Der in Lohnarbeit stehende Teil der Forumsmitglieder muss sich für die nächsten Monate damit abfinden, zunehmend in Dunkelheit zu fahren,
...weshalb der zumindest nach den Vorhersagen "letzte warme Tag" (Freitag der 13!) ausgiebig genutzt wurde. Und zwar für eine Tour ins/im Lausitzer Seenland.
Treffpunkt war - wie so oft - die "Niemtscher Mühle" (jetzt ein griechisches Restaurant) am Senftenberger See. Die beiden geladenen Gäste (Kollegin mit Up, Kollege mit AT2) waren mit dem PKW angereist - ich wollte nochmal das "volle Programm", was ich aber aufgrund einer schlaflosen Nacht etwas entschärft hatte, indem ich per DB nach Ruhland und von dort mit dem MBB zum Treffpunkt gejuckelt bin.
Wenn man sich Zeit nimmt und vorsichtig um die Löcher kurvt, ist der Weg von Ruhland nach Biehlen entlang des Biehlener Binnengrabens immer noch ein Genuß - und Zeit hatte ich aufgrund des Fahrplans der Bahn genügend. Eine reichliche Stunde für 15 km.
Das Wetter spielte zu diesem Zeitpunkt noch perfekt mit...
Viel zu früh am Treffpunkt angelangt, habe ich die Bequemlichkeiten, die das Rad so bietet ausgenutzt und ein Nickerchen gemacht - bis ich von meiner Kollegin geweckt wurde:
Kurz darauf war unser "Dritter Mann" an Ort und Stelle - und los gings!
Am Senftenberger See entlang nach Großkoschen, von da nach Geierswalde und zum "Rostigen Nagel". Weil ich in der letzen Zeit so oft dort war und Fotos gezeigt habe, gibt's heute keine Bilder von der "Standardstrecke" - nur eins, was die Vehikel in "trauter Dreisamkeit" bei der ersten PP hinter Geierswalde zeigt:
Kurz vor der Weiterfahrt kam ein älterer Herr mit Pedelec und Fotoapparat dazu und stellte sich als Mitarbeiter des Tourismusverbandes des Seenlandes vor, fragte nach Woher und Wohin und bot sich an, Fragen zu beantworten oder Wünsche und Anregungen unsererseits mitzunehmen.
Das nenn' ich Mal Klasse! Da ich der Meinung war, mich da bestens auszukennen und es für mich keine nennenswerten Verbesserungsmöglichkeiten gibt, war das Gespräch aber relativ schnell vorbei, aber da wir uns bis zum Aussichtsturm noch weitere zwei Mal getroffen haben, haben, gab's am Rostigen Nagel seinerseits ein Probesitzen auf meinem MBB und meinerseits eine Änderung des geplanten Tourverlaufs, weil er uns Gut Geisendorf empfahl, worauf meine Kollegin hellhörig würde - sie hatte dort während des Studiums eine Art Praktikum absolviert und wollte nun natürlich sehr gern nochmal hin.
Also war das nach Welzow und Neupetershain unser nächster Zielort. Nett hergerichtetes Gutshaus direkt am Tagebau Welzow. Mit einem aufgeschütteten "Berg" als Aussichtspunkt in der Nachbarschaft. Hinauf führen serpentinenartige Kieswege - da hat uns die Kollegin nach allen Regeln der Kunst "versägt"! Ich war im 6. Gang der Rohloff bald an der Schlupfgrenze angelangt und musste das letzte Stück schieben. Der Kollege hatte "Knie" und ist gleich am Beginn abgestiegen.
Leider schlug dort das Wetter um - plötzlich merklich kühler und vereinzeltes Getröpfel machte die Sache ungemütlich, weshalb ich auch nicht fotografiert habe. An sich ist das aber durchaus sehenswert. Ein Foto hab' ich aber doch gemacht - am Gutshaus, als es gerade mal nicht gepieselt hat:
Von dort aus ging es vorwiegend trocken über Neupetershain Nord und Lubochow auf sehr schönen Lokalradwegen und ruhigen Landstraßen nach Pritzen an den Altdöberner See. Von da nach Großräschen zu den IBA-Terrassen, wo wir bei leichtem Nieselregen den letzten Aussichtspunkt des Tages enterten...
Für den Rest der Tour blieb es dann trocken und wurde immer wärmer.
Von da ging's nach Senftenberg zurück, wobei ich mit den beiden noch einen kurzen Abstecher durch den Tunnel am Ilse-Kanal gemacht habe. Es war schon duster genug, um die per Bewegungsmelder gesteuerte Beleuchtung vorzuführen und natürlich ist man auch ohne die Technik-Spielereien von der dort vorgefundenen Radwege-Infrastruktur schwer beeindruckt.
Für 18 Uhr hatte ich einen Tisch beim Griechen bestellt - was gut war, denn das Lokal war gut besucht - und ziemlich pünktlich waren wir vor Ort und ließen den schönen Tag bei gutem Essen und netten Gesprächen ausklingen. Es hat uns allen sehr gefallen und die gemeinsam zurückgelegte Strecke belief sich auf exakt 84 Kilometer.
Danach luden die beiden ihre Räder auf/ein und ich überlegte kurz, ob ich das MBB nicht lieber beim Kollegen in den Kombi packen und mich zumindest bis Thiendorf kutschieren lassen sollte - entschied mich aber letztlich, den "Helden" zu geben und die 60 Kilometer per Rad nach Hause zu kurbeln. Start im Dunkeln:
Was ich in dieser Form nicht erwartet hatte, war der Wind. Bei weiterhin steigenden (!) Temperaturen dachte der gar nicht daran, sich wie üblich gegen Abend zu legen - ganz im Gegenteil! Und so wurde aus der geplanten "lockeren" Heimfahrt ein ziemlicher Kampf, wobei ich nie wirklich am Verzweifeln war. Aber es war kurios:
Die steilen Anstiege hinter Ponickau bin ich - windgeschützt im Wald - sehr gut und zügig hochgekommen. Draußen im Gegenwind ging's nur bergab noch über die 16 km/h hinaus...aber es war warm und trocken und ich hatte keinerlei Probleme, was Knie etc. anging. Also alles wunderbar und so habe ich die Stecke im Bewusstsein, dass das wahrscheinlich die "letzte Nachtfahrt der Saison" ist, regelrecht genossen.
Am Ende standen für mich 160 km auf der Uhr und der erneut zementierte Status des "Verrückten" im Kollegenkreis...
LG Holger