Mein persönliches WM-Tagebuch fällt recht kurz aus, da ich meine Teilnahme mit einem netten Stunt auf der Holzbahn abschloss.
Vorspiel: Die letzten Wochen hatte ich mir das grüne Pi fahrfertig gemacht und mich etwas eingewöhnt. Von Training kaum eine Spur, war meine Erwartung gedämpft (max. 35er Schnitte). Da sich Melchior auf seinem flachen Einspurer noch nicht wettkampftauglich fühlte, hat er sich letzte Woche angeboten, mit dem Trike teilzunehmen und die 40/h zu knacken. Ganz toll, bedeutete nur für mich, schnell ein Ersatzdreirad zu finden. Also hab ich mir das Kai-Trike GTI geliehen, Auslegerknick rein, Holzsitz im Selbstbau und Radscheiben dran. Fertigstellung und Probefahrt = Samstag morgen zum 1h-Start.
Die 1h-Stunde "Probefahrt" lief besser als erwartet. Da ich keinen Tacho oder sonstigen Schnickschnack hatte, wusste ich während der Fahrt nix. Da es aber ewig gedauert hat, bis mich Patrick (oder Melchior) mal überholten, konnte es sooo schlecht nicht sein, fühlte sich auch flott an, nur der Seitenwind auf die Radscheiben war ätzend - und natürlich diese miese kleine Brücke, die einen 1x pro Runde aus dem Rhythmus brachte. Am Ende 38,4km/h - hätt ich nicht gedacht. Abzüglich Ausreden (Kurven, Brücke, Training, Eingewöhnung etc.) gar nicht weit weg von den 40... die Melchior enttäuschenderweise nicht geknackt hat, sondern sogar noch etwas langsamer als ich war. Aber gut, auch seine Jungfernfahrt war das Zeitfahren selbst, und so ganz gepasst hat das Rad dann auch nicht - also entschuldbar.
Vor der Holzbahn hatte ich wegen meines Holzsitzes Sorgen. Der hat natürlich keinen ausgeprägten Seitenhalt, sondern nur 2 angeschraubte Flügelchen, die eher dazu gedacht waren, mich mit dem Ellenbogen in der Kurve einzuhaken und ran zu ziehen, als vom Körpergewicht nach außen gedrückt zu werden. Das hat die 1h draußen auch tadellos funktioniert. Aber die schiefe Gerade der Rennbahn sorgt unweigerlich dafür, dass der Körper weg will. Und wenn man grad mit ~50 aus der Kurve kommt, die Fliehkraft nachlässt und man nicht augenblicklich mit dem Oberkörper und Ellenbogen die Schräglage gegenkorrigiert, fällt man mit Schwung auf die Innenseite, bricht den Flügel ab. Ich bin zwar nicht direkt vom Rad gefallen, hing dann aber so schief drauf und hab in dem Fallimpuls die Kontrolle verloren, dass ich in der nächsten Kurve quer hochgeschossen und mit Überschlag wieder runter gekommen bin, die Haut sich dann als Bremsgummi anbot... Fertig.
Zuerst hat ich nur die Schürfwunden am Bein gesehen und für harmlos befunden, bin in den Baumarkt gefahren, um die Flügel zu schienen und weiterzufahren. So langsam merkte ich aber, dass am Rücken eine etwas schlimmere Wunde klafft, und (liegend) weiterfahren weniger intelligent wäre. Also hab ich Strand und Fritten den Rubbelqualen vorgezogen und dann bis Sonntag gewartet, um die 3 Trikes, 2 Personen und Camping-Gepäck für die 700km-Heimfahrt in den Passat (Limousine) zu quetschen - passt. WM-Ergebnis ist nun, dass ich erstmal ein paar Wochen Aufrechtrad fahren darf - also Reha-Krücken mal andersrum
VG Steffen