. Als es passierte, ging ich natürlich reflexmäßig voll ab und musste mich später in der Kneipe für die rüden Gesten entschuldigen. Nach dem Mittagessen hatte ich nicht so recht Lust aufs Rädle zu steigen und habe erstmal den Sitz wieder fest geschraubt. Das war auch dringend notwendig, denn bei bestem Ausflugswetter, sonntagnachmittags entlang des Rothsees brauchte ich die volle Kontrolle übers Rad. Ich war 22 Stunden unterwegs für 240 km. Nicht gerade rekordmäßig, aber ein wunderschöner Ausflug.