absurde Autofahrer

AW: absurde Autofahrer

und was wäre dann gewesen?
ich unterstelle dir einfach mal einen maximal 16 stündigen EH-Kurs (8 Doppelstunden a 45 Minuten), damit bist du alles andere als ein Profi (bitte keinesfalls falsch verstehen!!!). Wenn dein vermeintlich 14 Jahre alter Patient zur Mutter mag, dann ist das auch eine Form der Pflichterfüllung wenn du ihn dahin begleitest. Er kann und darf seinen Willen frei äußeren und das ist für dich bindend. Sollte er unterwegs bewustlos werden, rufst du den Rettungsdienst, bis dahin übernimmt der Ersthelfer die Sorfaltspflicht...

Profi bin ich nicht, aber seit fast 20 Jahren ehrenamtlicher Rettungsschwimmer.
Ich darf die EH also alle zwie Jahre durchkauen.
Letztes Jahr habe ich auch eine Saison als Rettungsschwimmer regulär gearbeitet.
90% der Badeunfälle entsprechen dabei nicht dem Baywatch-Schema, sondern könnten auch anderswo so passieren.

Das mit der Willensäußerung ist bei Personen kurz nach einem Blackout (Kopf vs. Asphalt) oder mit Verdacht auf Schock so eine Sache.
Der Junge hatte sich kaum aufgerappelt, da fing er an: "Och nee, bloß nicht schon wieder zum Arzt, !"
Also ist es jetzt eine Ermessensfrage der umstehenden Laien, den Notruf zu wählen.
Die Einsicht kam bei ihm dann mit den Schmerzen, also eine ganze Weile später.

Beste Grüße,
Kai
 
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Wenn dein vermeintlich 14 Jahre alter Patient zur Mutter mag, dann ist das auch eine Form der Pflichterfüllung wenn du ihn dahin begleitest.

Ich hätte genauso gehandelt. Wenn für mich als medizinischer Laie keine erheblichen Verletzungen erkennbar sind - innere Verletzungen wird kaum ein Laie aus dem Stegreif diagnostizieren können - und das Unfallopfer klar bei Verstand zu sein scheint, was soll ich sonst machen? Festhalten, bis ein Rettungsdienst eintrifft, kann ich niemanden.
 
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Um denjenigen vor sich selbst zu schützen dürftest Du ggf. bestimmt auch das... (einen, der grade von der Brücke springen will darfst Du ja auch festhalten..)

Ich hab's in meiner Rettungsziviausbildung so gelernt, dass der Patient seine Einwilligung geben muss, sonst wär man z.B. bei einem Venenzugang - was man damals in Niedersachsen als Zivi ohne anwesenden Arzt legen durfte - mit Körperverletzung dran. Nur bei einem Bewusstlosen durfte/musste man von einer "stummen" Zustimmung ausgehen, das klassische Beispiel da waren Zeugen Jehovas, die eine Behandlung ablehnen, da hätte man dann im Fall des Falls neben denen warten müssen, bis sie bewusstlos sind. Ob man den Brückenspringer festhalten darf oder muss, naja, da wär ich mir auch nicht so sicher, allein schon, weil man sich da selbst in Gefahr bringen könnte.

Frei nach dem Motto: "Patient trotz Gegenwehr erfolgreich reanimiert. Dreimal."


Tim
 
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Der Junge hätte ein Gehirnblutung haben können, mir auf dem Heimweg zusammenklappen und wegsterben können.
Dann wäre ich berechtigterweise wegen unterlassener Hilfeleistung dran gewesen.

Nein, es gibt eine ziemlich lange Liste an Bedingungen, die alle erfüllt sein müssen, bevor man wegen unterlassener Hilfeleistung belangt werden kann. Vor allem muß die benötige Hilfe von dir im voraus zu erkennen gewesen sein, was hier offensichtlich nicht zu trifft.

Unabhängig von der juristischen Bewertung ist es aber schon eine Nummer, wenn man durch sein persönliches Versagen bzw. durch seine Fehleinschätzung den Tod eines 10-jährigen verschuldet. Das wünscht man echt niemandem. Zum Glück ist das hier nur ein kleines Gedankenexperiment...

Fabi
 
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Ja, ja, ne, ne, vielleicht soll ich dann noch mitspringen um ihm sein Vorhaben in letzter Sekunde auszureden? Was soll ich denn machen wenn er/sie sagt? "Noch einen Schritt weiter und ich springe!" .......und ich dann: "Spring, ich bin verpflichtet dich festzuhalten".
 
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Bist du dir da sicher? Da würde ich doch gerne mal den entsprechenden Paragraphen sehen.

Fabi

Das ist dann der sogenannte "Jedermannsparagraph", dieser gilt aber eigentlich eher in Richtung einer Straftat des Betroffenen und erlaubt dem Bürger ein "Festhalten" des Betroffenen bis zum Eintreffen der Staatsdiener...

Um denjenigen vor sich selbst zu schützen dürftest Du ggf. bestimmt auch das... (einen, der grade von der Brücke springen will darfst Du ja auch festhalten..)

recht hat er! Das wäre dann leider eine Freiheitsentziehende Maßnahme und damit auch strafbar...


Wenn man einfach mal zusammen fassen möchte: So wie der TO gehandelt hat war es nach seinem Wissen und Gewissen RICHTIG, allem anderen fehlt einfach die Diskussionsgrundlage!
Sicher man kann sich täglich die Frage stellen: Was wäre wenn? - Auch wenn mich der Gesetzgeber nicht bestrafen kann, so gibt es immer noch etwas das bei weitem schlimmer ist als das Gesetz... und das nennt sich Gewissen, anschauen muss ich mich jeden Tag im Spiegel! Da kommt dann das ganze Ereigniss jeden Tag wieder hoch...
 
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Um denjenigen vor sich selbst zu schützen dürftest Du ggf. bestimmt auch das... (einen, der grade von der Brücke springen will darfst Du ja auch festhalten..)

Hallo Smilingdevil

Mit so einer Aussage kann man sich die Finger verbrennen. Wenn man den Eigendelinquenten nicht richtig fest hat und er kommt dir aus, dann könnte man dir unterstellen dass du ihn gestossen hast.

Da wäre es besser ihm einen geeigneteren (höheren) Absprungpunkt vorzuschlagen, sofern möglich.:ironie:

Liebe, velomobile Grüße

Dieter
 
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Wichtig ist nur, daß man überhaupt hilft und nicht nur rumsteht und glotzt. Wenn man dabei Fehler macht, ist das eben so.
 
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Liebe Leute,

vielen Dank Euch allen für die Diskussion, wie man sich in einer Unfallsituation am besten verhalten sollte - aus eigenem Erleben weiss ich, dass zumindest ich selbst in so einer Situation, auch wenn ich nur als Zeuge beteiligt bin, leicht die Nerven verliere, und nur dann in Zukunft vielleicht halbwegs vernünftig reagieren kann, wenn ich eine entsprechende Situation vorher schon mal gedanklich durchgespielt habe. Deswegen danke an alle - auch und gerade an Cumulus (obwohl ich Deine Sichtweise in dieser konkreten Situation nicht teile, kann ich ja am meisten lernen, wenn jemand, wie Du, eine andere Sicht einnimmt).

Bei der oben beschriebenen Geschichte ist eigentlich (so viel ich weiss) niemand ernsthaft zu Schaden gekommen, und die Verletzungen des Radlers sind (hoffentlich) auch begrenzt. Ich wollte das eigentlich nur aufschreiben, weil die Begebenheit so skurril war, nicht nur aus meiner Sicht, sondern sicherlich auch aus Sicht der Sanitäter und wahrscheinlich auch aus Sicht der anderen Beteiligten.
(@ Cumulus: "brummen" sollte hier eher "leise vor sich hin sagen" bedeuten. "Autler" usw. ist ein bisschen spöttisch gemeint, aber die Assoziation zu "Autismus" war mir nicht klar. Dennoch war eine der Skurrilitäten der Situation, dass ganz offensichtlich die Radler automatisch solidarisch mit den Radlern und die Aut...ler solidarisch mit den Autlern fühlten).

Vielleicht noch als Hintergrund: Es ist weniger als einen Monat her, dass ich einen anderen Radler im Strassengraben gefunden habe, der von einem anderen Autler erlegt worden ist. Ziemlich üble Fleischwunde am Kopf, und der Mann hatte Panik, dass irgendwo in diesem Blutmatsch sein Auge raushing. (Das sah eigentlich auch so aus, glücklicherweise war das dann doch nicht der Fall). Da ich als Ersthelfer eine komplette Niete bin, habe ich erst geschaut, dass ein Krankenwagen kommt und dann das einzige gemacht, was ich einigermassen kann: freundlich auf den Kerl einreden, ihn beruhigen, und ein bisschen dafür sorgen, dass er mit den Fingern von der Wunde wegbleibt. Der Unfallverursacher hat sich kein bisschen um ihn gekümmert. Er wirkte eigentlich auch nicht geschockt, eher verärgert über seinen Zeitverlust -vielleicht war das aber auch nur seine Art, seinen Schock auszudrücken.
Diese Begebenheit war an einer der meistbefahrenen Strassen in Hamburg. Ausser mir hat kein Autofahrer angehalten, zwei Fussgänger aber etwas später.
Darüberhinaus sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass ich Kinder habe...
Alles zusammengenommen fällt es mir sehr schwer, mit jemandem Mitleid zu haben, der gerade kurz zuvor jemand anderes beschädigt hat, weil er selbst zu schnell gefahren ist/unaufmerksam war/zu alt zum Autofahren ist/getrunken hat/whatever. Also, Cumulus: Du hast Recht, ich sollte dieses Mitleid entwickeln - um, wenn so jemand wirklich unter Schock steht, das wahrnehmen und entsprechend reagieren zu können.

Allen eine gute und unfallfreie Fahrt, Peter
 
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Da ich als Ersthelfer eine komplette Niete bin, habe ich erst geschaut, dass ein Krankenwagen kommt und dann das einzige gemacht, was ich einigermassen kann: freundlich auf den Kerl einreden, ihn beruhigen, und ein bisschen dafür sorgen, dass er mit den Fingern von der Wunde wegbleibt.

Na dann war doch alles richtig.
Erst Notruf, dann beruhigen.

Mitleid mit dem Unfallverursacher hätte ich eher auch nicht, aber das hängt stark vom Verhalten desjenigen ab.
Wenn ein Verursacher (kann ja auch ein Radler sein) ohne Trara sofort selbst mit der EH beginnt, wäre das ja genau das, was man beim EH-Kurs mal gelernt hat.
Über Schuldfrage oder Mitleid kann man später nachdenken, primär ist die Erste Hilfe wichtig.

Beste Grüße
Kai
 
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Ich wurde auch schon zwei mal umgefahren (über die Motorhaube abgeflogen dank geklauter Vorfahrt). Der eine Autofahrer ist direkt weitergefahren, der andere kurbelte das Fenster runter, schaute das ich liegenblieb und fuhr dann los :mad:
 
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Hallo Peter,


Danke für Deinen Beitrag!
Für mich ist es wichtig zu verstehen, dass Jeder was anderes wahrnimmt (gilt eben auch für mich, Du meintest mit Autler tatsächlich nicht Autisten ;), mit Brummen auch nicht was ich verstand…), deswegen, wer weiss was eigentlich der Sanitäter wahrgenommen hat? Vielleicht war wirklich ein Radler-Hasser… vielleicht hatte er auch schlechte Erfahrungen mit Radler… Niemand von uns ist unvoreingenommen, und wer weiss was für eine Reaktion hätte ich in so einem Fall…
Aber ich denke es hilft, in so einer Situation sich wirklich auf das Geschehen konzentrieren und eher die Unschuldsvermutung bei den anderen erstmal anwenden und möglichst ruhig bleiben. Viele Situationen können schnell eskalieren und das braucht man zumindest in so einem Fall nicht.
Vielleicht hilft bei mir, dass ich keine so schlechte Erfahrung gemacht habe, hoffentlich bleibt so!
Und gegen rücksichtlose Autofahrer konsequent vorgehen, was man hier liest lässt man einem denken, einige Autofahrer sehen Radfahrer wirklich als störende Objekte, selber Schuld wenn sie auf die Strasse fahren…


Auch allen eine gute und unfallfreie Fahrt,
Cumulus
 
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