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Grashooper

(Reiner)

Nach sechs Wochen Warten war mein Grasshopper am Donnerstagabend 19:00 Uhr endlich abholbereit. Da stand er nun, und ich hatte ziemlich Bammel. Mußte ja gleich ein paar hundert Meter auf der Durchgangsstraße fahren, bis ich zum Radweg an der Nidda kommen konnte. Ach so, ich vergaß zu erwähnen, dass sich meine Liegeradexpertise bis dahin auf 20 Meter Geradeausfahren auf dem Hof des Händlers beschränkte. Danach war klar – dieses Rad mußte es sein. Mit 50 habe ich Einradfahren gelernt, also sollte das Liegeradfahren kein Problem sein. Und warum überhaupt Liegerad? Was nützt mir mein sauteures Tourenrad (voll gefedert, Karbonräder, pipapo..), wenn ich nach 20 km meine Bandscheiben an der HWS zu spüren bekomme, dazu noch die Handgelenke – von fast ertauben besten Teilen südlich des Gürtels gar nicht zu reden. Daher wurde der Grasshopper bestellt. Grundpreis: schlappe 1.999,– €, also deutlich unter 2.000,–. Dann die Extras nach Methode [Strg + a] – man ahnt es schon. Aber gemach ….. Ich habe massig gespart, denn eine Harley ist erheblich teurer. Außerdem hätte ich mir dafür noch einen Bierbauch ansaufen müssen. Das fände meine Frau dann wohl noch nicht so gut (und ich hätte auf freudige Ausrufe von Frauen „ach, wie niedlich“ – die meinten den Grasshopper, nicht mich - oder vielleicht doch- verzichten müssen). Also habe ich im zarten Alter von 58 den Grasshopper bestellt. Wo waren wir? Ach so, bei der drohenden Durchgangsstraße. Habe dann doch gekniffen (Frau, Kinder, eine Stimme weniger bei der Europwahl) und das Rad bis zum Niddaweg geschoben. Das war die erste Überraschung: Der Grasshopper lässt sich sehr easy schieben. Eine Hand hinten an die obere Liegeschale, das reicht. Das Rad fährt stur geradeaus. Kurven macht es, wenn man das Rad ein wenig links oder rechts neigt. Dafür gibt es schon mal einen dicken Pluspunkt. Wie schnell dies wichtig werden sollte, ahnte ich da noch nicht. Aber der Reihe nach. Kaum auf den Radweg, ging es auf den Bock. Ein paar Meter Schwanken, und dann ab die Post. Ich konnte sofort richtig fahren, Entgegenkommern ausweichen, wenig später Slalom… Kam erst um 23.30 nach Hause, kurz bevor meine Frau eine Vermisstenmeldung aufgegeben hätte (vergaß sogar das Telefonieren von unterwegs). In diesemZusammenhang der erste Minuspunkt: die Lampe vorn lässt sich nicht genug nach oben drehen, so dass der Lichtkegel schon nur 4 Meter vor dem Rad im Staub verschwindet. Das ist nur natürlich nur dann praktisch, wenn man wandernden Fröschen ausweichen will. Kommt aber nur sehr selten vor. Habe daher HP Velotechnik geschrieben, daß die Idee mit dem Fröscheschutz bemerkenswert sei, aber für die weit überwiegende Zahl der Fälle nicht so überzeugt. Trotzdem: Fahren mit dem Grasshopper ist für mich das zweitschönste Gefühl überhaupt (das schönste ist NICHT Fußball). Gestern 60 km (erreichte Höchstgeschwindigkeit 38 km/h), heute nur 45 km. Warum – das kommt noch. Erstmal zur Geschwindigkeit. Wie messen? Wollte nicht noch einen zusätzlichen Drahtverhau legen für einen Tacho. Die Knalleridee war dann – es war schon immer etwa teuerer, einen besonderen Geschmack zu haben - für € 190,– ein GPS System fürs Handgelenk zu kaufen (Garmin Frontrunner 201). Das ist richtig gut, kann alles, was ein Tacho kann und noch viel mehr, gut auch beim Joggen etc. Heute dann also nur 45 km, denn 8 km vor zu Hause rüttelte plötzlich mein Hinterrad. Es dämmerte mir dann, dass das nicht an falscher Abstimmung des Luftfederelements hinten liegen konnte. War richtig, denn die Schwalbe Marathon Slicks haben unter Beweis stellen wollen, was ihre extra teure Kevlar Einlage taugt – nämlich nichts. Platten. Davon hatte ich in meinem Leben bisher nur 2, den heutigen eingeschlossen. Also hieß es: Schieben. Ging, wie oben schon erwähnt, sehr gut. Als es anfing zu regen, fiel ich ins Joggen – der Grasshopper ließ sich perfekt mit nur einer Hand führen, ist also auch ein perfektes Schieberad. Na gut, morgen ist der Reifen gewechselt. Von dann an habe ich wenigstens immer einen Ersatzschlauch dabei. Ansonsten: Federung bügelt alles weg, Bremsen perfekt, Schaltung (Rohloff 14 Hub) anfangs etwas hakig beim Schalten unter Last, aber das wird sich noch einschleifen. Was der Grasshopper nicht kann, sind sehr enge Kurven. Liegt am Untenlenker, der den Einschlagwinkel einschränkt. Stört mich aber gar nicht, ich fahre ja nur selten in Supermärkten rum. Aber Achtung: bei engen Kurven sollten man nicht treten und das kurveninnere Bein gestreckt lassen. Andernfalls droht, dass sich der Fuß am Schutzblech verhakt. Wenn man jedoch unbedingt treten muss, dann hat es mir etwas geholfen, den kurveninneren Hacken nach außen zu drehen (geht natürlich weniger gut mit Clips). Alles in allem: ein Superrad, handlich, schnell, bequem, sehr gut verarbeitet, hervorragende Dokumentation (so gar in perfektem Deutsch !!!) von HP-Velotechnik, einschließlich Inspektionsanweisungen und der Gebrauchsanweisungen der Komponentenhersteller. Was nervt, sind die ständigen Sicherheitshinweise in der Betriebsanleitung, so etwa: Niemals Bratwürste auf den Gepäckträger schnallen, Sie könnten sonst von Hunden angefallen werden. HP sollte vielleicht eine Kurzfassung voranstellen, wie zB.: Das Leben ist lebensgefährlich. Wenn Sie dies vermeiden wollen, bringen Sie sich um. Hinweis: dies ist keine Empfehlung! Für diejenigen, die das alles mental verarbeiten können – Liegeradfahren mit dem Grasshopper macht süchtig.



(Michaela, Mai 2004)

Kurz zu meinen Vorerfahrungen mit Liegerädern: Im Sommer ’03 habe ich mir – weil ich wegen Nacken- und Schulterproblemen nicht mehr mit meinem geliebten Trekkingrad auf Tour gehen konnte - mein erstes Liegerad gekauft. Das Flux V220 schien mir als Einstieg ideal. Schon im Herbst wußte ich, daß das Flux zwar ein gutes Rad ist, ich aber doch was schnelleres wollte. Im Winter kaufte ich mir zusätzlich als Stadtrad (weil nicht so viele Teile dran sind, die von Vandalen zerstört werden können) noch ein Radius Dino. Die Suche nach einem schnelleren Reiserad führte mich zunächst zum Flux S600. An einem Reiserad wollte ich auf jeden Fall einen Obenlenker. Mehr Befestigungsmöglichkeiten, im Notfall einfacher zu schieben, aerodynamischer. Nachdem ich das S600 einen Nachmittaglang gefahren war, kam es in die engere Wahl. Den Winter verbrachte ich dann mit Geldzusammenkratzen und im Frühjahr lieh ich mir das Rad nochmal für ein ganzes Wochenende. Das S600 gefiel mir insgesamt recht gut, nur der Lenker war gar nicht nach meinem Geschmack. Eigentlich bin ich normal proportieniert, aber auf diesem Lieger schien ich plötzlich zu kurze Arme zu haben. Eine mögliche Lösung schien mir zu sein, statt dem Fluxlenker einen Klapplenker von Challange zu montieren.

Doch dann kam der Grasshopper auf den Markt. Nachdem ich ihn nun 2 Wochenenden lang mit insgesamt 370 km gefahren bin, hier eine erste subjektive Bilanz:

Die erste Tour über 70 km führte nur durch ebenes Gelände. Eine große Vaude-Tasche hing am Gepäckträger. Bequemer Sitz, gutes Handling, das Rad liegt gut auf der Straße ohne jedes Geflatter. Die Federung bügelt alles an Unebenheiten weg. Ein flottes Rad zum Genießen. Nächster Tag: wieder eine Strecke von 70 km, diesmal hügeliges Gelände unterschiedlichster Beschaffenheit: Straße, Sand, Schotter, keine Probleme. Nur das Kiesbett mag der Grashüpfer nicht. Mag mein V220 aber auch nicht. Eine weitere Wochenendtour, diesmal mit vollem Gepäck, d.h. zwei große Vaude-Taschen, darüber gebunden eine große Ortlieb Umhängetasche, in der sich Zelt und Schlafsack befinden. Von Freitagnachmittag bis Sonntagabend 230 km. Das Gepäck sorgt lediglich dafür, dass das Rad noch stabiler auf der Straße liegt. Es bremst nicht mal die Beschleunigung, Sprints sind locker möglich. Ich bin eigentlich keine Bergziege, aber selbst die 5 km lange Steigung bis zum Campingplatz hoch schaffe ich mit diesem Rad ohne zu schieben. Ich merke das Gepäck nur an Stellen, an denen wir wenden müssen, weil wir uns verfahren haben. Langsames Wenden ist nicht ganz einfach und gelegentlich komme ich mit der Ferse an das Vorderrad.

Resume Der Grasshopper ist meine Reiserad! Ich hoffe nur, das er bald eintrifft, denn die oben beschriebenen Touren durfte ich mit dem Vorführrad meines Händlers fahren.

Genau der Lenker ist montiert, den ich will. Nur etwas schmaler sollte er für mich sein, aber das lässt sich ja machen. Der Sitz mit seinen verschiedensten Einstellmöglichkeiten ist wirklich gut gelungen. Obwohl ich auf beiden Wochenendtouren nur die Eva-Schaum-Matte zur Verfügung hatte, hat nichts gedrückt. Für mein Rad habe ich trotzdem die Airflow bestellt, den auf dem Eva-Matte schwitzte ich einfach zu sehr. Mit der 3×8 SRAM-DualDrive Schaltung kam ich schon beim V220 sehr gut zurecht und habe sie deshalb auch am Grashüpfer wieder geordert. Die Standard-Übersetzung hat meinen Ansprüchen voll genüge getan. Es hat mich beeindruckt, welche Beschleunigung ich trotz Gepäck auf diesem Rad noch erreichen kann.

Ich werde auf jeden Fall meine Klick-Pedale montieren. Auf den normalen Pedalen habe ich des öfteren den Kontakt verloren.

Da ich oft die Kombination Rad-DB benutze, ist es für mich auch wichtig, daß ich das Rad tragen kann. Obwohl es sicher leichtere Räder gibt – voll ausgestattet dürfte der Grashüpfer wohl auch so ca. 17/18 kg wiegen (nicht auf die Waage gestellt, nur geschätzt) - , ist er durch die praktische Geometrie (Klapplenker, gute Griffmöglichkeiten am Rahmen) für mich noch gut zu tragen.

Einziges Manko, das ich bisher bemerkt habe, ist die Kopfstütze. Auf ebener Strecke ist sie superbequem, kommen allerdings Unebenheiten werden diese ungefiltert auf die Kopfstütze übertragen. Außerdem verträgt sich die Stütze nicht mit einem Helm.

Ergänzung 23.07.04 Nach ca. 4 Wochen mit meinem eigenen Grasshopper und ungefähr 1700 km später, kann ich das oben geschriebene nur nochmal bestätigen. Das Fahren von engen Kurven ist immer noch gewöhnungsbedürftig, die Fersen berühren das Schutzblech. Aber sonst läßt sich der Grasshopper auch mit 28 kg Gepäck souverän bewegen. Bei 16 % Steigung habe ich allerdings festgestellt, daß es sich nicht so gut schieben läßt. Die direkte Lenkung verlangt nach einer Hand am Lenker und das ist ziemlich unbequem. Anmerkung zum Gepäckträger: offenbar sind Vaude-Hinterradtaschen länger als Ortliebs. Das wurde beim Gepäckträger nicht berücksichtigt. Die Folge war bei mir, daß die Vaude-Tasche gegen die Schaltbox schlägt und diese beschädigt. Ich habe HPVelotechnik vor ein paar Tagen deswegen angeschrieben, sobald ich eine Antwort habe, schreibe ich eine weitere Ergänzung.

Die Antwort von HPVelotechnik kam sehr schnell: der Gepäckträger läßt sich ohne Probleme seitlich auseinander ziehen. Dann sollten die Taschen die Klickbox nicht mehr berühren. Die nächste Generation der Träger soll dann etwas anders gearbeitet sein. Ich habe das Auseinanderbiegen nicht ausprobiert. Da meine vaude-Taschen sowieso schon sehr alt sind, habe ich mir Ortliebs gegönnt und mit denen ist es überhaupt kein Problem (getestet auf einer weiteren Radreise über 5 Tage mit vollem Gepäck im September).



(Raimund)

nach ca 2 jahren bedenkzeit hatte ich es endlich geschafft mal ein paar räder probezufahren.

auf ebay und gebrauchtkauf hatte ich irgendwann keine lust mehr, da man das teil ja häufig nicht probefahren kann und ggf die katze im sack, zu einem nicht wirklich günstigen preis, kauft.

darunter: streetmachine, grasshopper, s600, c500. da ich leider einige treppen (keller/brücken) überwinden muss, sollte das rad auch kompakt sein und sich leicht tragen lassen. untenlenker sollte auch sein, deshalb obige auswahl. aber selbst die streetmachine lässt sich mühelos über die kellertreppe tragen. nach einigen probefahren war aber die entscheidung gefallen: grasshopper mit untenlenkung zwecks panorama-sicht und beinfreiheit. (streetmachine war mir hinten zu groß, obwohl das gerät sehr schön stabil auf der fahrbahn beschleunigt. beim flux fand ich die federung nicht so gut wie beim grasshopper)

nach einigen wochen konnte ich meine ersten liegeradkilometer fahren: erster eindruck:

geschwindigkeit 1: man kommt nicht wirklich schneller voran, da man dauernd andere liegeradfahrer trifft, die jetzt auch grüßen, anhalten und sich nett mit einem unterhalten :)

geschwindigkeit 2: man merkt nicht direkt, dass man schneller als auf einem normalen rad ist. nur wenn man mit jemandem zusammen fährt, der auf einem normalen rad nebenher fahren möchte, fängt der immer an so komisch zu schnaufen.

geschwindigkeit 3: man kann schon ordentlich schnell beschleunigen, da man viel mehr kraft in die pedale bekommt.

geschwindigkeit 4: luftwiederstand, naja. merkt man halt nicht so direkt.

geschwindigkeit 5: ich bin überrascht, wenn mein tourenbegleiter auf der speedmachinne mit gps geschwindigkeitsangaben von 30 bzw. 42 km/h zuruft, da ich nicht den eindruck habe mich besonders abzustrampeln.

fahrkomfort: super. federung ist genial. der grasshopper hoppelt auch über feldwege und federt dabei alles wunderbar weg.

gepäck merkt man nicht. ich habe mich immer mal wieder umgesehen, ob die ortlieb-taschen wirklich dran waren, und ich die nicht irgendwo versehentlich stehengelassen habe.

ausstattung: dual-drive ist die optimale kombination. gepäckträger ist komfortabel mitgefedert, hat aber nach wenige wochen schon abrieb von den ortlieb taschen. hoffentlich scheuern die taschen den träger nicht irgendwann durch. bremsen sind mechanische avid-scheibenbremsen. keine probleme damit. SON-Nabendynamo hätte ich vielleicht besser mal mitbestellt, aber bei dem aufpreis für scheibenbremsen versuche ich es erst mal mit dem dymotec 6. air-zound-hupe ist unbedingt notwendig: viele passanten hören nicht, oder zu spät, auf klingeln. aber die air-zound kann man ja leise stellen und ich bin auch fair und hupe erst, wenn das 3. mal klingeln ignoriert wird (dann wirds aber auch schon zeit, mal dran zu denken, den weg frei zu machen). die air-zound gibts übrigens beim globetrotter für 20 EUR.

Nachtrag: hab seit winter 2006 den SON dran. der ist für alltagsfahrer wirklich pflicht. hätte ich besser auf meinen fahrradhändler gehört und den gleich mitbestellt. der dymotec 6 ist sicher ein guter seitenläuferdynamo, macht aber leider geräusche und rutscht bei zu viel nässe durch.

liegerad/berichte/fahrberichte_a-z/grashooper.txt · Zuletzt geändert: 2013/10/27 14:01 von 127.0.0.1