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Flux SComp

(?)

1. Warum ein SComp?

Wann mich der Lieger-Virus gepackt hat, weiss ich selber nicht mehr genau. Vermutlich war das logische Konsequenz aus meinem Wunsch vom Sommerradler zum Alltagsradler zu mutieren. Optisch hatte es mir das S600 angetan, aber da diese Modelle gebraucht noch sehr rar sind, habe ich mir im Frühjahr erst einmal ein gebrauchtes V200 angeschafft. Ich wollte am eigenen Leib er(rad)fahren, ob sich ggf. eine größere Investition auch lohnen würde. Die Alltagstauglichkeit des V200 hat mich sofort überzeugt, die - eingeschränkte - Tourentauglichkeit (< 100km) angenehm überrascht. Trotzdem wurden meine Erwartungen hinsichtlich der erreichbaren Reisegeschwindigkeit nicht erfüllt. Ich wünschte mir ein Rad, mit dem ich annähernd so schnell bin, wie mit meinem Renner und der Möglichkeit, Gepäck zu transportieren. (Auch den Sitz des V200 empfand ich auf Strecken groeßer 100km nicht optimal). Also suchte ich eine Liege mit folgenden - serienmäßigen! - Eigenschaften: Tief und schnell, Gepäckträger, Schlechtwetterausstattung (Schutzbleche), Lichtanlage. Da kamen für mich nicht so viele Modelle in Frage: SPM und SComp, die beide einen recht guten Ruf haben. Sicher die Speedmachine ist auch ein tolles Rad, aber etwas höher - von der Sitzposition und vom Preis und so blieb ich dann auf das Scomp fixiert. Da die Firma „Flux“ bei mir quasi vor der Haustür liegt, andere „Liegenverkäufer“ aber recht weit entfernt sind, fuhr ich nach Gröbenzell um mal anzutesten. Ein S600 kam deshalb nicht mehr in Frage, da ich mit dem V200 bereits ein geländegängiges Rad besitze, das ich vorerst auch behalten werde. Das neue Rad ist fuer schnelle Touren auf asphaltierten Straßen gedacht.

2. Ausstattung

Wie oben beschrieben. Als Schaltung habe ich - nach den positiven Erfahrungen mit der 3×7 am V200 - eine 3×8 gewählt. Das ist m.E. neben der Rohloff die zweitbeste Lösung bei 20 Zoll-Rädern. Die Entfaltung ist traumhaft und hat mich bergauf noch nicht im Stich gelassen. Bergab reicht es mir ja sowieso nie ;-) Ein Nachteil bei Nabenschaltungen ist der Umstand, dass „Winterräder“ nicht mehr erschwinglich sind. Für den Fall, dass ich mal umrüsten will, habe ich mir das SComp auf einem S600-Rahmen aufbauen lassen (ohne Aufpreis). Dann kann zur Not auch ein untengelenktes S600 daraus gebaut werden.

3. Federung

Da in meinem Kleinstädtchen auch Kopfsteinpflaster anzutreffen ist, hatte ich erst Bedenken wegen der Federung, die ja nur hinten angebracht ist. Ich hatte erst daran gedacht, breitere Reifen aufziehen zu lassen, um den Komfort zu erhöhen, mich aber dann doch für den „Serienreifen“ mit 28mm Breite entschieden, um mir ein Urteil bilden zu können. Der Stelvio läuft m.E. sehr gut, aber vor 2 Wochen habe ich dann bei einer Notbremsung, den Stelvio „durchgebremst“. Aber der „neue“ Stelvio soll ja besser sein… (siehe Thread mit Forum)

Resümee: Auf der Straße reicht die Federung voll aus - Kopfsteinpflaster geht, macht aber keinen Spaß. Das gilt auch für Feldwege. Gibt es eigentlich Carbongabeln für die Liege?

4. Geschwindigkeit

Meine erste Fahrt fuehrte mich von Gröbenzell nach Hause. Und da gab es schon die erste Überraschung: ich fuhr bereits auf diesen ersten 50km einen 25er Schnitt - und zwar im GA-Bereich! Dabei hatte ich noch eine kleine Tasche seitlich dran. 2 Wochen später die nächste Überraschung: 100 km lassen sich - subjektiv - etwa so leicht bewältigen, wie 60 oder 70km mit einem Upright. Nach 600 Einfahrkilometern wieder ein Aha-Erlebnis: auf meiner „Hausrunde“ (63km) den Rennradrekordschnitt von 27km/h eingestellt. Zwei Tage später habe ich auf der gleichen Strecke ein 29er Schnitt getreten!! Rückblickend würde ich sagen, dass ich so an die 1200 km gebraucht habe, um mich gut an das Rad zu gewöhnen. Ich habe gemerkt, dass ich schneller geworden bin, als mich kaum noch andere Radfahrer überholt haben. Es gibt immer wieder Sportler, welche hinten an mich ranfahren, aber überholen und vorne fahren wollen sie dann meistens nicht mehr.

Unprofessionelle Rollversuche vom Hausberg (14%):

V200 ohne Gepäck: 68 km/h

SComp mit zwei kl.Taschen: 73 km/h

SComp ohne Gepaeck: 76 km/h

5. Bergtauglichkeit

Man hört ja immer wieder, dass mit dem Lieger am Berg wenig Eindruck zu schinden sei. Meine Erfahrung - die ja auch hier im Forum wiederholt zur Sprache kam - ist die, dass ich mit meiner relativ steilen Sitzposition ganz gut abschneide. Gerade bergauf bin ich wiederholt von Rennradlern überholt worden - einer hat mich mal ganz lässig gegrüßt. Aber aus der Sabber-Fahne, die ihm dabei aus dem Mund getropft ist schließe ich, dass er doch hart am Limit gefahren ist… Da war ich noch weit davon entfernt. In dem Zusammenhang möchte ich auch feststellen, dass der Flux-Sitz besser ist, als sein Ruf . Der Sitz stützt gut im Kreuzbein und die bemängelte Stütze im Schulterbereich vermisse ich gerade wg. der steilen Sitzposition nicht wirklich. Klar, man schwitzt nun mal leichter auf dem Lieger, aber der Rücken ist mir noch nicht „übergelaufen“ - das liegt sicher an der Lochung des Holzsitzes.

6. Kombination mit anderen Rädern

Da ich immer noch mit dem „Upright“ unterwegs bin, eine kurze Anmerkung: Ich halte es für sinnvoll verschiedene Bewegunsabläufe zu trainieren: man trainiert mehr Muskeln und gibt auch unterschiedlichere Impulse an sein Gehirn. Wesentlich ist die Grundlagenausdauer - die muskuläre Anpassung ergibt sich dann von selbst. Mit dieser Einstellung werde ich zwar auf keinem Fahrzeug rekordverdächtige Leistungen erzielen, aber ich muss auch nicht in Panik verfallen, wenn ich mal eine zeitlang auf ein Fahrzeug festgenagelt bin z.B. Winter-Upright mit Spike-Reifen in der kalten Jahreszeit. Ich habe sogar den Verdacht, dass ich auf dem Lieger Muskeln trainiert habe, die so auf dem Upright nur schwach trainiert werden, aber für die Upright-Fortbewegung recht nützlich sind. Das hatte zur Folge, dass ich auf dem Rennrad nach etlichen V200-Kilometern mal ein enormes Tempo fahren konnte (relativ zu meinen vorherigen Leistungen - nicht zu denen von Lance oder Jan… Ihr versteht mich, ja ?)

7. Mein schönstes Erlebnis

Dazu zählen ja bekanntermaßen die Ausfahrten, wo man einen „Rennradler“ abgehängt hat. Ja das passiert mir in letzter Zeit auch immer öfter - obwohl ich immer mit „Reiseausstattung“ und kleiner „Rücksitz-Tasche“ unterwegs bin.

Besonders nett war folgendes Erlebnis: Ich hatte hinter Andechs einen Besuch gemacht und war gerade auf dem Heimweg in Richtung Ammersee. In Erling steigt die Straße nochmal kurz an, bevor sie nach links Richtung Fischen/Raisting abzweigt. An dieser Steigung hat mich ein Rennradler recht sportlich „stehen lassen“. Ich gemütlich hinter ihm her. Inzwischen kam seine Partnerin auch ganz lässig an mir vorbeigefahren. Wir alle abgebogen und dann kommt das Gefällestück… Lass die mal fahren dachte ich mir, denn ich hatte ja bereits 50km in den Beinen. Die Frau voraus, der „Sportler“ hinterher. Aber da ging nichts vorwärts. Also zieh ich raus, überhole und lasse es bergab ordentlich laufen. Der Abstand wird größer, die Leute sind wegen der kurvigen Strecke bald nicht mehr zu sehen. Kurz vor Fischen habe ich ein paar Autos vor mir und muss langsam tun. Ist ja nicht schlimm, weil ich ja gleich nach links in eine vorfahrtberechtigte Straße abbiegen muss. Ja und da kommen sie wieder… Schlängeln sich - da sie über die größere Übersicht verfügen - gefahrlos durch den Verkehr. Da kam dann der Punkt, wo mich dann doch der sportliche Ehrgeiz gepackt hat… Wir biegen etwa gleichzeitig nach Dießen ab - die Frau immer noch vorne. Ich trete ein paar mal ordentlich rein und überhole nochmal. Die Frau nimmt die Verfolgung auf - er hält sich im Windschatten. Ich gebe ordentlich Gas, der Abstand wird größer. Ich fahre zügig weiter Richtung Dießen, da wird das Bild im Rückspiegel wieder größer. Na dann… ich wollte ja sowieso ein paar Minuten im Entwicklungsbereich fahren… Wir jagen so zwischen 33 und 43 Sachen die Straße entlang. Der „Gegner“ kommt näher und ich erkenne, dass der „Sportler“ nun vorne fährt und die Frau im Windschatten - Untenlenker-Position. Der Typ hat tatsächlich was d`rauf und holt auf. Am Ortseingang Dießen hat er mich tatsächlich eingeholt. Aber er ist wohl auch an seiner Grenze angelangt: er überholt nämlich nicht! Ich halte meine Geschwindigkeit, er lässt wieder abreißen, richtet sich auf… An der Ampel in der Ortsmitte muss ich wieder links. Also einordnen und warten bis ich d`ran bin. Da kommen die beiden wieder… Schlängeln sich wieder durch die wartenden Autos - diesmal wollen sie geradeaus - und sind vor mir über der Ampel. Wie ich so abbiege, sehe ich, dass die beiden gleich nach der Ampel angehalten haben, um mir hinterher zusehen. Mund und Augen aufgerissen. Gucken irgendwie „platt“ aus der Wäsche. Ich denke, die haben an dem Tag etwas dazugelernt ;-)

8. Fazit

Ich wollte ein Rad schnell wie mein Renner, bequem wie mein Wohnzimmersessel und einem Kofferraum wie mein Trekkingrad - scheint so, als hätte das geklappt. Ein Nachteil ist mehr psychologischer Natur: wenn man ein „schnelles“ Rad hat, dann tut man sich schwer damit, langsam zu fahren… Und manchmal frage ich mich, wie sich wohl ein „Untenlenker“ anfühlen würde… Mal sehen was die Zeit bringt.



(Stephan H.)

Hallo,

auch ich habe mich für ein S-Comp entschieden. Allerdings habe ich die Rohloff Variante gewählt.

Ich kann meinem Vorredner nur zustimmen. Meine Trainingsstecke ist ca. 69 km. Ich konnte dieses Jahr knapp 5000 km fahren. Die ersten 500 km war ich noch sehr enttäuscht, da ich nicht schneller war, als mit meinem Renner.

Nach ca. 1500 km kam dann der Turbo. Mein Rekord war ein 35er Schnitt auf der normalen Landstr. Es macht mir immer wieder Spass, Rennradgruppen auseinanderzufahren, indem ich einfach das Tempo immer weiter hochziehe. In der Ebene kann ich durchaus Tempo 45 über 15 Minuten fahren. Dann bin ich allerdings auch selber platt. Bisher konnte mit nur ein Triathlet Paroli bieten.

Fazit: Durch meine Grösse von 200 cm habe ich extreme Vorteile auf dem Liegerad. Das Flux S-Comp ist super. Ich könnte mir allerdings Vorstellen, auf das Z-Pro oder M5 Lowrider umzusteigen. Weiterhin viel Spass wünscht Euch Stephan@Hink.de



(St.S.)

Hi,

ich habe auch ein Flux S-Comp. Bin sehr zufrieden damit. Ist wirklich schnell. Ich fahre im Urlaub damit ca. 28 Km/h Dauergeschwindigkeit. In Bergen habe ich es naturgemäß etwas schwerer als mit einem Upright aber ein Rennliegerad ist nun mal kein Mountainbike.

Womit ich ein klein wenig Probleme habe sind die Reifen. Ich fahre in 2 Jahren 3 Sätze Reifen, wobei die neuen auch schon wieder kleine Beschädigungen an den Laufflächen aufweisen (kleine scharfe Steinchen im Gummi). Ansonsten sind die Reifen (Stelvio) top und das S-Comp absolute Spitze!

vg

www.st-steglich.de

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