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holzbau:kaseinleim

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Herstellung von Kaseinleim

Aus Kasein-(auch Casein) Pulver (Text von Matthias MBI03 aus diesem Faden):

Nun man braucht säuregefälltes Kasein (Milcheiweiss) und Kalkhydrat, ob nun als Sumpfkalk oder als trockenes Löschkalk ist egal.

Man kann mit Quark und (trockenem) Kalkhydrat arbeiten, das ist sehr preisgünstig und schnell verfügbar. Leider ist die Qualität von Magerquark, immer haüfiger so dass wohl bei der Herstellung die Milch nur danebengelegen hat … und man muss wirklich jede Charge mit einigen Prüfkörpern absichern.

Das Mischungsverhältniss ist etwa (schwankt je nach Qualität des Quarkes) 5/1, 5 Teile Quark und 1 Teil Kalk. Aber nicht das Mischungsverhältniss am sich ist abzusichern, sondern es muss alles Kasein aufgeschlossen sein, UND die Konsistenz sollte stimmen, also kein massiver Alkali-Überschuss im Kleber sein.

Ich mache es so das ich die Hälfte des Quarkes in meine Reibeschale gebe und die komplette Menge Kalkhydrat. Das rühre ich mit der Reibekeule durch. Der Aufschluss beginnt sehr schnell und es riecht intensiv nach Amoniak. Ist die Masse Klar und beginnt beim rühren Blasen zu schlagen, gebe ich in kleinen Portionen den restlichen Quark dazu. Dadurch wird die Masse immer dickflüssiger … bis sie so dick ist das sie beim durchmörsern knallende Geräusche macht. Hat man überzogen also zu viel oder zu schnell Quark hinzugegeben, dann wird der Leim wie Griessbrei, er ist „umgekippt“ also lässt man ihn dann 5 Minuten ruhen und reibt ihn nocheinmal durch, fängt er sich nicht und kehrt nicht zur Honigartigen Konsistenz zurück gibt man Messerspitzenweise Kalkhydrat dazu, bis es wieder eine Zähflüssige Konsistenz bekommt …. genau das ist der optimale Punkt … kurz vor dem Umkippen. Da ist der Leim ausreichen zähflüssig, alles Klebeiweiss ist aktiviert, und der PH-Wert ist nicht unnötig hoch. Nun kann man durch Zugabe von ganz geringen Mengen Kalk oder Quark die Konsistenz gut einstellen, mehr Kalk macht dünnflüssig, und mehr Quark macht dickflüssiger (bis hin zur Konsistenz weichgekauten Kaugummis). Allerdings ist die Topfzeit begrenzt mehr als 15 Minuten hat man nicht … durch Zugabe von etwas Wasserglaslösung kann man den Leim etwas länger verarbeitungsfähig halten. Wenn der Leim in der Schale immer zäher wird darf man einmal Kalk aber keinesfalls Wasser zugeben.

Auch darf man die Leimschale nicht auf die Werkbank stellen, er ist sensibel auf Erschütterungen ….

Nicht mit der „Hölzchen-nehm-Fingerschmiermethode“ arbeiten, Alkalifesten Leimpinsel verwenden. (Siehe Fußnote 1)

Bei Trockenkasein kann man wirklich mit einem Messgefäss abmessen, allerdings sind Fingerhüte besser geeignet als Eierbecher, denn soviel kann man niemals auf einem Rutsch verarbeiten. Auch hier kann man einen Teil des eingeweichten Kaseins zurückhalten um die Konsistenz besser abstimmen zu können. Allerdings ist die Qualität vom Kaseinpulver viel einheitlicher, und das Ergebnis berechenbarer.

So kritisch wie die Zubereitung von Kunstharzleimen z.B. Aerodux Oder Bindan-CIN ist Kaseinleim noch lange nicht, und auch nicht so schwiereig (komplex).

Der Kleber ist sehr billig, man kann also durchaus ein wenig üben, bis man genug Routine dabei hat.

Das Rezept mit Pulverkasein und trockenem Kalhydrat (Weisskalk/Marmorkalkhydrat): VTL=Volumenteil z.B. Fingerhüte, Eierbecher wird für unsere Zwecke meist zuviel

Man messe ab :

  • (Acid)Kasein (Siehe Fußnote 2) 4VTL
  • Kalkhydrat 3VTL
  • Wasser 7VTL
  • Kali-Wasserglas 1VTL

Zuerst das Kasein und das Wasser verühren und 2-6 Stunden quellen lassen. Hat es eine Konsistenz wie Quark angenommen zweigt man ein wenig von der Masse ab und gibt man den Kalk hinzu und reibt das ganze gut durch, das restliche Kasein gibt man dann nachundnach dazu die Verarbeitung ist wie beim Quark. Als leztes wenn die Konsistenz optimal ist rührt man die Wasserglaslösung hinzu. Ist das Produkt zu dick, oder kippt es um dann etwas mehr Kalk, aber keinesfalls Wasser hinzugeben.

Zum Abwiegen:

  • 20g Kaseinpulver
  • 70g Wasser
  • 70g Kalkhydrat (Siehe Fußnote 3)
  • 17g Wasseglaslösung

Fußnoten:

1) Die Base löst Fett und Hornhaut aus der Fingerspitze, dem Finger tut das nicht gut, aber dem Leim noch weniger. Auch ein Pinsel aus Naturborsten ist ungeeignet, der kreigt ganz schnell Locken und löst sich dann ählich wie die Haut des Fingers im Leim. Entweder wie traditionell ein Leimpinsel aus Weidenbast, oder ein alkalifester Pinsel aus Plastikborsten. Mit dem Pinsel kann man den Leim gut in die Holzoberfläche einarbeiten, bei der Holzchen-Schmirmethode, bleiben evtl. vorhandene Schleifkrümel in den Poren.

2) Acid-Kasein ist Sauregefälltes Kasein das ist noch nicht aufgeschlossen, es ist praktisch gründlich ausgewaschener und getrockneter Magerquark, der im Gegensatz zum Lebensmittel von zuverlässiger und geprüfter Qualität ist. Andere Pulver-Kaseinarten sind NICHT geeignet. Natrium-Kasein ist bereits mit Natriumhydroxyd aufgeschlossen, Damit kann man auch kleben, aber nicht wasserfest, denn im Gegensatz zum Calziumhydroxyd, das durch CO2-Aufnahme Mineralisiert, bleibt das Natriumhydroxyd basisch und Hygroskopisch. Renet-Kasein ist mit Lab gefällt und geht garnicht.

3) Der Kalkhydrat anteil schwankt je nach Qualität und Alter des Materials, und der gewünschten Konsistenz etwas irgendwo zwischen 65 und 75g oder 2-3VTL können es schon sein. Hat man einmal „sein Optimum“ gefunden, kann man es bis zur nächsten Materialcharge einfach reproduzieren.

holzbau/kaseinleim.1341934873.txt.gz · Zuletzt geändert: 2013/10/27 14:00 (Externe Bearbeitung)