Milan Pro und Contra?

Beiträge
72
Hallo,

ich habe vor, mir ein Velomobil zuzulegen. Als ehemaliger Hobby-Leistungssportler (Triathlet) möchte ich auch hier nicht auf die Geschwindigkeit verzichten. Meine Maße: 180 groß / 76 kg.

Wenn ich im Forum einlese, gibt es hier zwei in Frage kommenden Modelle: Das Quest und das noch schneller Milan GT bzw. SL. (Das EVO scheidet bei mir aufgrund des Budgets aus)
Vom Milan liest man jedoch außer dem Faktor „Geschwindigkeit“ nur wenig Positives. Dennoch gibt es doch viele Milan-Fahrer. Sind die denn alle unzufrieden mit Ihrem Teil? Oder sind es "Speedfanatiker", die dafür alles andere in Kauf nehmen?

Ich habe da mal ein paar fragen:
  • Ist es beim Milan wirklich so ein großes Problem, den Reifen zu wechseln?
    Ich kann mir kaum vorstellen, dass man mit einem Velomobil alle paar Wochen einen Platten fährt. (Mit dem Rennrad hatte ich früher maximal einen im Jahr)
  • Wie problematisch ist das mit dem Wendekreis? 11-14 Meter beim Milan sind so ziemlich die Höchstwerte unter den Velomobilen. Ist da ein Abbiegen im Stadtverkehr (z. B. 90 Grad Rechtskurve) überhaupt möglich?
  • Ist die Bodenfreiheit mit 8-11 cm beim Milan SL bzw. GT ein großes Problem? Schließlich fährt man doch meist sowieso nur auf geteerten Straßen – oder?
  • Gibt es (außer Geschwindigkeit) eigentlich Bereiche, in denen das Milan gegenüber Quest punkten kann ?
Ich habe bis jetzt fast den Eindruck, das Quest sei das Nonplusultra unter den Velomobilen.

Mein Bauchgefühl sagt wegen des Speedfaktors Milan (SL oder GT) aber mein Kopf sagt Quest. (n)

Über Eure Beiträge würde ich mich sehr freuen. (y)

Viele Grüße
Bernd
 
Ich habe den Milan GT seit November letzten Jahres. Meine bisherigen Ausfälle:
2x Plattfuß (einmal spitzer Stein auf Straße, einmal Scherben nicht gesehen)
1x Umlenkrolle rausgerissen, vom Räderwerk instand gesetzt
1x Speiche bei voller Fahrt gerissen

Unterm Strich würde ich aber sagen: 4x Pech gehabt

Reifen wechseln ist nicht soooo kompliziert.
Wendekreis auf der Straße ist meist kein Problem, 90 grad auf dem Radweg oder einspuriger (enger) Straße unmöglich.
Ich habe meinen GT jetzt mal 4 mm höher gelegt. Ich habe ziemlich häufig aufgesetzt, jetzt ist es etwas besser.
 
Hallo Bernd,
Meine Maße: 180 groß / 76 kg.

Damit passt Du schon mal perfekt in einen Milan SL.

Vom Milan liest man jedoch außer dem Faktor „Geschwindigkeit“ nur wenig Positives.

Irritierende Feststellung! "Wenig Positives" lässt ja im Allgemeinen direkt auf Negatives schließen.
Aber Negatives liest man ja auch nicht viel, oder?


Ist es beim Milan wirklich so ein großes Problem, den Reifen zu wechseln?

Vorne ist das überhaupt kein Problem. Selbst bei Nacht wie kürzlich bei mir geschehen eine Sache von einer Viertelstunde maximal.
Hinten ist es schwieriger, weil das Rad komplett ausgebaut werden muss. Da ist das Quest mit der einseitigen Aufhängung im Vorteil.
Grundsätzlich ist es aber mit etwas Übung auch machbar ohne in Depressionen zu verfallen.
Blöd ist der Vorderradausbau (Rad, nicht Reifen!). Aber das ist unterwegs nicht nötig - und wenn doch, dann hast Du eh ein ganz anderes Problem.

  • Wie problematisch ist das mit dem Wendekreis? 11-14 Meter beim Milan sind so ziemlich die Höchstwerte unter den Velomobilen. Ist da ein Abbiegen im Stadtverkehr (z. B. 90 Grad Rechtskurve) überhaupt möglich?
Im normalen Verkehr auf der Straße (und nur da gehört der Milan hin) macht der Wendekreis überhaupt keine Probleme. Ich habe auch in der Tiefgarage im Geschäft keine Probleme, um die Ecken zu kommen. Auf Wirtschaftswegen mit zum Teil sehr engen Kurvenradien kann es schwierig werden, Spitzkehren gehen dann auch nicht. Aber grundsätzlich kommst Du überall problemlos zu recht, wo Autos auch ohne Rangieren fahren können.
Wenden auf einer normalen 2-spurigen Straße geht nicht.

  • Ist die Bodenfreiheit mit 8-11 cm beim Milan SL bzw. GT ein großes Problem? Schließlich fährt man doch meist sowieso nur auf geteerten Straßen – oder?
Auf deutschen Straßen i.d.R. kein Problem. Einzige Ausnahme die ich schon erleiden musste: die vor Kindergärten, Spielstraßen und dergleichen manchmal in die Straße eingebauten Bremsschwellen. Die können für den SL zu hoch sin, so dass die Fußbeulen aufsetzen.

  • Gibt es (außer Geschwindigkeit) eigentlich Bereiche, in denen das Milan gegenüber Quest punkten kann ?

Individuelle Ansichtssache, je nachdem was für Anforderungen man selber hat.
  • Der Milan ist auf jeden Fall ohne zusätzliche Maßnahmen unempfinglicher gegen Seitenwind. Die Sicht nach vorne ist durch die Absenkung zwischen den Knie- und Fusshöckern etwas besser, dafür sitzt man aber etwas tiefer.
  • Insgesamt bessere Aerodynamische Gestaltung
  • Am Hinterrad keine Spezialteile wie beim Quest, da ganz normale zweiseitige Aufhängung.
  • Sicherheit: Im Falle eines Crashes ist die Gefahr des Herausfliegens im Milan praktisch nicht vorhanden, im Quest zumindest etwas größer durch das deutlich breitere Einstiegsloch.
  • Die Form des Milans mit den vielen Kurven und Spannungsflächen scheint jedenfalls sehr zur Stabilität der Kraosse beizutragen, so dass selbst heftige Krafteinwirkungen nicht unbedingt zu einem Bruch des Materials führen. Wie das beim Quest ist, kann ich nicht beurteilen, daher an dieser Stelle auch kein Vergleich, sondern nur eine Feststellung zum Milan SL Carbon.
  • Durch die große Einstiegsluke kommt man von oben deutlich besser an die vordere Technik heran als im Quest. Beim Quest gibt es dafür als Standard die Fußlöcher.
  • Beim Milan hast Du die Wahl zwischen Panzerlenkung und Tiller, das Quest gibt es ab Werk nur mit Tiller. Man muss halt herausfinden, mit was man besser zu Recht kommt.
Und dann halt noch die Ästhetik. Ich finde den Milan einfach schöner - aber das ist Geschmackssache.

Gruß
Arnold
 
Hi Bernd,
langer Post.

Als ehemaliger Hobby-Leistungssportler (Triathlet) möchte ich auch hier nicht auf die Geschwindigkeit verzichten. Meine Maße: 180 groß / 76 kg.
Das spricht schonmal für den Milan SL, wenn es denn finanziell für die Rennkisten nicht reicht. Da kriegt man dann auch Gepäck mit. Nimm 2 Gepäckfächer.
Vom Milan liest man jedoch außer dem Faktor „Geschwindigkeit“ nur wenig Positives. Dennoch gibt es doch viele Milan-Fahrer. Sind die denn alle unzufrieden mit Ihrem Teil? Oder sind es "Speedfanatiker", die dafür alles andere in Kauf nehmen?
Beschweren tun sich nur die Dauernörgler wie Rene ;) Die haben aber auch an allem was auszusetzen. Die anderen fahren (bei mir ca. 20 Mm in einem Jahr) und genießen.
Das nervigste sind die Bastelstellen am Milan, aber da kriegt jeder seine Lösung hin.
Vorteile: Panzerlenkung, Windunempfindlichkeit (es sind schon viele Quests umgeblasen worden), antriebssteifer als Quest, schmäler, besserer Ausstieg, besseres Fahrwerk - man merkt sofort, wenn ein Rad den Boden verlässt und kann reagieren, einfach bessere Rückmeldung.
Nachteile: Basteln an Deckeldichtung, Kettenlinie, Radkasten (alter Milan), Licht, noch keine Hupe u. Klingel, laut, Dämpfung hinten bei Schwinge - da wäre beim Quest der Rissedämpfer Pflicht. Rennhaube für mich nur fürs Rennen sinnvoll, ich fahr oben ohne.

In allen anderen Belangen keine Beschwerden.
  • Ist es beim Milan wirklich so ein großes Problem, den Reifen zu wechseln?
    Ich kann mir kaum vorstellen, dass man mit einem Velomobil alle paar Wochen einen Platten fährt. (Mit dem Rennrad hatte ich früher maximal einen im Jahr)
  • Wie problematisch ist das mit dem Wendekreis? 11-14 Meter beim Milan sind so ziemlich die Höchstwerte unter den Velomobilen. Ist da ein Abbiegen im Stadtverkehr (z. B. 90 Grad Rechtskurve) überhaupt möglich?
  • Ist die Bodenfreiheit mit 8-11 cm beim Milan SL bzw. GT ein großes Problem? Schließlich fährt man doch meist sowieso nur auf geteerten Straßen – oder?
  • Gibt es (außer Geschwindigkeit) eigentlich Bereiche, in denen das Milan gegenüber Quest punkten kann ?
Es können auch schonmal drei Platten an einem Tag sein. Geht trotzdem, je Faltreifen desto einfacher. Beim Quest ist der Wechsel genausoblöd, da geschlossene Radkästen. Radausbau hinten geht mit Übung problemlos, sollte man halt einmal im Hellen und Trockenen gemacht haben. Als ich meinen Milan 2 Tage verliehen habe, hab ich das einmal vorgemacht und einmal nachmachen lassen - Sache von 5 min komplett.
Wendekreis ist nur problematisch, wenn man die Strecke nicht kennt und zurücksetzen muss, das ist beim Quest aber nicht anders. Ich hab grade noch 40er Bereifung drin, geht auch.Radwege gehen halt nicht gut, aber dafür sind beide nicht gebaut.
Mit den Schutzstreifen vom Milan sind Aufsetzer nicht tragisch, nur laut. Bei den Go Ones ist der Kettentunnel problematischer. Das Quest ist für holländische Drempels gebaut - alles meist kein Problem.
Der Grund für mich, einen Milan statt ein Carbon Quest zu kaufen? Berge. Das Quest ist ne Gummikuh, wenn man aufs kleine Blatt schalten muss, auch bei mittleren merkt man schon das Nachgeben im Antriebsstrang. Mein Milan geht ganz anders die Berge hoch, das macht Spaß und ist nicht nur Qual.
Vorteile siehe oben.
Ich habe bis jetzt fast den Eindruck, das Quest sei das Nonplusultra unter den Velomobilen.
Was die Ausgereiftheit angeht, stimmt das auch ohne Einschränkung, viele Jahre Nachbesserungen wirken sich aus.
Wem Basteln nichts ausmacht, kann mit dem Milan genau so glücklich werden, aber das Räderwerk geht nur die wirklich dringenden Probleme an, wie z.B. Lärm (Schalldämmung im CAS) und die Schutzstreifen für die Fußhubbel.
Mein Bauchgefühl sagt wegen des Speedfaktors Milan (SL oder GT) aber mein Kopf sagt Quest. (n)

Fahr beides nen Tag Probe, mit Gepäck und Pause, auch mal einen Waldweg und einen Radweg, um das mal kennenzulernen. Berg nicht vergessen, mit >=10%. Beim Milan Deckel aufbocken mit Schwamm oder verstauen (passt neben Schwinge)

Gruß,

Tim
 
Ich hatte erst ein C-Quest und jetzt den Milan SL. Den ich gegen nichts mehr eintauschen würde. Im vorigen Beitrag ist alles wesentliche beschrieben.
Mein SL ist höher gelegt und die Spur so eingestellt, dass ich da rumkomme, wo ich auch mit dem Quest rum kam. Als Speedfreek kann ich nur den SL empfehlen.
20.000 km und 2 Platten.
 
danke für die Antworten. Es ist ja doch einiges Positives dabei. Da freut sich mein Bauchgefühl.:D
Lt. Aussage von Räderwerk sind etwa 85% aller Milane aus Carbon. Mich würde noch interessieren, wie Ihr das als Milan-Fahrer seht. Immerhin sind es 1900 EUR Aufpreis. Lohnt das wirklich bei drei Kilo Ersparnis?
(Beim Quest sind es nur 1200 EUR Aufpreis.)

Fahrt Ihr mit Euren VM eigentlich auf Fuß/Radwegen - sofern vorhanden - oder nehmt Ihr wegen der höheren Geschwindigkeit lieber die Straße?
Mit 50 Sachen auf einem schmalen Radweg mit anderen Radfahrern ist sicherlich kein angenehmes Gefühl. Den maximalen Speed kann man doch zwecks Sicherheit nur auf der Straße rausholen. Sehe ich das richtig?
 
Hallo Arnold,
Irritierende Feststellung! "Wenig Positives" lässt ja im Allgemeinen direkt auf Negatives schließen.
Aber Negatives liest man ja auch nicht viel, oder?
Im direkten Verlgeich mit dem Quest zieht der Milan wenn ich richtig gelesen habe, meist den Kürzeren.


Und dann halt noch die Ästhetik. Ich finde den Milan einfach schöner - aber das ist Geschmackssache.
Ich gebe Dir völlig Recht. Im Ästhetik-Vergleich mit dem Quest ist der Milan klarer Favorit!
 
Auf einem schon etwas breiteren Radweg sind 30-35 KMH schon eine Herausforderung bei Gegenverkehr.
Schon allein ein etwas heftigerer Seitenwind macht die Chause etwas gewagt. Ohne Seitenwind UND ohne nervöse entgegenkommende Zeitgenossen auf UP's ist es aber auch mit 40++KMH kein Prob..
Hatte ich gestern erst und meine "El Cazador" ist keine Rennsau, aber dennoch (oder gerade deswegen ? ) recht seitenwindempfindlich.
 
Fahrt Ihr mit Euren VM eigentlich auf Fuß/Radwegen - sofern vorhanden - oder nehmt Ihr wegen der höheren Geschwindigkeit lieber die Straße?

Was verstehst Du unter Fuß-/Radwegen?

Es gibt gut geteerte Wirtschaftswege, so 1 bis 1,5 Fahrspuren breit, auf denen die Bauern mit ihren Maschinen problemlos fahren können.
Auf solchen Wegen kannst Du fahren, bei freier Sicht auch schnell fahren. Das, was normalerweise als Radweg gilt, kannst Du getrost vergessen. Außer Du fährst halt mal in quasi Schritttempo...
Richtig laufen lassen kannst Du den Milan (und alle anderen schnelleren Velomobile) nur auf der Straße. Das ist für Dich und für andere wie Du richtig erkannt hast auch das sicherste.

Gruß
Arnold
 
Definitiv nur Strasse. Radwege sind hier absolut nicht befahrbar mit dem Ding. Wenn du das beabsichtigst würde ich vom Milan SL Abstand nehmen.
Komfortloses, hartes, lautes Rennspielzeug.
Langsam fahren geht nicht.
Jede Fahrbahnmacke bekommst du mit nem Schlag in den Nacken quittiert.
Wenn du ein Sadist bist und dich selber gerne leiden siehst: kauf ihn. Wenn du trocken und bequem pendeln willst: vergiss es
 
Also mein LS mit HR-Federung ist sehr komforatabel, aber ohne geht hier am Starnberger See eh nichts. Die Straßen sind schon recht ruppig und bei über 40km/h merkt wohl jeder, dass ein wenig langsamer besser ist oder es wird ein unangehmer Ritt mit Flugeinlagen.
Da ich am Berg ja zu Überhitzung neige, ist die Luke ein Segen und für mich das persönliche Hauptentscheidungsmerkmal für den Milan.
Reifenschäden hängen ja wohl eher nicht am VM-Model, sondern von Reifen und der Strecke ab.
 
ich bevorzuge doch eher ein Velomobil mit offene Radkasten, damit ich die Bremsen, Federbeine besser reinigen und warten kann, und langsamer sind die auch nicht.

Es lieg auch daran ob man ein Quest oder Milan kaufen will, wo man wohnt, in Holland sind die Leute nicht mit den Milan glücklich, da in Holland viele Drempeln sind und ein Milan muss halt fliegen :D trotzdem viel erfolg mit deine Entscheidung und schau nächste Woche in Germersheim auf der Spezi vorbei und mach Probefahrten.
 
Und ich Dussel dachte es würde an mir liegen, dass ich die 80km/h in der Ebene nicht packe.
Nun weiß ich warum, lol.
 
Probefahren und dann je nach Vorlieben und Einsatzzweck entscheiden. Als Rennradersatz und für längere Touren hat für mich der MilanSL die Nase vorn. Seit gut 2 Jahren gibt es die 2. Serie MK2, bei der einiges verbessert wurde (Radkasten mit Schaltwerkauge und 10 einwandfrei schaltbaren Ritzeln. Inzwischen gibt's auch eine Abdeckung für die hintere Rolle und auch Federung für den SL. Die würde ich jetzt wohl aus Sicherheitsgründen nehmen. Bei Fahrbahnunebenheiten klebt das Hinterrad dann besser auf der Straße und neigt nicht zum Springen.

Allerdings ist das Quest ja jetzt auch überarbeitet worden und steifer und leichter geworden. Das würde ich mir in jedem Fall ansehen und dann auch das neue StradaDF probefahren. Da dürftest Du reinpassen und das könnte dann erste Wahl werden ;-)

Hajo
 
Zurück
Oben Unten