Ich bin absolut kein Freund von Hitze. Alles über 20 Grad Plus lähmt mich gerade zu, ich hechel wie ein alter Köter und die Zunge hängt mir aus dem Hals wie ein roter Schlips.
Am Nachmittag auf Maloche in der Halle mit unisoliertem Blechdach hab ich mir Wasser über die Birne kippen müssen, um den Zentralrechner darin einigermaßen leistungsfähig zu halten.
Und ich musste die ganze Zeit über an die Heimfahrt denken. Völlig unmöglich! Geht gar nicht. Und dann noch gegen die Sonne!
Verschwitzt und völlig unmotiviert lies ich mich in den Sitz meines ICE rutschen. Die Beine wollten einfach nicht auf die Pedale. Egal, irgendwie wirds schon gehen, kann ja irgendwo im Schatten pausieren oder mich notfalls in die Fulda werfen.
Mit wahrer Todesverachtung strampelte ich los. Anfangs lief es sehr zäh. Ich ließ die blöde Stadt hinter mir und dachte an eine Pause am Fuldasee. Merkwürdig, plötzlich begann es zu laufen. Es war definitiv zu heiß für mich, aber ich hatte keinen Tropfen Schweiß am Körper. Also am Fuldasee vorbeigedüst und mit Schwung über die kleine Brücke. Die Beine strampelten wie von alleine, fast mühelos.
Irgendwie schlich sich die Hoffnung ein es bis zum Schatten der Bäume am Eichhofwehr zu schaffen. Dort könnte ich meine brennenden Füße in das Wasser hängen. Das gab mir weiteren Auftrieb. Aber das Eichhofwehr mit dem herrlich kühlen Wasser blieb hinter mir zurück.
Ich bretterte durch Asbach durch und machte mich auf die lange schattenlose Strecke am Bahndamm entlang. Weiter vorne an der "Futterkrippe" gibt es endlich Schatten. Dort ruhe ich mich aus, werde etwas trinken und möglicherweise ein Zigarettchen rauchen. Aber es lief gut und so blieb dieser gemütliche Ort rechter Hand hinter mir zurück.
Weiter ging es durch die baumlose Ebene den Hügeln vor Niederaula entgegen. Noch immer kein Tropfen Schweiß und ich hatte die Kappe auf. Jetzt wollte ich es wissen. Immer noch mit Rückenwind Stufe eins kurbelte ich mich über die kleine Hügelkette und rauschte leicht taleinwärts in Niederaula ein. Der Rest war ein Klax. Die einzige Ampel auf der Kreuzung sprang gerade vor mir auf Grün, die Linksabbieger warteten brav bis ich vorbei war. Noch 500 Meter und dann links abbiegen, kein Gegenverkehr hinderte mich. Jetzt noch ein paar Meter und ich rollte auf den Hof meiner heimatlichen Kate.
Mein Blick wanderte aufs Teasi. 48 Minuten Fahrtzeit für die knapp 15 Kilometer. So flink war ich noch nie! Glatte sieben Minuten schneller als meine bisherige Bestzeit.
Ich setzte die Mütze ab und begann zu schwitzen. Absteigen ging auch irgendwie nicht. Also angelte ich mir die Wasserflasche aus dem Halter und das Pfeifchen aus der Tasche. Völlig fertig aber zufrieden blies ich kleine Wolken in die Luft, legte die schmerzenden Beine hoch bis mein Frauchen mich entdeckte und mich überredete abzusteigen.