Brevet Zeitfahren HH-B 2018

Ja, alle Vorne fahren logisch mit dem Messer zwischen den Zähnen. Die Straßen wohl gewiss im Schnitt nicht schlechter. Die schlechten Passagen sind logisch jetzt noch schlechter
 
Kriechgeschwindigkeit ist hier für schnelle 45kmh/schnitt mit Gepäck.

In welchen Jahr soll er denn 45 km/h Schnitt gefahren sein ?

2010 ist er 275km/(7+6/60)=38,73 km/h Schnitt gefahren.
2011 nicht teilgenommen
2012 42,4 km/h Schnitt
2013 seit ca. April 2013 war er nicht mehr unter uns

Ich denke die Strecke war vergleichbar und auch sein Milan war vergleichbar mit den heutigen schnellen. Nach seinen Aussagen hatte er sehr teure Reifen auf dem Milan drauf und ist deshalb um sie zu schonen, zur Arbeit immer mit dem LR gefahren (aber auch wegen dem fehlenden VM Parkplatz.) Für mich ist seine Aussage deshalb glaubwürdig, das er bei HHB hätte schneller fahren können, seine HHB Zeiten taugen nicht für irgend welche Vergleiche.

Gruß Leonardi
 
Morgens vor dem Hotel, kurz vor der Abfahrt zum Start, zeigte das Thermometer kuschelige 14°C an. So konnten sämtliche Reserveklamotten unten in der Gepäcktasche verschwinden, dünnes Shirt und Short würden reichen.
Nach einem kurzen Frühstück ging ich mit etwa einer Minute Verspätung auf die Reise. Die wenigen km in Schleswig Holstein bleiben mit einem herrlichen Blick über die Elbe mit einem roten Streifen am Horizont des ansonsten noch stockdunkelen Himmels in Erinnerung.

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Es dämmerte gerade, als der roadtrain an mir vorbei schoß, die hatten sich scheinbar etwas vorgenommen. Ansonsten hat mich noch eine RR-Truppe überholt, das war es auch schon, was sich in der ersten Stunde von vorne oder hinten näherte.
Die Temperatur fiel bis Sonnenaufgang auf 9.8°C, das war hart an der Grenze. Zuverlässig nach gut einer Stunde die erste ganz kurze Pause, und schon hatte ich bei Jürgensdorf eine 5er Gruppe am Hinterrad. Die hat es sich dort auf den nächsten 16km bis Alt Garge bequem gemacht. Mir war es im Grunde egal, konnte ich gut mit leben. Bis sie anfingen, sich in der zweiten Position abzuwechseln, ohne Anstalten zu machen, nach ganz vorne zu fahren. So habe ich dann jeden, der gerade in die „Führungsposition“ gefahren ist, mit einer Tempoverschärfung begrüßt. Bei dem einem, der nach dem Erreichen des Windschattens gerade einen Schluck aus der Trinkflasche nehmen wollte, hat das besonders nachhaltig funktioniert...
Auf den kurzen Kopfsteinpflasterabschnitten hinter Alt Garge bin ich die Truppe dann losgeworden. Zunächst konnte ich die lästigen Anhängsel abschütteln, aber dann auch eine meiner Trinkflaschen :(, und alle zogen wieder vorbei. Naja, wenigstens war ich vorerst wieder alleine unterwegs. In Neu Darchau hatte ich zwei von denen wieder eingeholt. Die beiden befuhren allerdings die Elbuferstraße, während ich rechts in die Hügel abbog. In Hitzacker hatte ich beide wieder direkt vor mir...

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Bei Dambeck, etwa 10km vor der Kontrolle in Dömitz, sah ich eine riesige RR-Truppe im Spiegel, die sich langsam näherte. Das fehlte mir gerade noch, etwa 40 Fahrer gleichzeitig zur Verpflegung und auf die Toilette. Also nochmal etwas anziehen, und Dank der vielen Abbiegungen konnte ich sie auf Abstand halten. Nach 3h15m waren die ersten 95km geschafft.

20 Minuten später ging es weiter, leider hat sich die große Truppe zeitgleich ebenfalls wieder auf den Weg gemacht. Die ersten km bis Dömitz musste ich erstmal wieder in Tritt kommen, immer mehr RR flogen von hinten an mir vorbei. Und alle blieben im Ort auf der B195, während ich den Deichweg befuhr. Und so durften sie mich alle nach Dömitz noch einmal überholen...

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Einzel- oder Teamzeitfahren stelle ich mir irgendwie anders vor... (n)

Blöderweise hing ich nun im Windschatten am Ende des Feldes. Das war zwar gemütlich, aber unbefriedigend. Selbst ein größerer Abstand hat nicht geholfen, da ich an jeder noch so kleinen Kurve wieder dranhing. Also erstmal abwarten, ob die Truppe auch den Weg südlich an Lenzen vorbei wählt – leider ja. Die erste Gelegenheit nutzte ich zum überholen, und fuhr anschließend mit etwa 300m Abstand vor der Truppe her, bis sie mich bei Wustrow wieder stellten. Gerade war der letzte vorbei, bogen sie schon wieder rechts ab. Ganz links am Grünstreifen entlang musste ich an der Hälfte der Truppe vorbeiziehen, weil sie nicht um die Kurve kamen (ich wollte geradeaus weiter). Hinter Jagel trafen sich unsere Wege wieder, ich war etwa 200m dahinter. -> also Abzweig merken fürs nächste Mal...

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In Wittenberge rollte die nächste größere Welle von hinten an. Am Ortsausgang war davon nach einigen kurzen Ampelsprints nur noch eine schnelle 4er Gruppe übrig, gemeinsam kurvten wir mit Schmackes durch die Wittenberger Elbniederung. Geil ! Zumindest solange, bis wir wieder auf den schon bekannten Peloton aufliefen. Zunächst wollten meine Begleiter dort ein Stück mitfahren, merkten aber nach wenigen Metern, das das fruchtlos ist. So schnitten sie auf der kurvigen Straße durch das Feld wie das warme Messer durch die Butter. Gefällt mir ! Hinterher :D . Vereinzelt hörte ich ein "ach guck, da isser wieder"... ;)

Bis wenige km vor Havelberg fuhr ich mit den "Dömitzbrötchen" nun mehr oder weniger zusammen. Ich versuchte mit meinem halben Windschatten so gut es ging meinen Anteil zu leisten, fuhr aber entweder ganz vorne oder ganz hinten. Nach etwa 20km Tempobolzen konnte ich an dem leichten Anstieg nach Nitzow nicht mehr mithalten und ließ abreißen. Das ich für diese 35min sehr bald zahlen würde, war im Moment egal. Hat Spaß gemacht und nach hinten war erstmal wieder Luft.
 
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Den Abschnitt zwischen Havelberge und Rhinow muß ich wohl nicht weiter kommentieren. Anfangs noch sehr guter Radweg, zum Ende hin sehr rauher Asphalt und der Wind ungebremst voll auf die 12. Mit nur noch 22km/h kam ich der Supermarkt-Oase schleppend näher. Erste leichte Krämpfe kündigen sich an, Notfallriegel einwerfen.

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Kurz nach 13.30 Uhr war mit dem NP die 200km-Marke erreicht. 30min später ging es weiter, mit 0.5l Wasser, 0.5l Cola, einem Snickers und einer Laugenecke im Bauch sowie 1.5l Wasser, 0.5l Apfelschorle und 0.5l Notfallcola im Gepäck. Nach 500m ein gedämpftes „Plopp“: „hmm, die Trinkflaschen klingen anders, wenn sie runterfallen.... NEIIIIIN ! Bitte nicht die Cola !!!“
Doch, die Cola. 0.5l schwappten in der Tasche, was für eine Sauerei ! Merke: Getränke in Zukunft getrennt vom Gepäck transportieren, Cola nicht in Wasserflaschen umfüllen.

Ab hier war nur noch der Wind der Gegner. Kurz hinter Friesack rollte @Shrek vorbei, für mein Gefühl sehr langsam. Wenige km später schob er seinen Milan vor sich her. Kurzer Halt und Schnack, Probleme mit den Fußsohlen. Dieser kurze Halt hat mir garnicht gut getan, ich kam nicht wieder in Gang. Es zog sich. Noch knapp 20km bis Nauen, da komme ich endlich aus dem Wind raus. Das sollte bis 16 Uhr möglich sein. Schon hörte ich den Wind räuspern: „das wollen wir doch mal sehen !“ :(

Bei Berge plötzlich ein Schreck, wieder eine große Radgruppe in einiger Entfernung voraus. Wo kommen die denn wieder her ? Es waren aber gar keine Zeitfahrer, im Gegenteil. Ich erreiche den Havellandradweg, der sich genau um diese Minute größter Beliebheit erfreut. Die Überholmanöver der Radwanderer untereinander hatte schon etwas von Elefantenrennen, gerne auch mal zu dritt nebeneinander. So störte mich der Wurzelteppich unter dem Asphalt an einigen Stellen auch nicht weiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich mich endlich durchgekämpft, die ständigen kurzen Antritte in die nächste Lücke hinein waren aber das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte.

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Bis Falkensee kamen noch ein paar RR-Teams vorbei, @diesch auch. Der Kfz-Verkehr nahm merklich zu, nach so viel herrlicher Natur über den Tag nervt das alles. Noch zwei Bahnbrücken bis Staaken, Navi sagt links, da ist aber nichts. Doch, da, durch die Hecke... Am Fort Hahneberg plötzlich ein verschlossenes Tor, der Fußweg über grobes Gröll, Absteigen. Egal, die paar Meter noch. Aus "die paar" werden noch 6000, aber dann ist es vorbei. 276.7km in 10h47min, Rollzeit 9h42min. Zufrieden :)
 
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[QUOTE="jostein, post: 963442, member: 1447"...
Und noch mehr für die Statistiker, HH-B 2018 war bei mir sehr ähnlich wie 2017
...[/QUOTE]

Hi,
fehlt nur noch das Gewicht :)
Bist Du letztes Jahr auch ohne Hosen und Haube gefahren?
Tolle Leisung,
Grüße, Christian
 
Was bedeutet dieser Wert?
Die Antwort ist relativ simpel:

Wenn man in die Pedale tritt gibt es auch Phasen der Ruhe. Ich lasse einfach laufen. Der Druck aufs Pedal ist dann 0Watt.
Jetzt gibt es 2 Möglichkeiten, den Durchschnittwert der erbrachten Leistung zu berechnen.
Einmal nehme ich nur die Zahlen, wo auch Druck aufs Pedal gebracht wird (Normalize Power)
Leistung N.P.: 255 W (255 W)
und das andere mal wird der Leerlauf mit einberechnet
Leistungsschnitt mit Null: 232 W (226 W)
dieser liegt logischer Weise immer niedriger.
Desto dichter die beiden Zahlen zusammen liegen desto kontinuirlicher war der Druck auf dem Pedal.
Bei einem Zeitfahren auf der Bahn wird dort kaum ein Unterschied geben. Da gibts nur Druck.
 
ich möchte noch einmal auf diese Werte zurück kommen:
Bruttozeit: 5:44 h (2017: 5:42 h)
Mittlere Geschwindigkeit in Bewegung 49,9 km/h (in 2017 50,2 km/h),
Leistungsschnitt mit Null: 232 W (226 W)
Leistung N.P.: 255 W (255 W)

Eine wichtige Sache kann man hier auch sehr gut herauslesen: Durch den Umstand, dass Hajo fast identische Zeiten mit einem identischen N.P. Wert gefahren ist kann man durch den höheren "Null"-Wert erkennen, dass beim VM der Gegenwind nur 6 Watt ausgemacht hat. Rechnet man noch ein wenig die geringere Geschwindigkeit ein kommt man vielleicht auf 8 Watt. Das Ganze ohne Haube und Hosen....

Das ganze gilt natürlich nur, wenn er auch die gleiche Strecke wie letztes Jahr gefahren ist.

Wenn man die einzelnen Berichte so liest, scheint der Gegenwind einen höheren psychologischen Faktor gehabt zu haben als er im VM wirklich war. Es spricht natürlich auch für die geniale Aerodynamik seines DF.

Die Uprights sehen dass berechtigter Weise ganz anders.
 
Dies Jahr waren weniger Baustellen an denen man schieben mußte. Und Gegenwind zu Rückenwind ist schon deutlich spürbar, 2-3km/h + oder -, allerdings macht es auf dem hohen Geschwindigkeitsniveau nicht soviel wie beim RR.
Die Temperatur war besser dies Jahr, wären sonst mehr Watt Unterschied.
 
twas Schade, dass viele bei dem schönen Wetter dann noch was anderes vorhaben und sich das Clubheim bzw. die Wiese abends doch schnell leert.
Fand ich auch etwas schade, als wir ankamen waren wohl schon die meisten wieder weg.
Wir Berliner hattens halt nicht ganz so eilig wieder zurück zu kommen...
 
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beim VM der Gegenwind nur 6 Watt ausgemacht hat
Danke, jetzt wird's aber genau ;-)
Strecke war annährend gleich, letztes Jahr durch Perleberg und Brieselang, dies Jahr durch Kyritz. Letztes Jahr musste ich kurzfristig vorne einen Erlkönig mit Latex gegen einen ProONE mit Butyl tauschen, Temperaturen waren aber im Mittel mit 16°C nicht zu tief, 2018 3 K höher. Also beides Effekte, die den diesjährigen Gegenwind etwas kompensiert haben
 
Wenn man in die Pedale tritt gibt es auch Phasen der Ruhe. Ich lasse einfach laufen. Der Druck aufs Pedal ist dann 0Watt.
Jetzt gibt es 2 Möglichkeiten, den Durchschnittwert der erbrachten Leistung zu berechnen.
Einmal nehme ich nur die Zahlen, wo auch Druck aufs Pedal gebracht wird
Das nennt man dann "Mittelwert ohne Null". Nebenbei bemerkt, in der Praxis spielt dieser Art der Mittelwertberechnung eigentlich keine Rolle.
(Normalized Power ist nochmal was anderes)

und das andere mal wird der Leerlauf mit einberechnet
richtig, das ist die übliche Art die mittlere Leistung anzugeben (arithmetischer Mittelwert). Leider hat sich hier noch keine prägnante Abkürzung durchgesetzt. Jeder kürzt diese Durchschnittsleistung anders ab (z.B. Pavg).


NP/Normalized Power hingegen basiert auf einem gewichteten Mittelwert. D.h. große Leistungen ziehen den NP stärker hoch, als kleine Leistungen ihn runter ziehen. Das soll berücksichtigen, dass kurze hohe Leistungen mehr "Körner" kosten als kurze niedrige Leistungen Kraft/Erholung zurückbringen.

Beispiel1: Ich fahre 1h lang genau mit 200W. Also ist der Durchschnittswert 200W (Pavg=200W). (Übrigens, der NP liegt dann ebenfalls bei exakt 200W).
Beispiel2: Ich fahre immer im Wechsel jeweils eine Minute lang 50W und dann für die nächste Minute 350W usw. Das wieder holt sich 1h lang. Der arithmetische Mittelwert liegt wieder bei 200W. Der NP liegt aber deutlich über 200W. (Einen genauen Wert habe ich leider nicht, da die Berechnung dieses fiktiven Beispiels nicht ganz trivial ist).
Jeder wird zustimmen, dass Beispiel2 deutlich anstrengender ist. Und das versucht der NP durch seinen (typisch höheren) Wert auszusagen.
Man kann den NP auch so interpretieren: Der NP spiegelt die Leistung wider, die ich hätte im Mittel fahren müssen, um die gleiche Anstregung zu haben.
Also für Beispiel2 könnte man sagen. Diese "Intervalle" sind so anstrengend als wäre ich im Mittel "deutlich über 200W" gefahren. Die Durchschnittsleistung suggeriert mit ihren 200W aber eine weniger anstrengende Fahrt.
 
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