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GFK Reparatur

(Autor: Peter N.)

Ein Riss, ein Loch in der Verkleidung oder eine Schraube, die sich durch die GFK-Karosserie gearbeitet hat, stellt kein grosses Problem dar.

Bei meinem Cab-Bike brauche ich dafür keine nachträgliche Rostvorsorge oder Kunststoffbeschichtung vorzunehmen, und eine Reparatur benötigt keinerlei besondere Geräte. Mich ärgert gegenüber anderen Reparaturmassnahmen (Schweissen, Löten, Schrauben)nur, dass ich das Ergebnis meist erst lange „abwarten“ muss. Grössere Reparaturen sind erst nach dem Aushärten belastbar.

In einem Modellbaugeschäft habe ich mir eine grössere Menge (2x1kg) Epoxydharz und Härter gekauft. Der Preis war recht hoch, genau das gleiche Zeugs gibts zB. hier:

R&G Online-Shop

Artikel 1001101 Epoxydharz L und Härter L 1kg = 22 Euro

Hier übrigens noch ein interessantes Forum zum Thema GFK:

R&G Forum GFK

Zugelegt habe ich mir eine billige digitale Küchenwaage, 1g Auflösung sollte sie schaffen.

Billige Pinsel (Pinselset) aus dem Baumarkt braucht man immer, werden nach einmaligen Gebrauch weggeworfen.

Ich arbeite nur mit Gummihandschuhen.

Glasfasermatten (gewebte, nicht das ganz lose Zeug), kaufe ich im Baumarkt oder beim Autoteilehändler.

Eine (sehr gute, teure, am Besten mit „Mikroverzahnung“) Schere ist nötig, hier nicht sparen.

Vor einer Reparatur versuche ich die zu reparierende Stelle möglichst gut zugänglich und eben vor mir zu haben. (Störende Teile wegschrauben). Ich repariere (beklebe) wenn möglich immer die Innenseite einer Karosserie, sodass meine Reparaturstelle nach aussen nicht so sichtbar sind. Die aussenliegende („bessere“) Seite bekommt ein Stück Klebeband verpasst, damit durchlaufendes Harz dort nichts einsauen kann. Mittels Klebeband kann man auch bei grösseren Schäden die Karosserieteile vor der Reparatur besser in Form zwingen.

Die Reparaturstelle schleife ich immer mit Schmirgelpapier (etwa ab 80er Körnung) gut an. Epoxydharz und Härter mische ich in einem alten Einmachglas auf der Digitalwaage. Mischungsverhältnis auf der Verpackung beachten. Tendenziell rühre ich immer zuviel an, ich empfehle also zuerst einmal mit kleinerer Menge zu beginnen. Glasfaserstückchen als Reparaturpflaster schneide ich mit der Schere aus der Glasfasermatte heraus. Und zwar VOR der eigentlichen Reparatur, nicht währenddessen. Ich bereite immer etwa 3-4 Stücke vor.

Mit einem Pinsel streiche ich eine geringe Menge des gemischten Harzes auf die Reparaturstelle und lege dann ein Stückchen meines „Pflasters“ auf. Dieses wird NICHT mit neuem Harz getränkt sondern mit dem Pinsel von oben angestupst, sodass das Harz überall von unten durchdringt. Man erkennt das gurt an der Farbveränderung. Das weisse GFK-Gewebe wirkt vollgesogen durchsichtig. Danach lege ich eine zweite Lage Gewebe obendrauf, die Webrichtung versetzt zu der Webrichtung der ersten Lage. Wieder wird diese Lage nur „trocken“ aufgesetzt. Nur wenn das bereits aufgebrachte Harz nicht ausreicht um das Gewebe zu durchziehen, streiche ich mit dem Pinsel etwas neues Harz nach.

Etwa 3-4 Lagen GFK verarbeite ich normalerweise.

Und dann heisst es warten, weil das Material etwa 24 Stunden(!) zum Aushärten benötigt.

Wenn das flüssige Harz in Tropfnasen aus der Reparaturstelle wegläuft, dorthin, wo man es gar nicht haben wollte, dann sieht man spätestens, wie sparsam man doch damit hätte sein sollen…. Das ist (oder wird bei leichter Erwärmung) wirklich gemein dünnflüssig, bitte wirklich das Harz GANZ sparsam einsetzen. Man verschätzt sich beim Tränken der GFK-Lappen doch gehörig.

Nach dem Aushärten ist es mir eine Freude, wie leicht ich überstehende Faserreste mit Schere/Schmirgelpapier entfernen kann. Die Oberfläche egalisiere ich mit Schmirgelpapier, und evt. kommt etwas Farbe drauf. Die Reparaturstelle ist bei mir jedesmal deutlich stabiler als wie es das Material vorher war, das gibt ein gutes Gefühl.

Das von mir benutzte Harz („L“ wie Lang?) hat eine sehr lange Verarbeitungs- und Aushärtezeit, weist dafür aber auch eine besonders hohe Festigkeit auf. Wenn mein Harz zu Neige geht, werde ich ein „schnelleren“ Harz kaufen, ich glaube, das liegt mir eher.

In Notfällen rasant beschleunigen kann man den Aushärtevorgang mit einem Fön/Heizgebläse. (Innerhalb Minuten). Doch Vorsicht: 1) Das Harz wird dünn wie Wasser, dementsprechend läuft es auch so leicht überall hin. 2) Das umliegende, auch seit Jahren bereits ausgehärtete Material lässt sich durch starke Wärmeeinwirkung allzuleicht verformen.

Für ganz kleine, ganz schnelle Reparaturen benutze ich das teure „UHU plus“, das geht dann wirklich rasend schnell. Aber nie ohne GFK-Matte, nur Kleber alleine genügt nicht.

Von Karosseriebau mit GFK-Matten und von Popo-glatten Aussen-Oberflächen bin ich noch Jahre entfernt, aber derart einfache Reparaturen auf den Innenseiten von GFK-Flächen sind wirklich erstaunlich einfach. Deshalb: Selber machen.

Peter N.

Vorsicht beim Schleifen von frischem Epoxi-Harz! Auch nach 48 h ist das Zeug noch hoch reaktiv und die eingeatmeten Partikel sind hochgefährlich. Deshalb: Entweder vorher ausgiebig tempern oder aber nass schleifen oder beim Schleifen direkt absaugen. Gruß Bedenkenträger Jens Buckbesch

velomobil/technik/wartung/gfk_reparatur.txt · Zuletzt geändert: 2015/12/30 07:56 von Mike