Zox-Nachbau wiederbelebt...

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Wie schon im "Heute freu' ich mich, weil..."- Faden angekündigt, habe ich einen alten, schweren und lange im Freien gelagerten Zox Z 20 - Nachbau für ein Trinkgeld bekommen. Der Kollege freut sich, dass sich jemand drum kümmert...

Ich bin damit vor etwa 10 Jahren Mal einen ganzen Tag herumgefahren - und wollte es sofort haben. Damals war noch eine DualDrive drin, die inzwischen auf verschlungenen Wegen separat einen Weg in meine Garage gefunden hat. Jetzt also ist der Rest des Rades auch bei mir angekommen - der Besitzereinte,dass er seit mehr als zwei Jahren nicht mehr gefahren sei und keinen Platz im Keller mehr hätte. OK - da stehen ja auch ein altes S-Comp, ein super erhaltenes und gepflegtes (von mir ;-) C500 und ein Dalli Shark (heißes Gerät!), da war der kleine Zox-Klon irgendwann "übrig".

So sah das Radl aus, als ich auf den Hof kam:

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Ziemlich mitleiderregend abgewirtschaftet. Sitz fehlte mittlerweile auch.

Das Schlimmste war die Mischung aus mehreren Schichten Farbe und Rost, die einen Großteil des Rahmens und der Anbauteile überzog.

Dann fiel auf, dass der Lenkwinkel für Zox-Verhältnisse sehr flach war - die Gabel ist übrigens original.

So gestalteten sich die ersten Versuche, mit meinem dafür vorgesehenen Sitz eine gescheite Position zu finden:

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Mir persönlich war die Sitzhöhe nämlich beim Probieren etwas zu niedrig und das Tretlager etwas zu hoch - warte Mal, da geht doch 'was!

Wie wäre es denn, wenn ich das Rad hinten hoch...das wären ja drei Fliegen mit einer Klappe! Steuerwinkel steiler, Sitz höher und Tretlager niedriger...so vielleicht?

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So wollte ich das machen. Das 24"HR hatte ich irgendwann mal für andere Zwecke gebaut und nun hing es seit Jahren traurig in der Garage herum.

Fortsetzung folgt...
 
Gesagt - getan...

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Die originalen Ausfallenden 'rausgeflext und die beiden Stahlstreifen eingeschweißt. Tadaa:

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Bis hierher alles kein Problem. Sitz angeschraubt - zu steil. Alles retour und neue Löcher in die selbst gebogenen Alu-Winkel gebohrt. Angeschraubt, draufgesetzt - Mist. Reifen schleift am Sitz. Alles Murks, weil sich von mir unbemerkt das ganze Gestänge nach unten verschoben hatte. War nicht fest genug geklemmt, um am Rahmen zu halten und hatte auch das Teil zur Positionierung des Gewindebolzens unter dem Gummipuffer mit 'runtergedrückt. Alles von vorn...und diesmal ordentlich festgeschraubt.
Noch ein Lochpaar - genau in die Mitte zwischen den beiden Fehlversuchen. Perfekt!

Das war aber alles nur Spaß gegen das, was jetzt kommt.

Bei der Suche nach Sitz- und Lenkerposition stellte sich sofort die Frage nach dem Sinn der verbauten Schaftverlängerung. Nach meinen Tests und Messungen sollte das auch ohne gehen, wenn der Lenker etwas weiter vorn/unten hin käme. Also mehr UDK. Momentan war er doch sehr hoch und zwischen Knien und Oberkörper. Ich schaute immer unterm Lenker durch - das gefiel mir gar nicht.

Also den Vorbau ab - ging mit sanfter Gewalt ganz gut. Aber die lange Standzeit im Freien hatte allen Verschraubungen ganz schön zugesetzt. Trotz Flutens mit WD40 und anderen Wundermitteln war das ganz schöne Murkserei.

Ging aber alles - nur die vermaledeite Schaftverlängerung rührte sich nicht.

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Die Verschraubung ging dann am nächsten Morgen auf und den Klemmkonus habe ich mit brutaler Gewalt nach unten schlagen können. Zwischendurch war ich auch Mal arbeiten und habe am Abend die Mühle umgedreht und durch den Gabelschaft und die Bohrung vom Konus das Ganze nochmal quasi von unten "geflutet". Es hat nix genutzt. Da half also nur rohe Gewalt.

Also zwei 12er Löcher in die Verlängerung gebohrt und dort meinen größten Inbusschlüssel durchgesteckt.

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Der Rest war nur eine Frage der verfügbaren Hebel und der Zeit.

Muskelkater habe ich tatsächlich heute noch und es hat letztlich mehrere Stunden gedauert, bis das Ding endlich aufgegeben hat. Für den ersten Millimeter Herausdrehen habe ich sage und schreibe eine halbe Stunde gebraucht. Da isses:

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Ab da war alles ganz einfach.

Einen besser geeigneten Schaftvorbau (110mm Vorbiegung, statt 75) habe ich aus einem meiner Trekkingräder "entwendet" - dafür ist dort jetzt der alte aus dem Zox drin. Schade, dass der Flux-Lenkerbügel für die alte Einbauposition ein paar cm gekürzt wurde - es geht jetzt ganz gut, aber zwei, drei cm länger wären perfekt.

Kette kürzen/entrosten und beweglich machen.
Das obere (hier durch die Einbaulage das hintere) Schaltwerksröllchen hatte zu viel Spiel und musste einem neuen weichen und der Schaltzug hatte Spliss...
Dann gab's das übliche Gefrickel mit Kettenführung, Rollen etc.
Damit bin ich sicher noch nicht endgültig durch, aber es fährt erstmal wieder.
Und trotz der pannensicheren Bereifung gar nicht so schlecht.
Die Gummifederung hat durch die 5cm mehr Hebelarm im Ansprechverhalten gewonnen, ohne zu weich zu sein oder gar durchzuschlagen. Super.

Bild von der heutigen, kurzen Probefahrt:

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Nun fehlt nur noch eine Minimal-Gepäckträger-Variante. Da werde ich etwas basteln...muss ja nicht viel halten.
Nur eine Top-Tasche mit Werkzeug, Schläuchen, Portemonnaie und Kleinkram für Tagestouren. Ach so - ausreichend Freizeit in Verbindung mit gutem Wetter fehlt natürlich auch...

Ich freue mich über mein Zox-Nachbau-Unikat in 20/24" und halte Euch auf dem Laufenden, wie es mit dem Rad und mir weitergeht.

LG Holger
 
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Für die Interessierten unter Euch hier noch ein paar Daten:

Höhen von Sitz/Tretlager: 35/57cm

Passt für mich perfekt und viel besser als die ursprünglich etwa 30cm Überhöhung.

Gewicht - schwer...
So wie's jetzt dasteht, bringt es knapp 18 Kilo auf die Waage. Dafür kann ich bei Bedarf bedenkenlos überall Löcher in den Rahmen bohren! ;-)

Länge: durch das 24er HR doch knapp 2 Meter. Hätte ich gar nicht gedacht, weil es irgendwie so "niedlich" wirkt.

Was ist außer dem angedachten Gepäcktrager noch zu tun?
Schutzblech vorne vielleicht.
Ansonsten erstmal nix, solange es läuft.
Die Kette ist nach Rohloff-Kettenlehre eigentlich knapp "durch".
Das 60er Kettenblatt ist schon etwas angegriffen und die Kassette zeigt auch Abnutzungserscheinungen. Aber bei den vielen Rädern in meinem Fuhrpark wird sich die jährliche Kilometerleistung in überschaubaren Grenzen halten, denke ich. Solange ich mit der Übersetzung klarkomme, bleibt das so und wird 'runtergefahren.

LG Holger
 
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Jetzt habe ich es doch getan - 9fach Kassette mit 42er Ritzel und 2 HG 53 bestellt...
Die Überlegung dahinter: ein ordentliches 60er Kettenblatt (ist mir wichtig, um die Kettenkräfte im Antrieb möglichst gering zu halten - gerade mit den Umlenkrollen) mit integriertem Schutzring, wie das montierte von HP kostet auch 'ne Stange Geld. Wenn ich das jetzt mit der angerosteten Kette zuschanden fahre, tu' ich mir keinen Gefallen. Also lieber jetzt eine neue Kette drauf, wo der Verschleiß lt. Kettenlehre einen Wechsel gerade noch zulässt, ohne dass ein Springen der Kette zu befürchten ist.

Dazu kommt das Problem der Übersetzung - für das, was ich mit diesem Rad machen will (und mein Knie) sind 2,72m bei 60/34 zu viel. 60/36 retten mich auch nicht wirklich.
Mit dem 42er Ritzel sind es nur noch 2,20m. Damit kann ich ganz gut leben und für den "Notfall" wäre dann auch noch das "kleine" 42er Kettenblatt da. Aber eben ohne Umwerfer und deshalb wirklich nur für den Notfall.
Die eventuell nötige Schaltaugenverlängerung habe ich schon da.
Die Gangsprünge (11-13-16-20-24-28-32-36-42) sind aber zu groß - da wird natürlich "selbst geritzelt", bis es passt.
12-14-16-18-21-24-30-36-42 wäre das, wo ich hin will...

Wenn die Teile verbaut sind, werde ich hoffentlich noch Mal gutes Wetter und Zeit für eine ausgiebigere Probefahrt haben.

Die Leertrumrolle wäre noch ein kleineres Problemfeld - funktioniert irgendwie, lärmt aber ganz schön und die Kette läuft fast immer ganz am linken Rand.
Ich hatte die vage Idee einer seitlich verschiebbaren, gezahlten Rolle, aber @Racertje hat mir da schon auf die Sprünge geholfen - wird wohl doch eine Pendelrolle werden. Das kommt aber alles nach und nach - der Winter hat ja noch nicht mal angefangen.

LG Holger
 
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Die Leertrumrolle wäre noch ein kleineres Problemfeld - funktioniert irgendwie, lärmt aber ganz schön und die Kette läuft fast immer ganz am linken Rand.
Ich hatte die vage Idee einer seitlich verschiebbaren, gezahlten Rolle, aber @Racertje hat mir da schon auf die Sprünge geholfen - wird wohl doch eine Pendelrolle werden. Das kommt aber alles nach und nach - der Winter hat ja noch nicht mal angefangen.
Die schönste Pendelrolle die ich bisher gesehen habe war die hier. Das Bild ist hier aus dem Forum. Was Lärm im Antrieb bei indirektem Frontantrieb angeht ist das Beste aber auf 26" oder 28" zu gehen.
 

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oh oh und führe ihn nicht in Versuchung... bald sehen wir hier ein FastZox mit 2x24 und kürzeren Kurbeln... : )
 
Die schönste Pendelrolle...

...wird's bei mir sicher nicht geben.
Ich dachte erstmal an "irgendwas mit Kabelbindern" oder so. ;-)
Zumindest, um die beste Position und Größe auszutesten.
Dann muss es nur noch funktionieren und dauerhaltbar sein. Mein. ergeiz ist immer, das mit Zeig zu realisieren, was ich eh da habe... Mal sehen, was der Winter so an Ideen bringt.

LG Holger
 
oh oh und führe ihn nicht in Versuchung... bald sehen wir hier ein FastZox mit 2x24 und kürzeren Kurbeln... : )

Gibt's denn eigentlich originale Zox-Gabeln in 24"? Hmm...dann müsste ich aber wegen des Lenkwinkels hinten glatt auf 28" gehen... Nein! Es bleibt so (zumindest vorerst).

Nee, länger, sonst muss der Sitz ja aufs Hinterrad rücken!

Ach weißt Du, so ein einfacher Vierkantrahmen ist schnell verlängert...nein, es bleibt so!!!!

LG Holger
 
Nee, länger, sonst muss der Sitz ja aufs Hinterrad rücken!
@HFKLR hat schon recht.
Bei gleichbleibender Sitzposition und kürzeren Kurbeln wandert das Tretlager nach vorne, um die gleiche Position des Pedals in vorderer Stellung zu erhalten. Die hintere Pedalposition zieht nach vorne mit und hat somit einen größeren Abstand zum Vorderrad.
Ich hatte lange intuitiv falsch gedacht, was beim Verlängern oder Kürzen der Kurbeln mit dem Tretlager passiert, bis ich mir mal genau überlegt habe, wie ich die Nose am Trike näher zu mir bringen kann.
Kürzere Kurbeln ändern in dem Fall rein gar nichts, weil sich die vordere Fußposition, die die Minimalentfernung der Nose definiert, nicht ändert.
Die Lösung in diesem Fall lautet schmalerer Q-Faktor und Schuhe - oder eben Knochensäge.

@Höhlenstein
Finde es klasse, wie du das Rad restauriert hast! Es muss nicht immer das leichteste und neueste und Carbon sein um Freude beim Fahren zu haben :)
 
Bei gleichbleibender Sitzposition und kürzeren Kurbeln wandert das Tretlager nach vorne
Ohne Metallbau wandert das Tretlager an diesem Rad nirgendwo hin. Um mit kürzeren Kurbeln noch die Beine ausreichend ausstrecken zu können, müsste also der Sitz hinter. Genau das habe ich gemeint, auch wenn man bei verstellbarem Tretlagermast immer dort ansetzen würde.

Gruß,
Martin
 
Das Detail habe ich übersehen, da hast du natürlich recht!
Dann bleibt wirklich nur die Rahmenverlängerung. Aber es soll ja so bleiben wie es ist.
Gute Entscheidung - erstmal fahren :)

Grüße
Jan
 
So - fertig.
Pendelrolle ist drin. Gezahnt und 15 (oder gar 16?) Zähne.

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Für die notwendige seitliche Drehbarkeit sorgen 2 "Gelenke" folgender Bauart:

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Edelstahlrohr 1x10 auf 8mm Schraube, 7mm lang. Darauf Alu-Flachmaterial mit 12er Bohrung zum Verschwenken. Bringt etwa 50°. Dasselbe auf der Rollenseite nochmal, aber nur für 30°. Passt.

IMG_20221027_153916.jpg

IMG_20221027_153731.jpg

Und zum vorläufigen Abschluss noch der neue Antrieb:

IMG_20221027_171319.jpg

Selbstgeritzelte Kassette mit 13/14/16/18/21/24/30/36/42

Ausgiebige Probefahrt steht noch aus.
Und die neue Kette wird noch etwas gekürzt.

LG Holger
 
Pendelrolle ist drin.
Moin Holger,

o_O
die heftige Maschinenbaulösung. Bei mir tut es auch ein Aluwinkel und eine Speiche mit Nippel.

Gruß
Felix

PS: Warum ist die Zugtrumrolle eigentlich so weit hinter der Gabel? Das dürfte doch schon einen Treteinfluß auf die Lenkung haben, oder?
Bei meinen zoxartigen Liegen ist die Umlenkrolle vor dem Steuerkopflager gelagert, damit das Zugtrum knapp hinter der Gabel längsläuft. Auch die Cobra-Royal-Krücke (Zugtrumumlenkrolle zu schwach nur mit einer kurzen Schraube direkt neben dem Steuerkopflager positioniert) habe ich, aktuell noch mit einer Alumanschette umgebaut, aber gerade nicht im Betrieb. Der Rahmen wartet noch darauf, daß ich ein Rohr an der richtigen Stelle einklebe.
 

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das mit den kürzeren Kurbeln sollte für den Witz mit 2x24 Zoll sein, damit bei Nicht-Verstellung des Sitzes die Kurbeln noch am dann größeren Vorderrad vorbeikommen (wenn nix am Tretlager "Ausleger" verändert wird)
 
oder kaum Sitzverstellung, wenn die Kurbeln 2 cm kürzer wären, müsste der Sitz 2cm weiter nach hinten...
 
die heftige Maschinenbaulösung

Hast ja Recht...und danke für die Bilder!
Ich hatte sogar eine "Leichtbau-Variante" mit Bohrung durch den Ausleger und Schaltseil statt Speiche angedacht - hat mir letztlich nicht gefallen. Also erstmal die Lösung mit Klemmschelle und zwei 8er Schrauben und eine Gewindestange plus U-Scheiben und Muttern. Das Aluzeug wiegt nicht so viel, dass man ernsthaft drüber reden müsste. Aber das Mehrgewicht (ich werde mir vielleicht bei schlechtem Wetter und viel Zeit Mal den Spaß machen, das wiegen) ist mit Sicherheit in Relation zu meinem Übergewicht und dem schweren Rahmen zu vernachlässigen. ;-)

Wenn ich irgendwann Mal ein "leichtes" Rad aufbauen sollte, dann werde ich es mit Sicherheit anders machen.

LG Holger
 
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Moin bergsprint,

irgendwie kann ich Dir nicht ganz folgen. Warum brauchen die beiden Rollen jetzt einen größeren Abstand?
Und meine Rolle hängt, indirekt über die Speiche und den Aluwinkel, auch am Hauptrahmen.
Für meinen Geschmack sollte eben die Achse der Zugtrumumlenkrolle auch an der Stelle sein, wo jetzt die Rücktrumrollen-Lagerung beginnt.
Deswegen ja auch meine Frage: Warum ist die Umlenkrolle so weit hinten und haben die Antriebskräfte damit nicht eine relativ starken Einfluß auf die Lenkung?

Gruß
Felix
 
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