Meine ersten 1000 km sind geknackt
Resümee nach den ersten 1000 km
Der Anfang:
Ich bin diverse Liegeräder mit größeren und kleineren Rädern und ein Trike gefahren.
Nach ca. zwei Monaten, in denen ich Testfahrten mit diversen LRs gemacht hatte, habe ich mich auf der Spezi im April für ein FLUX C500 entschieden.
Danach kam die Zeit des Wartens, bis ich das Rad geliefert bekam. Am 23.05.2015 war es dann so weit und ich konnte es abholen.
Es sah geil aus, als es da im Laden stand und ich habe mich sehr gefreut.
Immer noch blieb etwas Unsicherheit, ob mir das LR-Fahren dauerhaft liegt und ob ich das so richtig hin bekomme.
Also das Rad ist Auto gepackt und nachhause gefahren.
Dann zuahuse gleich drauf und losgeeiert
Das Losfahren ging so lala und ich fuhr wenig befahrene Straßen und Wege. Nach wenigen 100 Metern wurde ich sicherer und fühlte mich wohl.
Damit ich im Verkehr entsprechend reagieren kann, fuhr ich auf einen größeren, leere Parkplatz und übte dort Kurven, Kreise und Achter zu fahren. Als das dann auch sicherer wurde, fuhr ich auf den naheliegenden Meßplatz, auf dem ein Verkehrsübungsplatz für Kinder aufgezeichnet ist. Dort kann man problemlos alle aufkommenden Verkehrssituationen durchspielen.
Speziell übte ich plötzliches Stoppen und schnelles Wiederanfahren. Naja, es ging, aber sicher ist anders.
Dann fuhr ich wieder nachhause und freute mich auf den täglichen Einsatz meines neuen Bikes.
Ab dem nächsten Tag fuhr ich nur noch mit dem LR.
Täglich wurde ich sicherer und mit kritischen Verkehrssituationen kam ich mit wachsender Übung immer besser klar.
Was meine Entscheidung für das C500 angeht, habe ich es bis jetzt noch nicht bereut!
Das C500 ist genau so, wie ich mir (m)ein LR vorgestellt habe.
Es hat meine Erwartungen voll erfüllt!
Ich kann es uneingeschränkt weiterempfehlen!
Nun für die, die es interessiert, meine Erfahrungen mit dem FLUX C500
Der Sitz:
Das meiner Meinung nach Beste ist der Sitz!. Auf den anderen LRs, die ich fuhr, hatte ich sehr schnell einen nassgeschwitzten Rücken. Nicht so bei dem C500. 'Holzsitz' hört sich gegenüber 'Carbonschale' zwar etwas traurig an, aber ich kann definitiv nur Gutes darüber berichten. Die grobe Schaumstoffauflage und die großen Löcher in der Sitzschale sorgen auch bei längeren Fahrten und heißem Wetter für ausreichend Belüftung.
Kleine Mankos am Sitz: Wenn sich im Sitz etwas Schmutz verfängt, bekommt man es fast nicht mehr weg, oder man muss mit einer Pinzette die Schmutz-/Laubteilchen herauspicken.
Nach einiger Benutzung entstand ca. 10 cm von der Vorderkante eine Falte, die mal stärker und mal schwächer zu sehen ist. Bis jetzt konnte ich noch nicht nachverfolgen, durch was diese entsteht.
Der Seitenständer:
Der Seitenständer ist stabil und ausreichend - Leider (mir) unverständlicher Weise 'Sonderzubehör'
Mir fiel nach wenigen Tagen schon auf, dass sich der Ständer gelockert hatte. Also schraubte ich ihn wieder fest. Trotzdem lockerte er sich schnell wieder. Nun habe ich längere Schrauben genommen und neue, selbstsichernde Muttern aufgeschraubt. Seit dem hat er sich nicht mehr gelockert.
Die Bremsen:
Bevor ich mich mit LRs beschäftigt habe, hatte ich noch nie etwas von mechanischen Scheibenbremsen gehört. Ich war etwas skeptisch, aber der Aufpreis für hydraulische Scheibenbremsen hielt mich davon ab, solche zu ordern. Jetzt, nach meinen eigenen Erfahrungen kann ich nur sagen, dass die mechanischen Scheibenbremsen den hydraulischen in nichts nachstehen. Im Gegenteil! Sie sind wesentlich einfacher und besser einzustellen und leichter zu warten.
Die Schaltung:
Als Schaltung wollte ich eine reine Kettenschaltung, was ich auch so bestellt habe. Nach jahrzehnten mit Shimano-Erfahrung, bekam ich nun Kontakt mit SRAM. Dazu kann ich jetzt nur sagen, dass es offenbar auch andere, Hersteller von guten Schaltungen gibt. Der Aufbau und die Schaltzuverlässigkeit sind einwandfrei. Und 'billig' ist das Design von Umwerfer und Schaltwerk, Kurbeln und Zahnräderauch nicht gestaltet.
Etwas altertümlich ist das Kurbellager. Das scheint ein massives, geschmiedetes zu sein. Nicht so ein modernes, das nur ein Rohr als Mittelstück hat.
Gepäck:
Eine größere Umstellung für mich war der Gepäcktransport auf dem LR. Ich war es seit Jahren gewöhnt, meine Lasten in einem guten Rucksack zu transportieren. Gepäckträger war nix für meine Räder. Da man auf dem LR keinen Rucksack nutzen kann, blieb mir nichts anderes übrig, als einen Gepäckträger mitzubestellen, an den dann Gepäckträgertaschen kamen. Zuerst hatte ich einige Billige von Aldi/Lidl, die aber schnell den Geist aufgaben. Inzwischen habe ich mir ein Paar Ortlieb zugelegt, die meinem Belastungsprofil eher entsprechen und hoffentlich lange halten.
Die Federung:
Ich wollte an meinem LR Vollfederung, was ich auch so bestellt habe. Es ist die günstigste Federgabel und das günstigste Federelement. Damit bin ich absolut zufrieden. Es müssen also nicht immer gleich Elemente für mehrere 100 Euro sein. Die einfachen reichen voll und ganz aus.
Das Gewicht:
Das FLUX in meiner aktuellen Version wiegt 19 kg. Das ist für ein aktuelles Rad (meiner Meinung nach) einfach zu viel.
An meinem Rad sind als Zusatzteile: leichte Akkuleuchte vorn, leichte Akkuleuchte hinten, ein Getränkehalter, Gepäckträger, Ständer, KLickpedale, leichte Kunststoff-Schutzbleche, Tacho und (gelegentlich) Navi.
Ein vergleichbares, schweres UP kommt mit dieser Ausstattung auf ca. 12-15 kg.
Da sollte doch am C500 einiges abgespeckt werden können, ohne gleich zu Carbon greifen zu müssen.
Das Fahren:
Durch die tägliche Benutzung meines C500 kam ich sehr schnell in die technischen Besonderheiten des LR-Fahrens und fühlte mich mit jeder Fahrt wohler und immer sicherer.
Doof, aber unvermeidlich, ist der Muskelaufbau der beim LR benötigten Muskelgruppen. Ich kann hier auch nur bestätigen, dass man für die Technik mind. 10-20 km Fahrpraxis, zum Aufbau der Muskelgruppen jedoch mind. 1000 km braucht.
Die liegende Fahrerposition lässt ein sehr bequemes, entspanntes Radeln zu. Keine Verspannungen im Genick, keine eingeschlafenen Finger und Arme, kein taubes Gefühl im Schritt. Während bei den Touren die UP-Fahrer ihre Hände und Arme ausschüttelten, oder zwischendurch im Stehen fuhren, genoss ich meine äußerst bequeme Fahrposition.
Was die (Un-)Sicherheit im Straßenverkehr angeht, kann ich nun nach 1000 km nur sagen, dass ich mich auf dem LR sicherer fühle, als auf dem UP.
Wenn von hinten ein Auto kommt, fährt es spürbar langsamer und in größeren Abstand vorbei, als bei einem UP. Das ist jederzeit reproduzierbar. Warum weiß ich nicht, aber ich finde es gut.
Beim Einfahren in eine unübersichtliche Straße ist es auch kein Problem, sich eine entsprechende Übersicht zu verschaffen.
Übersehen bin ich bis jetzt noch nicht worden.
Mit dem C500 habe ich nun schon einige kleinere Touren bis 85 km gemacht, bin einige Steigungen (bis 7%) und Abfahrten (knapp 53 km/h) gefahren, habe es über die unterschiedlichsten Bodenbeläge gequält. Das Rad, die Federung und die Reifen machen so ziemlich alles mit, ohne dass man in Schwierigkeiten kommt oder gar absteigen muss.
Zwei Dinge mag es definitiv nicht: Schotter auf festem Untergrund und reine Kiesschüttungen.
Die Schotter-Situation habe ich täglich bei der Fahrt zur Arbeit. Da sind in den Kurven der geteerten Feldwege ausgefahrene Stellen, die mit bis zu 6 cm großen Schottersteinen aufgefüllt sind. Traktoren und Autos, die dort durchfahren und die Kurven schneiden, schleudern diese Steine immer wieder aus den Vertiefungen auf den Weg. Das sind dann so viele, dass man fast nicht mehr ausweichen kann. Einen oder mehrere trifft man immer. Da hatte ich auch schon mit dem UP meine Probleme. Es wird zwar gelegentlich dort gereinigt und die Schotter zurückgekehrt, aber nach 2-3 Tagen sind die Wege wieder voll Schotter.
Die Kiesschüttungen findet man als Füllmaterial in Fahrspuren am Rhein entlang. Wenn die länger als 2-3 m und tiefer als 5 cm sind, hat man fast keine Chance da ohne einen rutschenden Slalom durchzufahren. Aber auch UPs schaffen das nicht.
Inzwischen kann ich mit dem C500 sehr wendig und enge Kurven fahren. Mir fiel auch mit der Zeit auf, dass man Kurvenfahrten mit dem Knie des angezogenen Beins gut unterstützen kann. Dann kann man mit höherer Geschwindigkeit durch engere Kurven fahren.
Bis jetzt kam es einmal vor, dass ich langsam durch eine sehr enge Kurve fuhr und blieb mit der Ferse am vorderen Schutzblech hängen. Da bin ich doch sehr erschrocken. Aber wie gesagt, es war nur einmal und ich versuche in Zukunft so enge Kurven zu meiden.
Was die Geschwindigkeit angeht, kann man mit dem C500 trotz seines recht hohen Gewichtes auf ebener Strecke problemlos 27-35 km/h erreichen. Mein persönlicher Geschwindigkeitsbereich liegt zwischen 23 und 27 km/h. Ich bin Genussfahrer und muss nicht immer Rasen. Bis jetzt bin ich aber noch an jedem Radler vorbei gekommen, außer natürlich Rennradgruppen.
Freihändig fahren scheint mit einem LR scheinbar nicht zu gehen. Einhändig bekomme ich hin, aber ohne eine Hand am Lenker fühlt sich nach einer halben Sekunde nach einem bösen Einschlag an
Zum Abschluss noch etwas (für mich) nicht Nachvollziebares:
Seit ich mit dem LR unterwegs bin, werde ich von wildfremden, entgegenkommenden Spaziergängern und Radlern angelächelt und gegrüßt. In all den Jahren mit meinen UPs, kam das nie vor. Keine Ahnung, warum das auf dem LR nun so ist.