Hallo Leute,
nach einer Zeit des Schweigens hier vielleicht noch mal ein kleiner Tourbericht, denn selbstverständlich war ich trotz aller Widerstände soviel unterwegs, wie es nur ging. Dabei waren vor allem zwei Touren, die mir irre gut gefallen haben, von einer davon möchte ich ein bisschen was erzählen:
Das war im Herbst, genauer 03.09.2017 bis 14.09.2017, also 11 Tage. Von Berlin zur Oder/Neiße, diese hoch zur Ostseeküste (Usedom), die Küste lang nach Rostock, wo ich zufällig
@Jack-Lee traf, dann den Berlin-Kopenhagenweg zurück nach Berlin.
Das wirklich tolle an dieser Tour war das Wetter. So was von unfassbar geil, eine echte Herausforderung. Besser hätte es kaum sein können. Es schwankte permanent, von strahlendem Sonnenschein, plötzlicher Regen, auch richtig heftig, Gewitter, Sturm, Orkanböen, zurück zu Sonnenschein. Ich hatte teils 10 und deutlich häufiger mal am Tag den Wechsel von freiem Oberkörper zu alles anziehen was da ist, manchmal hab' ich es mir auch gespart und bin einfach weiter mit freiem Oberkörper durch den regen. Rolands Nose ist einfach klasse. Die Wettergötter gaben was sie konnten, die ganze Palette kunterbunt. Vielen hzlichen Dank! Es gab auch ein paar milde Tage, aber ich will ja nicht meckern
Irgendwo kurz vor Usedom ist der größte Moorwald Deutschlands. Mitten in dieser wunderschönen Landschaft steht am Wegesrand ein Aussichtsturm. In der Vergangenheit bin ich da schon zwei mal vorbeigekommen und habe mir jedesmal gedacht, dass ich dort oben eigentlich mal versuchen müsste, meine Hängematte aufzuspannen, um nächtlicherseits diesen exquisiten Schlafplatz genießen zu können. So auch diesmal. Ich war hin- und hergerissen. Es war erst knapp 18:00 Uhr, so früh schon ins Lager? Hmmmm. Was denn jetzt? Die Entscheidung wurde mir abgenommen. Denn kaum am Turm angekommen, kracht und knallte es urplötzlich aus dem heiteren Himmel heraus, heftigster Regen und Gewitter vom Feinsten, aber kein Wind. Also gut, ihr Götter, es ist soweit, ich erobere mir den Turm.
Also das Trike unten in den Turm rein, die Sachen abgenommen und alles hochgeschleppt. Und tatsächlich, die Hängematte ließ sich ganz wunderbar aufhängen. Und das Gewitter sowie der regen verschwanden fast so plötzlich, wie sie gekommen waren. Es versprach eine höchst angenehme Nacht zu werden.
Im weiteren Verlauf, es begann, dunkel zu werden, kamen 4 junge Leute mit dem Auto, stiegen aus und begannen, den Weg, den man auf dem letzten Bild sieht, in Angriff zu nehmen. Sie kehrten recht schnell zurück, zu viel Wasser. Also kamen sie den Turm herauf. Einer hatte ein Nachtsichtgerät, damit waren die gut beschäftigt und wir unterhielten uns natürlich, während ich bequem abhing. Der junge mit dem Nachtsichtgerät meinte, ich solle mir besser einen anderen Schlafplatz suchen, es würde noch richtig heftiges Unwetter geben Sturm, Orkanböen. Hier oben sei der denkbar schlechteste Platz dafür. Ich meinte, es würde schon gehen, ansonsten sei ich eine Erfahrung reicher
Die Leute verschwanden und es setzte ein leichter Regen ein. Ich dachte mir, ich sollte Vorbereitungen treffen, falls es wirklich schlimm wird. Also sicherte ich noch das Trike mit Schloss und Packriemen, verstaute alle Sachen so, dass nichts wegfliegen konnte und alles möglichst gut geschützt sei und legte das Tarp bereit, damit ich es, sollte der Wind den regen reinblasen, dort aufhängen konnte, woher der Wind kam. Stiefel und Regenmantel griffbereit. Ab zurück ins Bett, ich hatte schließlich noch zu lesen.
Und dann ging es los, schnell und heftig. Windstöße trieben den plötzlich einsetzenden Regen von hinten direkt in die Matte, sofort alles nass, auch der Schlafsack. OK, ruhig bleiben. In der Ruhe liegt die Kraft. Raus, Stiefel an, Regenmantel an, Tarp gegriffen und schnellstmöglich erst mal irgendwie so platzieren, dass Hängematte und Schlafsack nicht noch mehr abbekommen. Mein Regenmantel versagte quasi sofort. Die schön säuberlich aufgerollten und befestigten Halteriemen des Tarps rissen sofort aus ihrer Aufbewahrung am Tarp heraus, flatterten wild herum und verknoteten sich, Wind und regen lachten mir hönisch ins Gesicht, nur noch ein unförmiges verknotetes Stück Tarp in der Hand gab ich mein Bestes. Dass es mir nur bloß nicht davon fliegt. Irgendwie angetackert war die Hängematte schnell geschützt. Aber so konnte es nicht bleiben, das würde nicht halten. Also Stück für Stück eine Halteleine nach der anderen und einen Knoten nach dem Anderen gelöst und das Ganze in eine einigermaßen vernünftige Form gebracht. ich vermute, es dauerte ca. 30 Minuten, Wind und Regen nahmen weiter zu. Dann war es OK. Ab in die Schutzzone, Klamotten ausgezogen, die letzten Reserven angezogen, rein in die Matte, den Schlafsack so gut es geht abgetupft. Das Ding ist echt erstaunlich. Das Pertex Quantum ist nicht wasserdicht, offiziell. Aber das ist ein derart feines und dichtes Gewebe, dass das Wasser echt Probleme hat, da einzudringen. Der Verlust an Wärmeleistung war unerheblich. Fotos machen? Mist, keine Ersatzklamotten mehr, das kann ich vergessen. Na gut, also noch was lesen und dann schlafen.
Früh am nächsten morgen wachte ich auf, der Regen hatte aufgehört, der Wind war deutlich schwächer. OK, zumindest jetzt noch ein oder zwei schlaftrunkene Fotos und wieder hinlegen, weiterschlafen:
So schlief ich also noch etwas hinter dieser Luftblase, der Wind hatte schon längst alles wieder getrocknet, aufwachen, freuen, abbauen, weiterfahren, den Anblick entwurzelter Bäume genießend. Den Turm hatte ich mir endlich erobert. Auf zum nächsten kleinen Abenteuer.