Zahlen- vs. Bartschloss

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Hallo Forum,
ich mag Zahlenschlösser, weil da kann man den Schlüssel nicht verlieren und Zahlen muss ich mir eh bis zu Getno merken (PIN, Passwörter, Kontonummer). Nun habe ich aber vor einiger Zeit in einer der Produktkolumne (aka Blog) gelesen, dass Zahlenschlösser nichts wären und ganz leicht geknackt werden könnten. Ist da was dran? PS: Ich meine schon ordentliche Zahlenschlösser von Abus z.B.
Danke!
 
Zu Schulzeiten damals konnte man Zahlenschlösser einfach dadurch "knacken", dass man die Ringe unter Zug durchrotiert hat. An der Nut rastete es dann spürbar ein => Wechsel zum nächsten Ring. Ich will mal hoffen, dass zeitgemässe Ringe da besser sind. Ich habe auch eines von Abus, mit 4 Ringen, und ja, ich stand auch schonmal 20 km von zuhause entfernt und hatte ein Kettenschloß (kein Zahlenschoß) gerade eingerastet, als mir auffiel, dass ich den Schlüssel nicht dabei hatte! :eek: Ich hatte mich schon auf eine Wanderung nach Hause eingestellt, als ich in den Tiefen der Ortliebtasche doch noch den Schlüssel fand! Seitdem benutze ich das Zahlenschloß wieder öfter... Unter Zug mit dem Schloß herumgetestet habe ich aber doch noch nie.

Die Schlösser "früher" hatten 3 Ringe, das ist wirklich nicht sicher, weil es viel zu wenig Permutationen gibt. Von Abus gibt es auch welche mit 4 und 5 Ringen, das ist in jedem Fall vorzuziehen. Letzten Endes hält das Diebe aber alles nur auf, einen absoluten Schutz gibt es nicht.
 
Normale Bartschlösser werden doch genau so geöffnet - vorspannen und dann gucken, welcher Bolzen sich zuerst bewegt. Braucht zwar zwei passende "Fingerverlängerungen" und vielleicht etwas mehr Übung, aber am Ende sollte die Fertigungsgenauigkeit einen größeren Einfluss haben als das Grundprinzip, ein gutes Zahlenschloss sich also länger wehren können als ein billes Bartschloss.
 
Du kannst ja mal suchen, ob sich jemand in Deiner Gegend mit in sportlicher Weise mit Lockpicking beschäftigt.
Die Leute haben meistens ein recht gutes Verständnis was OK ist.
 
dass Zahlenschlösser nichts wären und ganz leicht geknackt werden könnten. Ist da was dran? PS: Ich meine schon ordentliche Zahlenschlösser von Abus z.B.
Ja, das ist so. Ich habe ein Jahrzehnt Tätigkeit im Schlüsseldienst hinter mir (lange her) und muß das daher leider bestätigen. Wenn sich jemand Zeit nimmt und mit Zahlenschlössern spielt, kann er mit den Fingern fühlen lernen, wie — Scheibe für Scheibe — die richtige Ziffer hingedreht wurde. Mit sehr viel Übung dauert das dann nicht lange, bis auch vielzahlige Schlösser zu öffnen sind. Leider machen Schlösser der Qualitätsmarke (keineswegs ironisch gemeint) Abus hier keine Ausnahme.
aber am Ende sollte die Fertigungsgenauigkeit einen größeren Einfluss haben als das Grundprinzip
Der Zusammenhang klingt logisch, bestätigt sich in der Praxis aber nicht zwangsläufig. Manch preiswerter 0815-Schließzylinder lässt sich auf Grund hoher Toleranzen schwerer nachschließen (picken), als ein hochwertiges Fabrikat bester Verarbeitung mit geringen Fertigungstoleranzen des gleichen Grundprinzips. Das gilt mitunter selbst dann, wenn der 0815-Zylinder über nur 5 Zuhaltungselemente verfügt und der hochwertige über 6 davon (wirklich hochwertige Schließzylinder verfügen freilich über viele weitere Schließelemente, aufgeteilt auf mehrere schließebenen. Hier ging es mir nur um den Einfluss von Fertigungstoleranzen am Beispiel eines Grundprinzips). Eigene Testerfahrung und kann selbstverständlich nicht verallgemeinert werden. Ausnahmen gibt es eben immer. PS: ich habe berufsbedingt entsprechende Schließzylinder auch vollständig aus ihren Einzelteilen zusammengebaut, auch Schließanlagen. Da kommt schon ein gewisser Einblick zustande.
Allerdings ist Nachschließen (also das Öffnen von Schlössern ohne passenden vorgesehenen Schlüssel durch Verwendung von Werkzeugen zur Nachahmung der Schlüsselfunktion) nicht die bevorzugte Methode von Dieben. Laut Kripo (Aussage aber ca. 20 Jahre alt) ist der durchschnittliche Intellekt unter Einbrechern nicht der höchste. Vielleicht ist das auch bei Fahrraddieben so und rührt daher, daß Schlösser eher zerstörend überwunden werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein unvermeidlicher technischer Unterschied ist, dass die Sperren beim Bartschloss nur mit Schlüssel oder Pickset bedienbar sind, während man beim Zahlenschloss direkt mit den Fingern hinkommt.
 
daß Schlösser eher zerstörend überwunden werden.
ist der wahrscheinliche Weg, deshalb wär es mir Wumpe, ob Zahl oder Bart.
Nimm ein Knicklenkerrad à la Flevo, damit kann zumindest kaum ein Dieb fahren, wers kann ist ein Gutmensch, weil Liegeradler ;), wers nicht kann, kann nicht mal schieben und klemmt sich die Langfinger. Mit einer Ausnahme in Dänemark, wo Dirk Bonnés Python geklaut wurde. (Man sollte es wie mit Pferdieben machen, grrr).
Gute Fahrt mit oder ohne Zahl und Bart,
Gruß Krischan
 
Einlegen in Salzwasser als Sicherheitsfeature?
:), Harald
Dürfte bei gängigen Schließzylindern von gemäßigtem Erfolg gekürt sein, da i.d.R. auch bei 0815 alles aus Messing. Schließelemente auch gerne hartverchromt. Vielleicht rosten aber die Gehäusefedern weg. Die sind nicht immer aus Messing.
Na gut, bei billigen Hang- und Fahrradschlössern dürfte das häufig anders sein, als bei Schließzylindern für Türen und Tore.
Manche davon kann man ganz simpel mit nem Brenner (kleines Baumarktgerät oder Flambiergedöns genügt) öffnen, weil sich der Zylinderkern (nicht selten aus Zinkdruckguss) verflüssigen lässt.:rolleyes:
 
Mittlerweile mag ich ja lieber Schlösser, die man gleichermaßen Auf- und Zuschließen muss -- also die man nicht "einrasten" kann wie ein 0815-Vorhängeschloss. Damit fällt zumindest aus-Versehen-ohne-Schlüssel-anschließen weg (ungeachtete der Wahrscheinlichkeit und der Konsequenzen). Nach dem Anschließen kann man den Schlüssel natürlich immer noch verlieren ...
 
Mit dem Schließmechanismus beschäftigt sich doch nur der Nutzer, der Dieb nimmt was halt öffnet.

Gruß,

Tim - Sicherheitsklasse Fahrradschloß=Anzahl Sekunden, die es der Flex standhält
 
Sicherheitsklasse Fahrradschloß=Anzahl Sekunden, die es der Flex standhält
Klar, gegen Leute mit Tatendrang UND dem richtigen Werkzeug hilft kein Schloss. Aber man könnte grob nach Seitenschneider/Kneifzangen-, Bolzenschneider- und Akkuflex-Klasse unterscheiden :D


Ich selbst und höchstpersönlich gehe ja davon aus, dass am Ende das Gesamtpaket des Schlosses zählt, da sich wahrscheinlich sowohl mechanische Schwächen als auch ausnutzbare Eigenarten des Schließmechanismus (in Ermangeluung eines Beispiels: stellen wir uns mal vor, es würde plötzlich verbreitet, dass man einen bestimmten Typ Schloss einfach mit einem kleinen runden Plastikröhrchen öffnen könnte ... oder so) bald herumsprechen würden. Und am Ende will man eben einen gewissen breitbandigen Kompromiss -- gegen übermütige Trunkenbolde, die nur mal schnell zum Bahnhof fahren wollen, gegen nicht-professionelle-aber-mit-aussagekräftigen-Jugendstrafen-versehene Gelegenheitsdiebe und vielleicht sogar ein klein bisschen gegen die richtigen.
 
Man könnte eine Rolle Blumendraht mitnehmen und sorgfältig durch die Speichen zwirbeln... Dauert lange und ist langwierig zu entfernen:LOL:
Gruß Krischan
 
war früher auch ganz gut darin, die billigen Zahlenschlösser mit 3 Ziffern zu "knacken". Bei einem einigermassen aktuellen Abus Ring Zahlenschloss mit 4 Ziffern der ca. 25-30 EUR Klasse kann ich durch Ziehen nichts mehr erspüren, ich hab das aber auch nicht allzulange probiert.
 
Bei den ganz primitiven 3-Ziffern-Zahlenschlössern von früher musste man nicht vorspannen. Jeder Ring hat da eine kleine Federscheibe mit einer Beule, die in kleine Dellen/Bohrungen im Ring drückt -- für die Rasterung. Nur in einer einzigen Position hat diese Beule nicht in eine Bohrung gegriffen, sondern in den Schlitz des Rings; an der Stelle hatte der Ring dann merklich mehr Spiel. Hat man für jeden Ring die labbrige Stelle eingestellt, stimmte schon mal die Position der Ringe zueinander; nun musste man nur noch alle Ringe gemeinsam schrittweise drehen, bis das Schloss offen war ...
 
Es gab auch die Variante, die den sichtbaren Druckgussanguss des Rings gegenüber der Öffnerposition hatte - und man werkzeuglos die Reihenfolge ändern konnte bei geöffnetem Schloss. Bonus: Von den Dingern gabs so viele, daß man gleich die Nummern von mehreren untereinander mischen konnte. Haben wir natürlich nieee gemacht :whistle:

Gruß,

Tim
 
Bei Zahlenschlössern sehe ich 2 Schwachpunkte. Einmal verwenden Leute oft leicht zu erratende Kombinationen, bei 5 Stellen die PLZ, bei 4 Stellen Geburtsjahr oder Geburtsdatum, was sich recht schnell durchprobieren lässt. Und zweitens gehen viele Nutzer aus Bequemlichkeit nach einer gewissen Zeit dazu über beim Abstellen nur noch 1 oder 2 Ringe zu verdrehen, meist die letzteren.

Ich verwende Zahlenschlösser nur an Rädern wo ich nicht oft ran muß oder wenn ich ein Rad an jemanden übergeben will und keine Möglichkeit einer Schlüsselübergabe besteht. Verleiher wie Nextbike verwenden an den Rädern hier ausschliesslich Zahlenschlösser weil der Code dann nur über die App mitgeteilt werden muß.

Einfache Zahlenschlösser bekomme ich auch durch systematisches Probieren unter Zug auf. Hersteller wie ABUS haben aber inzwischen den Schließmechismus mit fake-Nuten ausgestattet so daß man die richtige Stellung nicht mehr so einfach erfühlen kann. Auf youtube gibts einige Leute die das an zerlegten Schlössern erklären.
 
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