Mit etwas Verspätung auch von mir ein paar Eindrücke meinerseits.
HHB hat für mich schon eine legendäre Anmutung, beinahe 300 km Vollgas geben können, an die eigene Grenze gehen, das muss ich auch mal probieren. Ich mag solche Herausforderungen einfach.
Meine Vorbereitung hielt sich in Grenzen. Natürlich bin ich mit meinem Milan gefahren, aber vollkommen ohne Struktur und lange Strecken waren auch nicht viele dabei. Von ursprünglich zwei Ersatz TTs sind bis zur Anreise null übrig geblieben. Einer ist nach 150 km geplatzt, der Zweite hatte einen Produktionsfehler. Bei den Schläuchen sah es kaum besser aus, der mit dem TT Geplatzte wurde geflickt, der zweite in Aldenhoven weiter gegeben. Also halt normale Ones und Butyl als Ersatz mitnehmen. Für den Hinterreifen überkamen mich in der Woche vor dem Start Sicherheitsbedenken, ob ein Conti Rekordreifen das richtige für die Strecke ist. Hier wurde kurzerhand Freitags von 26“ auf ein geliehenes 27,5“ Hinterrad mit gebrauchtem GP 5000 TL umgebaut. Als Reserve hatte ich hier nur einen empfindlichen Tubolito von meinem Rennrad zur Verfügung. Besser als nichts.
Freitag Abend ging es dann noch kurz mit Niklas zum Alten Bahnhof. Jetzt kann ich einigen Usernamen Gesichter zuordnen, aber nicht allen Gesichtern Usernamen. Mit 40 km Rückweg und der Absicht noch etwas zu schlafen bleibt irgendwie zu wenig Zeit für das ganze Gesprächspotenzial. Da muss ich nächstes Jahr wohl leider wieder kommen.
Langsam wird es ernst, kurz nach 6 klingelt der Wecker. Kurz noch etwas frühstücken und los geht es. Zum Glück war der Milan bis auf ein paar letzte Kleinigkeiten schon fertig beladen. Noch im Halbdunkeln machen wir uns entspannt auf den weg. Warmfahren und nicht zu viel Energie bereits auf der Anfahrt verbrauchen. Nach 25 km fährt Niklas plötzlich rechtes ran. Vorne Links ein Platten. Die Dichtmilch hält sich eher für Sprühsahne und Spritzt munter aus dem Reifen, dichtet aber nicht ab. Mist.
Und das schon vor dem Start. Niklas entscheidet sich seinen Latexschlauch einzuziehen, hat damit aber keine Reserve mehr dabei. Ich suche ihm noch einen Butylschlauch aus der hintersten Ecke meines Milans Raus. Die Zeit bis zum Start wird immer weniger, meine Nervosität steigt. Niklas‘ Latexschlauch hat auch eine Macke, also kommt mein Schlauch zum Einsatz. Mittlerweile ist es 8:40 Uhr. Noch ca. 15 km zum Start, das wird langsam knapp. Ich wünsche Niklas noch viel Erfolg und lasse ihn zurück in der Hoffnung noch Rechtzeitig zum Start zu kommen. Jetzt bin ich doch ziemlich angespannt und Fahre eigentlich viel zu schnell, dafür, dass es nur die Anfahrt ist. Auf der Elbbrücke bei Geesthacht kommen mir Holger, Boris und zwei Weitere Milane entgegen, die ich nicht zuordnen kann. Was die sich wohl denken? Um die Uhrzeit in die falsche Richtung unterwegs.
Egal, weiter Richtung Curslack. Dort verfahre ich mich noch mehrfach, da mir der Track für die Anfahrt sowie Ortskenntnisse fehlen. Mittlerweile ist es schon nach 9:00 Uhr. Ob die mich noch starten lassen, wenn ich so spät komme? Irgendwann habe ich den Startpunkt endlich gefunden. Hektisches hin und her Gerenne, schnell anmelden und mein Gepäck abgeben.
Um 9:10 Uhr fahre ich dann tatsächlich los richtung Berlin. Immer noch viel zu hektisch und wahrscheinlich zu schnell für den Start auf so eine Tour. Aber ich will ja eigentlich um 15 Uhr am Wassersportheim sein.
Noch bevor ich den Elbdeich erreiche kommt mir Niklas entgegen. Schön zu sehen, dass er wieder rollt und nicht aufgegeben hat!
Bis Geesthacht kenne ich die Strecke jetzt ja von der Anfahrt, danach geht es ins Unbekannte. Direkt an der Abfahrt von der Brücke verunsichert mich mein Garmin kurz, das sollte aber tatsächlich das einzige Mal auf der gesamten Strecke bleiben. Mit meinem Tempo bin ich zufrieden, meistens >50, die Strecke lässt sich angenehm fahren. Viel bleibt aber nicht hängen. Die meiste Energie geht ins Fahren, der Rest in Navigation und Verkehrsbeobachtung, zum Umgebung beobachten bleibt nicht viel über. Trinken ist mit den Schläuchen etwas fummelig, geht aber. Die Dose mit Nüssen steht an bewährter Position am Radkasten und dieses Mal habe ich auch die richtige Sorte gewählt. Nach etwa 70 km taucht das erste VM vor mir an einem Berg/Hügel auf, das motiviert. Und dann steht da noch jemand an der Seite. Braucht der Hilfe? Ich meine ein Handy bereit zum Fotogrfieren zu erkennen, also ruhigen Gewissens weiter. Dann kommt auch schon die Brücke Nach Dömitz und es tauchen ein paar Rennradler auf. Mit Schwung die Brücke Runter und ich werde klar erkennbar in die Kontrollstelle gewunken. Huch, da stehen ja lauter Poller, irgendwie da zwischendurch zielen. Einer der Helfer ist vorsorglich schon zur Seite ausgewichen.
Oh, die Kontrolle ist ja direkt an der Einfahrt und nicht wie erwartet, weiter hinten auf dem Parkplatz. Bei der Bremsung quietscht es ungewohnt, hoffentlich haben das die Reifen überlebt.
(Haben sie. Ich bin sogar zurück nach Hamburg damit gekommen.) Schnell die Startnummer vorzeigen und meine Bananen unter dem Sitz hervorpulen, eine öffnen und weiter geht‘s. Beim Vorbeirollen noch versuchen Christian am Verpflegungsstand zurück zu grüßen. Mit der Navigation und Strecke komme ich weiterhin gut klar, das Tempo passt auch noch. Auf der B5 tauchen dann irgendwann weiter Milane vor mir auf. Das motiviert immer wieder. Besonders gut war das kurze gemeinsame Stück mit CarstenS, der nach dem Überholen im Rückspiegel doch wieder größer wurde. Irgendwo kommt mir Stephan entgegen? Nanu, was ist da denn los, wie kann man sich denn so verfahren? Der Rest der Strecke bis Nauen ist eigentlich unspektakulär. Langsam halte ich eine Ankunftszeit gegen 15:00 Uhr für utopisch und auch eine Fahrzeit von unter 6 h wird immer unmöglicher. Egal, ich wusste von vorne herein, dass das ein sehr sehr ambitioniertes Ziel ist und gebe weiterhin mein Bestes. Um Nauen komme ich dank Niklas‘ Tipp super herum. Im Berlin fließe ich einfach mit dem Verkehr mit. Etwas mehr Leistung wäre möglich gewesen, aber es stehen oft eh die selben Autos immer wieder vor mir an der roten Ampel, sodass ich die Leitung nicht sinnvoll nutzen kann und rolle zügig gegen Ziel. Ankunft 15:31 Uhr, offiziell 6:31 h, inoffiziell 6:21 h. Rules are Rules, ich bin ja selbst schuld, wenn ich zu spät zum Start komme und bin froh, dass ich überhaupt noch gewertet wurde. Nächstes Mal denn pünktlich. Mit meiner Leistung und mir bin ich sehr zufrieden und freue mich schon im Ziel auf das nächste Mal. Auch hier wieder jede Menge interessanter Gespräche und wieder ein paar neue Leute kennenlernen, das war super.
Da Stephan ja umgekehrt ist übernehme ich spontan seinen Platz in der Unterkunft und fahre nicht, wie zwischendurch angedacht, noch am selben Abend/in der Nacht zurück. Das habe ich dann am Sonntag gemeinsam mir Boris und Ruben gemacht. Bei bestem Wetter war das eine klasse Gruppe und im Gegensatz zu Samstag diesmal in gemäßigterem Tempo. Das war das eine sehr angenehme Rückfahrt. Beim Anfahren und an den Hüglen hinter Dömitz habe ich dann doch die ungewohnt lange Übersetzung mit 75er Kettenblatt und 27,5er Hinterrad deutlich gemerkt. Nach den 627 km am Wochenende war ich dann aber auch echt platt. Und mir sicher, dass ich beim nächsten Mal wieder dabei bin.
Vielen Dank an das Ganze Team hinter dem Event! Ich habe mich super wohl gefühlt und freue mich auf nächstes Jahr.
Viel Grüße, Daniel
Und zum Abschluss noch ein Paar Bilder: