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BEVO-Bike: Umbauanleitung von 7-Gang-Nabe auf Sachs/SRAM 3×7 Schaltung

Vorwort: Seit 1994 im Handel, hat das BEVO-Bike mit seinem Frontantriebs- und damit eng verbunden Gepäckraumkonzept über die Jahre eine technische Sonderstellung, die auch heute noch hin und wieder die Meinungen polarisiert. Etliche der BesitzerInnen? zählen sich nicht zur „Szene“ und fahren mit diesem Rad einfach nur zum Job, zum Einkauf oder zum Vergnügen. Das BEVO-Bike wurde ganz bewusst als unspektakuläres Alltagsrad entwickelt. Im Vordergrund standen: -relativ hohe Sitzposition wg. Unterflurtransport und Übersicht im Verkehr -gute Aerodynamik u.a. durch geringe Stirnfläche im Vergleich zum Upright -gute Ergonomie durch entsprechende Ausformung der Rückenlehne und Verstellbarkeit aller Sitzteile -gute Gepäcktransportmöglichkeiten bei tiefem Schwerpunkt

Der letzte Punkt führte zum Frontantrieb mit rahmenfestem Tretlager, dem Herzstück des BEVO Konzeptes. Bis vor kurzem wurde dieses Rad nur mit 5- und 7-Gangnaben (auf Wunsch in Verbindung mit dem Schlumpf Getriebe) angeboten. Reine Nabenschaltungen mit ihrer relativ kleinen Entfaltung und ihrem begrenzten Wirkungsgrad engen das Einsatzgebiet allerdings unnötig ein. Der Autor und sein Arbeitskollege haben deshalb ihre beiden und ein weiteres von einer dritten Kollegin erworbenes BEVO auf die 3×7 Schaltung umgerüstet.

Mit 3×7 Schaltung ausgerüstet mutiert das BEVO-Bike zum alltagstauglichen Multitalent, dessen Spannweite vom Stadteinkaufsrad bis zum vollwertigen schnellen Reiserad reicht. Mit Conti Grand Prix 1“ Reifen vorübergehend umbereift wurde es vom Autor (Unterflurraumgepäckträger dann wg. Gewicht und Aerodynamik abgebaut) sogar zu sportlichen Aktivitäten (z.B. Erlangung Sportabzeichen) eingesetzt. Auf Wunsch kann man das BEVO beim Hersteller inzwischen serienmäßig mit Sachs/SRAM 3×7 Schaltung ausgerüstet bekommen.

Das BEVO-Bike ist seit etwa 1994 im Handel. Es müsste deshalb viele ältere BEVO´s geben, deren Umrüstung nach den Erfahrungen des Autors (nach über 13 000 km) aufgrund des deutlich erweiterten Einsatzspektrums eine Aufwertung darstellt und daher unbedingt lohnend ist.

Die erforderlichen Teile und Arbeiten werden in der Folge kurz aufgelistet:

Grundsätzliches Die ältere Version dieses Rades hat eine Vordergabel, die nur wenig gekröpft ist. Bei Einsatz mit Kettenschaltung führt das in starken Kurven in Verbindung mit den beiden größten Ritzel dazu, daß die Kette für Augenblicke an der Gabel schleift. Dies ist nicht dramatisch, allerdings wird nach einigen 100 km der Lack beschädigt. Abhilfe: Bekleben der betroffenen Gabelpartie der alten Gabel mit Alutape oder Beschaffung und Einbau der neueren, stärker gekröpften Gabel.

Aufgrund des Frontantriebes lässt sich das kleinste Ritzel nicht schalten. Die 3×7 wird also zur 3×6. aus optischen Gründen wurde das kleinste (11er) Ritzel durch einen Messingdistanzring ersetzt. Alternative: Zähne des 11er Ritzel entfernen, gegebenenfalls nachdrehen und galvanisieren (oder lackieren wg. Korrosionsschutz).

Erforderliche Teile: · wenn gewünscht neue Gabel · Kettenschaltungsadapter (eventuell auch zwei) · 3×7 Sachs/SRAM Schaltung mit Drehgriffen · gegebenenfalls kurzes Sachs-kompatibles Rennradschaltwerk z.B. Campagnolo „Mirage“ (nicht aus funktionellen, sondern nur aus optischen Gründen, da eine große Kapazität nicht erforderlich ist. Außerdem wird Kette=Gewicht gespart) · 0,8mm Sicherungsdraht · Messingröhrchen · Kleinteile, Schrauben, UHU-plus Endfest 600 · Schaltungskette, bewährt haben sich die Sachs Sedisport und die KTM. Es werden ca. 8 zusätzliche Glieder benötigt.

Erforderliche Arbeiten: Einspeichen der 3×7 Nabe, bei dieser Gelegenheit kann eine attraktivere Felge eingebaut werden, z.B. Alesa Xplorer. Bei der 406er Xplorer sollte der Felgenstoß vorsichtig nachgeschliffen und poliert werden.

Ausfallende: Hier gibt es drei Möglichkeiten, die alle erfolgreich umgesetzt wurden: 1. Prägung am Adapter abfeilen, Adapter am Schutzblechstrebengewinde anschrauben 2. Wie 1., aber aus zwei Adaptern in Art einer (nach innen) Kröpfung einen Adapter zusammennieten und/oder löten. 3. Den Adapter zu einem echten Ausfallende zurechtstutzen, an die Gabel anpassen und mit Hilfe einer Lötlehre mit Silberlot anlöten.

Gabel: 1. Gegenhalter für die Nabenschaltung der 3×7: Ein ca. 30mm langes Messingrohr mit dem Innenmaß der jeweiligen Bowdenzughülle wird unten eingestaucht. Dazu wird ein passender Stahldraht eingeführt und mit den Hammer vorsichtig das Messingmaterial nach innen gestaucht. Eine passende Nuß aus dem Gedore Kasten kann hilfreich zweckentfremdet werden. Dann wird das Rohr ganz leicht, etwa 5 Grad gebogen, um es an die rechte Gabelscheide anzupassen. Anschließend die Gabelscheide im Klebebereich entlacken und das Messingrohr mit UHU-plus im Backofen (10 Minuten bei 200 Grad C) aufkleben. Achtung, gut fixieren mit Schellen oder ähnlichem. Der Backofen sollte vorher mit Aluhaushaltsfolie ausgelegt werden, zumindestens dann, wenn er gelegentlich auch zur Speisenzubereitung genutzt wird. 2. Bowdenzugführung des Schaltwerkes: Um eine funktionelle und optisch ansprechende Bowdenzugführung zu erreichen, kann man auch hier entsprechende „Anlötteile“ ankleben, dies gilt auch für das Kabel des Bordcomputers.

Die gefederte Zusatzspannrolle unter dem Kettenblatt kann aufgrund des Schaltwerkes fixiert werden. Dies geschieht über die Befestigunsschraube, dazu wird außerdem die Spiralfeder durch 0,8mm Sicherungsdraht ersetzt.

Kettenblatt: Stronglight 50Z, 110er Lochkreis. Zwei andere BEVO-Bike Besitzer haben je ein 52er Kettenblatt installiert, dies ist aber nur mit der neueren Gabel empfehlenswert.

Ritzelpaket: SRAM 12-14-16-18-21-24, andere sportlichere Abstufungen sind möglich. Nach oben hin dürfte 25Z wg. Vorderradantrieb das größte noch sinnvoll am Berg auszufahrende Ritzel sein.

Kettenlebensdauer: Die Kette frontantriebsbedingt im Vergleich zu anderen Rädern sehr lange unverschmutzt bleibt, verbleibt die Kette im Sommer ca. 2500 km, im Winter ca. 2000 km innerhalb der Toleranz.

Was lohnt sich sonst noch nachzurüsten?: Nabendynamo (hinten!), siehe auch „Einspeichen“. Hydraulikbremsen auch hinten: Dies lohnt sich vor allem wg. der Wartungsarmut der Maguras. Die Hydraulikleitung nach hinten lässt sich (mit viel Geschick und noch mehr Geduld) elegant im Rahmenrohr verlegen. Unterflurraumgepäckträger: Dieser kann bei Kenntnissen in der Metallverarbeitung auch selbst preiswert aus Aluprofilen oder Stahlrohr angefertigt werden. Dabei können individuelle Transporterfordernissen wie z.B. Getränkekistentransport oder/und große Ortliebreisetasche berücksichtigt werden.

Zukunft: Wie ein Umbau auf SRAM Dualdrive 8fach oder 9fach möglich ist, wird zu gegebener Zeit geprüft.

Noch Fragen?: Heinz.Herrmann@hamburg.de

liegerad/technik/schaltungsumbau_bevo_bike.txt · Zuletzt geändert: 2013/10/27 14:01 von 127.0.0.1