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Toxy CL

(Eva K.)

Erfahrungsbericht Toxy CL (Ausstattung: Rotation)

toxy_cl_eva.jpg

Siehe auch hier: Bewertung Quantum Toxy im Liegeradforum

Bereits seit längerer Zeit hatte ich mit der Anschaffung einer Liege geliebäugelt und mir diverse Modelle genauer angeschaut. Die Karre sollte für alle Zwecke des Alltags und der Reise tauglich sein.

- Das Azub 4 schied wegen eines selbst beobachteten Materialproblems (Schraubenbruch) und einer nicht sehr positiven Bewertung der Federung bei Bentrider Online aus. Fazit: Irgendwo muß der günstige Preis herkommen.

- Die HPV SM GT war mir schon bei der Sitzprobe zu unbequem und der Lenker nicht einstellbar.

- Das Gefühl im Hintern beim Flux S600 paßte es kam daher in die nähere Wahl der Probefahrt

- Als erstes mit der Probefahrt war Toxy an der Reihe, ich hatte Urlaub und bin einfach mal nach Norddeutschland gefahren

Letztlich habe ich das S600 dann garnicht mehr getestet, denn das Toxy CL hatte einige Kleinigkeiten, die mich überzeugt hatten. Der Hersteller gibt ein recht hohes Zuladungsgewicht von 150 kg an, eingdenk meiner eigenen Masse und des Reisegebäcks oder eines Wocheneinkaufs ein wichtiges Argument. Dann hat mir der Bespannsitz gefallen, ähnliches kannte ich ja schon vom Anthrotech, schön luftig und bequem. Der LR ist unter dem Sitz montiert, das bringt eine ruhige Straßenlage beim Fahren mit Gebäck. Sehr gut gefallen haben mir auch die direkte Lenkung ohne viel Gestängemechanik, und daß der Tieflenker und die Griffe gut einstellbar sind.

Angfang August 2006 bestellte ich das Toxy CL über meinen HdgM. Nach einigem Rechnen über einzelne Wunschkomponenten und deren Gesamtpreis entschied ich mich für die Komplettausstattung Rotation mit R-Nabe, SON, Magura Julie und Reiseausstattung. Zwar fielen zwei Kleinigkeiten dabei raus, aber insgesamt was diese Ausstattungsvariante günstiger als ein individuell zusammengestelltes Fahrrad. Ich entschied mich für den Bespannsitz und den Hornlenker. Zum 52er Kettenblatt sollte auf der Nabe ein 16er Ritzel sitzen, damit ich hierzulande auch mal einen Huppel hochkomme. Eingedenk des immer bereiten großstädtischen Scherbenstreudienstes bestellte ich 47er Marathon Plus als Bereifung.

Nachdem das Rad Mitte August geliefert worden war, ging's nach zwei Wochen Eingewöhnungszeit im Stadtverkehr in Ffm damit dann in Urlaub an die Elbe und durch die Lüneburger Heide.

Trotz des relativ kurzen Radstandes von 95 cm, der das Toxy CL in der Stadt recht wendig macht, erwies sich die Karre auch auf unebenem Untergrund wie Kopfsteinpflaster, single-Trail-artigen Abschnitten des Elberadwegs mit Asphaltaufbrüchen und zweifelhaften Hoppelstrecken in der Heide als außerordnetlich gutmütig und laufruhig. Etwas zickig wurde das Rad nur bei Geschwindigkeiten ab 40 km/h bergab. Da ich aber keine ausgesprochene Rennerin bin und ab 50 km/h wegen eingeschränkten räumlichen Sehens sowieso einen leichten Tunnelblick bekomme, stört mich das nicht weiter. Ich fahre selten mal schneller als 40.

Neben allen positiven Eindrücken stellten sich auf der Reise und nachher auch die negativen Seiten des Rades heraus. Das sind nicht die großen Dinge, da stimmt eigenlich alles. Es ist eine Summe von Kleinigkeiten, die aus meiner Sicht auf Schlamperei oder mangelndem Nachdenken beim Hersteller beruhen.

- Die bestellte Bereifung wurde falsch geliefert, statt der 47er Marathon Plus waren es 35er, die Schläuche hatten Schrader-Ventile statt Sclaverand-Ventilen. Da ich mit relativ hohem Druck fahre, durfte ich alle drei Tage nachpumpen. Zudem schnitten sich die 35er Reifen in jeden Dreck ein und bremsten mich aus. Zum Glück hatte ich noch recht neue 47er Marathon Plus auf dem Trike, so daß ich die Reifen einfach umgezogen habe. Zum Glück keine Extrakosten, aber unnötige Schrauberei. Anruf beim Hersteller, „Das war ein Versehen unseres Zulieferers…“

- Statt eines 16er Ritzels auf der Rohloff war ein 13er drauf. Mit Gebäck am kurzen steilen Anstieg - und noch ohne Training der bekannten Muskelgruppen - hatte ich keine Chance. Anruf beim Hersteller, „Ach, das war wohl aus Versehen, eigenlich sollte doch… Wir schicken Ihnen ein 16er Ritzel zu.“ Ja, kam auch, aber mit Rechnung.

- Der mitgelieferte Spiegel saß mit einem simplen Klemmring auf dem linken Griff. Nachdem er mit dreimal runtergefallen war und nicht mehr richtig hielt, kam ein Mirrycle dran. Der hätte bei einem Rad dieser Preisklasse gleich dran sein dürfen.

- Die Hebie-Parkstütze war eine Katastrophenlösung. Der Käfig, in dem sie am Hinterbau sitzt, ist schräg angeschweißt. Da die Parkstütze nur gefalzt und an den Kanten nicht verschweißt ist, drückt sie sich bei Belastung nach vorne auseinander, da sie für Schrägmontage nicht gedacht ist. Ein Schweißpunkt, der das behebt, würde Toxy lt. eigener Aussage 2 Euro pro Parkstütze kosten, dies wollte man nicht. Mal ehrlich: Da bezahle ich fast 4.000 Euronen für ein Fahrrad und soll mich wegen 2 (zwei!) Flocken auf gut Kasselänesrisch bedubben? Der Ärger mit der Gurke von Ständer war jedenfalls diesen Geiz nicht wert. Ein Taiwan-Ständer im Stil des klassischen ESGE hat es hingebracht, das Ding hält jetzt.

- Die Schutz„bleche“ Marke Bluemels von SKS erwiesen sich nicht nur am Anthrotech als Krücken, sondern auch am Toxy. Sollbruchstelle ist im oberen Bereich des Radschützers am Hinterrad. Irgendwann machte es „Kracks“ und danach „Schleif Schleif Schleif“ auf dem Hinterrad. Ich fixierte den Bruch notdürftig mit Klebeband, zu Hause tauschte ich das Bruchteil dann gegen ein richtiges Blech aus, das auch für 47er Reifen geeignet ist. Gegen Resonanzen hilft ein Streifen schwarzes Isolierband der Länge nach draufgeklebt.

- So ziemlich als erstes Bauteil verabschiedete sich der Lampenhalter aus Kunststoff. Der ist vorne am Ausleger ziemlich exponiert und vibriert auf unebenem Untergrund recht stark. Irgendwann war er durchvibriert, der Standardhalter aus Blechfolie, auf die Schnelle beim Krauter um die Ecke besorgt, war ebenso schnell durch. Zum Glück hatte ich in meiner Grabbelkiste noch einen kurzen Metallhalter aus dickerem Material, der hält jetzt.

- Nach 2500 km pinkelte der Dämpfer sein Öl von sich. Garantiefall, sowas passiert. Ich brachte das Rad zum HdgM, Toxy lieferte einen Ersatzdämpfer, alles klar. Ärgerlcih nur, daß der wohl auf die Schnelle gegriffen wurde und eine zu weiche Feder hatte. Wieder Anruf beim Hersteller. Ich bekam die stärkere Feder, diesmal ohne Rechnung, aber es gab mal wieder überflüssige Schraubarbeit.

- Nach 2700 km riß die Sitzbespannung an der Naht ein. Erstmal nachnähen, das hielt eine Weile, und auf Garantie eine Ersatzbespannung bestellen. Anruf beim Hersteller, „Wir haben keine Vorstellung, wie das passieren konnte.“ Nachdem ich die Ersatzbespannung partout nicht aufgezogen bekam, schickte mir der Toxy einen anderen Sitz. Da was dann klar, warum die Bespannung nicht paßte bzw. gerissen war. Der ursprüngliche Sitz war einen knappen Zentimeter zu breit, die Bespannung war wohl „draufgewürgt“ worden. Bei meinen Kilos und der Überdehnung des Materials war es dann nur eine Frage der Zeit, bis dieses reißt. Lt. Toxy soll es mal eine kleine Zahl von Sitzen gegeben haben, die außerhalb der Norm lagen. Da hatte ich wohl einen von erwischt. Der Ersatzsitz war zwar nicht mehr neu und schon ein wenig angekratzt, aber wenigsten hält die Bespannung nun.

Zusammenfassung nach 13 Monaten und 6000 km: Ungeachtet der Niggelichkeiten, mit denen ich zu kämpfen hatte, würde ich allein schon wegen seiner Fahreigenschaften und seiner „Gutmütigkeit“ das Toxy CL wieder kaufen. Aber ich würde dem Hersteller bei dem Anschaffungspreis mehr im Nacken sitzen und Sachen wie die falsche Bereifung und eine Rechnung für das falsch gelieferte Ritzel nichts mehr achselzuckend hinnehmen.

Mein HdgM meinte zu mir, als ich vor einiger Zeit mit ihm sprach: „Verstehen Sie, warum ich diese Räder nicht standardmäßig im Programm habe!?“ Mal sehen, was die Zukunft noch bringt.

Eva K.

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