Wozu überhaupt Velocars?

einen "Messehallen-Roller" zu elektrifizieren und damit Hinz und Kunz über kopfsteingepflasterte Marktplätze fahren zu lassen. Irgendwer hat´s trotzdem getan, und schwupps, wurden alle Städte zugeschissen mit den Dingern. Die wurden zum Erfolg, weil ein Bedarf da war - leider.
Erfolg würde ich es nur dann nennen, wenn es sich langfristig durchsetzt. Momentan glaub ich eher daran, dass es sich hierbei um eine kurzfristige Blase handelt. Wenn das Venture Capital der wenigen global Player weg bricht, sind die Dinger in der Masse erledigt. Das Lastenrad / Kindertranspotrad find ich ein besseres Beispiel für ein Ding das langsam, aber stetig zur Selbstverständlichkeit wird ohne das es massiv in den Markt gepusht wurde. Es passt einfach perfekt in die familienfreundliche Stadt. Das Lastenrad bietet genau das, was ein Velocar auch kann, es fehlt nur der Regenschutz. Ich zweifel stark daran, dass sich die aktuellen Velocar Konzepte, die alles anders machen wollen, durchsetzen werden. Ich denke eher, dass sich die Lastenräder evolutionär in Richtung Wetterschutz entwickeln ohne die ganzen Vorteile (z.B keine 100 kg) aufzugeben.

Die Unterscheidung Velomobil und Velocar find ich übrigens inzwischen etwas banane, da es eine von oben herab gedachte künstliche Einteilung ist, die davon ausgeht, dass es in Zukunft eine Menge von Fahrrädern gibt, die genau da rein passt, ohne dass bis heute auch nur ein kommerziell erfolgreiches Modell gibt.
 
die brauchen wir für das Seelenleben mancher Nutzer hier.
Einerseits für die, für die ein Velomobil möglichst leicht, schnell, niedrig, etc sein sollte und die sich sonst immer zu Bashing aller anderen Modelle angestachelt fühlen...
...andererseits für die, für die ein Fahrzeug mit den genannten Positiv-Definitionen interessant ist, deren Themen sonst „in der Menge untergehen“.

Velomobil ist halt inzwischen zu einem geprägten Begriff geworden, was ja auch Ausdruck einer aus meiner Sicht sehr positiven Entwicklung ist.

Aber wieso soll denn die Einteilung davon ausgehen, dass es in Zukunft eine Menge von Fahrrädern gibt, die genau da rein passt?

Die Anzahl kommerziell erfolgreicher Velomobil-Modelle dürfte auch sehr bescheiden sein.
(Es sei denn „hat bisher überlebt“ ist das Kriterium kommerziellen Erfolgs ;-)

Ich wäre auch dagegen, demnächst die Kategorie der (zweirädrigen) Liegeräder mangels kommerziellen Erfolgs zu schließen.

Ich bin übrigens dankbar, dass es Hersteller gibt, die Velomobile bauen und wünsche allen, davon auch gut Leben zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Unterscheidung Velomobil und Velocar find ich übrigens inzwischen etwas banane, da es eine von oben herab gedachte künstliche Einteilung ist
Ist es auch, aber es ist auch mühsam, wenn bei jedem Model gefühlt 10x von HPV-Leuten eingeworfen wird, wie Sch..sse ineffizient diese Fz doch sind und man jedes mal erklären muss:
Ja, aber das interesiert die Leute die jetzt Auto fahren, auch nicht.
:rolleyes:
Und jeder der so ein Fz fährt, fährt kein Auto ... also eigentlich ein Umweltthema und aus der KFZ-Sicht sind diese Kisten hocheffizient.
Das kommt unter der Flage -> Velocar <- nicht mehr so häufig vor ... zum Glück.

Gruß Jörg
 
irgendwie bekomme ich das Gefühl nicht los das mit Velocars und am Stau vorbei jetzt die -zugegeben - kleineren Autos und nahezu unmotorisierte auch noch den letzten Verkehrsraum erobern - den Fahrradweg.

Das mögliche (!) (dh, bisher praktisch nicht existente) Problem hängt m.E. eng mit dem Henne-Ei-Thema zusammen und ist reichlich komplex. Wir hatten das hier schonmal:
und
Ich hatte vor etwa zwei Jahren mal mit einen Fahrer von Velogista gefragt, wo die eigentlich fahren. Dessen Antwort: Soweit irgend möglich auf der Straße - allein schon, weil auf dem Radweg immer jemand langsamer als sie ist und das Überholen dort mit schweren Dreirädern de facto unmöglich ist. Und ich glaube, die meisten VM/Trikefahrer hier im Forum können das nachvollziehen.

Nach dem, was ich so aus der unserer Landes- und Bezirkspolitik mitbekommen, handelt es sich beim Verhältnis Fahrzeuge-Infrastruktur eher um ein System der positiven Rückkopplung: Je mehr und je größer die Räder (bzw. die *erwarteten* Räder, siehe als historischen Vergleich Autobahnbau in den 1930ern), desto lauter und größer die Forderungen in Richtung Ausbau der Radinfrastruktur. Je weniger, desto eher heissts "Radwege? Nutzt keiner, kann weg." (sic, schriftliche Anfrage von der FDP mit der Stoßrichtung im Abgeordnetenhaus).

Konkretes Beispiel: In Berlin wird aktuell ein Vorrangnetz für den Radverkehr geplant. Hierfür sollen Regelmaße gelten, die über den ERA-Maßen liegen und unter denen für Radschnellwegen. Für Einrichtungsradwege zB 2,50m Regelbreite. Die fast wörtliche Begründung aus einem Planungsdokument dazu: "Damit sich zwei mehrspurige Fahrräder überholen können." Vor ein paar Jahren wäre auf sowas wohl niemand gekommen. Und auch die Verbände haben mit den zunehmenden Lastis natürlich eine ganz andere Argumentationsgrundlage für ordentliche Infrastrukturen.
 
Ich glaube nicht, daß die Unterscheidung und Einteilung zwischen Velomobil und Velocar künstlich ist. Ich sehe beim Velomobil eine große Konsolidierung, es fokusiert sich auf Effizienz und Leichtbau, auch zu Lasten anderer Aspekte. Die Preise steigen in astronomische Höhen. Pedelec-Velomobile werden kaum konstruiert; es geht um den Antrieb aus eigener Kraft. Dafür müssen die Gefährte natürlich nicht nur aerodynamisch, sondern auch noch leicht und steif sein. Bei Velocars steht Alltagstauglichkeit glaube ich eher an oberster Stelle; ob das nun gelingt oder nicht, sei mal dahingestellt. Für den Alltag ist es viel geschickter, vom ultimativen Leichtbau wegzugehen hin zu kostengünstigen Materialien und Technik und die Differenz dann über eine Elektrounterstützung auszugleichen. Das ist nicht nur für die Fahrer bequemer, sondern bei den Preisen für Motoren und Akkus sogar auch kostengünstiger. Für den Alltag reicht eine Reichweite von realistischen 80 km, was sich völlig bequem auch bei schweren Fahrzeugen erreichen läßt.
Velocars haben meines Erachtens nach deutlich mehr Potential für einen größeren Teil der Bevölkerung als Velomobile, da sie nicht die schweren und kostspieligen Kompromisse eingehen müssen, die bei Velomobilen eingegangen werden müssen. 25 kmh⁻¹ Geschwindigkeit reichen eben den meisten Leuten, wenn sie mit einem Fahrrad unterwegs sind, und ehrlich gesagt ist das auch gut so, denn mehr gibt die aktuelle Infrastruktur wirklich nicht her; ich habe das Gefühl, daß die eher für eine Richtgeschwindigkeit von 15 kmh⁻¹ ausgelegt ist. Velomobile sind absurd teuer (bei plötzlich ansteigender Popularität ist der Gebrauchtmarkt sofort leer), irre empfindlich, haben einen komplizierten Einstieg, sind schwer zu warten und die Ladung muß auch gut verteilt werden. Ein Velomobil ist eigentlich nur dann attraktiv, wenn man einen sehr eng umrissenen Satz von Anforderungen hat, bei dem der Spaß einen hohen Stellenwert hat. Typische Velocar-Ideen finde ich zwar aus vielerlei Hinsicht gruselig und geradezu spaßvernichtend, aber die machen das einfach besser: Niedrigerer Preis (na gut, zumindest ist der Wunsch da), robuster gebaut, leichterer Einstieg, oftmals auch ein normalen Leuten zumutbares Gepäckplatzdesign. Außerdem sind sie natürlich eine tolle Spielwiese für alle, die gern Autos bauen wollen, denen das aber zu teuer ist. ;)
 
Aber auch kein Fahrrad, ist ein Velocar eher was für Autofahrer die was platzsparenderes suchen oder für Fahrradfahrer die mehr Wetterschutz wollen?
Im Moment eher zweiteres denke ich...
Ich habe viele Gespräche mit Autofahren, die zumindest (m)ein (weil sie es gesehen haben) 45er nicht mehr grudsätzlich ablehnen.
Wenn ich Ihnen dann noch die Betriebskosten nenne .... :p

Reine Fahrradfahrer lehnen den starken Motor eher ab, können sich so eine Kiste als Pedelec aber vorstellen.

Man muss die Leute da abholen, wo sie grade sind.
Über das Verhältnis Auto <-> Fahrrad brauchen wird vermutlich nicht diskutieren.


Gruß Jörg
 
Typische Velocar-Ideen finde ich zwar aus vielerlei Hinsicht gruselig und geradezu spaßvernichtend, aber die machen das einfach besser: Niedrigerer Preis (na gut, zumindest ist der Wunsch da), robuster gebaut, leichterer Einstieg, oftmals auch ein normalen Leuten zumutbares Gepäckplatzdesign.
Beim angepeilten Preis mancher Velocars, frage ich mich auch jedes mal was ich wohl falsch mache.
Beim Podbike ist es Spritzguss und kein GFK (bei mir teurer als der Antrieb), aber Akkus und Motoren kosten das Gleiche.
Mal schauen ... wenn sie zu kaufen sind.
Außerdem sind sie natürlich eine tolle Spielwiese für alle, die gern Autos bauen wollen, denen das aber zu teuer ist. ;)
Habe ich >10 Jahre gemacht :p:ROFLMAO:

Gruß Jörg
 
Wenn man den Namen „VeloCAR“ einmal wörtlich nimmt, sollte man sich vielleicht einmal ansehen, was ein Auto (CAR) für die meisten Leute darstellt.

Der gemeinsame Nenner für die allermeisten Nutzungszeiten eines Autos als universelles Verkehrsmittel scheint mir zu sein, dass ein Auto ein Transportmittel darstellt, mit dem typischerweise 1-2 Personen, mit Einkäufen bzw. Gepäck des täglichen Bedarf, bequem und in der von ihren Benutzern favorisierten Kleidung, mit Wetterschutz, zu beliebigen Zeiten von A nach B kommen.

Ein Verkehrsmittel, welches diese Punkte für seine Benutzer unter einen Hut bekommt, hat aus meiner Sicht gute Chancen akzeptiert zu werden. Ein elektrisch unterstütztes Volocar könnte ein solches Verkehrsmittel sein, jedoch genauso wahrscheinlich ein gut ausgebauter ÖPNV. Die Akzeptanz ergibt sich dann vermutlich trotzdem erst, wenn das neue Verkehrsmittel einen hinreichende Vorteil für seinen Benutzer, ohne Angst vor Verlust durch den Wechsel bedeutet. Ansonsten bleibt das Verkehrmittel eine Nische für Leute, die sich ein solches neben dem eigenen Auto leisten.
 
In der fahrradfreundlichen Stadt nehmen die überzeugten Autovermeider ihr Aufrecht-Lastenrad auch bei Regen. Da wird ma auch einfach weniger nass als auf ner Liege, da brauchts dann auch kein Velocar.

ÖPNV würde erst richtig zur Konkurrenz des Autos, wenns komplett kostenlos wäre...
 
In der fahrradfreundlichen Stadt nehmen die überzeugten Autovermeider ihr Aufrecht-Lastenrad auch bei Regen. Da wird ma auch einfach weniger nass als auf ner Liege, da brauchts dann auch kein Velocar.

Ich denke Bio-Hybrid und andere Velocar-Konzepte haben auch nicht die bereits überzeugten Fahrradfahrer im Blick, sondern eher die noch nicht von alternativen Verkehrsmitteln überzeugten Autofahrer. Wenn man dieser Gruppe von Autofahrern, für die ein Fahrrad bisher kein sinnvoller Ersatz war ein Velocar-Konzept als Alternative schmackhaft machen kann, stecken hier potentiell ein große Menge an Kunden und auch finanzielles Budget um Velocars verkaufen zu können.

ÖPNV würde erst richtig zur Konkurrenz des Autos, wenns komplett kostenlos wäre...

ÖPNV ist in Städten mit guter Netzabdeckung und Taktfrequenz schon heute für viele die bevorzugte Lösung anstatt ein eigenes Auto. Hier haben sich die Leute entschieden ihr Mobilitätsbudget dann anstatt in ein Auto in eine Monatskarte zu investieren weil es für Sie die bessere Lösung ist.

Mit kostenlosem ÖPNV bringt man vielleicht Autofahrer dazu ab und an den ÖPNV zu nutzen, sorgt jedoch nicht für den Ausbau der notwendigen Qualität, die einen Wechsel des primären Verkehrsmittel von Auto auf ÖPNV auslösen könnte.
 
...Erinner mich dunkel an Luxemburg, haben die nicht vor einem Jahr den Öffi kostenlos gemacht im ganzen Ländchen? Gibts da schon Rückmeldungen von den Untertanen?
 
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