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Erfahrungsbericht Leitra bei Sturm

„Wenn die Leitra nicht mehr segelt oder: wenn der Passat nicht fährt, sondern weht„

(Autor: Olaf Jurk / Januar 2007)

Teil 1 - Vorgeschichte

Nach umfangreichen Umbauarbeiten (Zahnkränze, Zwischengetriebe, Radstand) konnte die Leitra LC03A (Motor BionX) das Verdeck von der Leitra LC01U (Rohloff 500/14) am 17.1.2007 wieder übernehmen.

Die erste Fahrt ist mit Anhänger spät abends zur Metro. Windstärke mittel bis stark, Zuladung im Anhänger ca 60 kg , im Zugfahrzeug ca. 8 kg. Bei hoher Anhängelast (über 20kg) entstehen Lastresonanzen. Mit einer geschickten Kombination gleichmässiger Zugkraft von Muskelkraft und Motor lässt sich das Gespann bei starkem Wind von schräg vorne gut fahren. Der Anhänger hat allerdings eine Aerodynamik wie ein Panzerschrank.

Teil 2 - Fahrt zur Arbeit (ab 18.01.2007, 6:00 Uhr) Wind: mittel bis stark

Nach 10 km gibt es auf einer Seitenstrasse einen „Plopp“. Ein gleichmässiges Zischen verkündet den Anfang vom Ende. Nachdem ganz Deutschland endlich auf der Hauptstrasse durchgefahren ist, habe ich noch eine Anzahl von Sekunden, um den nächsten Ort (1.5 km) zu erreichen. Der frontale Gegenwind lässt sich mit mässiger Motorkraft ausschalten, die Luft reicht noch bis zum Ortseingang. Strassenlampen sind recht nützlich bei einem Schlauchwechsel. 8 Minuten Verspätung.

Teil 3 - Sturmgefahr (18.01.2007 ab 15:00 Uhr)

Ein Teil der Belegschaft macht heute früher Feierabend wegen des Sturms und der Sturmwarnungen im Radio. Die Schulen schliessen vorzeitig, ebenso manche Geschäfte. Die Windgeschwindigkeiten sind auffällig hoch, innerorts in Stärke und Richtung unregelmässig. Die Dachluke überm Schreibtisch macht Geräusche, die hohen Mehlsilos aussen verursachen brummende und pfeifende Töne im Sturm. Die Leitra ist wie üblich am Fahrradständer angeschlossen, in der Hoffnung, dass der Ständer ordentlich am Untergrund verankert ist.

1.Fahrstrecke ist innerorts zum Aldi, die letzten 100 Meter auf freierem Gelände schräg gegen die Windrichtung. Es sind nur noch 5 oder 6 Autos auf dem Platz. Der Windtest der letzten Meter ergibt eine erforderliche Zuladung von 15 kg, das entspricht 10L Milch und 5 Liter Saft. Das bedeutet, dass das Fahrzeug mit Ladung, Motor und Batterie ca. 23 Kg schwerer ist als die leere Leitra mit Rohloff.

Die ersten 8 km kommt der Wind von seitwärts hinten, und was zu schnell ist, lässt sich mit dem Generator verstromen. Im ersten Ort ist der Windbruch (2 Bäume) bereits von der Feuerwehr in Stücke zerkleinert und gestapelt. Am Schauplatz der Niederlage von morgens die Ursachenforschung: eine zertrümmerte Bierflasche. Die ca. 2 cm grossen Stücke sind mit einer hauchdünnen Lehmschicht am Fahrbahnbelag festzementiert. Aussteigen ist zwecklos, die Maschine müsste sonst wegen des Sturms mehrfach am Untergrund verankert werden. Ich beschliesse, morgen das Glas mit einem Handfeger abzumeisseln und zu kehren. Nach Ermittlung eines glasfreien Korridors geht es weiter.

Bei den zweiten 8 km kommt der Wind direkt auf die Seite, das ist die ungünstigste Konstellation fürs Fahrzeug. Das Heckleitwerk (Beleuchtung) zeigt zumeist bis 40 Grad schräg nach oben, der Orkan drückt zeitweise sogar die GFK-Haubenverkleidung ein. Der Mercedes-Sportwagenlenker hinter mir zeigt wenig Verständnis dafür, dass so ein Minifahrzeug 1 ½ Fahrspuren braucht. Für meinen Teil bin ich heilfroh, dass ich nicht auch noch den linken Strassengraben in Anspruch nehmen muss. Fahrgeschwindigkeit 18 bis 23 km/h (Motorleistung 50 bis 450 Watt (Steigung) erforderlich). Die Strecken, die um 20 Grad von der ungünstigen Richtung abweichen, lassen sich „normal„ befahren.

Und die gute Nachricht des Tages: Der Junior braucht morgen nicht zur Schule, das Schuldach ist beschädigt.

Lambsheim, 18.Jan. 2007 Olaf Jurk

Info: Montags war ich beim Betreiber der Windkraftwerke im Büro; zur Information: Die Windgeschwindigkeit betrug Donnerstag 16 Uhr in Nabenhöhe der Windkraftwerke bis 43,9 m/sec =158km/h, Windgeschwindigkeit am Boden ca. 120 km/h (Grenze zu Orkanstärke)

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