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Fahrbericht Alleweder

Alleweder (J.Knoblich)

(Autor: Jaap Knoblich)

Ich war innerlich zerrissen. Sollte ich mir ein Velomobil kaufen oder nicht ? Vor- und Nachteile wurden erwogen. Der im Vergleich zum Fahrrad hohe Preis selbst bei gebrauchten Fahrzeugen schreckte mich ab. In erster Linie sollte das Velomobil als geschlossenes Fahrzeug im Winter deutlich wärmer sein als ein normales Fahrrad, und bei rutschigen Straßen im Winter sollte die Sturzgefahr endgültig gebannt werden. In zweiter Linie bestand mein Wunsch darin, mit diesen windschlüpfigen Velomobilen schneller zu fahren. Nach jahrelangem, innerem Hin und Her habe ich mich im April 2003 dann doch dazu entschlossen, ein gebrauchtes Alleweder zu kaufen.

Dass es in einem Alleweder viel wärmer ist als auf einem normalen Fahrrad, zeigte sich schon bei der Überführung von Zwolle nach Rotterdam. Bei ca. 10°C Außentemperatur und Seitenwind mit Windstärke 5 fühlte ich mich im Alleweder kuschelig warm und geborgen. Erst als ich zum Trinken die Hände über die Verkleidung hob, wurde mir bewusst, wie ungemütlich es draußen war. Im Winter ist dieser Vorteil sehr angenehm: ein T-Shirt, ein leichter Fleecepulli und darüber ein winddichter Blouson, dass ist alles, was ich außer Ohren und Halsschutz selbst bei tieferen Temperaturen benötigte.

Problem: Durchrutschendes Hinterrad

Das Positive zuerst: Mit einem Dreirad sind Stürze im Winter ausgeschlossen. Überrascht war ich allerdings von dem leicht durchdrehenden Hinterrad. Der hintere Hochdruckreifen verlor schon bei den kleinsten Steigungen die Bodenhaftung. Ab ca. 10% Steigung rutschte das Hinterrad sogar auf trockenen Straßen durch. Es lag sehr wahrscheinlich an der ungünstigen Gewichtsverteilung. Ich sitze wegen meiner Körpergröße von 167 cm sehr weit vorne und mit meinem Gewicht von 65 Kilo ist das Hinterrad nicht ausreichend belastet. Inzwischen habe ich das Problem mit einem Schwalbe Marathon, der deutlich mehr Grip hat, entschärft.

Die Hoffnung, dass die Verkleidung das Fahrzeug deutlich schneller machen würde, hat sich leider nicht erfüllt. Das Fahrzeuggewicht von fast 40 kg (inklusive Akku-Beleuchtung) und der Rollwiderstand von drei Reifen und den relativ schlecht rollenden Naben (inzwischen werden bessere eingebaut) ist deutlich zu spüren. So bin ich etwa genauso schnell, wie mit meinem Liegerad. Nachteilig erweist sich das hohe Gewicht insbesondere beim Anfahren, wo man doch etwas Zeit braucht um die Alu-Zigarre wieder in Schwung zu bringen.

Das Fahrverhalten erfordert Eingewöhnung

Für denjenigen, der zum ersten Mal ein Dreirad fährt, ist eine Eingewöhnung nötig. Ein Dreirad fährt sich ganz anders, wie ein einspuriges Fahrzeug. In schnellen Kurven wird der Körper nach außen gedrückt. Um ein Kippen des Fahrzeugs zu vermeiden, muss man sich entgegen der Gewohnheit nach außen lehnen. Außerdem sind immer leichte Lenkkorrekturen notwendig, da das Alleweder ständig der Hangneigung folgt und keine Straße richtig eben ist.

Im Alltag zeigt das Alleweder einige weitere typische Vor- und Nachteile.

Gepäcktransport:

Gepäck wird im Alleweder im Gepäckfach über dem Hinterrad oder hinter dem Sitz transportiert. Größere, sperrige Stücke sind so leider nicht transportierbar, und insgesamt muss man sehr ordentlich packen, um alles sauber zu verstauen.

Licht:

Um das Alleweder vernünftig durch den Verkehr zu bewegen ist außer einer Lichtanlage auch eine Blinkanlage erforderlich, die leider nicht serienmäßig montiert ist. Zwar waren bei meinem gebrauchten Modell eine Blinkanlage montiert, da diese aber von einem Mofa stammt, benötigt sie viel zu viel Strom. Hier werde ich wohl auf sparsame LED´s umrüsten. Schlecht ist auch, dass die montierten Vorderlampen (von einem Roller) so tief sitzen, dass die Straße trotz sehr starker Lampen (5+20W) nur schlecht ausgeleuchtet wird.

Regen:

Der Wetterschutz ist gut. Bei starkem Regen sollte man zusätzlich zur Abdeckung der Einstiegsluke noch eine Kopfbedeckung tragen. Sichtbehinderung durch beschlagene Scheiben und blendendes Streulicht von Autos besteht im Gegensatz zu geschlossenen Velomobilen nicht.

Fazit:

Im Winter ist das Alleweder eine sehr warmes und bequemes Fahrzeug, das viel Fahrspaß vermittelt. Wer einmal ein Alleweder testen will, kann sich gerne bei mir melden.

Alleweder (P.Grimm)

Meine Bilder und Berichte vom Alleweder

Die Entscheidung, mir ein Alleweder zu kaufen, fiel prinzipiell auf der SPEZI 2007 in Germersheim. Vom Entschluss zu bestellen, der Geldbeschaffung, von der Bestellung am 11.9., über die Lieferung ak 7.11. und den Bau wurde es jedoch Ende November.

Anfangs mein AW so ausgerüstet:
Versatile-Dach, Plane, kleine Windschutzscheibe, mech. Hinterradbremse (V-Brake), 3×8-Schaltung von Sachs, 60er Kettenblatt vorne, Licht: Inoled 20+ vorne, Rück-/Bremslicht hinten, Blinker vorne und hinten, Hupe. Provisorisch befestigt ist ein Fernlicht mit einer 20-Watt-Halogenlampe; dies ist sehr gut und hell, aber der Stromverbrauch ist zu hoch. Für das Geld eines neuen Akkus erhalte ich schon fast eine entsprechende LED; unbezahlbar hingegen ist die Gewichtsersparnis (kleinerer Akku) durch die LED.

Geplant ist noch ein Lautsprecher für den MP3-Player (mit Radio). Den Lautsprecher habe ich schon, ich muss nur noch einen sinnvollen Platz dafür finden und ihn einbauen. [Anmerkung vom 29.3.09: Den Plan habe ich immer noch, aber fest verbaut ist der Lautsprecher noch nicht.]

Aber jetzt sitze ich schon mal im AW und bin zufrieden. Es fährt sich ganz anders als mein Liegerad; nicht unbedingt besser, nur anders. Der Hauptvorteil ist gerade jetzt, wo es in München schneit und friert, der Rutsch- und Wetterschutz. Es macht einfach Spaß im Warmen zu sitzen und gemütlich vor sich hin zu radeln. Endlich kann ich die armen Buckelradler bemitleiden und muss die Velomobilisten nicht mehr beneiden. :-D

Was mir gefällt ist, dass man seine Sachen einfach seitlich ablegen kann. Wenn mir warm wird, lasse ich die Handschuhe einfach seitlich fallen. Ich kann ohne Gezerre zur Trinkflasche greifen - ich kann sogar freihändig fahren! Auf dem Liegerad wäre das alles nicht möglich gewesen. Regenkleidung, unter der man sich einen Wolf schwitzt, fehlt auch. Ich kann nun so „Luxusgüter“ wie einen Schirm oder Verbandszeug mitnehmen. Das Flickzeug/die Luftpumpe bleibt im Rad liegen; ich muss es nicht ständig in einer schweren Ortlieb-Tasche mit mir rumschleppen. Da ich auch das Versatile-Dach und die kleine Windschutzscheibe habe, brauche ich auch keine Mütze aufzuseten. Wenn es richtig eisig kalt ist, sehe ich, wie mein Atem mir um die Nase tanzt; das heißt demnach, dass es doch hinter der Scheibe fast windstill ist. Ab ca. +5° Celsius kann ich ohne Plane, nur mit Versatile-Dach fahren ohne dass es mich friert.
Bei Eis auf der Straße hält sich das AW wacker. Wenn es hinten doch ausbricht, schiebt es über die Vorderräder und läßt sich durch beherztes Gegenlenken wieder gut einfangen. Bisher habe ich meinen Spikereifen für hinten noch nicht gebraucht, auch wenn das Hinterrad an Steigungen und beim Anfahren manchmal leicht durchrutscht.

Was mir störend aufgefallen ist: Das AW ist doch ziemlich rumpelig und erheblich lauter als ein „normales“ Rad. Die Federung ist hart und kurz. Bei Schlaglöchern in der Straße klappern und tanzen alle losen Teile im Rad herum. Inzwischen habe ich mir zwei Kofferraum-Taschen besorgt. Die passen in die Seitenfächer am Boden und da ist alles drin; vom Akku bis zum Schloss.
In Kurven kippt das Rad natürlich nach außen. Wenn ich die Arme in der Verkleidung habe, stoße ich mir dabei die Schulter am Einstieg an.
Die vorderen Trommelbremsen mit Bowdenzug sprechen sehr spät und zögernd an. Selbst wenn man kräftig an der Bremse zieht, passiert erst scheinbar gar nichts, ehe das Rad dann doch widerwillig zu bremsen beginnt. Anfangs habe ich auch schon mehrmals versucht mit dem rechten Fuß zu bremsen. 8-O
Aus dem Grund habe ich mir die hydraulische Bremsenansteuerung gekauft (199,-) und eingebaut und bin nun mit der Bremsleistung zufrieden. Zwar heißt es im Forum, man müsse das Hinterrad zum Abheben bringen können - was ich aber entweder noch nicht geschafft habe oder mich noch nicht getraut habe. Ende März 2009 habe ich noch mal Öl nachgefüllt und die Bremse ist nun „straffer“ eingestellt. Der Trick, wie man den Schleifpunkt einstellt, steht auch nicht in der Anleitung. Man stellt die Bremsen ja so ein dass sie ungebremst ganz leicht schleifen und dann lockert man das Ganze ein bisschen gerade so weit, dass es nicht mehr schleift. Das stellt man an dem Vierkant am Bremszylinder ein! Das wusste ich nicht und bei mir war es vorher entsprechend umständlich. Also: Schutzgummi hoch, Sicherungsmutter auch hochdrehen, dann den Vierkant am Zylinder drehen. Im Uhrzeigersinn: straffer (schleift), gegen den UZ: weniger Schleifen. Sicherungsmutter anziehen, Abdeckgummi drauf, fertig!

Ich habe ein paar Tage gebraucht, um zu erkennen, woran mich mein AW erinnert: an eine Garteneisenbahn! Kennt ihr diese Eisenbahnen in Tiergärten etc., wo man hinten drauf mitfahren kann? So ist's im AW! Die Kurven kommen schlagartig und man wird unversehens nach außen gedrückt, es rumpelt und klappert, nur die Pfeife fehlt. :-)

Die Plane, mit der man den Einstieg verschließt ist… naja, „ganz nett“. Natürlich ist sie prima während der Fahrt bei Regen, aber mit ihr halst man sich auch ein paar Problemchen auf. Das Ein- und Aussteigen ist mit angeknöpfter Plane schwierig. Beim Einsteigen muss man die Hände unter der Plane auf die Reling legen, dann die Bein vorne unter der Plane durchfummeln. Beim Aussteigen bleibt man gerne mit dem ersten Fuß am unteren Ende des Reißverschlusses hängen. Es wird auch bei niedrigen Temperaturen so um die Null Grad schnell sehr warm unter der Plane; aufmachen geht nicht, wenn es stark regnet, ansonsten - also bei leichtem Regen - kann man am Hals ein Stück aufmachen, da kommt dann auch der entprechende Dampf raus und mir beschlägt die Brille. Nach lägerer Regenfahrt ist die Plane innen klatschnass vom Schwitzwasser.
Ist es einfach nur so kalt, kann man aber mit offenen Reißverschlüssen fahren und die Seitenlappen entwerder auf den Schultern lassen oder, wenn es doch zu warm wird, die Lappen umklappen und die Schultern ins Freie hängen. Ich denke allerdings schon über einen Rahmen am Einstieg nach, auf den die Plane geknöpft wird und den man dann komplett hochklappt - samt Versatile-Dach. Als Zwischenlösung habe ich innen im Rahmen unter der Windschutzscheibe zwei Druckknöpfe angebracht und zwei Gegenstücke an der Plane. So kann ich die Plane nach innen umklappen und befestigen und sie stört kaum noch.

Ab +5° Celsius fahre ich auch gerne schon ohne Plane, ab ca. 8°C auch ohne Dach und Mütze. Dank der kleinen Windschutzscheibe ist es nicht windig um den Kopf.

Bei mir wurden zwei Abdeckungen zur Plane mitgeliefert; man kann die eine Abdeckung während der Fahrt ganz hinten auf Nackenhöhe ankletten, dann regnet es dort nicht rein. Durch die Luftwirbel bei der Fahrt findet sonst der Regen doch schnell seinen Weg in den Nacken. Außerdem wird so die Öffnung ganz hinten abgedeckt, wenn man mal aufrechter fährt. Über Nacht verwende ich ebenfalls beide Abdeck-Lappen. Steht das Hinterrad zu niedrig, läuft jedoch das Regenwasser über die Plane bei der Halsöffnung ins Innere des Rades und tropft auf den Sitz. Hier sollte ich auch noch dran basteln. Ich habe mir einen Türdichtungsgummi, den ich im Halbkreis aufklebe, überlegt. (29.3.09: Aber nie umgesetzt.)

Das Versatile-Dach ist wirklich äußerst brauchbar. Unter ihm herrscht (mit Windschutzscheibe) praktisch Windstille beim Fahren. Eine Mütze kann man selbst bei Frost schon nach ein paar Minuten wieder absetzen. Die Sicht nach oben ist dank der eingebauten Scheibe sehr gut. Neulich hat mich aber fies die Sonne geblendet und mir ist sofort eine … tadaa „Sonnenblende“ fürs Dach eingefallen. Vielleicht irgend etwas, das flach auf dem Dach aufliegt und das man nur nach vorne schieben braucht; eine dünne Kunststoffplatte etc. Auch ans Ankletten einer der Abdeckplanen habe ich schon gedacht. Die Klettseite ist ja an der Plane, der Flausch müsste also ans Dach. Wegen der Aerodynamik halt an die Innenseite, dann klappt man die Plane einfach um. Das muss ich aber erst noch in der Praxis erproben… (29.3.09: Aber nie umgesetzt.)

Einen Nachteil hat das V-Dach aber doch: Es ist recht sperrig. Wenn man es nicht braucht und es abbaut, nimmt es enorm viel Platz im AW weg. Selbst wenn man die beiden Stangen rauszieht, ist es noch ziemlich sperrig. Ideen für die Lagerung: Hinterm Kopf, unter der Fronthaube. Für beide Fälle braucht es aber noch eine zusätzliche Befestigung. Mal sehen…
Inzwischen habe ich jedoch den perfekten Platz gefunden: Samt Stangen wird das Dach der Länge nach zusammengeklappt und dann oberhalb des Tretlager-Mastes verstaut. Die vorderen Stangenenden werden durch den A-Spant gesteckt, hinten wird das Dach von einem Expandergummi unter der Fronthaube festgehalten.

… wird fortgesetzt. ;-)

Inzwischen sind ein Jahr und 4 Monate vergangen. Es ist Ende März 2009 und das Alleweder läuft immer noch. War ja auch irgendwie zu erwarten. Der Glanz der Hülle ist allerdings zum Großteil weg, dafür ist ein gerüttelt Maß an Beulen dazugekommen. Der Kofferraum ist ein wenig verbeult durch die vielen Transporte. Der Bereich über den Beinen ist verbeult, weil ich 2008 mit Solarfläche gefahren bin und sich die als nicht ganz so biegsam rausgestellt hat wie erwartet. Natürlich ist sie biegsam, wie im Prospekt versprochen, aber die Aluplatte, auf der die einzelnen Zellen aufgeklebt sind, ist dicker als das Alu der Verschalung. Und so hat halt die Verschalung nachgegeben und an den Schraubenlöchern „Ecken“ hinterlassen. Über den Winter hatte ich die Solarfläche abgebaut, da sie doch 1,5 kg wiegt. Außerdem hatte ich eine Anti-Rutsch-Matte untergelegt, welcher Hizze und Regen im Wechsel wohl nicht wirklich gut taten; jedenfalls hat die Matte einige hässliche Flecken hinterlassen. Über den Sommer 2008 bin ich ohne Motor gefahren - bis in den Oktober hinein. Die Stromversorgung habe ich dann im November mit dem Motorwiedereinbau auf 24 Volt umgestellt. Der Fahrstromakku versorgt nun die Bordelektrik. Ein Konverter von 24 auf 12 Volt übernimmt nun die Funktion des alten 12-Volt-Akkus, den ich quasi in Rente geschickt habe. Das schöne an der neuen Lösung ist, dass ich nun Strom im Überfluss für meine Kleinverbraucher habe und auch ständig mit eingeschaltetem „Fernlicht“ fahren kann. Das Fernlicht (offiziell natürlich „Tagfahrlicht“ oder „Suchscheinwerfer“) besteht aus einer Seoul-LED (3x 3,4 Watt) und einer Konstantstomquelle. Über den Winter habe ich bei Schnee und Eis auf meiner Stammstrecke in die Arbeit bis zu 5 Ah Leistung aus dem Akku gezogen - pro Fahrstecke von knapp 13 km! Jetzt im März konnte ich den Wert (ohne Zeitverlust, aber auch ohne „Fernlicht“) auf 1,5 Ah drücken! Ich werde demnächst den Motor wohl wieder ausbauen und nur noch strampeln. Was dann aus der Stromversorgung wird, weiß im Moment allerdings nur Elektra, die Göttin der schnellen Dauerwelle.

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