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Leitra Sport

(Autor: Mikus / Juli 2007 / Quelle: Forum/Webseite)

Leitra Erfahrungen nach 11.000 km

Im November 2006 konnte ich meine Leitra Sport in Ganlöse (Dänemark) abholen. Da sie noch nicht fertig war, habe ich ich einen Teil der Fertigstellung in Dänemark zusammen mit Carl-Georg Rasmussen (Leitra Konstrukteur) erleben (und erarbeiten) dürfen. Es war einfach eine tolle Geschichte!!

werk_1_300.jpg
Leitra Sport in der Werkstatt


Im Gegensatz zu den meisten anderen Velomobilen ist die Leitra nicht selbsttragend gebaut, sondern auf einem speziellen Dreiradrahmen aufgebaut. Jedes Fahrzeug kann deshalb individuell an seinen Fahrer und dessen Bedürfnisse angepasst werden (Kindersitz etc.) Mein Fahrzeug hat eine etwas mehr liegende Sitzgeometrie und ermöglicht bei meiner Körpergrösse eine Gesamthöhe von nur 115 cm.

Maße der Leitra Sport ( weichen je nach Körpergrösse und Einstellung etwas ab)
Länge 235 cm (meine Leitra: 245 cm
Breite 98 cm
Breite der Karosse 65 cm
max. Höhe 130 cm (meine Leitra: 120 cm
Breite Rahmen 60 cm
Schulterbreite 50 cm
Bodenfreiheit 18 cm

Das Fahrzeuggewicht beträgt bei meinem Fahrzeug 31 KG inkl. Rohloff 14 Gang Nabenschaltung.

Ich hatte in der Vergangenheit schon mehrere Leitras gefahren und wusste um das etwas andere Fahrverhalten bei kurzem Radstand. Unruhig bei welliger Fahrbahn und Schlaglöchern, vor allem bei Geschwindigkeiten jenseits der 45 km/h. Ich habe mich trotzdem dazu entschieden, da mir die Alltagstauglichkeit (vor allem im Winter) sehr wichtig war. Durch einen zusätzlichen Dämpfer am Hinterbau wurde die Stabilität entscheidend verbessert. Auf ein Zwischengetriebe verzichtete ich zu Gunsten einer Kettenleitrolle die hinter dem Sitz angebracht wurde. Eine Kettenumlenkung vorne ermöglicht eine Kettenverkleidung mit Formteil und Teflonrohr für die rücklaufende Kette, so dass Verschmutzungen minimiert werden

rolle_1_300.jpg
Kettenleitrolle hinter dem Sitz


Der Einstieg

leichter geht es kaum (der älteste Käufer einer Leitra in Dänemark war 94 Jahre alt). Es ist so, dass man auch mal gerne ein paar Meter nur zum Einkaufen fährt. Klappe auf … setzen … Klappe zu und fahren. Man hat genügend Möglichkeiten zum seitlichen Stützen während des Ein- und Ausstiegs. Der Sitz ist im Rahmen aufgehängt und kann als Diebstahlschutz herausgenommen werden. Die Position ist fest.

leitra_haube_offen.jpg
offene Kabinenhaube


Die Sicht

Das Sichtfeld ist kleiner als bei der normalen Haube, aber bei weitem ausreichend. Man befindet sich mit Autofahrern auf einer Sichthöhe. Dank genialem Belüftungssystem bleiben die Scheiben währen der Fahrt ab ca 8 km/h beschlagfrei. Die Sicht nach hinten gewährleistet ein gerundeter Spiegel im Innenraum über den man durch die Hutze nach hinten schaut. Ein mechanisch betätigter Scheibenwischer sorgt für freie Sicht bei Regen oder Schnee.

Wendigkeit und Traktion

Muss man ausprobiert haben! Schnell mal eben drehen ist kein Problem, dank extrem kleinen Wendekreis. Bei den Brevets konnte ich deshalb auch immer wieder schnell den Radrennfahrern folgen, wenn diese sich verfahren hatten. Die gute Traktion hat mir bei anderen Leitras schon gut durch den Winter geholfen und ist bei der Leitra Sport (kurzer Radstand) identisch.

Optischer Eindruck

Na ja, könnte besser sein … aber einlaminierter Bootslack, extrem dünnes Laminat und sehr viele Einzelteile fordern ihr Tribut. Die Leitra Sport wird auf jeden Fall wieder von vielen Leuten als Hingucker empfunden und die eigentlich 25 Jahre Erfahrung sieht man ihr nicht an.

Technische Ausstattung

Schaltung Rohloff 14 Gang, Bremsen vorne und hinten zur Zeit Avid BB7, Kettenspanner vorne, ZK 65, Heckkoffer, Radverkleidung, Macrolonscheibe, Halterung für GPS, Carbon-Hinterbau, Scheinwerfer Sigma Powerled und B&M Ixon Speed, Rücklicht Eigenbau mit Hochleistungsdioden im Reflektorgehäuse

Die ersten Kilometer

Die endeten bei mir absolut nicht erfreulich. Da die Avid BB7 nicht lieferbar war hatte Carl-Georg mir die BB5 eingebaut. Absolut lebensgefährlich, da die Abnutzung der Beläge bei unseren Bergen so hoch war, dass ich nach einer Abfahrt keine Bremsleistung mehr hatte und ungebremst in eine Kreuzung fuhr. Also schneller Umbau auf eine bessere Bremse. Meine Wahl fiel auf die Avid Juicy 7 bei getrennter Bremsansteuerung links und rechts. Ein späterer Umbau auf einen Bremshebel Avid Code mit Stahlflexleitungen ist geplant.

Direkt spürbar war der Geschwindigkeitsunterschied zur normalen Leitra und angenehm war für mich die geänderte Liegeposition, da ich immer sehr flach liegend gefahren war. Allerdings wünschte ich mir ein Kopfpolster, was ich dann auch schnell einbaute und was ich bis jetzt nicht missen möchte. Da ich die Leitra auch im Alltag einsetze (45 km einfach mit reichlich Bergen) konnte ich auch gut mit den anderen vorher gefahrenen Velomobilen vergleichen. Die Leitra war deutlich schneller! So schnell, dass ich bis jetzt nur noch Leitra im Alltag fahre. Geschwindigkeitsgewinn im Vergleich zu Mango auf gleicher Strecke mehr als 10 Minuten.

Schön auch der Heckkoffer (wie beim Einstieg) Klappe auf … Sachen rein … Klappe zu.

weitere Umbauten

Der beste Umbau war der Einbau des Carbon-Hinterbaus (statt Stahlausführung). Trotz wieder ausgebauter zusätzlicher Dämpfung ein mehr als akzeptables Fahrverhalten selbst bei schlechter Wegstrecke und höheren Geschwindigkeiten. Getestet habe ich verschiedene Beleuchtungen, wobei ich nicht die beste Lampe einbauen konnte, sondern eine die bei sehr geringem Stromverbrauch eine gute Ausleuchtung brachte. Für Langstrecken mit Nachtfahrten musste ich einfach eine sehr lange Leuchtdauer haben. Auch unterschiedliche Scheibenvarianten habe ich ausprobiert. Seitlich mit Öffnungen, Cabrioscheibe und jetzt kommt eine leichte 1 mm Macrolon rundherum. Der Scheibenwischer musste einer Kunststoffvariante ohne Mechanik weichen (funktioniert tadellos).

leitra_scheibenwischer.jpg
leichter Scheibenwischer aus Kunststoff


Die Lüftung habe ich unterschiedlich weit geschlossen, um die Aerodynamik zu verbessern. Meine erste Kettenumlenkung (Point für DH) hat sich auf Grund einer Fehlkonstruktion ständig aufgelöst, so dass die Umlenkung von Velomobiel.nl eingebaut wurde. Die Halterung der Radverkleidung wurde auf Grund meiner Wegstrecke verstärkt.

11.000 km und mehr

bin ich jetzt gefahren, kenne jetzt die optimale Scheibenbremsbelagskombination (Juicy oder BB7 mit SwissStop Belägen … bekommt man auch bei mir!) und habe die für mich fast optimale Ausstattung gefunden.

Leider gab es auch einen Crash! Bei mehr als 70 km/h ist mir im Dunkeln ein Reh vor das Fahrzeug gesprungen. Ausweichen, Bremsen, Umkippen und Rutschen … alles fast gleichzeitig. Nach ca. 50 Metern kam ich zum Stehen (oder besser Liegen). Der Ausstieg funktionierte gut und mir war bis auf Abschürfungen an der Schulter nichts passiert!! Den Schaden an der Leitra konnte ich erst im Hellen begutachten und da sie noch fuhr, habe ich meine Fahrt fortgesetzt. Kopfhaube, Scheiben und Verkleidung waren beschädigt, liessen sich aber mit geringem Aufwand wieder reparieren. Na ja, jetzt fahre ich dort etwas langsamer …

die Rohloff

lief am Anfang zäh, sehr zäh … und weil sie auch Öl verlor, habe ich sie repariert. Ein Bindfaden im Getriebe bremste den Vorwärtstrieb und eine neue Papierdichtung sorgte für eine dichte Rohloff. Seitdem läuft sie ohne Probleme, bekommt alle 5000 km frisches Öl und läuft dann wie geschmiert.

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