Zeitfahren Hamburg - Berlin 10.10.2020

Doch von unserer Teamfahrt kann ich welche liefern :love:
Wir hatten eine nette Polizeikontrolle auf der B5. Fragten, wohin wir fahren. "Nach Berlin." "Ja und das Tagesziel?" - "Berlin!" - "Oh." :ROFLMAO:
 

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HHB 2020 aus meiner Haube gesehen

Als ich Mittwoch in der Früh im Regen Richung Hamburg losmache, hält sich die Vorfreude ob der nassen Wettervorhersage noch arg in Grenzen – genauso wie die Sicht jetzt durch das Visier der mir ungewohnten Haube, als es im Regen durch Bergische Land geht.
Aber auch Dank ordentlichen Rückenwinds bin ich nach 2 Etappen Donnerstag Mittag in HH. Dass ich mir noch eine Tag Zeit mehr in HH genommen habe, um unsre Tochter zu besuchen, verschafft mir auch noch einen Tag Ruhe für meine rechte Achillessehne, die sich in HH überraschend knirschend meldet. Dafür revidiert sich die Wetterprognose und streicht den Regen für Samstag.
1602532944370.png IMG_8901.jpg in HH angelegt: IMG_8909.jpg
Um 9 geht‘s dann in der Morgensonne los. Jochen erlaubt den Mädels auch oben zu starten, um die Kurvenausfahrt zu kriegen – Richard und ich geben uns emanzipiert und Daniel wartet eh‘ schon oben, das seine Bux nicht als Mund/Nasenbedeckung taugt.
Als es dann losgehen soll, muss ich Schussel erstmal im VM noch meine Gehkappen von den Cleats fummeln, dann aber!
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Nici voraus

An der Elbe erreiche ich dann meinen „Teampartner“ Daniel, der die Kurven auf den nassen Straßen sehr vorsichtig anfährt – die Michelin haben wohl nicht so viel Gripp im Nassen – ist aber auch keine Stärke der Erlkönige an meinen Vorderrädern. Mir ist‘s Recht, steht doch sonst oft die 6 vorne am Tacho.
Die Teamansage vom Vorabend war, bis Dömitz auf den kurvigen Sträßchen wenig Risiko und nicht überpacen. Spätestens auf der B5 wollte Daniel dann zeigen, dass sein neues After7 gnadenlos rennt und mir nur die Rolle des Plattgemachten bliebe:confused:.
Das Knirschen in der Sehne im Gefühl hoffte ich, mit warm gefahrenem Fuß dann mit gleichmäßigem Druck und ohne Ziehen nach Berlin zu kommen. So war davon auszugehen, dass wir nicht zusammen ankommen würden – alles andere würde den Teamsegen zu sehr belasten;).

Kaum auf der anderen Seite der Elbe laufen wir auf eine erste Autokolonne auf, die sich mit rund 45 km/h über die Elbuferstraße schlängelt. Nicht überraschend nutzt Daniel den Mittelstreifen zum Überholen. Wenigstens hupt der erste überholte PKW-Fahrer, damit sich die anderen schon mal drauf einstellen können. Ich verkneife mir diese Antritte und rolle hinter der Schlange her. Wenn Nici jetzt auftauchte, könnte ich auch mit hier weiterfahren. Kommt aber niemand und überhole auch nur 2 oder 3 Einzelfahrer und eine 10-köpfige Gruppe und ich setze Teil 1 unseres Plans konsequent um: „Nicht überpacen bis Dömitz“. Das After7 rennt auch ohne Überpacen :giggle:. Da die Sache gelaufen scheint, nerven die Autos, die vor Kameras und Ortsschildern ausbremsen, auch nicht sooo arg. Wenn‘s frei ist, rollt es in der Ebene auch zw. 60 und 65 – Dank Haube & Rückenwind.

An der Kontrolle in Dömitz nur kurz gestoppt, Harmut und Morten zugewunken und weiter, auf dem Radweg cruise ich um den gepflasterten Ortskern und ab geht‘s zur nächsten Challenge, dem Rodeo bei Breetz. Die Straße ist so hubbelig und auf beiden Seiten so stark abfallend, dass man sich nur oben mittig durchschaukeln lassen kann und in den Kurven möglichst die Innenseite nimmt. Nachdem der Fuß das klaglos hinnimmt, steigt die Laune auf dem Weg zur B5, ich nuckel noch am ersten Liter Wasser. Das Hinweisschild in Perleberg, dass Kyritz in 56 km ausweist, wird in „plus 1 Stunde“ übersetzt.

Insgesamt esse ich nur eine Banane – aber das hier schon erlittene Leistungsloch bleibt dieses Jahr aus.

15 km vor Nauen taucht dann in der Ferne so etwas wie ein weißes VM auf und ich rätsele, wer denn noch vielleicht früher gestartet sein könnte, Markus oder Alexander aus Berlin?
Als ich mit 65 auf der Uhr nur langsam näher komme, dämmert es mir, dass es Daniel ist. Panne oder sein vorhergesagtes „Sterben ab Kyritz“, bei dem er dann aber auf so etwas wie Autopilot stellt und das rausfeuert, was der Körper noch hergibt.
Egal, hinten ein (oder waren es 2) Zahn reduzieren und dann mit 75 und einem leichten Schauer übern Rücken vorbei :cool:.
Ein paar km weiter wieder trödelnde Autos und zunehmend mehr. Daher biege ich auf die Fahrradweg-Umgehung von Nauen ab, lasse es hier rollen. Daniel taucht im Rückspiegel auf, ich lasse ihn vorbei, um ihm nicht bei meiner Suche nach der Fahrlinie in die Quere zu fahren.

Von Nauen bis Falkensee folge ich ihm dann. An Abbiegungen und Kreiseln nehme ich etwas mehr raus, aber er drückt auch nicht wirklich auf die Tube. Wenn jetzt keiner platt fährt und ich von Krämpfen verschont bleibe, sollten wir es schaffen können, zusammen anzukommen, unglaublich schöner Gedanke. Daniel lotst uns auf dem Mittelstreifen zum letzten Kreisel in Falkensee. An den letzten Anstiegen sind noch 450 W schmerzfrei möglich. Wir laufen nach 5:15 h ins Ziel ein. Seine erste Beschimpfung nehme ich als Ritterschlag und kühlen und entsalzen uns im See.

Genial, dass das therapeutische Radfahren wieder funktioniert hat. Die Sehne bleibt auch nach dem Abkühlen und Ruhe zwar etwas steifer – aber knirsch und schmerzfrei.

Nici kommt kurz nach 3 rein, ärgert sich ein bisschen, die 6h knapp verpasst zu haben. Braucht sie aber nicht, Sie hat sich aus eigener Kraft verbessert und höhere Leistung gebracht!!! Daniel und ich haben dazu neues Material gebraucht, Haube bzw. neues After7. Chapeau(y).
Vroni und Richard auch im Team eingelaufen:IMG_8923.jpg , die Elite lässt sich abholen:IMG_8928.jpg

Der Sonntag 345 km zurück nach Holzminden war dann der anstrengenste Teil der Tour. Diesmal ziemlich genau gegen ziemlich frischen Wind.
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Nach Überquerung der Elbe wurd‘s dann hügeliger, Ab Wolmirsleben ist die B81 jetzt Kraftfahrstraße – da konnte ich schon für ebensolche nach Seesen und den Finalsprint auf Holzminden üben. Bin froh, dass die letzte Etappe am Montag dann kürzer ist und wollte die dann auch so kurz wie möglich halten – wenn ich nicht zu früh in Höxter abgebogen wäre und dann noch einen extra schönen Anstieg eingebaut hätte, der sich auch für Fritz seine Hexenrunden qualifizieren könnte. Danach war ich wach und durchgeschwitzt und hatte auf den nächsten 50 km mit dem Lüftungsmanagement zu tun, um in dem nebeligen Teil bis zu den Höhen vor Altenbeken das Visier und Brille frei zu halten.
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Aber der Wind ist weniger und auf den weiteren trockenen Abschnitte läuft es gut.
Auf den 5 Etappe der Tour muss ich einmal die Haube abnehmen, kurz vor der Ruhr bei Wickede:IMG_8962.jpg
Der lange Anstieg von Hagen nach Halver auf gut 400 m kurbelt sich rubbeldiedupp hoch und dann von da geht‘s 40 km fast nur noch bergab nach Corona-Colonia. Da wackeln fast noch die KOMs.

Die Hochstimmung beim Zielbier steht in totalem Kontrast zur Abfahrt ins regnerische Dunkel am Mittwoch!
Dickes Dankeschön an alle Organisatoren, dass sie das Zeitfahren auch 2020 ausgerichtet haben (y)– und trotz der ganzen Umstände halt hanseatisch gelassen und cool.
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PS.: Vergleiche ich die Geschwindigkeiten und Leistungsdaten der 5 Etappen mit denen der Vorjahre stelle ich fest, dass ich HHB 4 x mit 49,9 bis 50,1 gefahren bin und jetzt 54,2.
Die anderen Etappen sind aber von den Geschwindigkeiten und Leistungswerten sehr ähnlich, z. B. 2019 Af7 ohne und 2020 Af7 mit Haube, aber 2020 kälter und auf dem Hinweg viel Regen und Rückweg Gegenwind:
Köln-Nähe Siedenburg: 2019 38,7 km/h(169 W) - 2020 38,5 km/h (167W)
Nähe Siedenburg-HH : 2019 43,6 km/h (174 W) - 2020 45,7 km/h (186 W)
HH-B: 2019 49,9 km/h (231 W) - 2020 54,2 km/h (235 W)
B-Holzminden : 2019 40,7 km/h (175 W) - 2020 40,3 km/h (180 W)
Holzminden-Köln: 2019 36,7 km/h (164 W) - 2020 37,4 km/h (189 W)
 
Wir sind als Dreierteam gefahren und krankheitsbedingt lief es bei einem Teammitglied nicht gut. Bedeutete, dass zwei die gleiche Leistung wie am Vortag bei der Anreise gefahren sind und die hatten das als lockere Anfahrt tituliert. Bewegungszeit: 7.04, Verstrichene Zeit 7.27, Durchschnittliche Leistung 155 W, ... Die Leistung von Daniel und Hajo sind für mich nie im Leben erreichbar, aber eine Stunde weniger als am Samstag ist realitisch.
Holger, Ihr habt alle drei das Teamfahren konsequent durchgezogen und das ist dann auch für alle eine Herausforderung (y). Und was Du in den Beinen hast, war ja bei den in Strava aufgezeichneten Brevet-Touren mit dem letzten SL zu sehen z. B. die 400 km Ostsee auf teils abendteuerlichen Wegen (?) - unabhängig von irgendwelchen Diskussionen ums Messequipment. Und gelernter Rennfahrer bis Du auch noch - was ich nimmer mehr erreiche.

In den Tagen waren die Gedanken jetzt auch öfter bei @flensboards, nicht nur beim Flens im Ziel. Er hätte sicherlich mit Nici ein gutes Team gebildet und beide sich unter die 6 h pushen können. Als ich auf Daniel wieder auflief, fiel mir seine Beschreibung von HHB vor ein paar Jahren wieder ein :love::
Da sind wir beim Gegner der stärkste oder gefährlichste Gegner ist man auf diesen langen Strecken wohl selber, dicht gefolgt vom Glück und dann irgendwann Wetter und @jostein
Fühlte mich da auch ein bisschen von oben beobachtet und angeschubst.

Naja, und auch seine Mahnung von 2016, gilt wohl weiter, falls Daniel nicht wieder etwas aus der Form zaubert:
"Unsere älteren Semester müssen jedes Jahr mehr tun, um langsamer nachzulassen."
 
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