Wozu überhaupt Velocars?

Ich glaub vor allem nicht, dass man Leute mit einem neuen "innovativen" Produkt (wie z.B. Velocars) davon überzeugt weniger Auto zu fahren. Das Auto(fahren) ist schon so verinnerlicht und so selbstverständlich im Alltag, da braucht es schon Umerziehung. Für mich ist das auch eine Frage wie man aufwächst. Wir hatten in der Familie (in meiner Kindheit) einfach lange Zeit kein Auto und ich vermisse es immer noch nicht. Heutzutage werden viele Kinder ständig überall hin kutschiert. Das alles wieder zu verlernen braucht Zeit.

Ich würde ja damit anfangen mal die ganzen positiven Reize für das Auto zu verringern. So wie für Tabakprodukte einfach mal die Werbung für schädliche Produkte verbieten. Als erstes Werbung für die Autos, die immer noch über 95 g CO2/km liegen und andere Energiefresser. Werbung für Autos ist einfach sinnlos.

Und dann natürlich negative Anreize schaffen. Autofahren muss mehr nerven, Fahrradfahren weniger.

Velocar Marketing wird für eine Verkehrswende jedenfalls keinen großen Beitrag leisten. Vielleicht sind es sogar nur Nebelkerzen: schaut hin, wir tun doch was, wir fördern ökologische Fahrzeuge... (die nur einen Tropfen auf den heißen Stein sind – aber nicht weitersagen).
 
Die Frage ist nur, was dann kommt: ist mit dem urbanen E-SUV die Welt wieder in Ordnung, oder wird tatsächlich Platz für Neues geschaffen, weil sie merken, das ein Elektro-Verkehrsinfarkt vielleicht bissl leiser und geruchtsneutraler ist als ein Diesel-Verkehrsinfarkt, aber bzgl. Mobilität und Raumverbrauch nix gewonnen ist?

Und die wichtige Frage für die derzeitigen VeloCar-Startups wäre: sind die zu früh dran für diesen Traum künftiger Stadt-Revolution, oder gehen solche spekulativen Investitionen schon in den kommenden 3-5 Jahren auf?

Ich zitiere mal aus einem Artikel zum Thema Lastenräder, da sowas auch relativ schnell hinter der Paywall verschwindet:
  • 2019 ca. 76000 Lastenräder deutschlandweit verkauft, davon 3/4 mit Elektro-Antrieb
  • durchschnittlicher Verkaufspreis 5100€ für ein Lastenrad
  • 1000€ - 3500€ (je nach Region und Fördertopfgröße) staatliche Subvention pro Lastenrad
  • schätzungsweise bereits 300000 Lastenräder in Deutschland unterwegs
Ein wenig Potential für Velocars ist also offenbar jetzt schon vorhanden.
 
Einladung zum Branchentreff: Cargobike Academy digital
Panel 4: Passagier plus Cargo (=Velocar ;-)
War ganz interessant, allerdings stieg gerade beim interessanten Panel bei mir zoom/die Technik aus bzw. machte Mucken. Wird man wohl demnächst nachsehen/hören können.

Meine zentralen Erkenntnisse:
Weder der Marketingchef von Biohybrid noch der Gründer von Noca wussten etwas mit Mochet anzufangen bzw. kannten offenbar nicht die klassischen Velocars (bzw. Paralleltandems überhaupt).

Den Begriff Velocar haben beide vermieden bzw. abgelehnt (offenbar ohne den historischen Kontext zu kennen), der Nocachef hat aber eine interessante Erklärung gegeben, warum: Sie vermeiden jeden Vergleich mit Autos, weil diese durch die extreme Subventionierung im Vergleich (was bekomm ich für wieviel?) bedeutend billiger als jedes Lastenrad/VC wären.
Einen besseren Begriff hatten sie aber auch nicht, Cargobike fanden sie ganz passend.
 
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Ich glaub vor allem nicht, dass man Leute mit einem neuen "innovativen" Produkt (wie z.B. Velocars) davon überzeugt weniger Auto zu fahren.
Aus dem Lastenradsharing sind Raten von 40% für den modal shift (Lastenrad statt Auto benutzt) bekannt. Das Potential ist definitiv da.
 
Ein wenig Potential für Velocars ist also offenbar jetzt schon vorhanden
sehe ich auch so, ist halt die Frage des Framings und wie bekommt man die potenziellen Kunden (Kindertransport + Geraffel) auf die 4 Räder.
Das ganze KEP Umfeld sehe ich jetzt nicht als Velocartypisch an auch wenn da einige hier im Unterforum als solche gelistet werden. In diesem Marktsegment sind andere Anforderungen gegeben und da wird auch eine E-Kette kein Ausschußkriterium sein.
 
Aus dem Lastenradsharing sind Raten von 40% für den modal shift (Lastenrad statt Auto benutzt) bekannt. Das Potential ist definitiv da.
Ich kenn keine konkreten Zahlen (hat die jemand?), aber in meiner gesellschaftlichen Blasen scheint das Lastenrad eher der Ersatz für den Kinderanhänger zu sein. Beliebt ist vor allem der Typ Long John, also ein Einspurer. Die Leute wollen weiterhin Rad fahren, nicht Mini-Auto oder überdachtes E-Kettcar.
 
ich glaub auch, dass das tief in den Köpfen verankert ist. Auto sollen halt so und so aussehen und Fahrräder ebenso. So n seltsam aussehendes Auto-Fahrrad-Konstrukt (Velocar) schreckt die meisten wohl eher ab. Zu der Zeit, als die wirklich mal in Mode waren (Mochet) in France wars einfach aus der Not geboren und nicht, dass damals viele viele Autos rumgefahren wärn und ganz viele "Ökos" zeitgleich mit den "Sperrholz-Tretautos" rumfuhren...
 
Mmmh, hast du dazu Zahlen ?
Mein Eindruck in Köln: 90 % Dreiräder (wie Baboe, Christiania etc.) und max. 10 % Einspurer.
Nein, hab keine Zahlen, aber ich bin mir sicher, dass es in Leipzig anders aussieht und vor allem ist schon seit einiger Zeit ein Trend zum Einspurer zu sehen. Es mag aber lokal durchaus sehr unterschiedliche Entwicklungen geben.
 
Mmmh, hast du dazu Zahlen ?
Mein Eindruck in Köln: 90 % Dreiräder (wie Baboe, Christiania etc.) und max. 10 % Einspurer.
:unsure:
[ ] Köln hat zu breite Rad_weg_e
[ ] Die Abstellmöglichkeiten sind zu großzügig
[ x ] Die Tatsache, dass Räder ohne Drehschemel-Lenkung besser sind, hat sich noch nicht herumgesprochen.

Hier fahren jedenfalls deutlich mehr einspurige Lasten Kindertransporträder als dreirädrige, die meisten werden tatsächlich von Frauen gefahren.
Im Innerstadtbereich wiederum mehr als in den Stadtteilen, ich vermute, viele davon sind "sozial akzeptierter" Ersatz für den Zweitwagen. Ein Velocar wird das nie werden.

Gruß
Christoph
 
Zu der Zeit, als die wirklich mal in Mode waren (Mochet) in France wars einfach aus der Not geboren und nicht, dass damals viele viele Autos rumgefahren wärn
Da wäre ich vorsichtig, nach meinem Kenntnisstand hat Mochet die Kiste für seinen Sohn aus genau dem gleichen Grund gebaut, der heute real viele a) vom Radfahren abhält b) zu Quads mit Überrollbügeln treibt: Massive Unsicherheit (obj und subj) durch massiv zunehmenden Autoverkehr. (Quelle: iirc "Small is beautiful", hab mein Exemplar aber an Kai verschenkt...)


Die Leute wollen weiterhin Rad fahren, nicht Mini-Auto oder überdachtes E-Kettcar.
Schau mal bei tink nach, die hatten auch auf der cargobike academy gesprochen und waren sich mit den Schweizern einig. Und beide haben unterschiedliche Portfolios, in der Schweiz afaik fast nur Einspurer, bei tink bzw. in DE wohl sehr gemischt. Bei der fLotte Berlin dito, Gemischtwarenladen, mir ist keine Präferenz für Einspurer/Mehrspurer durch die Nutzer bekannt. Es scheint ein sehr diverser Markt zu sein.
Arne hatte auf cargobike.jetzt auch ne Marktübersicht 2019 gehabt, iirc sind die Verkäufe relativ gleichmäßig verteilt.

Und letztlich werden wir nicht wissen, ob sich VCs verkaufen, bis mal ein ernsthafter Spieler mit ein paar Mio. Euro ein solches Produkt mit Gewalt in den Mainstreammarkt schiebt.
 
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Und letztlich werden wir nicht wissen, ob sich VCs verkaufen, bis mal ein ernsthafter Spieler mit ein paar Mio. Euro ein solches Produkt mit Gewalt in den Mainstreammarkt schiebt.
Wir werden ja das Feedback für Bio-Hybrid auf der IAA in München sehen.
 
[ x ] Die Tatsache, dass Räder ohne Drehschemel-Lenkung besser sind, hat sich noch nicht herumgesprochen.
Hat vielleicht auch mit lokalem Angebot und Beratung zu tun. Wenn man zum Leipziger Lastenrad-Laden geht, dann kommt man eher weniger mit einem Drehschemel-Lenker raus:

Das soll jetzt keine ausartende Diskussion über Lastenräder werden. Es ging mir nur um die Beobachtung, dass die Leute kein Problem mit Lastenrad-Einspurern haben, sondern die Vorteile scheinbar überwiegen. Es bedient am besten die Gewohnheiten.
 
Es bedient am besten die Gewohnheiten.
Und da ist genau der Vorteil des einspurige Lastis/Bakfiets. Es dient als Zweitwagen Ersatz in der Stadt wo Parkplatznot daß Hauptproblem ist. Und Autos schon vor 30 Jahren nicht schneller wie ein Fahrrad waren.
Und da sehe ich die Problematik des Velocar. Viele Nachteile gegenüber Zweitwagen. Wenig Vorteile gegenüber Lastis/Fahrrad/Pedelec.
Deshalb sehe ich den Hauptvorteil im Bereich Warentransport Innenstadt. Aber auch dafür benötigt man eine gewisse Infrastruktur. Wenn die Umschlagzentren zu weit von den Städten entfernt sind ist es im Nachteil gegenüber Sprinter und Konsorten.
 
Es bedient am besten die Gewohnheiten.
...und ein Velocar bedient eben eher die Gewohnheiten einer anderen Gruppe.
Wenn wir erreichen, dass ein Velocar im Handling und User-Interface (UI) selbstverständlich genutzt werden kann ist das schon mal viel Wert, finde ich.

Deswegen favorisiere ich auch ein „Asphalttretboot“ mit Lenkrad inkl. Blinker, Licht und Hupe wie beim Auto.

Wenig Vorteile gegenüber Lastis/Fahrrad/Pedelec.
naja:
- Möglichkeit zu zweit drin zu Fahren
- Regenschutz
- Kofferraum (ok, gibt’s beim Lastenrad mit abschließbarer Box auch ;-)
- Passive Sicherheit (Aufprallschutz)
 
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Velocar verschieben und Verschlechtern auf langer hinsicht sogar die Situation dir wir haben. Es gibt nur ein Hauptproblem, wir müssen weniger Kinder zeugen.
 
Wenn die meisten auf Velocar umgestiegen wäre, sind die "Leitungen" weniger verstopft, kurzzeitig natürlich nur. Denn mit einer Erhöhung der Anzahl Mensch was ja offensichtlich geringer wird.
Mann muss aber erkennen das nur mit weniger, Alles also Alle ernsthaften Probleme die wir haben (Covid19 ist kein großes Problem) und die noch kommen werden verbessert werden
 
Ok, Du meinst den „Verkehrsinfarkt“...
...in Bezug auf die Emissionemittierung je km Fahrt inkl. Herstellungsaufwand sind Velocars gegenüber (E-)KFZ schon eine erhebliche Verbesserung.
 
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